Vor einer Woche waren wir in der Nordwand am Pickeln, heute sitze ich an einem trüben Herbsttag in der Stube, mit der Gelegenheit, die Tour nochmals Revue passieren zu lassen. Das Erlebnis war gross, ja unschlagbar. Und es hat den Appetit auf mehr geweckt: Leichentuch, Walkerpfeiler, Colton-MacIntyre an der Grandes Jorasses, viele weitere Touren in und um Chamonix...
Wie man sieht, war mental also keine lange Erholungphase nötig, sondern die Motivation war sofort wieder da. Und auch körperlich habe ich mich sehr gut erholt, die Blasen an den Füssen sind prima verheilt, das taube Gefühl an den Zehen (=leichte Erfrierungen) ist verschwunden. Ich konnte mich sogar bereits wieder in ein paar Kletterschuhe zwängen, um eine erste Bouldersession zu geniessen. Vamos!
Hier nun noch einige zusätzliche, sehr schöne Bilder, welche alle aus dem Apparat von meinem Tourenpartner Walter stammen. Er hat mir die Veröffentlichung an dieser Stelle erlaubt, herzlichen Dank! Und im Anschluss an die Fotos (klick auf ein Bild öffnet wie immer die Diaschau) dann noch einige Erkenntnisse aus meiner Tourennachbereitung.
Anmarsch nachts: ja, genau so dunkel war es. Und das Spuren im schuh- bis knietiefen Schnee recht anstrengend. |
Im Nachstieg, am Ende des "2. Eisfeld". Super Eiskletterei, erst recht im Rückblick! |
Stand! In der Mixed-Rinne, welche nach dem "2. Eisfeld" nach links hoch auf den Pfeiler führt. |
Beim Pickeln muss man dann gut zielen. Wie bereits geschrieben, teilweise nicht viel Eis, dafür aber sehr gutes. |
Blick von oben auf die drittletzte Seillänge. Mixed-Kletterei in plattigem Fels, hier hat es wohl kaum je Eis. |
Wow! Im Abstieg, kurz nach dem Aufbruch aus dem Biwak. Der Mont Blanc mit dem Peuterey Integral brennt. |
Sieht entspannt aus, ist aber müdigkeitsbedingtes Chillen auf dem Abstieg von der Boccalatte-Hütte. Hinten nochmals der Peuterey-Integral zum Mont Blanc. |
Ja, auf dem Abstieg musste ich mich ein paar Mal hinsetzen, um die Beine etwas ruhen zu lassen. Kein Problem, das kann man sich ja problemlos gönnen. Aber wie meine Lektüre in diversen Blogs und Tourenberichten gezeigt hat, enden nicht alle Touren in der Nordwand der Grandes Jorasses dermassen entspannt.
Dieser Blog berichtet z.B. von einer Begehung des Crozpfeilers ca. 2 Wochen VOR unserer Tour, wo 3 Seilschaften eingestiegen sind, und alle 3 die Tour mit einem Helikopterflug beendet haben. Zwei davon wegen Überforderung im oberen Teil der Route, eine wegen einem Zwischenfall auf dem (etwas überhastet durchgeführten) Abstieg. Man sei also gewarnt: "it can bite you".
Ein Wandfoto mit eingezeichneter Route, ein weiteres Topo (obwohl ich meines nützlicher finde) und einige schöne Fotos aus der Route gibt es bei alpiguide.com: klick! Diese Seite hat auch nützliche Toureninfos für andere Abenteuer rund um Chamonix. Einen weiteren schönen und nützlichen Begehungsbericht, inklusive einem guten Tourenvideo findet man auf alpinexposures.com: klick! Wir hätten uns übrigens gewünscht, die "penultimate ice pitch" wäre so schön glasiert gewesen, wie sie das auf deren Bildern ist. Ebenfalls einen Eindruck des Crozpfeilers geben die Berichte bei Morgan Baduel und bei Moaddsgaude.
Irgendwie erinnert mich die Grandes Jorasses Nordwand auch ein bisschen an die Wendenstöcke: schon die einfachen Routen erfordern solides Können. Und wenn man mal eine Route gepackt hat, so erwacht der Hunger auf mehr. Und dementsprechend werden auch die schweren Touren recht regelmässig begangen. Allerdings auch nicht immer erfolgreich, wie man auf diesem Blog liest: der Heli-Abstieg scheint also nicht ungewöhnlich zu sein...
Eine super Übersicht über die Nordseite der Grandes Jorasses bietet die Summitpost-Seite, welche von Local und Kenner Luca Signorelli unterhalten wird. Herzlichen Dank für diese Resource. Und nun verweise ich noch auf meinen Original-Tourenbericht, der hier zu finden ist: klick!
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