Schon bereits 6 Wochen war es her, seit ich das letzte Mal mit den Tourenski unterwegs war. Kletterferien im Süden, und der wettertechnisch ungute April sind die Hauptgründe. Und wenn das Skizeugs mal im Keller verstaut ist, das Ambiente zuhause frühlingshaft bis vorsommerlich und in der Freizeit der Fokus wieder auf dem Sportklettern liegt, so braucht es auch etwas Überwindung, sich nochmals frühmorgens aus dem Bett zu schälen und dem Schnee nachzufahren für eine Skitour.
Der Stössenstock (2941) ist der am niedrigsten erscheinende Gipfel rechts der Lücke in Bildmitte. |
An diesem Dienstag waren die Bedingungen jedoch absehbar gut, und so brauchte es keine grossen Motivationskünste, um mich nochmals auf die Skis zu bewegen. Nach etwas Werweissen war dann mit dem Meiental auch ein geeignetes Tourengebiet identifiziert. Sogar ein spannendes Projekt konnte gefunden werden, wegen lokal ungünstigen Voraussetzungen liessen wir es dann aber damit bleiben, und strebten dem Stössenstock, dem höchsten Punkt im Grassengrat zu. Dieser bietet eine einsame, landschaftlich eindrückliche und skifahrerisch lohnende Tour.
Kurz vor dem Skidepot, direkt über dem Tourengänger das Couloir, durch welches ich abgefahren bin. |
Um rund 7.00 Uhr gingen wir in Gorezmettlen los, die Strasse ist bis dahin geräumt und befahrbar. Auf dem ersten Kilometer ins Tal hinein liegt gar nicht mehr allzu viel Schnee. Während es im Moment noch durchgehend mit den Skis an den Füssen geht, wird nach einigen warmen Tagen definitiv Portage fällig. Ab etwa 1700m liegt aber noch viel Schnee, auch die Rinne des Hohbergtals ist meterhoch zugeschneit und problemlos begehbar. Auf rund 2200m erreicht uns das erste Mal die Sonne, somit ist eine gehörige Tenüerleichterung fällig.
Yours truly, im Aufstieg kurz vor der Lücke. Die breite Abfahrtspiste ist gut sichtbar. |
Das Wetter ist bestens, die Schneedecke schön glatt und bestens durchgefroren. Hier können wir uns auf eine sehr gute Abfahrt einstellen! Zügig geht es weiter, auf dem weiten Wichelplanggfirn der namenlosen Lücke (ca. 2850m) zwischen Stössenstock und Wichelplanggfirn entgegen. Schon beim Anmarsch fällt mir das Couloir in der Südflanke des angepeilten Gipfels auf. Da wird man auch mit den Skis runterfahren können! Somit wartet auf dieser sonst skitechnisch einfachen Tour doch noch eine gewisse Herausforderung.
Schon auf der Abfahrt, urplötzlich bildet sich etwas Quellbewölkung, wir sind knapp unterhalb der Basis. |
Während die Lücke bei wenig Schnee manchmal auch Probleme bietet, ist sie aktuell so gut verschneit, dass das eingerichtete Fixseil vollkommen überflüssig scheint. Auch die nachfolgende SW-Flanke Richtung Gipfel ist problemlos zu begehen. Steigeisen und Pickel sind da heute nicht vonnöten, die hätten wir also auch im Tal lassen können. Bald sind wir oben, die Aussicht ist umfassend und gegen den Titlis und das grüne Engelbergertal auch eindrücklich. Doch wir spüren auch den Föhn, der über die Kämme streicht, und machen uns deshalb bald wieder an den Abstieg.
Der Autor im Schwung, der Sulzschnee hat 1a-Qualität! |
Das heisst, ein Abstieg ist es nur für meinen Begleiter Adrian, ich schnalle die Skis an und fahre das Couloir. Es ist gute 45 Grad steil, in der Mitte ziemlich eng, so dass auf knapp 20hm nur abgerutscht werden kann. Der Rest lässt sich in angefeuchtetem Pulver prima fahren. Bald treffen wir uns am Skidepot wieder, und machen uns gegen 10.00 Uhr an die Abfahrt. Noch geht es ein paar Meter über angefeuchteten Pulver weiter, doch bald trägt die Schneedecke noch einwandfrei, und es gibt wunderbare Sulzschwünge.
Der Steilhang ins Tal bei Wyssgand hinunter bietet auch noch prima Bedingungen. |
In der Gegend oberhalb des Hohbergtals (ca. 2200m) wird es zwar kurz etwas klebrig, der Steilhang rechts der Rinne ist dann aber wieder einwandfrei und sehr genussvoll zu befahren. Auch unten im Tal läuft es noch prima, so sind wir zügig retour beim Automobil. Das war jetzt kein Riesenabenteuer, aber einfach eine schöne, gemütliche Frühlingstour. Wir machen uns auf den Heimweg und sind mittags bereits am Arbeiten. Mit der Entbehrung von einigen Stunden Schlaf und 2 Stunden Nacharbeiten am nächsten Tag müssen wir für die Tour nicht mal das Ferienbudget strapazieren - auch gut so!
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