Vor längerer Zeit geschrieben, nie veröffentlicht, aber passend zur aktuellen Lage...
Spricht man mit Laien, so nehmen diese das Klettern stets als Outdoorsport wahr, welcher sich nur im Sommer und nur bei trockenem Wetter betreiben lässt. Wir wissen alle, dass dies mit dem Sommer selbst ohne Aktivitäten wie Eisklettern, Drytooling und Bouldern mit einzubeziehen komplett falsch ist, und es kaum etwas schöneres als das Klettern an einer von der Sonne gewärmten Südwand im Winter gibt. Auch bei Regen lässt es sich vielerorts ganz vernünftig und genussreich Outdoor klettern - da wieder einmal ein nasses Weekend angesagt war, mussten wir eines der einschlägigen Gebiete besuchen.
Spricht man mit Laien, so nehmen diese das Klettern stets als Outdoorsport wahr, welcher sich nur im Sommer und nur bei trockenem Wetter betreiben lässt. Wir wissen alle, dass dies mit dem Sommer selbst ohne Aktivitäten wie Eisklettern, Drytooling und Bouldern mit einzubeziehen komplett falsch ist, und es kaum etwas schöneres als das Klettern an einer von der Sonne gewärmten Südwand im Winter gibt. Auch bei Regen lässt es sich vielerorts ganz vernünftig und genussreich Outdoor klettern - da wieder einmal ein nasses Weekend angesagt war, mussten wir eines der einschlägigen Gebiete besuchen.
Und trotz zeitweiligen Regenschauern hat es Spass gemacht. Mir gelang sogar eine wirklich coole Begehung einer Route namens Dr. Tabu (7b+). Ihren Namen erhielt diese, weil nach der Erstbegehung ein harter Move an einem Zweifingerloch, jedoch nicht die Schlüsselstelle der Tour, durch einen künstlichen Griff entschärft wurde. Darauf entstand in der lokalen Szene eine ziemliche Polemik, der Kunstgriff war bald wieder Geschichte, so dass seither wieder am Fels geklettert werden muss.
Zwischendurch schien auch die Sonne. So hatte man prima Sicht auf die Seerenbachfälle. Erst 3 Monate ist es her... |
Besagte Stelle mit dem ehemaligen Kunstgriff, in 15m Höhe, ist zwar nicht für alle, doch zumindest für mich problemlos zu klettern. Danach folgt sehr steile, super-henklige Ausdauerkletterei bis zum finalen Boulderproblem. Wenn man dieses erreicht, hat man eine 32m lange, 10m überhängende Tour mit einem Grad von ca. 7a+ in den Armen. Doch nun folgt:
- eine kräftige Rechtsquerung, wo man eine kleine Leiste blockieren muss, um zu zwei Slopern zu gelangen, an welchen man nochmals kurz etwas schütteln kann.
- ein weiter Zug an zwei kleine, abschüssige Leisten, die nun den letzten, noch verbliebenen Saft aus den Unterarmen saugen. Zudem gilt es, die Füsse geschickt zu platzieren.
- und dann die Crux, ein sehr weiter, dynamischer Move an den Henkel über der Dachkante, welcher den Ausstieg in die Vertikale und zum Stand ermöglicht.
Tja, die Crux ist die Crux, weil sie die Crux ist. Als Boulder sind die Moves nicht ultraschwer, vielleicht so im Bereich von Fb 6B/6B+ einzuordnen. Aber natürlich ist man zu jenem Zeitpunkt bereits etwas ermüdet, und vor allem braucht die Stelle etwas Kühnheit: die letzte Sicherung ist zwar nicht sehr weit weg, d.h. irgendwo zwischen Knie und Fuss, doch unter einem befindet sich 35m mit nichts als Luft, und man muss für mein Gefühl unangenehm dynamisch nach hinten-aussen-oben moven - sollte man den Griff nicht zu fassen kriegen, so taucht man rückwärts ins Leere.
Das ist die Tour - steile Sache! |
Nachdem ich die Tour bereits zu einem früheren Zeitpunkt 1x mit Griff zum Haken begangen hatte, fand ich dieses Mal beim Ausbouldern eine Lösung für den Abschlussboulder. Im ersten Rotpunktversuch konnte ich mich dann überwinden und wagte ich das erste Mal den dynamischen Zug - noch etwas zu zögerlich, so dass unweigerlich der Flug ins Leere folgte. Nun war aber klar, dass es a) möglich ist und b) der Sturz wirklich problemlos ist - als ob das nicht eh klar gewesen wäre... So konnte ich beim nächsten Versuch genügend entschlossen ans Werk gehen, und die Route sauber durchsteigen.
Fazit
Nach der Begehung war ich superhappy. Zum Klettern alleine fand ich es gar nicht so schwer, es war vor allem ein Kopfproblem, das Überwinden der Angst vor dem freien Fall ins Leere. Die Bewertung der Route ist übrigens auch ziemlich kontrovers: ursprünglich sprach man sogar von 7c+, inzwischen ist 7b+ ziemlich etabliert, ganz starke Kletterer haben auch schon von 7b gesprochen. Es ist halt ein bisschen so: hat man ein deutlich höheres Niveau, so klettert man geruhsam zur Crux, hält dort 2 etwas kleinere Griffe und zieht kurz dynamisch an, et voilà! Ist man hingegen mehr am Limit unterwegs und muss auf dem steilen Henkeltrail schon Körner liegen lassen, so wird diese Schlusscrux zum unüberwindbaren Problem. Ich selber finde 7b+ oder allenfalls 7c passend.
War vor ein paar Wochen in der Route. Abgesehen davon, dass ich für die Tour viel zu wenig Pfupf hatte ist zu erwähnen, dass die Karabiner der ca. 10? fixen Zwischensicherungen arg durchgeschliffen sind (Scharfe Kante) und ersetzt werden sollten. Nix gut für das Seil sonst...
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