Von der Tour selber, d.h. der Deep Blue Sea (7b+) am Genfer Pfeiler / Eiger wurde bereits an dieser Stelle berichtet. Die Fotoapparate meiner beiden Kameraden haben noch einige tolle Bilder hergegeben, welche ich an dieser Stelle veröffentlichen darf. Wenn schon ein Bild mehr als Tausend Worte sagt, dann will ich jetzt nicht mehr viel tippen, sondern lasse die visuellen Eindrücke sprechen.
Den Text unten hatte ich in 20 Minuten gelesen, als ich per öV zum Treffpunkt fuhr...
Doch der Eiger stand zum Glück solide wie eh und je da. Im zentralen Wandteil allerdings sehr stark ausgeapert. Die drei Eisfelder sind praktisch verschwunden, und auch die Spinne schmilzt rapide dahin, Sturzbäche entleeren sich von dort über die Wand.
Den Abseilstand für die alte Piste und die Freakonomics zu finden, ist nicht schwer. Das überlasse ich jetzt einmal dem Spürsinn jedes einzelnen. Hier aber noch eine Bemerkung zur Frage, ob man in der Falle sitzt, wenn man auf das Band abgeseilt hat:
Ein Rückzug aus dem unteren Teil der Route erfordert Abseilen auf das Einstiegsband, eine Traverse auf dem Band (teilweise Fixseile und einige BH) und danach ein Hochklettern der alten Abseilpiste. Diese umfasst 3 SL (35m, 35m, 10m) mit Schwierigkeiten von ungefähr 4a. In den steilen, schwereren Abschnitten ist der Fels meist fest, in den flacheren Abschnitten hingegen von viel Geröll bedeckt. Auch ist die Wand oft nass. Fixe Zwischensicherungen sind keine vorhanden, in der untersten SL sind aktuell (Sommer 2012) einige Seile in desolatem Zustand präsent. Der erste und der zweite Stand weisen je 1 Inox-BH auf, plus NH, sowie alte 8er-BH. Fazit: im Notfall machbar, aber nicht wirklich empfehlenswert!
Wenn mir jemand 50 CHF für die Bolts und zwei, drei alte Kletterseile spendiert, dann werde ich das nächste Mal, wenn ich vor Ort bin, die Fixseile ersetzen und den alten Gerümpel ins Tal tragen. An den 3 Ständen würde ich sicherstellen, dass je 2 zuverlässige Inox-Bolts stecken, und auf den unteren beiden Seillängen je 2-3 als Zwischensicherung für einen Aufstieg im Notfall. Auch die Traverse vermag noch 2 zusätzliche Bolts vertragen. On verra, wenn sich etwas tut, so wird auf diesem Blog sicher darüber berichtet...
Die beiden Bilder oben und unten zeigen das steile Abseilen über die Freakonomics. Beide sind am selben Ort aufgenommen, d.h. in der zweiten Seillänge jener Tour, bewertet mit 7a.
Damit man dann tatsächlich in die Deep Blue Sea startet, muss man auch noch ein bisschen aufpassen. Auf dem Einstiegsband befindet sich ganz rechts, nahe der grossen, fast schluchtähnlichen Verschneidung, die Freakonomics mit 1 Inox-BH am Einstieg (Plättli mit grosser Öse, Marke Cassin). Geht man nach links, folgt erst ein noch nicht fertiggestelltes Projekt mit ebenfalls 1 Inox-BH am Einstieg (nicht-kommerzielles Plättli mit grosser Öse, Typ Irniger) und Schlinge drin. Die nächste Route links ist dann die Deep Blue Sea. Auch da steckt am Einstieg 1 BH (verzinkt, nicht kommerzielles Plättli mit kleiner Öse, siehe Foto unten). Noch weiter links beim angelehnten Pfeiler startet dann die Spit Verdonesque Edenté.
Unten auch noch ein Blick auf den Start in die erste Seillänge vom Einstieg. Das kleine Dächli ist auch sehr charakteristisch und kann helfen, sich ganz sicher zu sein.
Bild unten: der Autor im Nachstieg, in der Crux von SL 1 (6b+). Da ist durchaus etwas Finesse erforderlich. Hans hinten hat (noch) gut lachen, er ist noch auf ein paar einfachen Metern unterwegs.
Von der dritten Seillänge (7a) kann ich gleich mehrere interessante Shots präsentieren. Im ersten faltet sich Dani unter das Dach, dessen Überwindung die Crux dieser Länge präsentiert...
Hier nun me myself im Nachstieg auf den letzten Metern, wo es nur noch ein bisschen Ausdauerkraft braucht (die zu jenem Zeitpunkt noch reichlich vorhanden war, wie man dem Blick entninmmt).
Das Video von derselben Stelle mit Hans als Akteur vermittelt dann einen guten Eindruck der Kletterei. Zur Audiospur sage ich jetzt mal: no comment...
Das folgende Bild zeigt gut die Steilheit zu Beginn der 4. SL (7b+), und dabei ist der Horizont erst noch ein bisschen schief. Einfach saumässig drückend die Wand hier. Gute Krallerleisten zwar, aber Rumtrödeln liegt ganz sicher nicht drin.
Das nächste Bild ist aus der kühnen, dynamischen Stelle am Ende von SL 5 (7a+). Von den beiden Griffen, die ich hier halte, muss an den Henkel hochgeschnappt werden. Freude macht mir hier (im Gegensatz zu diesem Bild), dass die Finger- und Handstellung nun optimal passt. Sowas macht man in dieser Situation natürlich nicht bewusst, doch im Boulderraum hatte ich stundenlang geübt, um präzise eine effiziente und möglichst wenig verletzungsanfällige Position automatisch einzunehmen.
Die 6. SLhat sich als nicht sonderlich fotogen entpuppt, darum geht es hier nun gleich mit der kühnen 7. SL (7a) weiter, von welcher gleich mehrere Shots folgen. Es handelt sich um technisch anspruchsvolle Kletterei, welche einfach richtig Biss braucht.
Diffizil ohne Ende, zwischen mir und dem Wandfuss, der mehrere Hundert Meter tiefer liegt nur Luft...
Die Länge bleibt anhaltend bis ganz zum Ende, wo noch eine Querung auf Reibung und an Slopern wartet. Mehrere Meter über dem Haken natürlich, es gilt, kühles Blut zu bewahren.
Der Start in SL 8 (7b+), kompakte Wand, technisch und kräftig zugleich.
Die letzten Meter dieser SL dann gemütlich und an der Sonne genussvoll.
Das war's! Der Autor vor dem Abstieg über die Westflanke. Hinten die Jungfrau (4195m) und ihre Trabanten.
Grüß dich Marcel. Ist ein lässiger Blog auf den ich hier gestoßen bin! Tolle Touren! Leider etwas weg von mir...
AntwortenLöschenIch habe 3 Fragen:
1. Ist es ein Fahrradhelm mit dem du immer unterwegs bist?
2. Wenn ja - aus welchem Grund?
3. Du kletterst ja den grünen Five Ten Schnürer. Hast du für das Sportklettern und Alpines unterschiedliche Größen oder nimmst einen für alles daher? Wenn ja welche Größe im Verhältnis zur Straßenschuhgröße?
Ich werde aus dem Kletterschuh net recht schlau.
Danke dir!
Grüße Schorsch
Hallo Schorsch,
LöschenZum Helm: ja, das ist ein Fahrradhelm. Wichtig ist mir in erster Linie ein guter Schutz vorne, seitlich und hinten, für den Fall, dass ein unkontrollierter Sturz mit Anschlagen des Kopfes auftritt. Und dann ein perfekter Sitz, d.h. der Helm darf sich nicht verschieben, eben wegen dem Schutz bei Stürzen. Und er muss bequem sein. Hartschalen-Kletterhelme bieten m.E. keinen vernünftigen Schutz bei Stürzen, bei den Styropor-Kletterhelmen hab ich noch keinen aufgehabt, der bequem war, nicht verrutschte und perfekten Schutz bot.
Zu den Kletterschuhen: ich habe ein bisschen auf Deiner Seite gelesen, und muss gestehen, ich bin da ein kompletter Dilettant. In bald 25 Jahren Kletterkarriere habe ich gerade mal 2 verschiedene Modelle besessen. Früher, so lange er produziert wurde, den Boreal Laser, und nun eben den Anasazi Lace Up. Ich kauf mir immer dieselbe Grösse 42.5, bei Strassenschuhgrösse von ca. 43.5-44.0. Ich habe jeweils 4 Paar davon im Einsatz, die neusten verwende ich zum (schweren) Sportklettern und wo stehen auf kleinen Leisten entscheidend ist. Für schwere MSL-Touren benütze ich ein schon gut eingetragenes Paar, wie auch für Touren wo mehr auf Reibung angetreten werden muss. Ich hab es eh lieber, wenn die Sohle schon etwas dünn ist. Für einfachere MSL-Touren verwende ich in der Regel ein wiederbesohltes Paar, ebenso zum Klettern in der Halle, für Aufwärmrouten und zum Bouldern (wo es dann meist ein noch älteres, zum 2. Mal wiederbesohltes Paar ist). Etwa alle 2 Jahre kommt vorne an der Kette ein neues Paar rein, und das älteste hinten wandert in den Müll.
Grüsse, Marcel
PS: für die Deep Blue Sea lohnt es sich zu kommen, egal wo in Europa man daheim ist!
Grüß dich,
AntwortenLöschenLieben Dank für die ausführliche Antwort!
Dein Kettenprinzip finde ich echt Klasse! Ein mal investieren und alle 2 Jahre nachschieben ist eine echt gute Taktik.
So bald ich Zeit und einen Partner finde wird die Tour angegangen - versprochen :-)
VG
Schorsch
PS: Ganz vergessen - tolle Bilder! Geben einen super Eindruck von der Kletterei. Ich weiß nicht wie ihr das macht, denn immer wenn wir unterwegs sind, fällt das fotografieren unten durch. Klasse - mach weiter so.