Das Wochenende davor hatte uns auf den Geschmack gebracht und nachdem erneut gute Tourenbedingungen angesagt waren, sollte es gleich nochmals eine tolle Skitour geben. Lawinenlage und Wetterbericht gaben dieses Mal die eine oder andere Knacknuss zu lösen. Gefragt war ein Ausgangspunkt in den inneren Alpen mit genügend Ausgangs- und Gipfelhöhe, um dem kompakten Wolkendeckel Paroli zu bieten. Bedretto, Urseren, Splügen/Hinterrhein und das Avers sind dabei die einigermassen rasch erreichbaren Destinationen. Weil bei den ersten drei aufgrund der grossen Neuschneemengen und einem verschärften 'erheblich' nur eine eingeschränkte Tourenwahl zur Verfügung stand, sollte es also ins Avers gehen.
Hinein geht's ins Bergalga, optimal gespurt. |
Mit ein bisschen Karten-Engineering tat sich dann auch gleich noch eine interessante Möglichkeit auf. Statt vom Parkplatz beim Loretsch Hus unterhalb Juppa (ca. 1980m) die 2km ins Bergalga hinein zum P.2029 zu watscheln, kann man diesen auch bequem mit einer Fahrt per Skilift (9 CHF pro Person) und einer ersten 510hm-Abfahrt erreichen. Die zu befahrenden SE-Hänge sind ideal geneigt, mit einer perfekten Schicht Pulver waren sie auch versehen und selbst zeitlich legt man gegenüber dem Direktaufstieg kaum etwas drauf - was will man mehr!? Nun galt es jedoch aufzufellen und hinein ging es ins Bergalga. Während über dem Haupttal noch einige Nebelschwaden hingen, war der Himmel gegen Süden komplett offen und wir genossen schon da strahlenden Sonnenschein. In gemütlichem Marsch ging es links vom Bach (orografisch rechts!) auf der Langlaufloipe zum Olta Stofel (P.2074).
Fantastische Stimmungen beim Aufstieg, der übrigens auf der ganzen Strecke besonnt ist. |
Ab da war die Spur zu legen, aber wir als Eltern haben da den entscheidenden Vorteil, sowieso nicht früh unterwegs zu sein, und andere die strenge Arbeit machen zu lassen. Wobei man sagen muss, dass echt schon der Aufstieg in dieser frisch und tief mit bestem Pulverschnee verschneiten Landschaft ein Hochgenuss war. Die Schneekristalle funkelten nur so um die Wette, dennoch waren die Temperaturen angenehm und erlaubten einen Aufstieg im T-Shirt. Nach dem Zwipf erhöhte ich dann die Kadenz etwas, heimlich mit einem Abstecher zum Piz Predarossa (3083m) liebäugelnd. Doch der Aufstieg von der Scharte P.2987 wäre eine echte Knacknuss, ohne alpine Ausrüstung absolut undenkbar. So ergötzte ich mich ab der tollen Aussicht ins Bergell und Berninagebiet und entschied mich schliesslich, ein Stück über die sehr einladenden Hänge nach Süden abzufahren, und danach über den E-Grat auf den Gipfel aufzusteigen. Wohl kalkuliert würde ich da zeitgleich mit meinen Begleiterinnen eintreffen.
Im Aufstieg zum Gletscherhorn, es geht zum Sattel leicht links der Bildmitte, und über den 35 Grad Hang nach rechts zum Top. |
Die First Line in diese weiten, unberührten Hänge zu legen war der Hammer, der Aufstieg danach stimmungsvoll. Doch wo blieben denn die beiden Girls? Ich meinte, den Nordrücken beständig einsehen zu können, doch sie blieben unsichtbar - bis wir 20m vor dem Gipfel unverhofft aufeinander trafen. Tatsächlich, dieser Abstecher war wohl kalkuliert! So konnten wir Rast und Aussicht gemeinsam geniessen, und in Vorfreude auf die Abfahrt schwelgen. Diese hielt tatsächlich alle Superlative, tiefer Powder von bester Qualität und dazu Platz à discretion für eigene Linien. Selbst die letzten 4km retour durchs flache Bergalga waren weit weniger schlimm als befürchtet. Mit einem gewachsten Ski reichen ein paar Stockstösse und Skatingschritte aus, um dieses Teilstück in 10-15 Minuten zu bewältigen, meistens läuft es nämlich "von selbst". Was will man da noch mehr? Richtig, ein kühles Getränkt und einen Marronikuchen im Hotel Bergalga, das sollte man nach dieser Tour keinesfalls verpassen!
Tout simplement fantastique! Auf sowas haben wir monatelang gewartet. |
Gletscherhorn (3107m) ab Loretsch Hus (ca. 1980m) bei Juppa/Avers
Schwierigkeit ZS, 1130hm Aufstieg, ca. 3-4 Stunden
Link zur Karte mit unserer Route: klick!
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