Nachdem es im Januar und Februar kaum Gelegenheiten zum Skitouren gegeben hatte, wollten wir es nochmals wissen. Anfangs Woche hatte es etwa einen halben Meter Neuschnee hingelegt, der sich inzwischen aber gut gesetzt hatte. Das Wetter war auch bestens angesagt, somit standen sehr viele Optionen offen. Pulver oder Sulz? Wir entschieden uns schliesslich, "all-in" auf den Pulver zu setzen und eine nordseitig ausgerichtete Tour in höheren Lagen zu wählen. Wetterhorn, Rorspitzli oder Surettahorn? Der Entscheid fiel schliesslich auf die kürzeste der drei Touren, die aber immerhin auch noch 1750hm umfasste. Und ja, die anderen wären heute auch Top gewesen, aber die gehen wir dann das nächste Mal an.
Am Anfang des Surettatals (nach bereits 1h Aufstieg), der Gipfel noch weit weg. Zum Doppelgipfel rechts der Bildmitte geht's! |
Eher früh sollte es losgehen, doch ohne ein unchristliche Aufstehenszeit zu wählen wurde es dann doch 7.30 Uhr, bis wir vor Ort abmarschbereit waren. Im SAC-Skitourenführer Graubünden findet vor allem der Aufstieg von Splügen aufs Surettahorn Erwähnung. Dieser scheint mir aber (ohne dass ich ihn kenne) etwas murksig, und ich war viel mehr angetan von der in der Literatur nur als Abfahrt beschriebenen Variante von der Sufner Schmelzi. In der Tat lässt sich diese Route auch problemlos im Aufstieg begehen, sie ist lohnend und landschaftlich sehr schön. Insbesondere dann, wenn man einsame und abgeschiedene Täler wie das Surettatal liebt. Der Start befindet sich beim Parkplatz vom Festungsmuseum Crestawald bei P.1333. Man überquert den Rhein, geht unter der Autobahn durch und folgt kurz der Forststrasse, wo man nach der zweiten Kehre links auf den Bergweg in Richtung Surettaalp abzweigt. Dieser lässt sich gut begehen, aktuell war noch alles mit den Ski an den Füssen machbar, doch viele warme Tage verträgt es nicht mehr, ohne dass die eine oder andere kurze Portage nötig wird.
Einsam und landschaftlich wunderschön, das Surettatal. |
Oben auf dem Surettagletscher wird das Ambiente beinahe unschlagbar! |
Auf 1700m kommt man aus dem Wald heraus und geht dann 3.5km mit nur wenig Höhengewinn ins Tal hinein. Man fühlt sich hier aber sehr abgeschieden und einsam, es sind keine Spuren der Zivilisation sichtbar, es hat schöne Boulderblöcke und der Blick auf den angepeilten Gipfel ist auch schon frei. Man steigt weiter durch das Tal auf, bis auf 2500m die nächste Entscheidung fällig ist. Entweder hält man sich rechts und geht westlich an P.2725 vorbei. Diese Variante ist steil und führt zum Surettajoch P.2851, von wo man den W-Gipfel des Surettahorns P.3027 in einem Fussaufstieg erreicht. Wir wählten jedoch die östliche Variante, die sicherlich als bequemer und auch als landschaftlich schöner einzustufen ist. Man gelangt so in den wunderbaren Kessel des Surettagletschers, welchen wir in einem weiten Bogen unter der Punta Adami hindurch begingen. Zum Schluss geht es dann noch dem Grat entlang zum E-Gipfel des Surettahorns P.3020. Die meisten Tourengänger werden sich wohl zurecht mit diesem Ziel begnügen. Für Gipfelsammler ist der Übergang zum wenige Meter höheren Hauptgipfel über den teilweise exponierten Grat aber gut möglich, hin und zurück dauert es auch kaum länger als 10 Minuten. Wer aber darauf zählen will, dass dieser Übergang klappt, sollte Steigeisen und Pickel mitführen, auch wenn es bei günstigen Verhältnissen ohne machbar ist.
Die letzten Meter zum E-Gipfel P.3020, das ist alles problemlos mit den Ski an den Füssen begehbar. |
Kurze alpinistische Einlage, der Übergang zum Hauptgipfel. Der Grat ist nicht schwer, aber sehr exponiert. |
Nun stand mit der Abfahrt noch die Kür der Tour auf dem Programm. Nach den ersten Metern über den Grat hinunter lohnte es sich, kurz einige Meter mit einer Traverse zu verschenken, um vom schönen Pulver auf dem östlichen Arm des Surettagletschers zu profitieren. In der Zone zwischen 2600 und 2400m hatte der teilweise präsente Föhnwind für eine etwas unregelmässige Schneedecke gesorgt, mit etwas Beobachten fand sich aber auch noch eine prima fahrbare Rinne mit windgepresstem Pulver. Unterhalb davon war es dann wieder prima, in feuchtem, prima drehendem Lockerschnee kurvten wir im Nu in den Talschluss hinunter. In der langen Flachpassage war der eine oder andere Stockstoss nötig, meist läuft es aber recht gut. Unglaublich war die Hitze in diesem Talkessel. Oben auf dem Gipfel war es noch richtig frisch gewesen, hier 1000hm weiter unten war es schon fast wie im Strandbad. Das wirkte sich auch auf den Schnee in der finalen Waldabfahrt aus: durchnässt und klebrig war er. Was mancherorts zum Nachteil gereicht war hier gar nicht schlecht. In diesem relativ engen, aber doch noch recht steilen Skigelände profitiert man durchaus davon, wenn es nicht zu schnell talwärts geht. Sechs Stunden nach dem Aufbruch hatten wir die Runde geschlossen, Mitte Nachmittag konnten wir uns schon zuhause im sonnigen Garten auf den Liegestuhl legen. In dieser Hinsicht gereichen Frühlingstouren und das frühe Aufstehen klar zum Vorteil!
Tolle, wirklich ganz, ganz tolle Hänge warten bei der Abfahrt. Hier Kathrin in Aktion. |
Surettahorn (3027m) von der Sufner Schmelzi (1333m) an der San Bernardino Route
Schwierigkeit ZS, 1750hm Aufstieg, 4-5 Stunden Aufstiegszeit
Link zur Karte mit unserer Route: klick!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.