: Nun zweigt man nach rechts ab, zuerst einer Rissfolge entlang zu einem Verschneidungssystem. Die Kletterei hier ist gut, lohnend, und auch gar nicht so einfach. Der Fels ist genügend fest, aber noch nicht erste Sahne. Die Absicherung mit BH ist grundsätzlich recht gut, jedoch gerade im Bereich der Crux etwas fordernd ausgefallen. Just dort wo es am schwersten ist, befindet sich der nämlich längste Hakenabstand.
Erst folgt man einfach entlang der Verschneidung weiter. Die Crux besteht aus einer Querung nach links über eine Platte. Hier muss man die Moves sorgfältig planen, der schwerste Zug an 2 Einfingerlöchern mit den Füssen auf Reibung. Diese Stelle kann auch A0 bewältigt werden. Danach wieder einfacher, und etwas "gemüsig", zum Stand.
L4, 40m, 5c+: Die schönste Seillänge dieser Tour! Vom Stand geht es erst gemässigt aufwärts, bis hinauf unter einen überhängenden Aufschwung. Dieser ist aber nicht zu fürchten, ist er doch mit Traumhenkeln ausgestattet. Danach geht es weiter an Supergriffen, schön luftig der Kante entlang. Der Fels ist hier mehrheitlich fest, allerdings befindet sich der Stand die ganze Zeit genau in Schusslinie, weshalb trotzdem etwas Vorsicht nötig ist. Die Seillänge ist gut mit einem Mix von BH und Schlaghaken abgesichert.
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Dani in L3 von Piccolo (6a+), hier setzt die plattige Querung (Crux) nach links an. |
Im Unterschied zu meiner letzten Begehung hatte ich nun die geraden anstatt die ungeraden Längen vorgestiegen. Insbesondere L2 kam mir im Vorstieg doch noch recht fordernd vor, während der Quergang in L3 hingegen eher für den Nachsteiger schwerer zu klettern ist. Aber wie auch immer, wir gelangten wiederum nach 1.5 Stunden Kletterei zum Top und seilten auf der Rückseite 50m in den grossen Kessel/Schlucht ab.
Facts
Schafbergwand - Piccolo (6a+, 6a obl.) - M. und U. Wiesmann 1982 - 4 SL, 125m - **, xxx
Material: 10 Express, evtl. Camalots 0.3-1 und Keile 4-9.
Nach der unschönen Zustiegslänge lohnende Kurztour mit Verschneidungs- und Wandkletterei an meist solidem Fels. Die Route wurde durch Walter Hölzler saniert und ist ordentlich mit Inoxbolts ausgerüstet. Zusätzliche Absicherung mit mobilen Mitteln ist nicht zwingend nötig, wenn man den Grad gut beherrscht. In der etwas anhaltenden Cruxzone von L2 sowie an einigen einfacheren Stellen kann aber mit Friends und Keilen nachgebessert werden. Die Route ist besonders als Zustieg zu den oberen Südwandrouten attraktiv, der Normalweg durch die Schlucht ist nämlich steinschlägig und unlohnend, während der äussert kompakte Grössenwahn ein deutlich gesteigertes Kletterkönnen verlangt.
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In der letzten und schönsten Seillänge von Piccolo (L4, 5c+). |
Tanz auf dem Regenbogen
Weil ein Sichern nicht möglich ist, stiegen wir seilfrei die Schrofenrinne zum Beginn der Routen
Bridge of Light und
Tanz auf dem Regenbogen hinauf. Diese 60m sind etwa im Grad T5+ anzusiedeln, ein Runterfallen wäre also höchst ungesund. Hier hätte es sicher nicht geschadet, auch noch 1-2 Bolts anzubringen. Um 10.45 Uhr packten wir schliesslich unsere eigentliche Wunschtour an.
L1, 35m, 7a: Steile, etwas plattige Wandkletterei führt zu einem brüchigen Wulst, unter welchem oft die Nässe rausdrückt. In der splittrigen Zone am Wulst selber wurde einige Griffe mit Sika stabilisiert, so dass man die richtigen Griffe hoffentlich nicht ausreisst. Allerdings sind diese von unten kaum zu erkennen, und mir kam diese Sequenz für den Grad doch ordentlich hart vor. Nach dieser Crux geht es dann einfacher dahin, über längere Strecken einer schönen Plattenkante entlangdülfernd. Würde ich insgesamt eher mit 7a+ bewerten.
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Dani tackelt den etwas unschönen, splittrigen Wulst mit ein paar Sika-stabilisierten Griffen in L1 (7a). |
L2, 30m, 7a+/7b: Bequem steht man auf dem Bödeli und muss rechts um die Kante auf die Platte. Was banal aussieht, entpuppt sich schon als erste, ziemlich fordernde Stelle. Danach folgt man erst noch nicht allzu schwer etwas grasig verwachsenen, stumpfen Rissen und küsst kurz die Bridge of Light (1 gemeinsamer BH). Dann geht es aber direkt hinauf über die Knallerplatte, mit anhaltender Kletterei an kleinen Slopern, Leisten und Löchlein, mit den Füssen stets voll Guzzi auf Reibung antretend. Die Schlüsselstelle kommt erst ganz zum Schluss, wo alles einfach noch ein bisschen extremer ist. Dank gutem Zureden meines Kletterpartners ging's für mich dann sogar im Flash, obwohl es mir total unmöglich schien, dass ich da kleben bleibe. Original mit UIAA 8+ bewertet, ich denke 7b ist's kaum, und würde eher 7a+ vergeben. Aber wer weiss, Plattenhengste empfinden das vielleicht auch nur als eine 7a.
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Extreme bis extremste Plattenkletterei in L2 (7a). |
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Zum Festhalten gibt's maximal winzige Dellen und schlechte Aufleger. |
L3, 30m, 7a+/7b: Eine weitere, volle Seillänge auf der Knallerplatte. Hier geht's schon gleich nach dem Stand fordernd los und anhaltend bleibt's. Ständig ist volle Konzentration auf die Balance und für die Planung der weiteren Moves gefordert, denn rückgängig machen kann man hier meistens nix. Zum Schluss hin gibt's dann erneut eine knifflige Querung nach links, bevor man dann um die Kante verschwindet und etwas absteigend und nochmals richtig schwer zum Stand gelangt. Auch diese Länge konnte ich flashen, wenn auch am äussersten Limit. Vielleicht gibt es hier keine ganz so knallharte Einzelstelle wie in L2, dafür sind die Schwierigkeiten anhaltender. Insgesamt wohl in etwa gleich zu bewerten wie L2, d.h. die Originalbewertung von UIAA 8+ würde ich mit 7a+ übersetzen.
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Unterwegs in der Knallerplatte von L3 (7a+/7b), die Hakenabstände sind hier sehr zwingend. |
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Zum Schluss von L3 (7a+/7b) noch eine fordernde Linksquerung zum Stand hinaus. |
L4, 25m, 6a: Überführungstraverse nach links hoch. Die Kletterei gar nicht so übel, der Fels ist hier allerdings nicht ganz so kompakt und schön wie in den anderen Längen. Die Absicherung ist auch etwas fordernder hier, zwingend zumindest und gar so einfach schien mir das überhaupt nicht zu sein. Ich denke, zumindest 6a+ wäre hier schon realistischer als Bewertung.
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Alles im Griff... |
L5, 30m, 7a: Na was folgt wohl, natürlich nochmals eine Knallerplatte. Inzwischen ist man schon fast daran gewöhnt, oder vielleicht ist sie wirklich einen Tick einfacher wie L2 und L3. Die Crux folgt nämlich erst, nachdem mit der Platte fertig ist, zuerst tänzelt man eine Chickenwing-Verschneidung hoch und muss dann nach rechts über den Wulst raus. Hier gibt's grobes Sackgassen-Potential, d.h. der einfachste Weg ist leider nicht der, der am besten scheint und eine Onsight-Begehung kann auch hier noch enden. Ich denke, dass hier 7a realistisch ist.
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Nachdem man in L5 (7a) die Knallerplatte bewältigt hat, wartet steileres, sehr technisches Gelände. |
L6, 30m, 6a+: Nach einem ziemlich griffigen Platten- und Rissauftakt folgt eine überhängende Zone mit athletischer Henkelkletterei. Von Sportkletter-Eskapaden und den bisherigen Seillängen sind meine Arme leer und nur knapp und auf dem letzten Hemd kann ich hier Onsight durchsteigen. Ich denke, hier könnte man gut auch etwas höher bewerten, d.h. ich würde eher in Richtung 6b+ tendieren. Zuletzt dann noch etwas Genuss-Wasserrillen, und dann endet die Route wenige Meter unterhalb der Kante - wer möchte, könnte natürlich auch gut über diesen Klassiker aussteigen.
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Eine ausgewachsene und athletische Dachzone wartet zum Abschluss in L6 (6a+). |
Um 15.15 Uhr hatten wir nach 4.5 Stunden kniffliger und fordernder Kletterei das Top erreicht. Nun hiess es, wieder den Weg nach unten anzutreten. Die oberen Abseiler sind gar nicht so trivial, man muss ziemlich stark seitlich pendeln. Insgesamt kommt man aber doch problemlos hinunter, auch die Schlucht seilt man am besten ab und vom Stand am Flaschenhals erreicht man mit 2x60m-Seil direkt den Boden. Vorsicht auf Steinschlag beim letzten Abseiler! Da der Zeitplan noch nicht überstrapaziert war, räumten wir gemütlich unseren Karsumpel zusammen, und stiegen zufrieden ab nach Wildhaus, von wo es ab nach Hause ging.
Facts
Schafbergwand - Tanz auf dem Regenbogen (7a+/7b, 7a obl.) - W.Hölzler 2011 - 6 SL, 175m - ****, xxxx
Material: 12 Express, Keile und Friends können nicht eingesetzt werden.
Nach dem etwas umständlichen Zustieg und einer ersten, nur mässig schönen Seillänge kommt man in Genuss von fantastischer Steilplattenkletterei in perfektem Fels mit hervorragender Reibung. Die Schwierigkeiten sind anhaltend, und jeder Meter der Kletterei will wohlüberlegt und ehrlich bewältigt werden. Mit dem Zollstock betrachtet sind die Hakenabstände nie weit, dennoch sind viele schwere Stellen in plattiger Kletterei absolut zwingend zu meistern. Sich kurz A0 auf den nächsten Griff/Tritt zu hieven funktioniert hier ganz und gar nicht, so dass ich ein solides 7a obl. attestieren würde.
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Schöne Gegend und fantastische Tiefblicke am Ende der Route. |
Topos
Von Walter Hölzler gibt es einen
Bericht und ein
Topo zur Route. Meinerseits habe ich das Topo der Bridge of Light kurz angepasst, so dass man ebenfalls eine Übersicht gewinnen kann. Wer will, kann das unten abgebildete Fototopo auch als
PDF downloaden. Nähere Informationen zur Schafbergwand findet man auch im SAC-Führer Alpstein von 2011.
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