Von richtig grossen und spektakulären Touren im Fels kann ich aktuell nicht berichten, und auch Eis habe ich bisher kaum einmal aus der Ferne (und erst recht nicht aus der Nähe) gesehen. Immerhin ging es dieses Mal weniger als zwei Monate, bis ich zur nächsten längeren Skitour aufbrechen konnte. Den noch sonnigen Samstag Vormittag wollten wir uns nicht entgehen lassen, zu berücksichtigen war jedoch eine Nebeldecke auf gut 2000m sowie die Lawinengefahr, welche sich immer noch auf Stufe erheblich befand.
Aus der düsteren Unterwelt ans Licht gekommen, immer wieder ein erhabener Moment! |
Somit war einerseits eine sichere Route gefragt, andererseits wollten wir auch eine vernünftig lange Zeit oberhalb der Nebeldecke verbringen und schön sonnig ausgerichtet sollten die dortigen Hänge auch sein - aus einer Liste mit einem guten Dutzend an Zielen schien uns der Beverin die richtige Wahl, vor allem auch weil alle Mitglieder der heutigen Gruppe dieses begehrte und oft besuchte Ziel noch nie erreicht hatten. Trotz frühem Aufbruch herrschte beim Ausgangspunkt in Mathon schon reger Betrieb. Doch wie sich später zeigen sollte, peilten die meisten Tourengänger (ca. 50 an der Zahl) das Parpeinahorn (2602m) an, während die anderen von dort erreichbaren Gipfel kaum Besuch erhielten.
Unterwegs über den Rücken zum Piz Beverin, im Bild der Vorgipfel Beverin Pintg (2587m). |
Als wir starteten, da befanden wir uns wie erwartet unter der grauen Hochnebeldecke. Die Schneelage war vom Dorf weg ausreichend für Aufstieg und Abfahrt, als besonders üppig kann man die weisse Decke jedoch nicht bezeichnen. Etliche Gruppen passierend gelangten wir auf einem komplexen Spurnetzwerk, auf dessen Dichte sogar die SBB neidisch sein dürfte, in die Höhe. Etwas erstaunt, aber natürlich umso mehr erfreut nahmen wir nach dem Abzweiger zum Parpeinahorn zur Kenntnis, dass der Beverin noch unberührt war und wir somit die Spurarbeit zu übernehmen hätten. Dies war nun meine 10. Skitour der Saison 14/15, und auf jeder davon durfte ich im Aufstieg tatsächlich meine eigene Linie ziehen :-)
Das Special Feature dieser Tour ist die 12m hohe Leiter, dank welcher ein schwieriger Felsriegel überwunden wird. |
Für uns hiess es indessen erst einmal in den dicken Nebel einzutauchen. Ab etwa 2000m betrug die Sichtweite meist keine 50m, teilweise wahrscheinlich kaum 20m. Gut waren wir da bereits auf dem Beverin-Rücken etabliert, wo es einerseits keine Orientierungsprobleme gab, und auch keine Steilhänge lauerten, wo man sich mangels Sicht drin hätte verirren können. Auf rund 2250m liessen wir die dicke weisse Masse hinter uns, es grüsste ein stahlblauer Himmel mit top Fernsicht. Immer wieder ein erhabener Moment, wenn man auf diese Weise aus der Unterwelt ans Licht kommt!
Nach einem kurzen Vesper warteten erst etwas steilere Hänge zum Beverin Pintg (2587m). Diese waren lawinentechnisch jedoch komplett unbedenklich, denn auf diesem Rücken sammelt sich logischerweise kein Triebschnee, er wird in die NE- oder SW-Hänge verblasen. Über den wenig breiten Rücken schreitet man dem Gipfel entgegen und richtig, irgendwann sollte ja dann diese ominöse Leiter kommen. Doch bis man unmittelbar davor steht, würde man hier keineswegs den ohne Leiter kaum passierbaren Abgrund vermuten - es sind zwar nur rund 10m, doch ohne die künstlichen Hilfsmittel wäre hier also seriöse Kletterei notwendig.
What a place to be! Hammergeniale Gipfelrast auf dem Piz Beverin (2998m). |
Nachdem wir die Stufe passiert hatten, warteten noch die letzten 240hm am Gipfelhang auf uns. Nach gerade rund 3 Stunden Aufstiegszeit erreichten wir erst den Wegweiser und dann den Gipfelsteinmann. Genau wie letzte Woche ging hier oben wieder ein schneidiger Wind, dieses Mal aus NE und er hätte einen innert Kürze das Weite suchen lassen. Glücklicherweise musste man aber nur ein paar Höhenmeter in die SE-Flanke absteigen, wo wir unsere Brote bei einer Top-Aussicht geniessen konnten. Familiäre Verpflichtungen (bei mir war es ein Termin zum Pisten-Skifahren) begrenzten jedoch den zeitlichen Rahmen des Gipfel-Aufenthaltes.
Auch auf der Gipfelabdachung gab es ein paar schöne Schwünge, der Schnee hier aber eher windgeprägt (aka "bester Presspulver"). |
Auf dem oberen Hang bis zur Leiter und auch dem unteren bis zum Beverin Pintg war der Schnee für die Abfahrt öfters etwas wechselhaft. Wie so oft hatte der Wind hier seine Spuren hinterlassen. Mit einem guten Auge liess sich aber immer wieder etwas Pulver für schöne Schwünge finden. Nur auf noch nicht komplett eingeschneite Steine musste im oberen Abschnitt acht gegeben werden, ansonsten hätte man dort gratis einen neuen Schliff verpasst erhalten. Die Abfahrtsvariante vom Fuss der Leiter über die steilen E-Hänge zur Alp digl Oberst war bei den herrschenden Verhältnissen undenkbar. Also ging die Leiter hinauf und dann über den Rücken weiter. Vom Beverin Pintg wählten wir dann die Westhänge ins Tal der Alp Nursin, hier konnten wir tatsächlich noch seidenfeinen Pulver geniessen.
Unterhalb vom Beverin Pintg wartet dann seidenfeiner, gesetzter Pulver - ein Traumhang! |
Auf 2150m tauchten wir dann erneut in die immer noch äusserst kompakte Suppe ein und traversierten quasi im Blindflug retour nach Osten. Nach rund 150hm wurde die Sicht endlich wieder besser, und auf dem letzten Abschnitt hinunter ins Dorf gab es dann nochmals schöne, pulvrige Schwünge. Das war jetzt eine wirklich lässige Tour gewesen, skifahrerisch wird sie wohl nicht in die absoluten Saison-Highlights eingehen, aber landschaftlich war es wirklich einmalig gewesen und toll auch, dass wir diesen vielbesuchten Berg sogar anspuren konnten.
Facts
Piz Beverin (2998m) von Mathon (1527m) am Schamserberg
Schwierigkeit ZS-, 1500hm, 3-4 Stunden Aufstiegszeit
Aufstiegsroute zum Piz Beverin |
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