Der noch ungekletterte Bauch im rechten Waldsektor oberhalb der Galerie, zwischen den Routen Petit Toit (6c) und Voltige (6a) war mir schon vor längerer Zeit aufgefallen und hatte mein Interesse geweckt. Da ich aber über längere Zeit mit anderen Projekten beschäftigt war, hatte ich diese Sache für später aufgehoben. Nachdem aber die Rotpunkt-Begehung der Thai City (8a) geglückt war, ging ich der Sache auf den Grund. Dabei sind nun, je nachdem wie man es nimmt, eine oder gleich zwei Neutouren entstanden.
Der Blick beim Schuhe wechseln vom Fuss der Route auf den blauen Winterhimmel, die beste Zeit um hier zu klettern! |
Die Sache entpuppte sich nämlich als wie folgt: der mich interessierende Bauch liess sich zwar tatsächlich klettern, jedoch nur an seinem linken Rand und damit in bedenklicher Nähe zur griffigen Schuppe des Petit Toit, welche ihn mehr oder minder zur Trivialität macht. Somit kam natürlich die Frage auf, was und wie hier denn einzurichten wäre. Zur Wahl standen die folgenden Möglichkeiten:
- Fokus auf die bouldrigen Züge über den Bauch. Damit die Route auch so geklettert werden muss wie angedacht, d.h. ohne die griffige Schuppe, werden die Haken einfach so weit rechts gesetzt, dass sie von dort unmöglich zu klinken sind.
- Vergessen der Direktvariante über den Bauch und einrichten einer schönen, gut zu kletternden 6b-Route. Wer will denn schon definiert 1-2m neben den guten Griffen vorbeiklettern, zudem in einem Grad der den meisten Besuchern vor Ort sowieso zu schwierig ist.
- Kompromissvariante, die Haken werden so gesetzt, dass sie sowohl von der griffigen Schuppe wie auch aus der Direktvariante gut einzuhängen sind. Damit kann jeder klettern was er will. Die beiden Routen erhalten je einen separaten Namen und eine separate Bewertung.
Wie man unschwer folgern kann, habe ich mich schliesslich für die Kompromissvariante entschieden. Für die einfachere Nonchalance steigt man ein, klettert den Haken nach und benützt ganz ungezwungen alle Griffe, welche sich anbieten. Insbesondere behilft man sich am Bauch der griffigen Schuppe links. So klettert man eine lohnende 15m-Tour, die für den Grad ziemlich athletisch ist. Als Bewertung würde ich eine 6b vorschlagen, jedenfalls ist's meiner Meinung nach einfacher wie Immigrant (6b+), Emigrant (6b+) oder Rollstuhlfahrer (6c). In Stein gemeisselt ist das aber nicht, ich habe bisher noch nicht einmal eine Zweitmeinung erhalten, Feedback ist deshalb also durchaus erwünscht.
Ich schreibe den Leuten eigentlich sehr ungern vor, was sie wie oder wo zu klettern haben. Wer sich aber die Chalance ins Tourenbuch eintragen möchte, der muss den Bauch oben direkt klettern und darf die griffige Schuppe links nicht benützen, weder für die Hände noch für die Füsse. Ebenso habe ich den absolut hässlichen Kunstgriff unterhalb vom Bauch nicht gebraucht und bin direkt, oben sogar eher rechts vom letzten Haken gestiegen. So finde ich die Züge über den Bauch am lohnendsten und auch total eigenständig. Möglicherweise gäbe die Alternative, im Spalt, ohne sich an der griffigen Schuppe selber zu halten, nach Griffmöglichkeiten zu suchen um dann links oben an Leisten und Henkel zu gelangen - das habe weder ausprobiert, verifiziert noch geputzt, weil mir die Chalance auf diese Weise definitiv zu gesucht wäre. Mit den von mir benutzten Strukturen schätze ich die Bewertung der Chalance auf 7b+. Auch dieser Vorschlag ist unbestätigt, so dass weitere Stimmen sehr willkommen sind. Der Klarheit halber befindet sich unter diesem Link noch eine kurze Beschreibung meiner Lösung - Onsight-Aspiranten sollten das eher nicht lesen :-)
Tja, und zuletzt noch ein Disclaimer: wem das alles zu kompliziert ist oder wer definierte Touren einen Mist findet, der nehme zur Kenntnis, dass es im Wald eine neue 6b gibt, welche man ganz nonchalant klettern kann. Wer (wie ich) in dieser Zone schon die meisten Touren kennt und sich an einigen spannenden, bouldrigen Moves erfreuen kann, für den gibt es die Möglichkeit seine Fähigkeiten an einer neuen Variante im Bereich 7b+ zu testen. Klar, aufgrund dieser Ausgangslage ist es sicher nicht die beste Route der Welt, interessant fand ich es aber allemal und eben: jeder wie er will - somit können wir die Grundsatzdiskussionen hoffentlich beiseite lassen.
Topo
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