Schon vor 2 Jahren hatten wir die 11-SL-Route Cirrus am Titlis im Visier, wurden aber abgewiesen von der eindrücklich grossen Randkluft und der Tatsache, dass die Route durch den Gletscherrückgang erst rund 25m off-the-deck begann. Die Gelbe Sau gab damals eine exzellente Alternative her. Im Nachgang zu jener Tour kontaktierte ich die Erstbegeher der Cirrus und erhielt nicht nur die Erlaubnis, sondern die ausdrückliche Ermunterung, die Route doch nach unten zu verlängern und wieder begehbar zu machen. Am Tag nach einem erfolgreichen Wettkampfeinsatz wollte dies an einem wunderbaren Spätsommertag angepackt werden. Ob sich der Plan in eine Tat umsetzen liesse, konnten wir wegen den Randkluft-Unsicherheiten nicht garantieren und mussten auch Plan-B-Routenoptionen im Auge haben. Wie Figura zeigt, konnten wir dann aber doch in die Cirrus einsteigen.
Die Titlis Südwand mit dem Verlauf der Cirrus (11 SL, 7a). |
Dass man die Routen am Titlis am bequemsten per Gleitschirm angeht, war mir natürlich schon längstens präsent, auch bevor diese Variante im schönen Bericht von Urs Lötscher in der SAC-Zeitschrift 'Die Alpen' (8/2019) vorgestellt wurde. So begaben wir uns nach Engelberg und nahmen die erste Bahn auf den Klein Titlis (33 CHF mit Halbtax). Diese fährt leider erst um 8.30 Uhr, ein früher Start ist also mit dieser Variante nicht realisierbar. Doch Mitte September bei stabilem Wetter reicht das noch gut für eine Titlis-Südwand-Route. Während die Windprognosen im Vorfeld gut aussahen, manifestierte sich am Tourentag dann doch ein Westwind von 20km/h an der Gipfelstation bzw. ca. 12km/h an der Bergstation - eher ein bisschen viel und die Richtung ist auch nicht optimal, aber trotzdem noch im machbaren Bereich. So gingen wir vom Klein Richtung Gross Titlis, um am nach NW gerichteten Gletscherhang auf ca. 3100m (Karte) die Schirme zu präparieren. So waren wir um 9.40 Uhr startbereit. Es wartete ein etwas mühsamer Start mit Seitenwind und dann der Flug: erst müssen nordwärts ausholend die Bahnseile und Stromkabel überflogen werden, bevor man das Hintere Titlisjoch (~2700m) überfliegt. Das ist etwas >1km Gleitstrecke, mit 400m Höhendifferenz sollte es theoretisch gut reichen. Gegen den Wind und die Abrisskante mit den Singleskin-Schirmen blieb dann doch nicht mehr so viel Reserve... aber es reichte. Weiter geht's entlang der Titlis Westwand und schliesslich um die Ecke (SW-Pfeiler) und plötzlich war der Boden schon viel näher als gedacht. Es reichte gerade noch, um die Felsinsel zu überfliegen, bevor wir auf ca. 2440m auf dem Wendengletscher aufsetzten.
Start zum "Zuflug" am NW-Hang des Gross Titlis mit seitlichem Wind, ca. aus der Richtung des Turms. |
Man has landed on the Wendengletscher. Im Gegensatz zum letzten Mal war er mit weichem Schnee bedeckt. |
Nachdem wir die Schirme zusammengerafft hatten, blieben noch ca. 15 Minuten Fussaufstieg durch etwas mühsam weichen Schnee zum Einstieg. Da die Route ja nicht mehr bis zum Boden reichte, wäre dieser schwierig zu identifizieren gewesen, aber meine Kenntnisse von vor 2 Jahren halfen natürlich weiter. Um 10.15 Uhr und damit 1:45h nach Aufbruch vom Auto waren wir schliesslich da. Rein zeitlich ist man also mit der Flugvariante gar nicht mal so viel schneller, wie wenn man beim Wendenboden P.1593 starten würde - kräftemässig hatten wir aber natürlich einiges gespart. Wie erwartet klaffte eine gewaltige Randkluft: rund 2m breit, bodenlos tief, der Grund nicht erahnbar. An einer etwas schmaleren Stelle gab es felsseitig ein kleines Podest, hier würde man mit einem Sprung wohl in die Wand kommen. Das wollten wir probieren, denn einerseits schien die Stelle geeignet, um nach oben zu klettern, andererseits sollte sie (beim absehbaren weiteren Abschmelzen des Gletschers) auch von unten erreichbar sein. Wir sortierten das Gear und die Bohrausrüstung, um ca. 10.45 Uhr war alles montiert. Per Totmann von weiter unten am Hang gesichert konnte ich den Sprung in die Wand wagen. Und der durfte nicht schiefgehen: ein Totalschaden wäre durch die Sicherung natürlich verhindert worden, ein unangenehmer Sturz aber trotzdem programmiert. Immerhin wurde mir an dieser Stelle nun klar, wozu die (von mir nicht unbedingt bevorzugten) Jump-Probleme an den Boulderwettkämpfen schlussendlich doch gut sind. Jedenfalls war es mehr scary als schwierig, ich landete safe auf dem Podest und konnte nach wenigen einfachen Kletterzügen den ersten Bolt setzen, womit ich endgültig "normal" gesichert war. Hinweis: wir haben am ersten BH ein ca. 15m langes Fixseil platziert. Dieses kann/soll dazu dienen, sich beim weiteren Abschmelzen des Gletschers bis zum ersten BH sichern zu können. Ebenso kann man sich bei Bedarf das Seil mit einer Fischerrute, Clipstick o.ä. angeln und so die Randkluft gesichert und problemlos überqueren.
Hmm, jaa, hmm, da muss man rüber. Das kleine Podest in der Wand lässt sich erahnen (gerade oberhalb der Schattengrenze). |
Am ersten BH haben wir ein Fixseil platziert, das in den kommenden Jahren zur Sicherung und Überwindung der Randkluft dient. |
L1, 40m, 6a+: Schöne, knapp senkrechte Kletterei an griffigen Leisten und ein paar erstaunlichen Löchern. Auf den ersten 25m war ich hier im Erstbegehungsmodus unterwegs, es stecken nun 5 BH. Danach erreicht man eine einfachere Verschneidung, die sich selber mit Cams (0.4-2) absichern lässt. Diese musste man wohl auch schon zu Zeiten der Erstbegehung bei wenig Schnee klettern.
Am Einbohren der neuen ersten Seillänge (6a+). Wirklich schöne, griffige Kletterei mit Löchern und Leisten! |
L2, 40m, 6a+: Sehr schöne, steilplattige Kletterei an Leisten, den typischen Wendenschlitzen und einigen Wasserrillen. Was oft fordernd und weit abgesichert aussieht, löst sich beim genaueren Hinsehen doch immer gut auf - nur der Weg zum zweiten BH ist etwas expo (ungünstiges Sturzgelände über dem Band). Achtung: der untere Standhaken nach L2 steckt in einer morschen Schuppe - besser nicht belasten bzw. in den Stand einbeziehen. Idealerweise hätte man das gleich saniert, nur war da unsere Bohrmaschine schon wieder auf dem Gletscher unten...
Eine sehr schöne, wendentypische Platte wartet in L2 (6a+). |
L3, 40m, 6a: Weniger attraktives Teilstück in teils etwas brüchig-schuttigem Fels. Es stecken nicht viele BH und der Weg ist nicht so einfach zu ersehen. Gerade hinauf, tendenziell eher leicht links. Markanter und besser sichtbar ist der BH bei der Crux, einem etwas mühsam zu erkletternden kleinen Dach im oberen Teil der Länge.
L4, 50m, 2a: Einfach über die schrofige Zone hinauf, der anzupeilende Stand am Beginn des grossen Turms ist bereits von unten gut sichtbar. Achtung, es liegen viele lose Steine herum, Zwischensicherungen hat's keine und Möglichkeiten für mobiles Material auch nicht. Keine Fehler machen also!
Ausblick auf die schrofige Zone in L4 (2a), direkt oberhalb des Kletterers folgen die fantastischen Seillängen am Turm. |
L5, 45m, 6b: Eine geniale, steile Seillänge im Tropflochgelände! In Kalymnos würden wohl mindestens doppelt so viele oder gar das Dreifache der Haken stecken und die Seillänge wäre mit 7b bewertet. Aber man finde selber heraus, wo die Wahrheit liegt. Jedenfalls ist schon der Auftakt knifflig, bevor eine etwas einfachere Verschneidung folgt. Dann folgt eine Zone, wo man mehrmals sehr technisch mit Füssen auf Reibung an kleinen Tropflochstrukturen operieren muss, super! Das Finish dann sehr kühn mit ca. 7-8m Runout an steilem, aber griffigem Fels - Wenden at its best! Ob es wohl die Idee wäre, nach rechts an den Riss zu klettern?!? Dort könnte man womöglich legen, dafür schien mir die Kletterei schwieriger. Make your choice!
L6, 25m, 6b+: Gleicher Charakter wie die Seillänge zuvor: fantastische Tropflochkletterei mit harter Bewertung. Am (wie sich zeigen sollte) letzten BH angelangt, stellen sich plötzlich Fragezeichen: rechts oben ist ein Dübel ohne Plättli sichtbar. Ich gehe in diese Richtung, passiere ungesichert die Stelle in die folgende Verschneidung hinein. Dort folgt aber nur eine dünne Sanduhr und dann nix mehr. Mist, da bin ich wohl einem Verhauer aufgesessen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die 7m zur letzten Sicherung wieder abzuklettern, pfff! Das gelingt und folglich muss es nach links gehen. Dem ist so, eine schlecht sichtbare, verottete Mini-Zackenschlinge wäre im Prinzip als Wegweiser da. Nochmals fordernd an Tropflöchern erreicht man den Stand.
Eine absolut makellose graue Mauer mit einem kühnen Finish wartet in L6 (6b+ hard). |
L7, 25m, 7a: Leider nicht mehr ganz so gut wie die beiden Seillängen davor. Bisschen heikler Auftakt zum ersten BH, gefolgt von der Bouldercrux an kleiner, scharfer aber leider staubiger Sloperstruktur. Leider sind weder die Tritte die man nutzt noch die Griffe die man anpeilt 100% Quality und es droht ein harter Sturz in die erste Zwischensicherung - somit hat die Stelle eher den Charakter von Hartmacher und Schönheitsfehler als jene einer willkommenen Challenge. Der Rest dann deutlich einfacher in die Verschneidung und diese hinauf, der Ausstieg durch brüchigen Fels auf den Absatz/Pfeilerkopf erfordert sorgfältige Griffauswahl.
Wer kriegt nicht gleich unbändigen Mumm, an diesem Gestein zu klettern! Nochmals L6 (6b+). |
L8, 40m, 5a: Unlohnende Bruchseillänge, welche der Rippe entlang in einfachem Gelände die Höhe führt. Nur in der Mitte befindet sich ein recht schöner Aufschwung mit echter Kletterei und 2 BH, ansonsten klettert man diesen Abschnitt ungesichert. Vorsicht, hier sind keine Fehler erlaubt!
Bei dieser Seillänge schauen wir wohl besser auf's Panorama wie auf den eher brüchigen Fels! |
L9, 50m, 5c+: Schöne, lange Cruiser-Plattenseillänge in kompaktem Fels mit guter Absicherung und ohne allzu grosse Schwierigkeiten. Plaisirgelände!
L10, 45m, 6b+: Nochmals eine ganz grosse und aufregende Reise! Der Auftakt in schwarzem Fels an Leisten, dann über eine Schuppe/Überhang hinweg in die Plattenwand darob. Hier ähneln Fels und Kletterei definitiv den Abschlusslängen der Gelben Sau. Sprich rauer Kalk mit Kohleeinschlüssen und Knobs. Feines Antreten auch deutlich über der letzten Sicherung garantiert den Erfolg. Für den letzten Runout zum Stand hinauf ist dann einiges an Selbstvertrauen gefragt, zumal hier auch das Seilgewicht schon etwas in die Tiefe zieht... nur cool bleiben, es geht schon. Praktisch ist's, für das Finish noch einen 0.75er-Cam am Gurt zu haben. Pseudo oder nicht, das ist die Frage... immerhin trug er zuverlässig das Seilgewicht. An diesem Stand befindet sich das Wandbuch in einer Gamelle, leider war es nur noch Pappmaché. Schade, ich hätte zu gern gesehen, wie oft und wann zuletzt die Route geklettert wurde - ich vermute, schon lange Jahre nicht mehr.
Mega Fels, mega Kletterei, mega Tiefblick - unterwegs in L10, eine harte 6b+. |
L11, 35m, 6a+: Nochmals eine superschöne Steilplattenkletterei, die auch tiptop eingebohrt ist. Dennoch hat's ein paar zwingende Passagen und geschenkt wird einem der Durchstieg auch nicht. Der finale Stand dann gemeinsam mit der Gelben Sau kurz vor dem äusserst brüchigen Pfeilerkopf/Band.
Eitel Sonnenschein den ganzen Tag, sorgt am Ende doch noch der Wendennebel für Ambiance in L11 (6a+). |
Um 17.15 Uhr und damit nach 6:30h Kletterei hatten wir es zum Top geschafft! Die Uhr war also doch schon ein ganzes Stück vorgerückt. Ungefähr eine halbe Stunde kann man natürlich der Bohrerei zu Beginn zuschreiben. Aber der Rest der Route ist einfach über weite Strecken fordernd und die technisch und mental anspruchsvolle Kletterei erlaubte uns kein blosses Drüberspazieren. Wobei die Zeit an sich ja aber eigentlich egal ist, wir waren bis zum Ende drangeblieben, das ist die Hauptsache! Während wir den ganzen Tag über bestes Wetter mit viel Sonne und Wärme genossen hatten, trieb der SW-Wind auf dem letzten Abschnitt doch noch einige Quellwolken heran, die nun als Wendennebel für die typische Ambiance sorgten. Das an sich war nicht weiter beunruhigend, mehr stellten Stärke und Richtung des Windes sowie die allenfalls fehlende Sicht unsere Flugmöglichkeit zurück nach Engelberg in Frage. Somit drohte uns möglicherweise noch ein langer Rückweg, also hielten wir uns nur kurz am Top auf und waren alsbald die Stricke zum Abseilen aus. Über die Route ging's in die Tiefe, wobei die Stände teils eher dürftig ausgerüstet sind (dünne Maillons, Haken nicht verbunden, ...) und wir nicht genügend Material dabei hatten, um alles wie gewünscht herzurichten. Ebenso sind die flacheren Abschnitte (L3, L4, L8) eher mühsam abzuseilen und das herumliegende Geröll sorgt spätestens beim Seilabziehen für Gefahr. Nichtsdestotrotz waren Mann und Material nach 10 Manövern und einer knappen Stunde zurück auf dem Gletscher.
Nachdem wir noch das Fixseil am ersten Haken montiert, die Schuhe gewechselt und das Material eingepufft hatten, machten wir uns um 18.30 Uhr auf die Socken. Beim Einstieg der Gelben Sau warf ich einen kurzen Blick: ja, die Randkluft ist auch hier potenziell problematisch und gegenüber dem Stand vor 2 Jahren startet man die Kletterei nochmals ~2-3m tiefer. Es könnte aber derzeit noch ohne zusätzliche BH gehen, möglicherweise spitzt sich die Situation aber in den nächsten Jahren zu. Zügigen Schrittes ging es Richtung Grassenbiwak - der Gletscher ist hier schon weitgehend abgeschmolzen und man läuft grösstenteils über Fels und Geröll. Bei der namenlosen Lücke unter dem Biwak angekommen, manifestierte sich dann definitiv, dass die 15km/h Wind aus Richtung West für uns eine sehr ungünstige Konfiguration darstellen. Der wehte nämlich aus der Richtung, wo wir definitiv nicht hinfliegen wollten. Im Alpen-Artikel beschreibt Urs Lötscher einen Start am SW-Hang des Biwaks, mit folgendem, sofortigen Abdrehen ins Lee. Dieser Stunt erschien uns doch reichlich gewagt. Einerseits strömungstechnisch, aber es steht auch nur wenig Zeit und Höhe fürs Abdrehen zur Verfügung und es bleibt unklar, ob man danach mit Sinken und Rückenwind das Gelände wirklich überfliegen kann. Wesentlich besser erschien es uns da, uns aus dem 35-40 Grad steilen Schneehang in der Grassen Nordflanke rauszuhauen. Hier waren wir abseits der Düse, d.h. der Wind war schwach und kam leicht seitlich. Der steil abfallende, aber weiche Schnee präsentierte ein gefahrloses Gelände, um sich entschlossen in die Tiefe zu stürzen und auch in Sachen Gleitwinkel waren wir hier vorteilhaft platziert. Mit Schneepaketen beschwerend legten wir unsere Schirme in den steilen Hang, schnallten uns an und los. Es klappte, wir kamen in die Luft, ein gewaltiger Jauchzer war gewiss! Tja, hier zu Fuss noch ca. 3h nach Engelberg gehen zu müssen, das wäre gewaltig die Arschkarte gewesen. So hingegen war die Sache in einem ruhigen Gleitflug rasch erledigt. Um 19.25 Uhr und damit in weniger als 1:00h vom Einstieg waren wir zurück an der Titlisbahn. Puh, das war nun von A-Z ein intensives Abenteuer gewesen!
Man has landed back on earth after a trip to the outer orbit. In etwa so fühlte es sich an... |
Facts
Titlis Südwand - Cirrus 7a (6c obl.) - 11 SL, XXX - M. Wicky & T. Dollinger 1996 - ***;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Camalots 0.3-2
Tolle, aber weit abgelegene Wendenkletterei, die nie einen grossen Andrang erlebt hat und aufgrund des Gletscherrückgangs in den vergangenen Jahren überhaupt nicht mehr begangen wurde. Nun wurde aber eine neue Startseillänge eingerichtet und ein Fixseil hilft bei der unsicheren Passage über die Randkluft hinweg - Anwärter sollten die Chance also packen! Zu Fuss erfolgt der Zustieg am besten vom Wendenboden durch die Talmitte zum Wendengletscher (siehe Beschreibung in meinem Bericht zur Gelben Sau). Für Gleitschirmpiloten ist die Variante mit "Zuflug" vom Titlis und Rückflug nach Engelberg natürlich sehr attraktiv. Rein zeitlich ist man dabei gar nicht mal so viel schneller, noch dazu hat man die Unsicherheit, ob die Flüge tatsächlich klappen. Dass man bei schwachwindigen Verhältnissen die besten Karten hat, ist eh klar. Ideal ist eine leichte NW-Lage, für uns ging sich die Sache mit 20km/h Westwind am Titlisgipfel gerade noch aus. Die Cirrus weist einige herausragende Seillängen auf, v.a. jene am Turm in Wandmitte und die beiden Abschlusslängen. Etwas störend sind hingegen zwei Sequenzen, die wenn auch einfach, halt eben schuttbedeckt und/oder brüchig sind. Drei oder vier Sterne, das ist hier die Frage. Für mich war es ein super Tag, alleine am Berg in abgeschiedener Lage und der neu erschlossenen Startlänge, somit subjektiv auf jeden Fall 4* - rein objektiv darf man womöglich nur 3* geben. In der gedruckten Literatur kann man lesen, dass die Cirrus im Vergleich zur Gelben Sau gutmütig bewertet und abgesichert sei. Auch wenn die Gelbe Sau eine harte Nuss ist - dieser Aussage würde ich so niemals zustimmen. Die Cirrus ist im Vergleich zu manch anderer Route (auch z.B. der viel neueren Duracell derselben Erstbegeher) teilweise knallhart eingestuft. Die Absicherung darf man als weitgehend gut bezeichnen. Die Moves sind des Öfteren zwingend, aber erfahrene Alpinkletterer werden über weite Strecken gut damit klarkommen. Da und dort (siehe Text) gibt's aber auch einen Runout bei anhaltenden Schwierigkeiten und gutem Sturzgelände, wo man seinen Mut echt zusammennehmen muss. Die einfachen, brüchig-schuttigen Abschnitte sind kaum gesichert, dort darf man einfach keine Fehler begehen. Auch wenn man sie nicht allzu oft einsetzen kann, so würde ich doch empfehlen, einen Satz Cams von 0.3-2 bis ganz oben mitzutragen. Ein Topo zur Route findet man im SAC-Kletterführer Zentralschweiz Südwest oder im Outdoorführer Engelberg. Die (Foto)topos sind teils etwas mit Vorsicht zu geniessen, d.h. der Verlauf der Cirrus ist nicht überall ganz richtig wiedergegeben - bei anderen Routen, soviel nur als Warnhinweis, sogar auch komplett falsch.
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