Draussen herrschte zwar superschönes Wetter, aber auf der Agenda stand der nächste Wettkampf. Tja, vor ein paar Jahren hatte ich so etwas wie Bedauern mit Leuten, die an einem solchen Tag indoor klettern gingen und benutzte Floskeln wie "Frevel" und "Verrat am Alpinismus". Doch die Zeiten ändern sich und ich kann sagen, a) es tut nicht weh und b) ich habe den ganzen Tag über keine Sekunde daran gedacht, was man Outdoor hätte tun können. Das war auch nicht nötig, denn an die Wendenstöcke gehen konnte man ja auch am nächsten Tag noch... habe ich auch gemacht, doch das ist eine andere Geschichte, über die ich hier berichtet habe. Zuerst soll hier ein weiterer spannender, erfüllender und auch erfolgreicher Wettkampftag im Zentrum stehen.
100% Fokus und Effort - so soll es sein. Foto: Peter Huser / Kletterhalle Winterthur |
Zuerst die Kinder: irgendwie hatten beide etwas Mühe, am Morgen auf Touren zu kommen. Somit resultierte jeweils Rang 4 in der ersten Qualiroute (7a). An sich ja nicht so schlecht und auf Finalkurs, aber halt trotzdem noch neben den Podestplätzen. Für die zweite Route (7a) konnte ich Jerome einen Trick, sprich die Lösung für eine frühe Crux ansagen. Es klappte, er konnte die schwierige Stelle die viele stoppte souverän meistern und irgendwie hatte es damit 'Klick' gemacht. Die dritte Qualiroute (7a) war dann schon richtig gut und so angriffig-überzeugt wie im Final (6c+) habe ich ihn noch kaum je klettern sehen. Es resultierte die wohlverdiente Bronzemedaille, zu noch höheren Würden hatte schliesslich sogar nur wenig gefehlt. Ein toller Erfolg für ihn! Nicht einmal in erster Linie wegen dem Resultat, sondern wegen dem gesamten Auftritt, bravo!
Die im Text beschriebene Entschlossenheit ist hier bestens fühlbar! Foto: Peter Huser / Kletterhalle Winterthur. |
Bei Larina waren die zweite und dritte Qualiroute (beide 7a) deutlich mehr nach ihrem Gusto, sie konnte bei beiden die höchste Höhe erzielen. Unter dem Strich reichte es knapp nur für Rang 2 nach der Quali, so weit so gut. Somit war die etwas verkorkste Auftaktroute fürs Erste in den Hintergrund gerückt, allerdings sollte ihr diese noch teuer zu stehen kommen. Die Finalroute (7b+) mit einer Dachpassage warf nämlich schon im Vornhinein ein paar Fragezeichen auf. Genau gleich wie ich selber bevorzugt sie Kletterei, wo man die Füsse zum Einsatz bringen und die Schwierigkeiten wegstehen kann. Aber wie immer, im Wettkampf kann man es sich nicht aussuchen und muss nehmen, was und wie es kommt. Wie schon fast befürchtet, wurde der Move über die Dachkante zum Showstopper. Die Girls auf den Rängen 3 & 4 nach der Quali packten den gerade knapp noch und die Führende scheitere zwar an derselben Stelle, war aber durch Countback schlussendlich doch vornedran auf Rang 3 klassiert. Somit blieb wie vor Wochenfrist erneut der undankbare und enttäuschende vierte Platz neben dem Podest - schade vor allem, weil hier wenig fehlte und mehr drin gelegen wäre. Aber dieses Potenzial zu realisieren, das ist eben genau die verhexte Crux bei den Wettkämpfen.
Team Spirit! Foto: Peter Huser / Kletterhalle Winterthur. |
Ich selber entschied mich, lieber am Plauschwettkampf als bei der Elite mitzumachen. Hier kommt man einfach mehr zum Klettern, der etwas tiefere Schwierigkeitsgrad und ein anderer Modus machen es aus. Zudem konnte ich so auch gemeinsam mit Kathrin klettern bzw. sie mit mir - wegen der Rekonvaleszenz kann sie nach wie vor erst im Toprope aktiv sein. In der Quali galt es, 10 Routen mit aufsteigender Schwierigkeit von 5c-7c zu meistern. Die ersten 8 Stück konnte ich toppen und bei den restlichen 2 immerhin einen guten Fight abliefern. Hätte ich hier durchkommen müssen?!? Mir schien es tough, sloprige Leisten ohne die entsprechenden Fusstritte dazu, da war einfach nix zu machen. Aber anyway, es reichte für die Finalqualifikation und das war ja die Hauptsache. Auch Kathrin wäre Dritte gewesen und damit im Final dabei, unter dem Strich war sie gerade mal zwei Griffe weniger weit gekommen als ich - very strong, und das mit nur 1.5 Beinen! Sie bestätigt auch wieder einmal das schon oft beobachtete Phänomen: nimm einem Kletterer die Beine weg, damit er nicht ständig in der Bergen oder sonstwo rumrennen kann und bald geht's aufwärts mit dem Strom! Auf die Teilnahme am Final verzichtete sie dann aus den offensichtlichen Gründen.
Senza parole! Foto: Röbi Ruckstuhl / Kletterhalle Winterthur |
Für die Ausmarchung der Podestplätze hatten wir Teilnehmer die Wahl zwischen der Finalroute der U14 (7c) und jener der U16 (7c+). Ich war etwas indifferent, schliesslich fiel der Konsens auf die leichtere der beiden Routen. Zuerst war aber der Nachwuchs dran. Ein heikler Seitwärtszug in der Mitte bedeutete für sämtliche U14-KlettererInnen Endstation, das war ja mal vielversprechend! Nach langem Beobachten war ich dann als allerletzter Starter an der Reihe. Ein paar Moves mit hoch platzierten Tritten im unteren Teil waren erstaunlich delikat und kraftraubend, der Stopper-Move nach links ging mir hingegen gut von der Hand. Zwei strenge Züge später konnte ich einen Ruhepunkt gut ausnützen und auf die obere Hälfte vorausschauen. Der Triumph war nun nahe und womöglich sogar das Top erreichbar?!? Am zweitletzten Griff endete meine Begehung leider, für den Sieg war das aber trotzdem gut genug. Sicherlich hatte ich hier von einer Route profitieren können, die perfekt nach meinem Gusto und auf meine Stärken zugeschnitten war: Movement, Technik, Fussarbeit und Kreativität, supercool! So konnten wir uns zwar müde und erschöpft, aber mit vielen Eindrücken und einem neuen Seil als Hauptpreis (danke, so genial!) auf den Heimweg machen. Und dort hatte ich ja dann noch meine Siebensachen für das Wendenabenteuer einzupacken...
Mein herzlicher Dank geht Simon und Damaris und ihr Team vom 6a plus für den tollen Event, die Preise und die perfekt geschraubten Routen, an die Fotografen für die lässigen Bilder sowie ans Regionalzentrum Zürich inklusive aller Helfer für die Organisation.
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