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Sonntag, 8. Dezember 2024

Skitour Magerrain (2524m)

Die Skitour zum markanten Gipfel des Magerrain (2524m) stand schon lange auf meiner Pendenzenliste. Es handelt sich um den höchsten Kulminationspunkt einer ganzen Gebirgsgruppe im Grenzgebiet der Kantone Glarus und St.Gallen, welcher der weniger hohe aber auch spezielle Spitzmeilen seinen Namen gegeben hat. Die Schartenhöhe vom Magerrain ist mit 357m nicht aussergewöhnlich, mit seiner Dominanz von 8350m liegt er in dieser Statistik aber auf dem respektablen Rang 72 der Schweiz. So erstaunt es denn auch nicht, dass die Tour zu seinem Top ziemlich weitläufig und aufwändig ist, noch dazu erfordert sein bis zu 40 Grad steiler Gipfelhang geeignete Bedingungen. Kurzum, die Verhältnisse müssen einfach passen für diese Skitour und das war an diesem 1. Dezember 2024 nun einwandfrei der Fall.

Diese felsige Burg ist der Magerrain, gesehen aus dem Gebiet der Alp Fursch. Der Berg muss von der Rückseite angegangen werden, auch aufgrund der Wildruhezonen im Murgtal muss man dabei eine ziemlich weite Strecke in Kauf nehmen. Das ist aber für Liebhaber einsamer und weiter Winterlandschaften kein Nachteil, sondern ergibt eine grandiose Tour!

Meine Tour startete um 8.00 Uhr in Unterterzen, von wo ich mich mit den Flumserberg-Bahnen auf den Maschgenkamm gondeln liess. Da im Skigebiet erst Teilbetrieb herrschte, war der für die Touren im Spitzmeilen-Gebiet an sich günstigere Ausgangspunkt auf dem Leist (2222m) nicht erreichbar. Zu meinem Glück war das Trassee des Wanderwegs in der SE-Flanke vom Ziger (2074m) schön hartgetreten. So erreichte ich mit Doppelstocktechnik zügig die Zigerfurgglen und konnte eine erste Abfahrt zur verwaisten Alp Fursch (1792m) geniessen. Dort wurden die Felle ein erstes Mal aufgeklebt und der langgezogene Aufstieg zum Wissmeilenpass konnte um 9.00 Uhr beginnen. Ich war der erste Tourengänger im Gebiet, es lag eine gute Spur, nur herrschte im flachen Gelände der Alp Fursch ein teilweise erstaunlicher Gegenwind.

Im Aufstieg zum Wissmeilenpass (2416m).

Etwas vor 10.30 Uhr hatte ich die Passhöhe (2416m) erreicht und stellte fest, dass auf der Fortsetzung nur mehr eine einzige Spur lag. Nach einer Pause an der Sonne stach ich in die Tiefe. Selbst in dieser sonnigen Südexposition war der Schnee ideal: kompakte Unterlage mit pulvrig-weicher Auflage, der Skigenuss also garantiert. Mit etwas Karten-Engineering fand ich eine gute Linie durch das unübersichtlich coupierte Terrain um den nächsten Anfellpunkt auf ca. 2080m im Guetental zu erreichen (10.50 Uhr) - ein sehr abgelegener Ort: man sieht den Talgrund der noch am schnellsten erreichbaren Zivilisation (das Glarner Kleintal) nicht, es gibt keinen Handyempfang und es wäre dahin auch einfach kolossal weit. Nun denn, ich wollte ja sowieso zum Magerrain und sich isoliert und fernab aller menschlichen Bebauungen zu befinden darf man gerne als Privileg wahrnehmen.

Blick zurück zum Wissmeilenpass (2416m) mit der Abfahrt nach Süden.

Zuerst ging's aufwärts über einen formidablen 250hm-Hang in die Lücke von P.2233, bevor man sich mit Flachlauf und einer kurzen Abfahrt (mit Fellen) dem steilen Magerrain-Gipfelhang nähert. Dieser weist eine Neigung von bis zu 40 Grad auf, den guten Bedingungen sei Dank konnte er aber mit den Ski an den Füssen bewältigt werden. Erst ganz oben war die Gipfelkappe abgeblasen, tiefer lag perfekter Pow, der eine genussreiche Abfahrt versprach. Die letzten 15hm zum Gipfelkreuz waren zu Fuss zurückzulegen, um 11.10 Uhr schlug ich dort an. Während sonst generell sehr milde und angenehme Bedingungen herrschten, war in Kammlage ein deutlicher SW-Wind zu verspüren, welcher einen längeren Aufenthalt am Top wenig angenehm machte. So schnallte ich bald meine Bretter an die Füsse und verschob eine Pause auf tiefere und angenehmere Gefilde.

Im Guetental, auch von hier schlägt man nochmals eine ziemliche Ecke via P.2233 und muss danach nochmals einen Höhenverlust in Kauf nehmen, um den Magerrain mit seinem bereits sichtbaren Gipfelhang zu erreichen. 

Die Abfahrt durch die Gipfelflanke war prima, ein kurzer Aufstieg (ohne Fellwechsel) brachte mich dann zu noch höherem Genuss mit der Abfahrt von der Lücke P.2233. Mehr oder weniger am selben Ort im Guetental wie 1.5h zuvor war erneut Wechselzone angesagt, bevor es bei sehr warmen Temperaturen retour Richtung Wissmeilenpass ging. Hier wurde die Tour aber mit einer Spezialeinlage aufgepeppt. Den eigentlichen Pass (P.2416) liess ich rechts liegen und steuerte eine 300m im NW gelegene Lücke bei Hüenderblänggli an, welche ebenfalls auf P.2416 kotiert ist. Schon damals bei meiner Tour zu Spitz- und Wissmeilen im März 2024 hatte ein Tourengänger eine Linie in deren formidablen, 35-40 Grad steilen Nordhang gelegt (welche mir damals bei LWS 3 reichlich gewagt vorkam). Doch heute war der Tag da, um hier selbst eine Spur in den Schnee zu zeichnen.

Die Gipfelflanke am Magerrain, mit Steilheit von bis zu 40 Grad. Auch später im Winter präsentiert sie sich oft abgeblasen, Lawinengefahr ist wohl seltener eine Problematik wie die Tatsache, dass zu wenig oder nicht genügend guter Schnee zum Skifahren liegt.

Und es war so gut wie erhofft: solide Unterlage mit einer genial zu fahrenden, pulvrigen Auflage. Bessere Bedingungen für ein solches Unternehmen kann man da wirklich kaum antreffen! Bis auf eine Höhe von 2000m war es wirklich absolut erstklassig. Unterhalb spürte man dann die Auswirkungen vom starken Fallwind, der meinen morgendlichen Aufstieg über die Hänge von Fursch gekennzeichnet hatte. Sprich, da war die Unterlage eher auf der verblasenen Seite. Doch immer noch recht gut zu fahren, so war ich bald retour bei der Alp Fursch, von wo es den letzten Hatscher retour ins Skigebiet zu absolvieren gilt. Zwar sind es netto nur 200hm zur Maschgalugga, dafür rund 3km Distanz, welche einfach nochmals etwas Zeit erfordern.

Blick vom Magerrain auf die malerische Hochebene von Oberen Chämm.

Etwas vor 14.30 Uhr war ich dort angekommen und nahm gerne die Gelegenheit war, ein kühles Getränk in meine Kehle zischen zu lassen. Mein mitgeführter Vorrat war längst aufgebraucht und die lange Runde hatte doch einigen Durst ergeben. Danach wartete noch die fünfte und letzte Abfahrt des Tages auf mich. Dies über die Piste nach Tannenboden, was definitiv kein Highlight mehr war. Hart und abgefahren war es, bisweilen sogar eisig. Dazu in einem engen Bereich viele Leute, manche davon von den Bedingungen eher überfordert. Noch dazu alles im Schatten. Tja, auch das läuft unter Skifahren, für die allermeisten ist das sogar der Standard von diesem Sport. So kommt man nicht umhin zu denken "wenn die Leute nur wüssten, was sonst noch so möglich ist mit den beiden Latten an den Füssen", natürlich nicht ohne gleichzeitig froh zu sein, dass sie es eben nicht wissen...

Der tolle Hang von P.2233 hinunter nach Guetental. Die schattseitige Hammerabfahrt von P.2233 liess sich hingegen leider nicht in gebührendem Lichte bildlich darstellen.

Facts

Magerrain ab Maschgenkamm, total 4 Aufstiege und 5 Abfahrten.
Ca. 1700hm Aufstieg und einiges an Distanz, Ski-Schwierigkeit ca. WS+
Normale Skitourenausrüstung sollte eigentlich immer ausreichend sein
Unterterzen - Maschgenkamm, retour Tannenboden-Unterterzen 20.60 CHF mit Halbtax

Montag, 18. März 2024

Skitour Spitzmeilen (2501m) & Wissmeilen (2481m)

Die Voraussetzungen waren gleich wie in der Vorwoche: es war wieder Donnerstag, es war wieder sonniges Wetter angesagt, in den Tagen zuvor hatte es Neuschnee gegeben und in der Agenda liess sich ein freies Zeitfenster für eine Skitour kreieren. Erneut galt es, die Lawinenlage auf Stufe 3 in die Planung mit einzubeziehen. Ebenso wie die Tatsache, dass es zum Ende der Niederschlagsperiode bis auf eine Höhe von gegen 2000m sehr feucht geschneit bzw. sogar geregnet hatte. Das Ergebnis meiner Planungen präsentierte sich in der folgenden Tour:

Mit den Liftanlagen der Flumserbergbahnen von Unterterzen zum Leist - Abfahrt zur Alp Fursch - Aufstieg zum Spitzmeilen via den ENE-Rücken ("Schönegg") - Abfahrt über den ESE-Hang - von SE via die Schönbielfurggel zum Wissmeilen - Abfahrt über die Nordflanke zur Alp Fursch - Maschgenlücke - Abfahrt über die Pisten nach Tannenboden - per Luftseilbahn zurück nach Unterterzen.

Die Motivation zu dieser Routenwahl war durch den mir so optimal scheinenden Mix zwischen Lawinensicherheit und Abfahrtsgenuss gegeben. Der Spitzmeilen-Aufstieg via Schönegg schien mir sicherer wie die Normalroute via Spitzmeilenfurggel. Und hätte ich die steilen Hänge zum Gipfelcouli als zu heikel beurteilt, so hätte ich die Tour unter Auslassung des Spitzmeilen-Gipfels ohne Änderungen oder Einbusse an Abfahrtsmetern durchführen können. Der ganze Rest der Tour liess sich sowieso in lawinentechnisch sicherem Gelände bestreiten.

Das Felsriff des Spitzmeilen (2501m) in der linken Bildhälfte mit dem Schönegg-Rücken (d.h. meiner Aufstiegsroute), der von links her zum Gipfel zieht. Der Wissmeilengipfel befindet sich leicht rechts der Bildhälfte. Während hier noch alles unverspurt ist, wurden später in all diese Hänge Linien gelegt.

An einem Wochentag nach der Skiferienzeit rechnete ich mit wenig Betrieb auf den Pisten. Mit dieser Einschätzung lag ich nicht ganz richtig. Es gibt doch viele Rentner und sonstige Freizeitspezialisten, die einen sonnigen Donnerstag im März gerne skifahrend verbringend - gut so, ich gönne es ihnen genau gleich wie mir selbst, der ja auch zu dieser Spezies gehört 😎 Zum Leist gelangte ich nach dem Löhnen von gut 30 CHF fürs Ticket (mit Halbtax) trotzdem ohne Anstehen und konnte von 2222m nach einem kurzen Auftakt über die Piste schon meine zweite Abfahrt antreten. Diese startete doch mit einer gewissen Ernüchterung, denn der fantastische Powder der Vorwoche wiederholte sich so nicht. An den steilen Hängen war der Schnee zäh. Immerhin drehbar, aber in den flachen Passagen war es eher etwas mühsam und durchaus schon als decklig zu bezeichnen. Es war aber nicht der richtige Zeitpunkt, die Flinte ins Korn zu werfen, möglicherweise wäre die Situation bei anderer Höhenlage, Exposition oder Tageszeit ja anders.

Auf der Normalroute zum Wissmeilen war man nicht alleine unterwegs...

Vorerst gestaltete sich der Aufstieg sehr bequem über die zur Spitzmeilenhütte angelegte Pistenspur. Auf rund 2000m verliess ich diese und spurte in direkter Linie dem Schöneggrücken entgegen und ab P.2252 über diesen hinauf. Erst auf den letzten 50m zum Spitzmeilen-Gipfelcouli hin bewegt man sich dann in Gelände, welches steil genug für eine Lawinenauslösung wäre. Doch auch da kann man sich direkt unter den Felsen halten und sowieso schien die Schneedecke schon sehr gut verfestigt, ich hatte beim bisherigen Aufstieg nie Setzungsgeräusche oder andere Alarmzeichen wahrgenommen. Sowieso waren mir von der anderen Seite her schon 2x2 Tourengänger zuvorgekommen und hatten das Couloir eingespurt. So konnte ich auf bequemen Tritten in optimalem Stapfschnee hinauf zum Gipfelbuch gelangen, die mitgeführten Steigeisen und der Leichtpickel blieben unbenutzt. Den kurzen Abstecher über die luftige Passage zum Gipfelkreuz liess ich mir auch nicht nehmen. Dann hiess es aber runter zum Skidepot, schliesslich wollte ich ja die First Line in den formidablen Osthang legen, bevor mir jemand zuvorkam. Das gelang, der Schnee war zwar kein Champagne Powder, sondern schon etwas feucht-kompakt, aber ohne Deckel und prima zu fahren. Nach hervorragenden Schwüngen stoppten die Bretter auf ca. 2200m, ich konnte eine Pause einlegen und die Felle wieder montieren.

Oh yeah! Spitzmeilen-Ostseite mit der Spur meiner ersten, tollen Abfahrt und Blick aufs Gipfecouli.

Der Wiederaufstieg zum Wissmeilen zieht sich trotz nur 300hm durchaus etwas, weil man relativ viel Distanz zurücklegen muss. Das störte mich aber nicht im geringsten, so durch diese frisch verschneite, komplett einsame und unberührte Winterlandschaft schreiten zu können, ist ein Element des Genusses und nicht eine Strafaufgabe! Leichte Kleidung genügte, denn es herrschte eine verrückte Wärme und die Sonnenstrahlung in der hellweissen Landschaft war extrem intensiv. Eventfrei erreichte ich den Wissmeilen-Gipfel, wo ich mir gewahr wurde, dass die Nordflanke vom Gipfel schon von ca. einem Dutzend Personen befahren worden war. Auch nicht falsch, denn die First Line dieser Direktabfahrt mit zu Beginn 35-40 Grad Steilheit hätte ich wohl nicht gewagt. Doch mit der Situation im Gelände (inzwischen war auch der noch deutlich steilere Spitzmeilen-Nordhang und eine noch wahnwitzigere Linie am Magerrain befahren worden) und der soliden Schneedecke standen die Lichter auf grün. Und es war einfach der Hammer! Auch hier nicht super fluffy, aber doch genial zu fahren - schon nach den ersten 50hm zudem auf einer komplett eigenständigen Linie in einer Geländekammer, wo noch niemand abgefahren war, und das bis zur Fursch hinunter. 

Der auf den ersten Höhenmetern doch gehörig steile Wissmeilen-Nordhang liess sich auch fahren!

Ab hier wartet nochmals ein langgezogener Gegenaufstieg retour ins Skigebiet. Mit einer Kombi von Skaten, zu Fuss laufen, bisschen Abfahren und einem Gratis-Skilift war der Punkt erreicht, wo nochmals die Felle an die Bretter mussten und bei sommerlicher Wärme die Maschgenlücke erreicht werden musste. Diese war der ideale Zeitpunkt für eine gemütliche Pause, bietet sich doch ein optimaler Blick ins Spitzmeilengebiet und auf die gezogenen Linien. Die Abfahrt über die gut präparierten, aber inzwischen doch sehr sulzigen Pisten war dann Formsache, machte aber doch auch mit den Tourenbrettli Spass. Dann hiess es noch ins Tal zu gondeln, bevor der Touring Thursday engültig im Kasten war. Das Fazit: super Sache, mit solchen Donnerstagen darf es gerne noch bis in den Juni hinein weitergehen 😁

Unverspurt und pulvrig, so haben wir's gern 👌🏼