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Freitag, 27. Juni 2025

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen (7c+)

Brandheisse News aus den Churfirsten: diese neue Route aus dem Jahr 2024/2025 wurde von Daniel und Fabian eingerichtet. Sie führt durch den steilsten Bereich an der Hohwand und bietet durchwegs sehr fordernde Kletterei und stellt damit ein währschaftes alpines Sportkletter-Testpiece dar. Ich hatte die Ehre, bei der ersten durchgehenden Begehung dabei sein zu können und Daniel bei seinem Rotpunkt-Versuch zu sichern.

Die steile Hohwand mit dem Verlauf der Route 'Alte Affen' und dem Zustieg dahin.

Wie schon letztes Jahr für unsere Neutouren an der Roskirche reisten wir wiederum von Walenstadt per E-Bike bis zum P.1544 am Tschinglaweg (9km, 1100hm, für die anderen Zustiegsoptionen lese man meinen damaligen Beitrag). Via Chammsässli ging's hinauf zu den Felsen am Fuss vom Valsloch, wo links die deutliche Spur vom Schnüerliweg abzweigt. Man folgt diesem für ca. 200m und steigt dann, nachdem man um eine Ecke gequert ist, über Schrofen zur Wand hinauf, wo man den angeschriebenen Einstieg vom Bandwurm findet. Nun gilt es weiter nach links hinauf zu steigen, eine Felsstufe stellt sich in den Weg (T6, II, zwei BH zur Sicherung vorhanden, Standmöglichkeit am Einstieg der Etter-Direktroute). Nach diesem Hindernis geht es vorerst wieder einfacher am Einstieg der Tschingla vorbei der Wand entlang, zum Schluss wartet dann nochmals eine steile, exponierte Passage (T5). Der Einstieg von Alte Affen ist nicht bezeichnet, 10m rechts befindet sich eine Standkette (zum Abseilen über die T5-Passage), 3-4m links ein einzelner, rostfreier BH am Einstieg der Pfeilerroute Scherrer. Um ca. 9.15 Uhr starteten wir im erwünschten, aber doch recht kühlen Schatten mit der Kletterei.

L1, 30m, 7c+: Die ersten Meter sind noch nicht ganz so schwierig, dafür erfordert der Fels etwas Aufmerksamkeit. Doch schon bald zieht es an mit technisch fordernder, trittarmer und deshalb athletischer Kletterei. Eine markante Schuppe will erhascht werden, die zu einem Rastpunkt vor der Cruxsequenz führt. Im letzten Drittel folgt dann eine heftige Stelle, trittarm gilt es kleine, scharfe Tropflochgriffe zu riegeln, was für mich nicht dechiffrierbar war. Am Ende wird man dann dafür mit grossen Tropflöchern in bestem Fels belohnt.

"Endlich" kommen am Ende von L1 (7c+) ein paar so richtig griffige Tropflochtaschen.

L2, 30m, 7b+: Hier geht's auch schon bald mit einer technoathletischen Stelle los. Daniels Lösung konnte ich dabei nicht replizieren, ich fand aber eine andere Möglichkeit (die aber evtl. morpho ist). Dann kommt man vorerst besser voran bis zu einem Wulst im letzten Drittel. Leider bietet diese Crux wenige taugliche Griffe und besteht aus eher "knusprigem" Fels. Nach diesem Hindernis (von mir nicht in freier Kletterei gemeistert), folgt zum Glück wieder gut kletterbares Gelände, es gilt jedoch einen weiten Hakenabstand zu meistern.

Der Akteur im Runout nach dem Knusper-Wulst im oberen Teil von L2 (7b+).

L3, 15m, 7b: Es geht gleich kräftig übers Dach hinweg, diese vermutlich etwas grössenabhängige Passage war für mich gut durchführbar. Heftig wird es unmittelbar danach: der von orangen Flechten überzogene Fels bietet (nachdem ich die einzige Leiste leider in die Tiefe befördert habe) nur scharfe Minikratzer und erfordert technische Zauberei, welche ich nicht ausführen konnte. Der letzte Teil der Querung zum Stand verdient dann zwar nicht das Attribut "einfach", aber dank wieder besserer Griffe für mich doch wieder die Bezeichnung "machbar".

Die Rechtsquerung in L3 (7b+) ist hart, aber dafür sehr gut abgesichert.

L4, 20m, 7b: Auch hier geht's gleich wieder mit einer richtig taffen Stelle los: wie gehabt sehr trittarm und ein paar sloprige Rauigkeiten für die Griffel müssen für den Fortschritt ausreichen. Auch diese Stelle gelang mir nicht, aber bald danach im zum Stand führenden Quergang muss dann auch der Nachsteiger parat sein. Der ist einfacher, aber dafür luftiger gesichert, im letzten Teil gibt's sogar nur einen Cam als Stopper für eine allfällige Flugeinlage.

Hier muss man auch im Nachstieg parat sein (L4, 7b+).

L5, 30m, 7a+: Immerhin, in dieser schönen, etwas einfacheren, aber doch anhaltenden und alles andere als geschenkten Seillänge konnte ich doch noch einen kleinen Erfolg im Sinne von einem Nachstiegs-Flash feiern. Allerdings auch nur, indem ich an entscheidender Stelle eine ganz andere Option wie Daniel wählte (sozusagen ein Beta Break, seine Lösung hätte ich vermutlich nicht hingekriegt). Die Kletterei spielt sich oft an Seit- und Untergriffen ab, ein paar Verschneidungen gilt es geschickt zu nutzen und gegen das Ende hin wird es einfacher.

Daniel klettert in L5 (7a+) an vielen Seit- und Untergriffen der Sonne entgegen.

Um ca. 12.45 Uhr waren wir nach 3:30h der Kletterei am Top. Obwohl Daniel alles kannte und eingeübt hatte und trotz meinem Verzicht auf das Entschlüsseln aller Passagen war einiges an Zeit verstrichen. Zwar hatten wir die Route wie gewünscht noch weitestgehend im Schatten komplettieren können. Doch Daniel musste sich zwecks weltlicher Pflichten subito aus dem Staub machen. Ich nahm mir mehr Zeit, legte am bequemen Ausstieg erst mal eine Siesta ein. Die aufkommende Hitze machte es nach einer Weile ungemütlich, so war dann auch meine Lust verflogen, noch einige der im Verdon-Prinzip zu kletternden Hohwand-Seillängen zu versuchen. Sowieso hatte ich mit der fordernden Route schon ein ausführliches Programm gehabt und meine Fingerhaut auf ein Minimum reduziert. Somit ramisierte ich meine Ware zusammen und stieg durchs Valsloch gemütlich ins Tal zu einem Glacé ab.

Ein guter Platz für eine Siesta!

Facts

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen 7c+ (7a obl.) - 5 SL, 125m - Benz/Guntli 2025 - ****;xxxx
Material: 2x50m oder 1x60m-Seil (knapp zum Abseilen!), 10 Express, Cams 0.4 und 1, evtl. 0.2-0.3

Steile und sehr fordernde alpine Sportklettertour. Die schwierigen Stellen sind alle sehr technisch und spielen sich bei Trittarmut an kleinen und scharfen Griffen ab. Hohe Fertigkeiten und eine gewisse Schmerztoleranz scheinen mir für einen Freiklettererfolg unerlässlich. Der Fels ist überwiegend sehr gut, oft rau bzw. scharf, an vereinzelten Stellen jedoch auch etwas splittrig. Die Absicherung mit rostfreien BH ist an den schwierigen Stellen sehr gut, nur an ein paar einfacheren Stellen weiter. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten und der Art der Kletterei ist aber trotzdem Engagement gefragt, die Strategie A0 hilft nur beschränkt. Die Cams kommen nur an zwei Stellen zum Einsatz, sind dort aber zwingend nötig. Das Topo von Daniel (auf Grundlage des Kletterführers St. Galler Oberland von Thomas Wälti) kann hier heruntergeladen werden.

Donnerstag, 23. Januar 2025

Skitour Nüenchamm (1904m)

Der Nüenchamm steht als Pförtner für den Zugang zum Walensee und zum Glarnerland und markiert so eine der am schnellsten erreichbaren Skitouren aus dem Raum Zürich. Trotzdem gibt es da nur ganz wenig Betrieb, was natürlich seine Gründe hat. Einerseits tritt der Gipfel nicht prominent hervor, sondern sieht mit seiner bewaldeten Flanke und dem breiten Plateau am Top mehr wie ein Hügel aus, welcher dem stolzen Mürtschenstock vorgelagert ist. Andererseits führt die Skiroute auf der Nordseite aber doch durch steiles Gelände, wo verschärfte Lawinen- und Absturzgefahr herrscht. So habe auch ich diesen Gipfel in meiner nun doch schon 30 Jahre währenden Skitourentätigkeit erst das zweite Mal angegangen.

Top of Nüenchamm mit Blickrichtung Linthebene.

Die Verhältnisse sind günstig und das Wetter schön, leider bleibt mir für längere Eskapaden keine Zeit. Noch dazu sind nach einer längeren Periode mit guten Bedingungen und ohne Schneefall die gut erreichbaren Skitourenziele zu einem Acker umgepflügt. So erhoffe ich mir, in den steilen Nordhängen am Nüenchamm noch einen Schübel unverfahrenen Pulver zu sichern. Etwas unklar ist, ob der tief gelegene Ausgangspunkt (Filzbach, P.707) tatsächlich schneebedeckt ist. Die Webcams zeigen, dass es gehen sollte. Notfalls könnte man auch via die Strasse zum Talalpsee oder mit der Sesselbahn nach Habergschwänd dem Schnee näher kommen. Das war aber nicht nötig - unten lagen tatsächlich nur wenige Zentimeter der weissen Materie. Da aber kompakt, war dies völlig ausreichend.

Wegen Hartschnee im Absturzgelände war auf 1700m ein Bootpack zwingend.

So stieg ich im Bereich des Sessellifts nach Habergschwänd auf und folgte dann den doch nicht so wenigen Spuren, welche Richtung Chalthüttli und Ober Nüen zogen. Ab dem Abzweiger in die Nüenchamm-Nordflanke war dann aber tatsächlich nur noch eine einzige Spur vorhanden, welche schliesslich auf rund 1600m endete. Es stand mir also rund 3 Wochen nach dem letzten Schneefall sogar die Ehre zu, den Gipfel als erste Person angehen zu können. Ab diesem Punkt wird es richtig steil. Der Aufstieg verläuft entweder über engen und bewaldeten NNE-Grat, oder dem Sommerweg entlang in 40 Grad steilem Gelände zwischen mehreren Felsstufen hindurch. Ich entschied mich für letztere Variante. Eine vor längerer Zeit abgegangene Gleitschneelawine hatte jedoch eine solch harte Unterlage zurückgelassen, dass ich an der steilsten Stelle zu einer Portage von ca. 50hm gezwungen war. Das Gelände ist da exponiert, ein Rutscher wäre nicht zu stoppen gewesen und hätte schliesslich mit dem Sturz über eine Felsstufe geendet. Sprich, das ist eine Skitour für Leute, die sich in alpinem Gelände zu bewegen wissen.

Gleitschneeaktivität mit Anrissmächtigkeit von ca. 1m - hat wohl ganz schön gerumpelt!

Bei der Schulter auf 1740m kann man kurz etwas durchschnaufen, es präsentiert sich ein toller Blick auf den majestätischen Mürtschenstock. Gleich wartet aber das nächste Pièce de Résistance in Form einer weiteren Felsstufe. An diesem Punkt folgte ich der Gratlinie, was nochmals ca. 40hm Portage über eine steile Stufe mit lockerem Schnee erforderte - hier nun eine ziemliche Wühlerei, wo man oft auf den glatten Grasuntergrund durchkam. Nun im Nachhinein kann ich konstatieren, dass es da besser gewesen wäre, dem Sommerweg zu folgen und die Felsstufe westwärts zu umgehen. Oberhalb dieser Stufe trifft man dann auf sanftes Gelände, welches einen zum geräumigen Gipfelplateau führt. Einsamkeit und tolles Ambiente gab es da, super!

Majestätischer Mürtschenstock ab der Schulter auf 1740m.

Schliesslich machte ich mich auf die Abfahrt, denn die weltlichen Verpflichtungen riefen ja leider schon wieder. Aber zuerst gab es noch genussvolle Pulverschwünge. So lange nach dem letzten Schneefall gab es natürlich keinen super fluffy Powder mehr. Manchmal etwas zäh, teilweise etwas vom Wind bearbeitet, aber doch immer gut zu fahren. In der Abfahrt folgte ich dem Sommerweg bis zu den Schüplanggen und stach dann in direttissima zum Habergschwänd runter. Ab da gab es im zentralen Bereich unter dem Lift so etwas wie eine Piste. Kurz die Karte konsultiert um eine eigene und unabhängige Abfahrtslinie zu engineeren. Das gelang tiptop und wurde mit genussvollen Schwüngen in zischendem Oberflächenreif auf einer kompakten Unterlage belohnt. Toll war's, in einem kleinen Zeitfenster hatte ich eine doch etwas abenteuerlich und auch nicht ganz einfache Skitour realisiert und eine genussvolle Abfahrt gehabt!

Gipfelpanorama: Mürtschen, Schiltgebiet, Fronalpstock, Glärnisch und Rautispitz.

Facts

Nüenchamm (1904m) ab Filzbach (P.707)
1200hm Aufstieg, Ski-Schwierigkeit S
Achtung: Steiles, exponiertes Gelände, Lawinen- und Absturzgefahr!
Material: Steigeisen und Pickel können je nach Bedingungen nötig sein

Samstag, 4. Januar 2025

In Amden geht die Post ab!

Ein kleiner Bericht, um ein paar schöne Erlebnisse aus der Vorweihnachtszeit festzuhalten. Während dieser war es im Jahr 2024 weder so richtig winterlich noch so richtig sommerlich. Das ist aber nicht negativ zu werten, waren so doch sowohl Skitouren wie auch Sportklettersessions in der unmittelbaren Nähe von daheim möglich. Im Idealfall lässt sich dann auch noch beides kombinieren: vom Modus Ski + Bloc hatte ich ja erst kürzlich geschrieben, nun gibt's hier ein Ski + Climb. Oder man könnte auch wieder einmal das Après-Skitouring (eben das Sportklettern nach einer Skitour) zu Rate ziehen. Das passt prinzipiell auch, wobei der Fokus dieses Mal eher bei der Après-Aktivität lag.

Skitour Flügenspitz (1702m)

Ein bis in die Haarspitzen motivierter Kollege versuchte mich von einer Galerie-Session zu überzeugen. Die Prognose und noch viel weniger die Webcams verhiessen Gutes, dichter Nebel lag auch über dem sonst oft sonnigen Walensee. Es würde schon noch kommen, meinte er. Und sonst könnten wir ja trotzdem eine Session machen, Kälte-Resistenz würde ich als altgedienter Alpinist doch schon ein wenig mitbringen. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Weil mein Zeitbudget etwas grosszügiger als seines dimensioniert war, entschloss ich mich dazu, als Aufwärmer zuerst ein Skitüürli ab Arvenbühl zu geniessen. Und im schlimmsten Fall bliebe so am Ende nicht nur eine kalte Nebel-Klettersession als Resultat des Tages. Die von mir ausgewählte Route zum Flügenspitz umfasst nur knappe 500 Höhenmeter und ist als Schneeschuhtour ausgeschildert. Grosser Alpinismus findet da also definitiv keiner statt. Viel Sonne, viel Genuss und schöne Pulverschwünge gab es aber auf jeden Fall: small, but beautiful!

Wunderschön zu fahrender Schnee auf der Abfahrt vom Flügenspitz.

Galerie - Festland (7c)

Um 13.00 Uhr war Basti am Draht und teilte mir den Entscheid zum Go mit, weil an der Galerie die Sonne schiene. Mit dem Go hatte ich gerechnet, mit seinem Argument dafür hingegen weniger. Für mich, der oberhalb von Amden an der Sonne war, tönte es kaum glaubhaft - der Nebel war nämlich immer noch sichtbar präsent. Mit Hilfe der Webcambilder liess ich mich aber überzeugen, dass das wärmende Gestirn tatsächlich durch eine (von meiner Position nicht sichtbare) Lücke in der Talmitte auf die Felsen schien - erst noch mit Tendenz zur Besserung. Also los, ab 14 Uhr ging es ans Werk: als Projekt wurde die Route Festland (7c) erkoren. Steil, kurz und knackig sind die Attribute dafür. Was man auch sagen muss: sie verläuft in wenig ansprechendem Fels, der sich auch teil etwas bröcklig-lotterig zeigt. Abgesehen vom Visuellen ist die Route aber echt cool und vor allem war es für diesen Tag genau das richtige Projekt. Wir konnten abwechselnd rasch getaktete Versuche geben, so blieben wir trotz tiefer Temperatur immer warm. In gemeinsamer Arbeit konnten wir alle Moves entschlüsseln und zimmerten eine prima Beta. So wurde geriegelt, bis es dunkel war, es war eine richtig produktive Session. Zurück beim Auto zeigte die Temperaturanzeige dann 1 Grad...

So hiess es nun nur noch, den Durchstieg an Land zu ziehen. Fünf Tage später konnten Basti und ich für eine weitere Session losziehen. Dieses Mal bei deutlich milderen Bedingungen, ja auf der Galerie schon einer fast sommerlichen Wärme. Der Verlust an Grip wog die eingesparten Kleiderschichten nach meinem Gusto nicht ganz auf - trotzdem lief es ganz ordentlich. Dreimal scheiterte ich knapp am letzten harten Zug. Es war aber kein Grund für einen Frust, sondern es reichte halt einfach nicht ganz - hier der Link zum Video von jenem Tag. Leider sollte im Anschluss das Wetter drehen, Schneefall bis in tiefe Lagen war angekündigt. Doch es gab eine letzte Chance. Im Föhnfenster vor Eintreffen der Front konnte ich mit Kathrin noch einen Go geben. Der Föhn war zwar ein eher laues Lüftchen, ja es gingen sogar schon erste Regenschauer nieder. Die störten in der stark überhängenden Route jedoch nicht, und ohne Sonne und bei tieferen Temperaturen war auch der Grip wieder besser. Nachdem ich das Material in die Route gehängt hatte, gelang mit der Durchstieg solide im ersten scharfen Go des Tages. Gleich im Anschluss entledigte sich Kathrin mit dem Pizzabuch (7a) von einem längst vergessenen Uralt-Projekt ihrerseits. Froh darüber, "Weihnachten nicht auf hoher See verbringen zu müssen", konnten wir uns in die warme Stube zurückziehen und uns ob der nun tanzenden Schneeflocken erfreuen. Für eine Reflektion über den Schwierigkeitsgrad von Festland sollte es auch reichen: in den Guidebooks steht 7c, aber meines Erachtens könnte es auch eine 7c+ sein. Die harte Einstiegspassage bis zum guten Seitgriff, von wo man den fünften BH klippt, würde ich als (mindestens) 7A bloc einschätzen. Und da kommt dann noch der taffe Klipp vom vierten BH mit hinzu. Das Finish vom erwähnten Seitgriff zum Top ist dann gutgriffig und braucht nur noch etwas Athletik (ca. 6B bloc). Das Verdikt von Darth Grader zu diesem Breakdown: 7c+.

Skitour Gulmen (1788m)

Der erwähnte Schneefall bildete die Grundlage, dass wir weitere zwei Tage später ein nächstes kleines Zeit- und Wetterfenster für die Skitour vom Restaurant Schäfli in Amden zum Gulmen nutzen konnten. Eine einfache Standardtour mit nur 850hm. Bei schöner Wetterstimmung und einer idealen Schneedecke (solide Unterlage mit fluffig-leichtem Pulver) gab das aber trotzdem ein super Erlebnis her. Und mit ein wenig Linien-Engineering war es dann auch ein leichtes, auf komplett unverfahrenen Flächen in die Tiefe zu rauschen. Zum Ende der Tour hatte sich der Himmel schon wieder überzogen. Wir fuhren talwärts, bis wir am Parkplatz der Galerie ein bekanntes Gefährt sichteten. Welcher Desperado nun das wohl war?!? Der Dettling ja offensichtlich nicht - aber natürlich sein Kollege, der sich auch noch einen Weihnachtsplatz auf dem Festland sichern wollte... die Details dazu lassen wir mal aussen vor 😜

Amden, the place to be! Sicht über den (nicht sichtbaren) Walensee hinweg zu Mürtschen und Co.

Skitour Redertengrat (ca. 2170m)

Item, die Wolken brachten auf Weihnachten nochmals eine gute Ladung Schnee. Zwar nicht in Amden, aber im nahen Wägital konnte ich diesen am Weihnachtstag dann gebührend nutzen. In tief verschneitem Gelände ging es direkt via Schwantli und durch den Schlunenwald hinauf zur Rinderweid. Anstatt dem schon gut ausgetretenen Trassee zu folgen lockte mich eine weiter links verlaufende Spur in Richtung Lauibüel. Dies in vollem Bewusstsein, dass ich so möglicherweise komplett ins Offside geriete. So war es dann auch: der Track führte nicht weiter in Richtung Redertengrat. Natürlich hätte ich wieder hinüber zur Normalroute wechseln können. Aber die verlief im Schatten des Muttrirückens und als etwas später aufgebrochenem kamen einem da schon wieder die ersten Tourengänger entgegen. Beides behagt mir wenig. So war ich bald mit mir im Reinen, stattdessen eine eigene Spur gerade-voraus-direkt-hinauf im sonnigen Gelände zu legen. Eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können: bei perfektem Ambiente und wunderschönem Powder schritt ich durch das leicht baumbestockte Gelände und landete schliesslich auf 2170m am Grat. Das war nun Soul-Touring vom Feinsten gewesen! Und selbstverständlich war auch die Abfahrt mit First-Line-Garantie bis zur Rinderweid ein Hochgenuss. Selbst von da bis hinunter ins Tal liessen sich noch unbefahrene Sektoren finden, so gut habe ich diesen Abschnitt tatsächlich noch nie erwischt. Skitourenmässig war das Jahr 2024 mit dieser Tour beendet. Nun folgte das Fest Packen der Koffer, dann ging's in den Süden zum Sportklettern - doch das ist eine andere Geschichte für einen (vielleicht) folgenden Blog.

Diese Spur lockte mich in Richtung Lauibüel, wo dann aber finito war...

...es wartete nur noch jungfräulicher Schnee, aber absolut winderschöner...

...in diesem sonnigen Winter-Wonderland war die Spurarbeit ein Riesengenuss!

Sonntag, 8. Dezember 2024

Skitour Magerrain (2524m)

Die Skitour zum markanten Gipfel des Magerrain (2524m) stand schon lange auf meiner Pendenzenliste. Es handelt sich um den höchsten Kulminationspunkt einer ganzen Gebirgsgruppe im Grenzgebiet der Kantone Glarus und St.Gallen, welcher der weniger hohe aber auch spezielle Spitzmeilen seinen Namen gegeben hat. Die Schartenhöhe vom Magerrain ist mit 357m nicht aussergewöhnlich, mit seiner Dominanz von 8350m liegt er in dieser Statistik aber auf dem respektablen Rang 72 der Schweiz. So erstaunt es denn auch nicht, dass die Tour zu seinem Top ziemlich weitläufig und aufwändig ist, noch dazu erfordert sein bis zu 40 Grad steiler Gipfelhang geeignete Bedingungen. Kurzum, die Verhältnisse müssen einfach passen für diese Skitour und das war an diesem 1. Dezember 2024 nun einwandfrei der Fall.

Diese felsige Burg ist der Magerrain, gesehen aus dem Gebiet der Alp Fursch. Der Berg muss von der Rückseite angegangen werden, auch aufgrund der Wildruhezonen im Murgtal muss man dabei eine ziemlich weite Strecke in Kauf nehmen. Das ist aber für Liebhaber einsamer und weiter Winterlandschaften kein Nachteil, sondern ergibt eine grandiose Tour!

Meine Tour startete um 8.00 Uhr in Unterterzen, von wo ich mich mit den Flumserberg-Bahnen auf den Maschgenkamm gondeln liess. Da im Skigebiet erst Teilbetrieb herrschte, war der für die Touren im Spitzmeilen-Gebiet an sich günstigere Ausgangspunkt auf dem Leist (2222m) nicht erreichbar. Zu meinem Glück war das Trassee des Wanderwegs in der SE-Flanke vom Ziger (2074m) schön hartgetreten. So erreichte ich mit Doppelstocktechnik zügig die Zigerfurgglen und konnte eine erste Abfahrt zur verwaisten Alp Fursch (1792m) geniessen. Dort wurden die Felle ein erstes Mal aufgeklebt und der langgezogene Aufstieg zum Wissmeilenpass konnte um 9.00 Uhr beginnen. Ich war der erste Tourengänger im Gebiet, es lag eine gute Spur, nur herrschte im flachen Gelände der Alp Fursch ein teilweise erstaunlicher Gegenwind.

Im Aufstieg zum Wissmeilenpass (2416m).

Etwas vor 10.30 Uhr hatte ich die Passhöhe (2416m) erreicht und stellte fest, dass auf der Fortsetzung nur mehr eine einzige Spur lag. Nach einer Pause an der Sonne stach ich in die Tiefe. Selbst in dieser sonnigen Südexposition war der Schnee ideal: kompakte Unterlage mit pulvrig-weicher Auflage, der Skigenuss also garantiert. Mit etwas Karten-Engineering fand ich eine gute Linie durch das unübersichtlich coupierte Terrain um den nächsten Anfellpunkt auf ca. 2080m im Guetental zu erreichen (10.50 Uhr) - ein sehr abgelegener Ort: man sieht den Talgrund der noch am schnellsten erreichbaren Zivilisation (das Glarner Kleintal) nicht, es gibt keinen Handyempfang und es wäre dahin auch einfach kolossal weit. Nun denn, ich wollte ja sowieso zum Magerrain und sich isoliert und fernab aller menschlichen Bebauungen zu befinden darf man gerne als Privileg wahrnehmen.

Blick zurück zum Wissmeilenpass (2416m) mit der Abfahrt nach Süden.

Zuerst ging's aufwärts über einen formidablen 250hm-Hang in die Lücke von P.2233, bevor man sich mit Flachlauf und einer kurzen Abfahrt (mit Fellen) dem steilen Magerrain-Gipfelhang nähert. Dieser weist eine Neigung von bis zu 40 Grad auf, den guten Bedingungen sei Dank konnte er aber mit den Ski an den Füssen bewältigt werden. Erst ganz oben war die Gipfelkappe abgeblasen, tiefer lag perfekter Pow, der eine genussreiche Abfahrt versprach. Die letzten 15hm zum Gipfelkreuz waren zu Fuss zurückzulegen, um 11.10 Uhr schlug ich dort an. Während sonst generell sehr milde und angenehme Bedingungen herrschten, war in Kammlage ein deutlicher SW-Wind zu verspüren, welcher einen längeren Aufenthalt am Top wenig angenehm machte. So schnallte ich bald meine Bretter an die Füsse und verschob eine Pause auf tiefere und angenehmere Gefilde.

Im Guetental, auch von hier schlägt man nochmals eine ziemliche Ecke via P.2233 und muss danach nochmals einen Höhenverlust in Kauf nehmen, um den Magerrain mit seinem bereits sichtbaren Gipfelhang zu erreichen. 

Die Abfahrt durch die Gipfelflanke war prima, ein kurzer Aufstieg (ohne Fellwechsel) brachte mich dann zu noch höherem Genuss mit der Abfahrt von der Lücke P.2233. Mehr oder weniger am selben Ort im Guetental wie 1.5h zuvor war erneut Wechselzone angesagt, bevor es bei sehr warmen Temperaturen retour Richtung Wissmeilenpass ging. Hier wurde die Tour aber mit einer Spezialeinlage aufgepeppt. Den eigentlichen Pass (P.2416) liess ich rechts liegen und steuerte eine 300m im NW gelegene Lücke bei Hüenderblänggli an, welche ebenfalls auf P.2416 kotiert ist. Schon damals bei meiner Tour zu Spitz- und Wissmeilen im März 2024 hatte ein Tourengänger eine Linie in deren formidablen, 35-40 Grad steilen Nordhang gelegt (welche mir damals bei LWS 3 reichlich gewagt vorkam). Doch heute war der Tag da, um hier selbst eine Spur in den Schnee zu zeichnen.

Die Gipfelflanke am Magerrain, mit Steilheit von bis zu 40 Grad. Auch später im Winter präsentiert sie sich oft abgeblasen, Lawinengefahr ist wohl seltener eine Problematik wie die Tatsache, dass zu wenig oder nicht genügend guter Schnee zum Skifahren liegt.

Und es war so gut wie erhofft: solide Unterlage mit einer genial zu fahrenden, pulvrigen Auflage. Bessere Bedingungen für ein solches Unternehmen kann man da wirklich kaum antreffen! Bis auf eine Höhe von 2000m war es wirklich absolut erstklassig. Unterhalb spürte man dann die Auswirkungen vom starken Fallwind, der meinen morgendlichen Aufstieg über die Hänge von Fursch gekennzeichnet hatte. Sprich, da war die Unterlage eher auf der verblasenen Seite. Doch immer noch recht gut zu fahren, so war ich bald retour bei der Alp Fursch, von wo es den letzten Hatscher retour ins Skigebiet zu absolvieren gilt. Zwar sind es netto nur 200hm zur Maschgalugga, dafür rund 3km Distanz, welche einfach nochmals etwas Zeit erfordern.

Blick vom Magerrain auf die malerische Hochebene von Oberen Chämm.

Etwas vor 14.30 Uhr war ich dort angekommen und nahm gerne die Gelegenheit war, ein kühles Getränk in meine Kehle zischen zu lassen. Mein mitgeführter Vorrat war längst aufgebraucht und die lange Runde hatte doch einigen Durst ergeben. Danach wartete noch die fünfte und letzte Abfahrt des Tages auf mich. Dies über die Piste nach Tannenboden, was definitiv kein Highlight mehr war. Hart und abgefahren war es, bisweilen sogar eisig. Dazu in einem engen Bereich viele Leute, manche davon von den Bedingungen eher überfordert. Noch dazu alles im Schatten. Tja, auch das läuft unter Skifahren, für die allermeisten ist das sogar der Standard von diesem Sport. So kommt man nicht umhin zu denken "wenn die Leute nur wüssten, was sonst noch so möglich ist mit den beiden Latten an den Füssen", natürlich nicht ohne gleichzeitig froh zu sein, dass sie es eben nicht wissen...

Der tolle Hang von P.2233 hinunter nach Guetental. Die schattseitige Hammerabfahrt von P.2233 liess sich hingegen leider nicht in gebührendem Lichte bildlich darstellen.

Facts

Magerrain ab Maschgenkamm, total 4 Aufstiege und 5 Abfahrten.
Ca. 1700hm Aufstieg und einiges an Distanz, Ski-Schwierigkeit ca. WS+
Normale Skitourenausrüstung sollte eigentlich immer ausreichend sein
Unterterzen - Maschgenkamm, retour Tannenboden-Unterterzen 20.60 CHF mit Halbtax

Freitag, 1. November 2024

Brisi - Donnerwetter (6b, 7 SL, Erstbegehung)

Der Brisi mit seiner wuchtig-breiten, steil-imposanten Südwand sieht aus der Ferne wie der perfekte Kletterspielplatz aus. Doch leider ist das Gestein dort wechselhaft, die wenigen modernen Routen verlangen einen Mix aus harter Sportkletterei und anspruchsvollem Alpingelände. Gemütlicher geht es auf der Westseite zu und her: mit der von Thomas Wälti erschlossenen Luky & Sina gibt es seit längerer Zeit eine Genusstour. Sie zeichnet sich durch soliden, kletterfreundlichen Fels, gute Absicherung und problemlosen Zugang aus, bietet aber doch ein eindrucksvolles und aussichtsreiches Gesamterlebnis. Im Sommer 2024 hat die Luky & Sina nun eine Nachbarroute erhalten, auf welche dieselben Attribute zutreffen. Hier der Bericht zur Erschliessung mit allen nötigen Infos über Zustieg, Kletterei, Material und dem Topo.

Blick von der Lücke zwischen Frümsel und Brisi auf die Westwand mit der Route Donnerwetter.

Erschliessung

Die Geschichte dieser Route beginnt mit meiner Sommerskitour auf den Brisi im Mai 2024. Nach der ersten Abfahrt gönnte ich mir noch einen Abstecher durchs Frümseltal in die Lücke zwischen Frümsel und Brisi. Dort deponierte ich meine Bretter und stieg hinauf zum Einstieg der Luky & Sina, welche ich dereinst mit Kathrin und Manuela im 2009 geklettert hatte. Weil sowohl der Grasboden nach der ersten wie auch nach der zweiten Seillänge zu Fuss zugänglich sind, konnte fast die gesamte Route bzw. das Felspotenzial daneben aus nächster Nähe inspiziert werden. Es kribbelte heftig in den Fingern und am liebsten hätte ich die Moves gleich freesolo in den Skischuhen ausprobiert. Die Vernunft (zum Umdrehen bevor der Point of no Return überschritten war 😂) war zum Glück gross genug, aber das Projekt mit einer Route durch die Brisi Westwand war lanciert. Mit Guido war auch bald ein Partner für das Vorhaben gefunden. So sassen wir in den Startlöchern und prüften täglich unsere Möglichkeiten. Doch im Vorsommer 2024 war der Brisi, wenn nicht Regenschauer eine Tour vereitelten, fast permanent in dicke Quellwolken gehüllt. Am 28. Juni 2024 sollte es dann klappen, die Prognose klang endlich einmal gut genug. Doch es war wieder nichts, ein isoliertes, nächtliches Gewitter lud über den Churfirsten viel Feuchtigkeit ab und wir mussten zum Bockmattli umdisponieren. Dort gelang uns an diesem Tag die Erstbegehung der Kairos, was natürlich ein absolut ebenbürtiges Programm war.

Auf geht's zum Brisi, wie immer per Bike - lange mussten wir auf diesen Moment warten!

Das Brisiprojekt war mit der Kairos natürlich nicht hinfällig geworden. Die Chance kam schliesslich zum Ende der Sommerferien. Am 15. August 2024 fuhren wir (wie immer) mit den Bikes von Unterwasser zur Alp Torloch und mühten uns mit sehr schwerem Gepäck zur Brisi Westwand. Meine Abschätzungen hatten ergeben, dass für dieses Projekt wohl ziemlich genau gleich viele Haken wie in der Kairos zu setzen wären. Somit lag eine 1-Tages-Erstbegehung im Bereich der Möglichkeiten. Auf jeden Fall wollten wir eine solche anstreben und sie sollte nicht an einem Detail scheitern. Voll beladen mit Material, Motivation und Power stiegen wir ein. Auf einen heftigen Bremser trafen wir jedoch bereits in der zweiten Seillänge. Ich leistete einen Verhauer von 4 Bohrhaken, den ich wieder abbauen musste. Unverhältnismässig schwierig war das in freier Kletterei, was viele Wiederholer nur zu einem Umweg über eine Schuppe gelockt hätte, von welcher man besser die Finger lässt. Das Malheur liess sich zum Glück mit einer neuen Routenführung in der oberen Hälfte des zweiten Abschnitts korrigieren. Dass dies an den Zeitreserven genagt hatte, wog weniger schwer wie die Hypothek von vier vergeudeten Bolts, die uns möglicherweise später fehlen und an der Komplettierung der Route hindern würden.

Der Startschuss ist gesetzt! Beim Bohren der dritten Zwischensicherung in L1 (5c+).

Es galt jedoch kein Trübsal zu blasen, sondern sich in die Komplettierung des Projekts zu engagieren. Nach einer Grasbandquerung nahmen wir die dritte Klettersequenz in Angriff. Steil war es da, die anhaltende 45m-Seillänge im Grad 6b forderte 10 Bohrhaken, entsprechend auch Zeit und Kraft. Sämtliche im Voraus fragliche Passagen lösten sich aber gut auf, das war die Hauptsache. Eine Verschneidung mit erstaunlich kniffliger Ausstiegspassage brachte uns schliesslich als fünfte Seillänge auf das oberste Grasband, mit freiem Blick auf den letzten Felsriegel. Diesen hatte ich bei meiner Reko anlässlich der Skitour nicht inspizieren können. Auf den Fotos von früher meinte ich zwar, eine Linie zu erkennen. Doch deren Steilheit und Details zur Felsqualität liessen sich auf den Pixeln am Bildschirm nur summarisch bewerten. Sprich es war unklar, bei welchen Schwierigkeiten es ging und wie lohnend es wäre. Das Schicksal war uns aber gnädig bestimmt: an einem scharf geschnittenen, griffigen Riss liess sich das steile Gelände wie gewünscht im 6b-Bereich bewältigen. Mit ein paar kraftraubenden Bohrmanövern gelangte ich zur finalen, genial zu kletternden Schuppe, setzte den allerletzten Bolt den wir mitführten und gelangte so zum Top. Wie gut, dass wir da, den finalen Stand der Luky & Sina nutzen konnten, sonst wäre unsere Route an diesem Tag nicht vollendet worden. Das war eine Punktlandung im wahrsten Sinne des Wortes gewesen, die mit einer genialen Abendstimmung am Top versüsst wurde. 

Besser kann es fast nicht aufgehen! Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das Top der Route, die Erstbegehung in einem einzigen Tag war geschafft. Und es ging bis auf das letzte Stück ganz genau auf mit den Bohrhaken, am Ende waren alle aufgebraucht - ohne dass ich auf Kompromisse und Sparerei setzen musste.

Noch ausstehend war damit nur die Krönung des Projekts durch eine Begehung mit leichtem Gepäck und Rotpunktambitionen. Erneut vereitelte instabiles Wetter die Pläne, erste Schneefälle ermöglichten sogar schon eine Voralpen-Skitour im September. Nach den Herbstferien hielt dann aber doch der gewünschte goldene Oktober seinen Einzug, so dass wir am 27. Oktober 2024 zur Tat schreiten konnten. Die erwünschte Rotpunktbegehung gelang ohne Schwierigkeiten, aber mit viel Freude. Wir genossen einen fantastischen Herbsttag bei bestem Wetter mit genussvoller Kletterei. Gold wert war auch die Erkenntnis, dass Route und ihre Moves sich noch besser anfühlten, als wir dies vom Tag der Erstbegehung in Erinnerung hatten. Das war ein tolles Projekt, vielen herzlichen Dank Guido für deine Mithilfe und Mitarbeit!

Bei erneut fantastischem Ambiente kurz vor dem Top in L7 (6b) - danke Guido!

Zustieg

Autofahrer erreichen von Unterwasser über die taxpflichtige Strasse (13 CHF/Tag, Taxautomat für Münzen, Twint oder Parkingpay-App vor Unterqueren der Iltiosbahn) die Selamatt und stationieren ihr Gefährt in der Gegend von P.1561 bei den Ställen vom Thurtalerstofel (Kartenlink, bitte den Alpbetrieb nicht behindern!). Dann auf markiertem Wanderweg via Brisizimmer und P.1798 am Fuss des Brisirückens ins Frümseltal zur Lücke P.2044. Nun der Krete ostwärts folgend hinauf, eine erste Gruppe von Felstürmen wird links umgangen. Man erreicht so den markanten Schacht am Grat. Im Sattel oberhalb von diesem findet man den Einstieg  (2 BH, Markierung "Luky & Sina"). Koordinaten CH LV95: 2'739'085, 1'223'995, Höhe 2110m, Kartenlink. Gehzeit ab P.1561 ca. 60-75 Minuten.

Hier im Sattel über dem markanten Schacht (durchgehendes Loch auf die Südseite!) starten Luky & Sina sowie auch unser Donnerwetter. Hier der Rückblick auf L1 (5c+) und Guido, der mich im Vorstieg sichert.

Mit dem Bike kann man bis Brisizimmer fahren, oder alternativ auch zur Alp Torloch (dorthin anscheinend Fahrverbot für Autos, v.a. gibt es keine Parkplätze). Die Alp Torloch als Ausgangspunkt macht jedoch nur dann Sinn, wenn man den Westabstieg vom Brisi (siehe unten) wählt. Beim Abstieg über den Brisi-Nordrücken ist ein Bikedepot bei Brisizimmer insgesamt vorteilhafter und schneller. Die Querung von Torloch zum markierten Wanderweg im Frümseltal kann auf der falschen Fährte durch Kraut, Stauden und mühsame Karren beschwerlich sein. Insidertipp: es gibt eine zurückhaltend mit pinken Punkten markierte Ideallinie (Startpunkt ostseitig, Startpunkt westseitig).

Bikedepot bei Brisizimmer, hinten nicht nur der Säntis, sondern mit Wildhauser Schafbergwand und Moor zwei Top-Klettergebiete in Sichtweite.

Routenbeschreibung

Donnerwetter 6b (6a obl) - 7 SL, 230m - Marcel Dettling & Guido Arnold 2024
Material: 1x50m-Seil, 12 Express, evtl. Cam 0.4

L1, 25m, 5c+, 3 BH: Vom Stand im Sattel ob dem Schacht startet Luky & Sina nach rechts, Donnerwetter steigt in die kompakte Platte etwas links oben ein. Die kurze Wandstufe beschäftigt einen vermutlich länger, wie man zuerst meint. Es ist doch recht steil, man muss sauber antreten und die positiven Crimps identifzieren, an welchen man sich festhalten kann. Nach 10m steigt man schon auf das Grasband aus und traversiert auf diesem 15m horizontal hinüber zum gemeinsamen Stand mit Luky & Sina. Dieser Abschnitt kann auch problemlos linksherum umgangen werden.

Guido im Exit von L1 (5c+), wo noch eine Grasbandquerung wartet. Zwei weitere Fotos von dieser Seillänge findet man weiter oben im Bericht in den Rubriken Erschliessung und Zustieg. Hinten der Frümsel.

L2, 35m, 6a+, 8 BH: Hier geht Luky & Sina mehr oder weniger direkt über dem Stand weiter, während Donnerwetter ein paar Meter links startet. Zur optimalen Sicherung des Vorsteigers sollte man sich vielleicht nicht gerade mit der kürzesten Selbstsicherungsschlinge am Stand fixieren (auf dem breiten und wenig steilen Grasband ist überhaupt keine Sicherung nötig). Es folgt ein prima Start über kompakte Steilplatten mit Seit- und Untergriffschlitzen, toll! Bald einmal lässt es etwas nach, mit genussvollen Moves im Fünfergelände kommt man zum Top dieser Wand.

Tolle Kletterei an Unter- und Seitgriffen in L2 (6a+).

L3, 40m, T4,  0 BH: Erst über das problemlos begehbare Grasband horizontal hinüber zu einem Block mit SU-Schlinge. Die letzten Meter sind dann etwas gerölliger und werden leicht absteigend begangen. Die Bohrhaken drüben an der Wand für die Fortsetzung der nächsten Seillänge sind gut sichtbar. Am Stand/Einstieg steckt nur ein einzelner Haken. Da es sich hier um kein Absturzgelände handelt, scheint das so vertretbar. Wer unbedingt einen zweiten Sicherungspunkt will, kann in einem Querschlitz den Camalot 0.4 legen.

Im Vordergrund die SU-Schlinge und der letzte Teil von L3, dort wo Guido steht führt L4 weiter.

L4, 40m, 6b, 10 BH: Steil geht's los, dank den griffigen Schuppen erst links in der Wand. Auf ein paar Metern Höhe ist es dann kommoder, die Verschneidung rechts in die Sequenz einzubauen. Griffig und etwas weniger steil geht es nach deren Ende weiter. Der nächste Programmpunkt bzw. die Crux besteht aus einem kniffligen Mantle über einen Wulst (etwas rechtsrum angehen, direkt über den Haken ist das taff!). Nachher folgt wieder schön griffiges Steilgelände im Bereich von 5c+/6a zu einem luftigen Stand hinauf.

Marcel hat die griffigen Schuppen am Start von L4 (6b) schon genutzt und spreizt nun an die Verschneidung.

L5, 35m, 5c+, 4 BH: Grob in der Verschneidung geht's weiter. Vorderhand genussreicher und auch nicht schwieriger, wenn man links in der Seitenwand klettert, das ist die Ideallinie. Vorbei geht's an einem witzigen Klemmblock, an welchem wir wie verrückt gerüttelt haben. Er liess sich nicht bewegen, man nutze ihn trotzdem mit Bedacht (oder gar nicht, geht auch ohne wesentlich höhere Schwierigkeiten). Am kniffligsten ist dann der Ausstieg aus der Verschneidung, der sich aber doch auch gut wegstehen lässt. Weiter geht's dann in gestuftem Grasgelände, wo man zur Sicherung (falls es einem nötig erscheint) nochmals den Cam 0.4 unterbringt. Der Stand kommt erst oben auf der wenig steilen Wiese an einem Felsblock (einfach zu finden).

Marcel unterwegs in der Verschneidung von L5 (5c+) bei der Rotpunktbegehung.

L6, 30m, T3,  0 BH: Aufstieg über die Grasflanke zur nächsten und letzten Wand. Der Einstieg befindet sich bei einer kleinen Höhle, die Bohrhaken sind ca. 3m rechts einer markanten Verschneidung gut sichtbar. Am Boden der kleinen Höhle befindet sich in ein paar Steine eingebettet das Honigglas mit dem Wandbuch, wo man gerne seinen Eintrag machen darf. Da es sich nicht um Absturzgelände handelt, steckt auch hier am Stand/Einstieg nur ein einzelner Bohrhaken, mehr braucht es nicht. Ein zweiter Sicherungspunkt könnte mit dem Cam 0.4 im Riss gelegt werden.

Wie cool, dass auch diese Grasbandlänge ohne Kletterschwierigkeiten spektakulär aussieht!

L7, 30m, 6b,  8 BH: So richtig steil und kräftig geht's hier los, dank dem griffigen Riss mit seiner scharfen Kante und ein paar Tritten steigen die Schwierigkeiten doch nicht übermässig an. Es gilt die Übersicht zu behalten, bis das Terrain nach ca. 10m etwas einfacher wird. Gerade hinauf kommt man zur markanten Riesenschuppe. Eine grandiose Turnerei in bestem Fels an dieser bringt einen hinauf zum Top, ein paar einfache Moves führen rechtshaltend zum letzten Stand, welcher gemeinsam mit Luky & Sina ist.

Marcel unterwegs am steilen, ja bisweilen leicht überhängenden Riss in L7 (6b). Die Seillänge führt in gerader Linie über dem Kletterer weiter. Oben am Horizont erkennt man direkt über dem Helm auch noch die massive Schuppe, an welcher man im zweiten Teil der Seillänge in die Höhe turnt.

Abstieg

Am einfachsten in knapp 10 Minuten vom Ausstieg weiter dem Westgrat bzw. der Gipfelkrete entlang (Gehgelände, T3) zum Kreuz am höchsten Punkt vom Brisi und von dort den markierten Wanderweg über den Nordrücken zum Abstieg nutzen, was einen in total ca. 60 Minuten retour zum P.1561 an der Selamattstrasse bringt. 

Guido auf dem Weg zum Brisigipfel, welcher der Gipfelkrete entlang führt. Was für eine Gegend!

Alternativ kann auch der Westabstieg verwendet werden, welcher Absteigen und Abseilen kombiniert. Zuerst vom Top (in Wandansicht) rechts der letzten Seillänge durch eine T4-Rinne absteigen, dann am Fuss des Felsriegels (am Start von L7 vorbei) zur Abseilstelle am Fuss der markanten Pfeilers queren. 3x Abseilen à jeweils 20-24m bringt einen auf die Wiese auf Höhe Start von L4. Von dort steigt man zu Fuss im Schrofengelände (T4/T5) ab, die ersten drei Seillängen der Route (im Abstiegssinn) rechts umgehend. Ungefähr auf Höhe des Einstiegs quert man hinüber zum Schacht bzw. der Krete, steigt ab zu P.2044 und gelangt über die markierten Wege durchs Frümseltal retour zu seinem Ausgangspunkt. Der Zeitbedarf dürfte so bei 60-90 Minuten liegen, je nachdem wohin man muss/will.

Büroarbeit auf dem Brisi 😀

Abseilen/Rückzug

Die Route Donnerwetter ist nicht zum Abseilen eingerichtet! Nach L1 und L2/L3 kann man über die Bänder nordwärts ausqueren und absteigen, nach L4 lässt es sich zu deren Start abseilen und dasselbe tun. Hat man L5 bewältigt, so kann L7 durch die T4-Rinne rechts umgangen und der Gipfel erreicht werden. Oder man quert von da über die Wiese zur der beim Abstieg erwähnten Abseilmöglichkeit.

Wie bekannt mag es der Mann im Bild gar nicht, eine MSL nicht bis zu ihrem Ende zu klettern 😉

Material, Absicherung, Topo & Hinweise

Die Route ist durchgehend mit soliden, rostfreien Bohrhaken auf Stufe xxxx bzw. Plaisir gut+ eingerichtet und klassifiziert unseres Erachtens als Genusstour auf gehobenem Niveau. Ein gewisser Anspruch ist im Vorstieg dennoch präsent. Die Haken wurden zur Sicherung und zur Vermeidung von gefährlichen Stürzen platziert und nicht, um sich an jeder Stelle nach Belieben daran hochziehen zu können. So ist der Grad 5c+ ganz sicher, vermutlich sogar 6a obligatorisch zu meistern. Im vierten und unteren fünften Grad muss man auch einmal ein paar Meter über die Haken steigen, für Churfirstenverhältnisse gut abgesichert ist das Terrain auch dort. Mobile Sicherungen sind nach Meinung des Autors nicht zwingend anzubringen, gewisse Möglichkeiten findet man hier und da. Am ehesten nützlich (aber auch verzichtbar) ist der Camalot 0.4, um im Stehgelände am Anfang von L4 und L7 einen zweiten Sicherungspunkt zu schaffen und im grasigen Kraxelgelände am Ende von L5 noch eine Zusatzsicherung zu haben. Hinweis: auf den Seillängen ist der Fels generell solide, rau, griffig und genussvoll zu beklettern. Bei den Ausstiegen auf Bänder und in gestuftes Gelände ist jedoch eine gewisse Wachsamkeit auf loses Gestein durchaus empfehlenswert. Für Kletterer mit etwas alpiner Erfahrung ist das aber problemlos zu meistern. So bleibt mir nur noch, viel Spass bei einer Wiederholung der Route zu wünschen und auf den PDF-Download für das unten abgebildete Topo hinzuweisen.

Das Topo zur Route, gibt es auch zum Download als PDF.

Dienstag, 8. Oktober 2024

Churfirsten / Roskirche - Sinnfrage (7a, 3 SL, Erstbegehung)

"Die Sinnfrage kann man immer stellen, vor allem natürlich beim Klettern", an diesen früheren Ausspruch von Daniel kann ich mich noch gut erinnern. Und nun hat die Sinnfrage also sogar ihre zugehörige Route erhalten. Selbstverständlich kann man die Sinnfrage bei dieser Neutour stellen: es ist weder die längste, die schwierigste noch die schönste Route der Welt. Aber es hat Spass gemacht sie zu entdecken und zu realisieren, was für uns genug der Sinnhaftigkeit ist. Wobei an genau diese Stelle auch ein Disclaimer gehört. Ausgecheckt und eingebohrt wurde die hier beschriebene Route von Daniel Benz, ich war "nur" bei der ersten RP-Begehung mit dabei. Somit der Bericht über die neuste und vorerst letzte Neutour, welche am 90m hohen, freistehenden Turm der Roskirche durch die schattige Nordwand verläuft.

Spannende Perspektive! Daniel turnt in L1 (7a) der Sinnfrage.

Erschliessung

Hier kann ich mich für einmal sehr kurz halten: Daniel hat die Sinnfrage 4 Tage nach dem Einbohren vom Massnahmenpaket im Alleingang am oben fixierten Seil eingerichtet. Dieser Stil war hier die Methode der Wahl, weil es die Linie geschickt durch die verbleibenden Filetstücke der Wand zu legen galt. Nochmals 3 Tage später waren wir dann auf der Rotpunkt-Mission unterwegs, wo wir Massnahmenpaket, dessen Trad-Variante und die Sinnfrage befreiten. Meinerseits konnte ich dabei die zweite Länge vorsteigen und so tatsächlich die formell erste (Vorstiegs-)Begehung von diesem Abschnitt notieren. Vielen Dank Daniel! Es ist auch der Grund, warum die Sinnfrage hier als Erstbegehung präsentiert wird, auch wenn mein Beitrag zu ihrer Entstehung limitiert war, bzw. ich nichts zur Pflanzung der Hardware beigetragen habe.

Dieses Foto gehört quasi noch zur Erschliessung. Nach der RP-Begehung vom Massnahmenpaket sind wir von der Abseilpiste hinüber gequert zur Sinnfrage, um dort im Abseilen noch die Kette mit der fixen Exe in der Crux zu platzieren. Dies war nötig, weil der BH an dieser Stelle aufgrund der Felsqualität (zu) hoch platziert werden musste, so dass er (ohne die Fixexe) aus der Kletterstellung nicht vernünftig bzw. nur sehr umständlich zu klippen ist.

Zugang

Für den Weg zum Depot an der NW-Ecke der Roskirche wiederhole ich hier exakt meine Zeilen aus dem Beitrag zum Massnahmenpaket. Wer sie von dort noch auswendig rezitieren kann, braucht sie nicht nochmals zu lesen.

  1. Für uns die schnellste und bequemste Variante, ein idealer E-Bike-Usecase: von Walenstadt bzw. vom Hasebärg (ca. 560m) an der Lüsisstrasse mit dem Stromrad steil aufwärts, dann auf 1100m noch steiler auf den Tschinglaweg abzweigen und diesem via Vorder Büls bis zum P.1544 (ca. 9km, 1100hm). Von dort auf dem blau-weiss-blau markierten Wanderweg über die Schwarzen Platten (T4) zum Chammsässli und weiter hinauf zum Valsloch. Nach der Engstelle an dessen Eingang noch ein paar Kehren (ca. 50hm) aufsteigen, bevor man horizontal zur gut sichtbaren Roskirche quert (zu Beginn weglos, dann schwache Pfadspuren, T4+). Ein gutes und bequemes Depot befindet sich gleich am Punkt, wo man die Roskirche erreicht. Zeitbedarf ab Walenstadt: ca. 40-45 Minuten per Bike plus 30-35 Minuten zu Fuss, d.h. 1:15h ab Walenstadt.
  2. Wer von Süden kommt und über kein E-Bike verfügt, der fährt wohl mit dem PW aufs Lüsis. Dort gibt es nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Auf Anfrage kann man (wenn Platz vorhanden) beim Gasthaus abstellen (15 CHF/Tag). Frei parkieren ist nur beim abseitig gelegenen P.1327 erlaubt, was sowohl die Anfahrt wie auch den Zustieg verlängert. Dann auf markierten Wanderwegen Richtung Tschingla, vorteilhaft über den Chalberhalden Highway zum Chammsässli und dann wie unter 1) beschrieben zur Roskirche. Zeitbedarf ab Walenstadt ca. 20-25 Minuten per PW und ~90 Minuten zu Fuss, total gegen 2:00h ab Walenstadt.
  3. Am wenigsten Zustiegs-Höhenmeter sind involviert, falls man die Bahn auf den Chäserrugg nutzt (Betriebszeiten beachten, mit Stand 2024 kostet das 62 CHF retour pro Person, bzw. 31 CHF mit Halbtax). Vom Chäserrugg auf dem Valslochweg absteigen und auf ca. 1950m (d.h. höher als wenn man von unten kommt) nach links zur Felswand hinüberqueren, an deren Fuss ein Wildpfad zur Roskirche führt. Auf dem Retourweg sind dann ~350hm im Aufstieg zu bewältigen. Zeitbedarf aus dem Tal in Unterwasser muss man selber berechnen... Diese Variante bietet sich vor allem dann an, wenn man von Norden durch das Toggenburg anreist.
Hier geht's los - wenn denn die Aufschrift noch lesbar ist.

Routenbeschreibung

Roskirche - Sinnfrage 7a (6b+ obl.) - 3 SL, 80m - Daniel Benz, Marcel Dettling 2024
Material: 1x50m-Seil, 10 Express, Camalot 2, Helm

L1, 35m, 7a: Vom Depot an der NW-Ecke der Roskirche steigt man die Rinne zum Nordsattel ein Stück weit hinauf. Der Einstieg ist angeschrieben und durch die rostfreien Bohrhaken gut erkennbar. Vom Boden einzig an der Roskirchenwand startend würde gleich ein heftiger Einstiegsboulder warten. Die Methode der Wahl ist jedoch ein Überfall von einer Terrasse auf der Gegenseite, so kriegt man einen vernünftigen Griff in die Hand und kann abheben. Die markante Crux wartet dann etwas vor Hälfte der Seillänge bei der Fixexe. Mit einem kleingriffig-technischen Boulder will eine 3m hohe, ziemlich blanke Wandzone erobert werden. Diese ist prima gesichert (A0 möglich, die Länge geht auch als 6c 1pa), denn es folgt gleich nachher ein BH, welcher von unten in der Kletterstellung nicht sichtbar ist. Damit ist aber nicht fertig, in athletisch-griffiger Kletterei geht's richtig cool entlang von Rissspuren athletisch in die Höhe, zuletzt klettert man dann noch fotogen die Hangeltraverse der klassischen Nordroute retour nach links zum Stand.

Hier hat man die Hauptschwierigkeiten in L1 (7a) geschafft, auch wenn man sich in der finalen Linkstraverse durchaus nochmals festhalten muss. Hinten übrigens gut erkennbar die Wegspur im Valsloch, von welcher man weglos über die im Bild sichtbaren Grashänge zum Fuss der Roskirche quert.

L2, 30m, 6b: Steil und griffig geht's hier gleich vom Stand weg bei guter Absicherung in die Höhe. Man bedient sich hier an sehr schönem, wasserzerfressenem Fels. Mit etwas Reserven auf den geforderten Grad geht das in einer vergnüglichen Turnerei mühelos in die Höhe. In etwa mittig der Seillänge wurde zwecks von einem exzellenten Placement für einen Camalot 2 auf einen BH verzichtet. Wiederum, wer die Reserven hat, kann sich da aber sogar auch einen Runout zum nächsten Silberling zutrauen. Das Finish dann wieder etwas technischer, auch da super schöner, vom Wasser ziselierter Fels.

In L2 (6b) ist es sowohl auf- wie auch abwärts schwierig, gute Fotos zu machen.

L3, 15m, 6a+: Der Stand auf dem bequemen Band befindet sich auf dem Verlauf der Lucky Bernd. Dessen Haken befinden sich denn auch gerade voraus in der Nordwand. Klettert man diese Passage, so beläuft sich die Schwierigkeit auf 6a. Zur Sinnfrage gehört aber eigentlich die NE-Kante linkerhand. Hier steckte schon altes Material, welches zur Variante Müller-Wetli gehört. Dieser Abschnitt wurde mit rostfreien BH saniert. Die Kante ist steiler und kniffliger, wie man auf den ersten Blick denken könnte! Zuletzt dann noch nach links über den Spalt hinweg zum Gipfelstand beim Wandbuch.

Kurz aber kräftig klettert man an der Kante von L3 (6a+).

Abstieg

Auch hier werden die bereits beim Massnahmenpaket getippten Zeilen rezykliert. Am Gipfelstand geht's los, es werden jedoch andere Stationen wie im Aufstieg genutzt. Das Abseilen über die Standplätze der Sinnfrage ist nicht vorgesehen. Man kann diese jedoch für einen Rückzug nutzen, bzw. man befindet sich an den Standplätzen sowieso stets in unmittelbarer Nähe zur offiziellen Abseilroute, so dass man einfach dahin wechseln kann. Normal seilt man zuerst 15m auf der Nordostseite zu einem Bödeli ab. Man geht ca. 5-10m nach Osten zu Stand im Spalt, von wo man 25m auf das geräumige Velobödeli abseilt. Von diesem quert man über ein ca. 60cm breites Band für 15m in die Nordwand hinein zu einem weiteren Abseilstand. Über eine 25m-Strecke erreicht man den Sattel im Norden der Roskirche, von wo man zu Fuss zum Einstieg bzw. Depot absteigt. 

Auf der zweiten Etappe der Abseilpiste, welche entlang vom Ostkamin führt. In der Wand rechts mit dem knapp sichtbaren Surfverbot verläuft die Ostroute (6c). Und im kompakt-steilen Stück Fels links vom Seilverlauf befindet sich die Cruxlänge (8b+) vom Hauch der Vergänglichkeit, welche Daniel ebenfalls im Sommer 2024 (von unten!) eingerichtet und gepunktet hat.

Planungsinfo & Topo

Die Route ist mit rostfreien Bohrhaken bestens auf Stufe xxxx abgesichert. Ein wenig Engagement ist in L1 nötig und in L2 muss 1x ein Cam gelegt werden, damit man dort im 6a-Terrain nicht einen doppelten BH-Abstand vergegenwärtigen muss. Aber auch hier gilt: alles im grünen Bereich! Im Beitrag zum Massnahmenpaket wurde noch nicht erwähnt, dass es sich an der Roskirche durchaus gut beim sonnig-warmem Wetter klettern lässt. Mit Wildfang (7a+), Lucky Bernd (7a) und Sinnfrage (7a) stehen drei Touren im 7a/7a+-Bereich zur Verfügung, welche vorwiegend schattig in der Nordwand verlaufen. Zudem bleiben auch das Massnahmenpaket (7a+) sowie der Schattenbachfäger (6b) bis am frühen Nachmittag im Schatten. Und wenn dort die Sonne scheint, findet man dafür auf der Ostseite Schatten. Natürlich kann man es auch andersrum machen und mehr von der Wärme des Himmelsgestirns zu profitieren. In der zentralen Nordwand (Lucky Bernd, Sinnfrage) findet man allerdings kaum je so viel Sonne, dass Griffelzitter-Temperaturen auf wohlige Wärme angehoben würden. Das hervorragende PDF-Topo mit allen 2024er-News von Daniel sei auch hier verlinkt, ebenso der Hinweis auf den SAC-Kletterführer St. Galler Oberland von Thomas Wälti. Das Foto mit dem Routenverlauf muss hingegen leider ausbleiben - auf die Nordwand der Roskirche gibt es keine freie Perspektive.

Einen Blick auf den Turm der Roskirche soll es aber doch nochmals geben! Beim Zustieg anzupeilen ist der linke Fuss der Roskirche. Die Sinnfrage verläuft auf der Rückseite in der Nordwand, der Einstieg befindet sich ca. 10-15m vom Fuss entfernt in der Schlucht.