Einmal pro Saison ist sie sicher fällig, die Tour auf den Mutteristock im Wägital - sonst könnte man noch zum Schluss kommen, dass der Winter gar nicht stattgefunden hat. Der ideale Zeitpunkt ist jeweils am ersten schönen Tag nach Neuschneefällen, wenn immer möglich wochentags. Dann hält sich der Andrang einigermassen in Grenzen, und die besten Abfahrtshänge können noch jungfräulich genossen werden.
Bei eigentlich allen anderen Skitouren schaue ich, wenn ich losgehe, nicht einmal auf die Uhr. Im besten Fall kann ich die Aufstiegszeit aufgrund der Fotos einigermassen rekonstruieren, aber eigentlich ist sie sowieso egal. Wenn ich alleine am Muttri bin, dann ist das anders. Hier ist irgendwie der Floh im Ohr, dass dieser Aufstieg möglichst schnell bewältigt werden muss. Warum auch immer, aber es ist so.
Somit bereite ich alles schön vor, drücke auf den Start-Knopf und dampfe ab. Im unteren Bereich liegt bereits erstaunlich wenig Schnee. Ein paar warme Tage noch, dann kommt man hier nicht mehr komplett mit den Skis an den Füssen durch. Auch jetzt muss ich im Wald einige Male bereits über die Steine treten. Ansonsten geht es aber trotz etwas rutschiger Spur, eine feine Pulverauflage liegt auf hartgefrorener Unterlage, zügig aufwärts.
Auf der Rinderweid komme ich ans Licht, was mir gleich nochmals Schub gibt. Aber es wird auch anstrengend jetzt, einige Überholmanöver von grösseren Gruppen stehen an, so dass ich im tiefen Schnee spuren muss. Weiter oben dann, bei der Mutterihütte, gönne ich mir sogar kurz 2 Fotos, diese Motive kann ich nicht auslassen. Kurz darauf muss ich mich über 2 Schneeschuhtrampler ärgern, welche in der langen Traverse unter dem Rund Chopf die Spur total massakriert haben. Total vorsätzlich, und ich glaube nicht einmal, dass sie, ständig abrutschend, daraus einen Vorteil gezogen haben, bzw. Kraft sparen konnten.
Für mich geht's nun gegen die Torberglücke und dann über das Dach hinauf zum Gipfel. Ich spüre, wie ich langsam aber sicher stumpf werde - für meinen aktuellen Fitnessstand bin ich die Sache leicht zu schnell angegangen. Beschleunigen kann ich nicht mehr, aber ein vernünftiges Tempo aufrecht erhalten geht schon noch. Nach 1:39 bin ich schliesslich am Gipfel, sogar ein paar Minuten schneller wie letztes Jahr! Einschreiben im Buch, meinen Eintrag von der Wägital-Rundtour suchen, Umschau halten. Der Rederten Westabstieg sieht auf den Fotos immer so krass und unnahbar aus. Auch von hier macht er keinen trivialen Eindruck, aber ich erkenne meine Route haargenau und in jeder Feinheit wieder - und ich weiss, dass sie gut machbar ist.
Puls auf 180, Zeit für ein Foto: In der N-Abfahrt am Mutteristock, prima Pulver und eindrückliche Szenerie. |
Nach einer Weile mache ich mich an die Abfahrt. Ich kann die Spur Nr. 7 in die Nordabfahrt legen. Durchgehend ist noch freie Fläche vorhanden, sehr guter Pulver liegt auf kompakter Unterlage. Im Schuss geht es hinunter bis vor die Lufthütte. Weil es noch früh ist, ich sowieso schon hier bin und die Bedingungen einfach perfekt sind, beschliesse ich, nochmals anzufellen, und zum Redertengrat aufzusteigen.
In gemütlichem Tempo trotte ich hoch, ziehe oben die Felle ab, und fahre gleich wieder ab. Eine frische Brise geht nun, die Zirrenfront drückt langsam herein, und an der Sonne Skifahren macht mehr Spass. Weil meine Vorgänger ihre Spuren in einem 20m-Korridor alle schön übereinander gelegt haben, bleibt auch hier freie Fläche à discretion. Beim Zusammentreffen mit der Muttri N-Abfahrt treffe ich zufällig, aber nicht komplett unerwartet meinen Tourenkumpel Chris Moser. Wohl wissend, dass er auch im Wägital unterwegs ist, hatte ich auf eine gemeinsame Tour verzichtet - nochmals 2 Stunden früher aufzustehen um weitere fast 1000hm draufzupacken war mir für einmal zu viel der Entbehrung.
So dürfte es immer sein: vorzüglicher Schnee und viel Platz für eigene Linien in der Abfahrt vom Redertengrat. |
Zusammen fahren wir weiter ab, immer noch in bestem Schnee. Etwa ab der Lufthütte spürt man langsam den kompakten Deckel unter dem Neuschnee, was aber nicht stört. Zu bald sind wir am Seeende, und kurz darauf beschliessen wir unsere Touren im Gasthaus. Gemeinsam erörtern wir das Potenzial, wie die Aufstiegszeit noch weiter reduziert werden könnte: ideal angelegte Spur, keine Überholmanöver, saubere Even Pace, minimales Gepäck und vielleicht (für mich) auch ein bisschen Lauftraining, anstatt sich allerhöchstens in der Kletterhalle an den Boulderblöcken auszutoben... Wer weiss, so liesse sich vielleicht sogar die 1:30er Schallmauer knacken. Aber weil mir die Sache schlicht und einfach nicht wirklich wichtig ist, dann vielleicht nächstes Jahr - wenn ich bis dann noch nicht zu alt bin ;-)
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