Die Voraussetzungen waren beinahe identisch wie eine Woche zuvor: in den Tagen zuvor hatte es etwas Neuschnee hingelegt, klarer Himmel und einwandfrei schönes Wetter war nur südlich vom Alpenhauptkamm vorhanden und meine Motivation für eine weitere Frühlingsskitour war gegeben. Kraft und Haut gaben nämlich keinen weiteren Sportklettertag mehr her und zum MSL-Klettern waren die Möglichkeiten für meinen Geschmack einfach noch zu stark eingeschränkt.
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Dank diesem Bild braucht es bestimmt keine weiteren Erklärungen, warum ich gerne auf Frühlingsskitouren gehe. |
Als Ziel auserkoren wurde schliesslich der Pizzo Stella (3163m), welcher grob zwischen dem Avers und dem Splügenpass liegt. Ganz im Talschluss des
Valle di Lei ist er zu finden - einer Landschaft, welche eine wechselvolle Geschichte in Bezug auf die Staatsangehörigkeit zwischen der Schweiz und Italien zu bieten hat. Schliesslich wurde das ganze Tal in den 1960er-Jahren mit einem Stausee geflutet. Der Skitour hat das jedoch nicht geschadet, sie startet über Seeniveau und dank der Schotterstrasse über dem westlichen Seeufer ist auch der Ausgangspunkt gut erreichbar. Zu beachten sind jedoch Logistik und Strategie. Die Staumauer selber ist stets mit einem Fahrverbot belegt. Drüben, am Beginn der Uferstrasse befindet sich dann ein weiteres Fahrverbot, allerdings steht dort auch ein Taxautomat, wo man einen Obulus entrichten kann und damit freie Passage erhält. Zur Zeit war er jedoch ausser Betrieb, und auch eine Schranke oder ähnliches ist nicht vorhanden. Auf eigenes Risiko kann man den Ausgangspunkt also per PW erreichen, wobei die eher holprige Fahrt dem Seeufer entlang doch auch gegen 30 Minuten in Anspruch nimmt. Die gute und naturnahere Alternative dazu ist das Bike, natürlich vor allem dann, wenn Teile der Schotterpiste noch mit Lawinenresten verschüttet sind. Aktuell ist das nicht der Fall. Der Zeitaufwand mit dem Bike beträgt je nach Fitness und Einsatz ca. 45-60 Minuten.
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Die tolle Landschaft und sonnige Lage ergeben einen sehr genussvollen Skiaufstieg. |
Nach Aufstehen um 4.30 Uhr starteten wir schliesslich um 7.15 Uhr in der Wechselzone im Talschluss auf 1950m mit der Skitour. Da die untersten Hänge bereits grün waren, kamen die Skis für die ersten 100hm noch auf die Schultern. Danach lag aber durchgehend Schnee. Dank dem sonnigen Samstag und der klaren Nacht hatte sich ein tragender Deckel mit griffiger Oberfläche ausgebildet. In ziemlich direkter Linie ging es sehr effizient gegen den grossen Gipfelhang hin. Hatte ich mir im Vorfeld noch einige Gedanken gemacht, ob dieser lawinentechnisch zu verantworten wäre, so zeigte sich dieser gegen 40 Grad steile Nordhang auf gut 3000m auch schon perfekt durchgebacken und mit solide tragender Kruste versehen. No Worries also, und die Aussichten auf eine sehr gute Abfahrt waren auch gegeben. Um 9.05 Uhr erreichten wir, nach nur 1:50 Stunden Aufstieg inklusive einer Frühstückspause, bereits das Gipfelkreuz. Die Verhältnisse dort oben waren einfach fantastisch - es war wirklich absolut windstill und sehr angenehm warm, zudem war die Sicht in die Büdner Berge, Engadin, Bergell und Richtung Südalpen perfekt. Da hätte man echt lange verweilen können!
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Ankunft auf dem Gipfel. Hier ein weiterer Tourengänger, welcher uns beiden gefolgt ist. Das Val di Lei unter dem Nebelmeer. |
Trotzdem wollten wir uns die Chance auf eine Abfahrt bei perfekten Schneebedingungen nicht entgehen lassen und beschränkten daher die Gipfelpause auf ein vernünftiges Mass. Und tatsächlich, diese Strategie machte sich sehr bezahlt. Der Gipfelhang fuhr sich einfach perfekt: tragende Unterlage mit einer griffigen, leicht aufgeweichten, aber schön glatten Oberfläche. So könnte es immer sein. In der Folge hielten wir uns etwas links gegen den Gletschersee hinunter und konnten bei nach wie vor perfekten Bedingungen durch ideales Skigelände cruisen. Danach suchten wir für eine Weile erst die abscheinigen Hänge mit noch tragender Kruste, bevor wir dann ganz unten in die sonnigeren Expositionen wechselten, wo wir auf gut drehbaren, etwas tieferen aber nicht faulen Sulz trafen. Zuletzt führte uns dann noch eine enge, schneegefüllte Rinne bis beinahe ganz hinunter zur Wechselzone. Nun galt es nur noch, den Weg dem Seeufer entlang in umgekehrter Richtung zu befahren, das komplette Gear zu verstauen und dem Heimweg anzutreten. Zu einem leicht verspäteten Mittagessen waren wir dann bereits wieder daheim und konnten den grossen Rest vom Sonntag gemütlich mit unseren Familien verbringen. Klar, man hätte diesen Sonntag-Vormittag auch mit Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück durchgebracht, aber da hätten wir jetzt echt etwas lässiges verpasst!
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Auf dem Heimweg, kurz vor der Wechselzone. Die letzten 100hm dahin waren die Skis bereits zu tragen. |
Facts
Pizzo Stella (3163m) aus dem Valle di Lei, zwischen Avers und Splügenpass gelegen
Ski-Schwierigkeit ZS-, Gipfelhang auf 100hm 35-40 Grad. 1200hm Aufstieg aus dem Talschluss.
Der Gipfel lässt sich ohne Fussaufstieg erreichen, daher nur normale Skitourenausrüstung nötig.
Fazit: Toller Gipfel, lohnende Skitour, eher lange Anreise, die zum Erlebnis aber mit dazu gehört.
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Karte mit unserer östlichen Aufstiegs- und westlichen Abfahrtsroute. Quelle: map.geo.admin.ch |
Fotogalerie
Die meisten in diesem Beitrag publizierten Fotos stammen von meinem Tourenpartner Chris O. - danke!
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Unterwegs zum Schnee, die ersten 100hm hiess es Skis tragen. Über uns die letzten Nebelschwaden. |
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Toller Skiaufstieg auf tragender Schneedecke. Hier sind wir gerade etwa Level mit der Wolkendecke auf 2500m. |
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Casual Summit Walk. Sicht Richtung Süden in die Piano di Chiavenna. |
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Die Gipfelstimmung und tolle Aussicht einzufangen ist meist schwierig, das Panorama nur ein Versuch dazu. |
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Letzte Schwünge in einer Altschneerinne gegen das Grün und die Wechselzone hinunter. |
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Rückblick von der Staumauer. Der See wurde 2013 komplett geleert und wird nun wieder aufgefüllt. |
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Diese Fotos gehören zu dieser Skitour auch dazu. Nachmittagsprogramm mit Velotour... |
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...füürlä und Schlangebrot backen... |
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...sowie Tiere beobachten und (im noch kalten Fluss) baden. |
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