Zurück zu, oder eben auch zurück an die Wurzeln, das war das Motto. Im Kinder- und Jugendalter hatte ich mich oft in den Wäldern meiner Heimat, dem Tössbergland herumgetrieben und war über steile Wurzelpassagen und brüchige Nagefluhfelsen geklettert. Später verlagerte sich dann mein Fokus auf "echte Felsen" und hohe Alpenwände. Obwohl wieder in dieser Gegend wohnhaft, bin ich längst kein wirklicher Wurzelkletterer mehr.
Hier geht's hinein ins Bärtobel, dieses ausgetrocknete Bachbett stellt den ersten Teil der Route dar. |
Während früher nur ganz wenige Liebhaber in solchem Gelände unterwegs waren, hat diese Art des Bergsteigens seit dem Aufkommen des Portals hikr.org einen enormen Aufschwung erlebt. Die Paradetour ist dabei die Westwand am Hörnli (1133m), ein eleganter Aufstieg über einen Sporn in einer abgelegenen, 350m hohen, bewaldeten Flanke. Hatte es mich früher nie in die Einsamkeit des Bärtobels verschlagen, so war die mit T5 bewertete Tour in neuerer Zeit keine wirkliche Herausforderung mehr. Trotzdem blieb sie in einem gewissen Sinn auf dem Radar, irgendwann würde ich dort sicher vorbeikommen.
Querung der gesamten Hörnli-Westwand zum richtigen Aufstiegssporn. Das ungestufte Gelände ist heikler, wie es den Anschein macht. |
Und nun war es soweit. Nach anderen Verpflichtungen noch etwas Bewegungsdrang verspürend, erreichte ich von daheim per Velo in weniger als einer halben Stunde das Bikedepot etwas hinter P.742 im Nideltobel. Zügigen Schrittes ging es im ausgetrockneten Bachbett Richtung Bärtobel. Aufs genaue Lesen der Routenbeschreibungen hatte ich verzichtet, schliesslich blieb mir nur ein relativ enges Zeitfenster und in Erinnerung hatte ich so etwas, wie dass die Route problemlos zu finden sei - man müsse einfach bei der Bachverzweigung den von den beiden Bächen eingefassten Sporn wählen. Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ich in der Hörnli Westwand einen Verhauer produziert habe...
Die richtige Aufstiegsroute ist erreicht... Bild von Zaza vom ominösen Veloanhänger, dessen Geschichte ungeklärt ist. |
Der richtige Sporn befindet sich nämlich erst dort, wo man in den Bachbetten nicht mehr (einfach) weiterkommt. Eine erste Bachverzweigung, wo man rechts noch problemlos weitergehen kann, ist hingegen zu früh. Tja, auf dem dortigen Sporn gab es eben auch Wegspuren, und als ich mir nach 100hm bewusst wurde, dass ich eine falsche Fährte gewählt hatte (dieser Sporn führt zu P.1007), war es schon zu spät. Ich setzte meinen Aufstieg fort, bis ich auf 900m eine querende Wegspur traf. Dieser folgte ich wieder in den Bärtobel-Kessel hinein, Auf immer schwächer werdenden Spuren gelangte ich schliesslich in spannender Wanderung direkt zum ominösen Veloanhänger, einer Landmarke des klassischen Westwand-Sporns. De fakto bietet meine Route wahrscheinlich sogar die spannendere Wanderung, ein Verhauer ist's aber nichtsdestotrotz.
Ein Wandbuch wie in einer grossen Route... auch schon recht gut gefüllt ist es. Es gibt ca. 20-30 Begehungen pro Jahr. |
Nun also hinauf, die Wegspuren auf dem Westwandsporn sind deutlich zu sehen und die Route nicht mehr zu verfehlen. Nach Querung der Hörnligubel-Wanderwegs folgt der anregendste obere Teil. Da müssen hier und da echt die Hände aus dem Hosensack, sonst geht's nicht. Nach einem Eintrag im Wandbuch ging's gegen den Gipfel hin, der Zaun zum Gasthaus war das letzte Hindernis. Trotz Verhauer und grossem Umweg hatte ich vom Depot deutlich weniger als eine Stunde gebraucht. Nach kurzem Genuss des schönen Herbstpanoramas machte ich mich auch bald wieder auf die Socken, via Chlihörnli und Heiletsegg stieg ich im Laufschritt zum Bikedepot ab und schwang mich dort gleich aufs Rad. Nur gute 2 Stunden nach Aufbruch daheim trat ich etwas durstig bereits wieder daheim in die Stube - das war jetzt echt ein vergnüglicher Ausflug gewesen, der bei Mangel an Zeit für grössere Unternehmungen sicher wiederholt wird.
Blick auf die Hörnli Westwand beim Abstieg. Die klassische Route führt rechts vom steilsten Teil über den bewaldeten Sporn zur Antenne. |
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