...dann reicht es wieder einmal für eine schwierige Route. Gerade eben hat es mit der Pino Pepino (8a) in der Deponie bei Näfels geklappt und wie immer, wenn wieder ein Meilenstein beim Sportklettern gefallen ist, dann gibt es hier einen Beitrag dazu.
Die Route hatte ich den ganzen Sommer über hin und wieder probiert. Die Wände der Deponie sind nämlich gegen Osten exponiert und nach dem Mittag am Schatten, so dass es sich im Prinzip gut am Feierabend klettern lässt. Wobei im Prinzip heisst, dass man bei schwülwarmem Wetter hier in den schweren Routen sicherlich nicht auf optimale Bedingungen treffen wird. Diese Erfahrung machte ich jedenfalls. Bei ungünstigem Klima fühlen sich die zahlreichen Sloper an diesem Cliff rutschig an, sind effektiv kaum zu halten und da sie ausserdem voll rauer Textur sind, geht's auch nicht lange bis die Haut schmerzt.
Eine Weile lang war ich sehr unsicher, ob es mir diesen Herbst nochmals für eine schwierige Route reichen wird. Mit Familie, Arbeit, MSL-Klettern, Einbohren und weiteren Aktivitäten muss das Sportklettern manchmal halt etwas hinten anstehen. Dazu hatte ich mir vor ein paar Wochen in einem anderen 8a-Projekt den Finger gezerrt, weil ich einen schweren Zug bei Ermüdung und mangelnder Koordination noch erzwingen wollte. Wie dumm... an ein Crimpen mit 100% Intensität an Boulderwand oder Fingerboard war nicht mehr zu denken. Was tun? Mit deutlich submaximalen Belastungen am Turn-Till-Burn und mit Open-Hand-Fingerboarding versuchte ich den Kraftausdauer-Bereich zu forcieren. So viel Belastung, damit die Finger nach 2 Minuten aufgingen mochte es gut leiden.
Die Wände im Klettergarten Deponie bei Näfels. Pino Pepino befindet sich am steilen Bauch ganz im rechten Teil. |
Kletter-Performance ist ja sowas wie ein Buch mit sieben Siegeln und seine eigene Form zu verstehen öfters ziemlich schwierig. So war ich denn auch sehr im Ungewissen, ob meine Trainings-Efforts überhaupt von irgendwelchem Nutzen waren. Eine Antwort darauf gibt es nun: als ich endlich wieder in der Deponie vorbeikam, ging mir schon der steile Zustieg zur Crux richtig leicht wie nie zuvor von der Hand. Bis zu dieser Stelle war ich schon diverse Male gelangt, nur noch nie mit ausreichend Saft, um dann auch noch die beiden folgenden kleinen Griffe so richtig zu riegeln, damit der dynamische Move an den Sloper darob auch klappt. Doch dieses Mal fühlte ich mich das erste Mal so richtig leicht in dieser Stelle, die Hand blieb auf dem Zielgriff kleben und ich konnte die Sache auch im noch anstrengenden Ausstieg über diverse Sloper-Rails trotz zunehmender Ermüdung zusammenhalten.
Vielleicht war es ja tatsächlich das Training an Rolle und Board, jeweils zwei Minuten voll und bis ans Limit dranbleiben und möglichst lange dem Pump widerstehen, welches hier den Erfolg gebracht hat. Andererseits war es auch der erste Besuch bei Temperaturen in der Gegend der für mich optimalen 12-14 Grad, halt einfach bei richtig guten Crispy Conditions, aber ohne Gefahr kalte Griffel zu kriegen. Welcher Faktor schlussendlich wie grossen Anteil hatte, tja gute Frage... im besten Fall zeigt's die Zukunft, doch auf eines kann man sich im Klettersport verlassen: vor Überraschungen bei der Kletterform, und sei's nach oben oder unten, ist man nicht gefeit. Noch zuletzt: dem Finger geht's übrigens inzwischen auch wieder besser, in dieser Hinsicht war mein Vorgehen jedenfalls gut gewählt.
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