Mangels Zeit für einen längeren Ausflug in die Berge wollte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Mir war mitgeteilt worden, dass der Wandbuchbehälter in der Jenelana am Bockmattli defekt sei. Man mag es als Irrsinn bezeichnen, wegen so etwas den Weg ins Wägital auf sich zu nehmen. Doch liess sich so eben ideal ein Konditionstraining bei schönstem Bergwetter geniessen und erst recht im Rückblick finde ich, dass es sich sehr gelohnt hat.
Impressionen vom Wägitalersee. |
Von Siebnen ging es per Bike ins Wägital hinein. Ich entschloss mich wieder einmal zu einem Besuch beim Klettergarten am Fuss der Staumauer. Erst ein einziges Mal vor rund 15 Jahren war ich hier geklettert, als der Sektor eben erst eingerichtet wurde. Nun konnte ich mir wieder einmal in Erinnerung rufen warum es bei diesem einzigen Besuch geblieben war. Es gibt für mich kaum einen bedrückenderen Ort zum Klettern als hier, in feucht-düsterer Atmosphäre vor der riesigen, bedrohlichen Mauer, hinter welcher Haus, Hab und Gut meiner Urgrosseltern in den Fluten verschluckt liegen.
Geniales Streiflicht am Bockmattli, die Kamera im Handy vermag es nur unzureichend einzufangen. |
Schliesslich ging es dann hinauf zur Schwarzenegg, die steile Strassse erfordert Einsatz, ist aber bei entsprechend Saft in den Beinen komplett fahrbar. Dort wurde das Bike deponiert und gegen das Bockmattli geschritten. Das nachmittägliche Streiflicht war absolut genial. Noch nie bisher hatte ich bei meinen vielen Besuchen die Struktur der Wände so eindeutig heraustreten sehen. Jeder Riss, jede Wasserrille, ja beinahe jeder gute Griff war dank der optimalen Beleuchtung sichtbar.
Fantastische Abendstimmung hoch über dem Wägitalersee. |
Um zum Ausstieg der Jenelana zu kommen, muss man den untersten Teil der Brenna-Route am Schiberg erklettern. Dies ist eine sehr empfehlenswerte, klassische Kraxelei mit Schwierigkeiten um T6, III. Der Weg von oben zum Wandbuch erfordert dann auf wenigen Metern Seilhilfe. Tatsächlich hatte der Deckel meiner Büchse ein Loch. Findige Kletterer drehten die Büchse jedoch um, so dass das Buch unbehelligt blieb - vielen Dank! Ich verbrachte einige Zeit beim Studium der Einträge. Vor 4 Jahren hatten wir die Erstbegehung geschafft, 25 Teams hatten die Route bis dato komplettiert. Der lobenden Worte waren viele und auch meiner Meinung nach findet man hier, auch wenn die Route nicht allzu lang ist, ein tolles Klettervergnügen in eisenfestem Bockmattlifels.
Zeit um aufs Bike zu steigen und heimwärts zu rollen. So steil und streng der Aufstieg ist, so angenehm ist die Abfahrt. |
Die herbstlichen Tage sind kurz, und so hiess es, sich nach der Reparatur wieder auf die Socken zu machen. Auf dem Weg, auf welchem ich gekommen war, stieg ich wieder ab. Zum Abseilen oder gar Klettern der einen oder anderen Seillänge blieb keine Zeit. Auch die Kontrolle des Wandbuchs vom Prachtsexemplar musste ausbleiben, und selbst die angedachte Bike-Abfahrt via Trepsenalp und Trepsental liess ich schliesslich aus, da es schon beinahe dunkel war. Doch es galt nichts zu verzagen, das war ein toller Ausflug ins absolut menschenleere Bockmattli gewesen, bei genialem Bergwetter und einmaligen Stimmungen.
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