Nach einem kurzen Winter-Intermezzo ist nun schon beinahe wieder der Frühling eingekehrt. Aber egal zu welcher Jahreszeit, das Tool von www.suntag.ch zur Berechnung von Sonnenscheindauer, Aufgang und Untergang ist für uns Kletterer zu jeder Jahreszeit sehr nützlich. So lässt es sich planen, wann man auf einer MSL-Route einsteigen kann, ohne schlottern zu müssen. Oder bestimmen, wie lange der Eisfall vor den gefährlichen Sonnenstrahlung verschont bleibt. Ja selbst beim Sportklettern lässt sich so das magische Fenster mit den optimalen Bedingungen nach Verschwinden der Sonne festlegen. Ich habe das Tool nun schon an diversen Orten ausprobiert, wo ich Erfahrungswerte habe, bzw. mir die exakten Zeiten für Sonnenauf- und untergang notiert habe. Und ich muss sagen: es stimmt praktisch auf die Minute genau! So hat es mir geholfen, das Timing für unsere MSL-Tour am Geissstock selbst zur kürzesten Jahreszeit auf die Minute präzise zu machen. Oder dann, die Go's in meinem Projekt so einzuteilen, dass der entscheidende Versuch bei besten Bedingungen stattfinden kann. Das folgende Bild zeigt die Aussicht von der Galerie um 16.34 Uhr. Die Sonne ist dabei kurz vor dem Verschwinden. Was sagt das Tool? Sonnenuntergang um 16.37 Uhr - schon verblüffend!
Bildunterschrift hinzufügen |
Die Minuten danach konnte ich dann für eine RP-Begehung vom Matrosentraum (7c+) nutzen. Und dies, nachdem ich inzwischen seit 25 Jahren auf der Galerie klettere! Natürlich ist es nicht so, dass ich mir seit Jahrzehnten an dieser Route die Zähne ausgebissen habe. Ziemlich genau 2x10 Jahre bin ich mehr oder weniger achtlos daran vorbeigegangen, in der Vorstellung, dass dies etwas für starke Leute und somit nicht für mich sei. Klar hatte ich damals das Niveau noch nicht, aber sicherlich hätte ich es schon viel früher erreichen können. (Relativ) schwer klettern ist eben vor allem Kopfsache. Dann, irgendwann immerhin die ersten Schnupper-Versuche. Ja, die meisten Züge gingen, aber die Schlüsselstelle blieb ein Rätsel, schien mir unlösbar. Wobei bemerkt sei, dass diese für gross gewachsene auch absolut oberätzend ist. Mit hohem Antreten will ein schlechter Untergriff gewonnen werden. Das ist umso mühsamer, je weiter weg von der Wand sich der Po befindet, und mit den langen Beinen lassen sich nicht einmal die besten Tritte des sowieso bescheidenen Angebots nutzen, da man sich sonst gleich selbst aus der Wand hebelt. So wie das durchschnittlich oder kleiner gewachsene Leute klettern, ist's für mich einfach absolut undurchführbar.
Late Evening Light am Mürtschenstock. |
Tja, unter diesen Voraussetzungen könnte man ja einfach einem besser liegende Routen klettern. Machte ich natürlich. Doch da mir auf der Galerie die offenen Routen langsam aber sicher zur Neige gehen, landete ich irgendwann doch wieder im Matrosentraum. Nun mit der Überzeugung, dass es für eine Route in diesem Grad einfach eine kletterbare Lösung geben muss. Und siehe da, nach ausgiebigem Pröbeln hatte das Puzzle doch eine Lösung. Unsicher und kräftig zwar, aber immerhin. Doch so einfach war's dann doch nicht, nach dem pumpigen Zustieg an kleinen Leisten und dem schlechten Schüttler muss ich hier beinahe nochmals 100% aufbringen, um die eigentliche Crux zu überwinden. So scheiterte ich dann eben doch das eine oder andere Mal. Aber nun, nach 4 Wochen kompletter Felsabstinenz und über 8 Wochen nach den letzten Versuchen in der Route klappte es praktisch auf Anhieb. Klassisch, die eigene Sportkletter-Perfomance zu verstehen ist ja immer ein Buch mit sieben Siegeln! Ich hoffe jetzt mal, dass es nicht nur das Glück und die Bedingungen waren, sondern dass sich das Training der letzten Wochen ausbezahlt hat und es im 2016 in diesem Stil weitergeht. Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass der Matrosentraum für mich mit meiner Morphologie trotz der tieferen Bewertung schwerer wie diverse 8a-Routen ist, welche ich klettern konnte. Was jetzt noch zu tun bleibt? Auf der Galerie hat's zum Glück 2 noch schwerere Routen... Und in konkretem Bezug auf den Matrosentraum: noch offen ist der Rotpunkt meiner Replika daheim an der Boulderwand. Die kräftigen Einstiegszüge, die pumpige Leistenquerung nach rechts, der dynamische Move hinauf, die ätzende Crux am Untergriff, bis auf den Schüttler ist alles da, noch gewürzt mit einem kniffligen Spannungsproblem am Schluss. Allerdings ist die Replika mit ihren 24 Zügen deutlich schwerer wie das Original, ich schätze sie auf ca. 8b in Routenbewertung. Ob sie wohl auch einmal gelingt?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.