Eigentlich ist die Fallenflue ein richtiger grosser Kletterspot in der Zentralschweiz, der auch erst in jüngerer Zeit eingerichtet wurde. Sie befindet sich an einem schönen, ruhigen Ort und man hat die Wahl zwischen sonnenxponierten, beinahe ganzjährig bekletterbaren Sektoren und einer kühleren NW-Seite. Noch dazu sind die Zustiege moderat und die Anfahrt aus den Ballungszentren kurz. Trotzdem, nicht nur ich hatte es bisher nie in dieses Gebiet geschafft, sondern es wird auch sonst scheinbar nicht allzu viel geklettert. Obwohl es beinahe 200 Routen gibt, sind auf 8a.nu nur gerade insgesamt 13 Einträge vorhanden. Das hätte mich wohl bereits stutzig machen sollen...
Nach einer kurzfristigen Absage ging sich am letzten schönen Herbsttag leider keine Saisonschluss-MSL mehr aus, somit wollte ich einmal die Fallenflue erkunden. Und ich muss sagen, dass ich schlussendlich etwas enttäuscht von dannen gezogen bin. Ich will das Gebiet damit nicht schlecht reden, aber einige Nachteile bringt es eben doch mit sich. Dass das Gelände vielfach unwegsam ist und man sich in vielen Sektoren auf einem schmalen bis schmalsten Band (teils auch hängend) inmitten einer steilen Wand befindet, ist ja aufgrund der Topos schon klar. Doch während man dies in anderen Gebieten (z.B. Acherli, Vättis, Lopper) toleriert und es der Frequenz dieser Gärten keinen Abbruch tut, so funktioniert es an der Fallenflue offenbar nicht. Es muss also auch noch andere Gründe geben. Dazu im nächsten Abschnitt...
Sicht zu Gross Mythen vom Fuss des Sektors Halo auf der NW-Seite der Fallenflue. |
Geklettert bin ich schliesslich in den beiden relativ bequemen und gut zugänglichen Sektoren Silver auf der Südseite und Halo auf der NW-Seite, die Bequemlichkeit war also kein Faktor. Aber es haben mir eben auch der Fels, die Kletterei und die Bewertungen nicht wirklich zugesagt. Dabei schien der Sektor Silver auf dem Papier super - ein paar einfachere Aufwärmtouren, zwei 7a+ zum Onsighten, zwei 7c und eine 8a zum Projektieren. Aber denkste... die "Zak Zak" (7a+) konnte ich zwar gerade noch auf Anhieb ziehen, aber mit zack, zack war da nichts, "Ach & Krach" wäre in meinem Fall der passende Name gewesen. Auf höherem Niveau, in der "Silver" (7c) war ich dann chancenlos. Da wartet knüppelharte Gegendruck-Kletterei an runden Strukturen auf glattem Fels. Sowas taugt mir grundsätzlich sehr wenig, aber dennoch empfand ich die Bewertungen (ganz generell in diesem Sektor) als irgendwie demotivierend hart.
Somit wurde das Handtuch geworfen, in der Hoffnung im Sektor Halo im Schein der Nachmittagssonne noch ein paar zusätzliche Punkte zu sammeln. Doch auch da schienen mir die Bewertungen nicht freundlicher - bereits für den "Hexenpunsch" (7a+) musste ich hart kämpfen. In diesem Sektor schien mir der Fels etwas "Jura-like", d.h. bisschen staubig, da und dort ein bisschen splittrig. Nunja: niemand soll sich aufgrund meiner Eindrücke von einem Besuch abhalten lassen, vielleicht habe ich die wirklichen Perlen ja schlicht und einfach verpasst oder persönlich einen schwachen Tag eingezogen. Den Erstbegehern sei jedenfalls trotz meiner etwas zwiespältigen Eindrücke herzlich für ihre grosse Arbeit gedankt! Nähere Infos zum Gebiet findet man im SAC-Führer Zentralschweizer Voralpen Nordost oder im lokalen Gebietsführer vom Erschliesser Lucas Iten.
Hoi Marcel
AntwortenLöschenJa, die Fallenflue... Ich kenne den Einrichter persönlich, habe mich mit Locals schon 2x dahin begeben und - ja und ich bin auch nur bedingt warm geworden mit diesem Gebiet, das auf dem Papier tatsächlich grandios erscheint. Dann vor Ort aber, auch mit alpinem Gelände vertraut und Fels jeglicher Qualität schätzend, habe ich irgendwie auch nicht mein Herz verloren zu diesem ansonsten doch wirklich exklusiven Ort hoch und luftig über dem Muothatal oder Schwyz.
Liegt es an den manchmal verwirrenden Zu- und Ausstiegen? Am manchmal wirklich äusserst knappen Platzangebot (Rucksack, Seilsack und Schuhe am Fixseil anhängen sonst tschüss... Kreuzen mit einer anderen Seilschaft kann zu heikler Übung werden)? Liegt es an den Bewertungen die manchmal Basler Jura like erscheinen: "Wenn Du weisst wie es geht dann ist es die angegebene 6b... vielleicht?"
Grundsätzlich sind die Routen super eingebohrt dafür manchmal etwas staubig. Liegt es an der Kletterfrequenz? Ich glaube nicht es ist irgendwie der Fels, der dieses Gebiet vermutlich zu dem macht was es eben ist. Weder rauher Kalymnos style, noch abgespeckte Jura-schmiere, sondern irgendwie ein Gebiet-Gesamterlebnis bei dem für jede Route mehr Aufwand benötigt wird als anderswo.
Und all diese Punkte zusammen sind vermutlich für Kletterer ab dem Niveau 6b/c, oder in diesem Fall vielleicht sogar besser erst ab 7a aufwärts, die Knackpunkte die über Sein oder nicht Sein eines Klettergebietes auf der Beliebtheitsskala entscheiden.
Die geleistete Arbeit um dieses Gebiet einzurichten kann kaum abgeschätzt werden. Wahnsinn auf jeden Fall!! Ich hoffe jedenfalls, dass sich der Einrichter noch lange um den Unterhalt der fixen Seile etc. kümmert, ansonsten die Fallenfluh möglicherweise wirklich vom Radar der Kletterer verschwindet.
Liebe Grüsse aus dem nassen Basler Jura
Patrik