Während die Dettling-Frauen beim Wettkampf der Zürcher Klettermeisterschaft sehr erfolgreich abgeschnitten hatten, zeigte sich bei den Männern der Bedarf, noch ein wenig zu üben... Anstatt einen weiteren Tag am Plastik zu pullen, wollte ich mich indes lieber bei herrlichem Sonnenschein am Tessiner (bzw. genau genommen Bündner) Gneis betätigen. Die Wahl fiel dabei auf den relativ neuen Sektor Chook Party im Val Calanca, eine wirklich sehr nette Sache. Dieser ist auf rund 900m gelegen und sonnig nach SW exponiert, ideal für die kalte Jahreszeit, also. Wobei man wie in vielen anderen Gebieten auch hier das Fenster zu treffen hat. Ab ca. 9.00-9.30 Uhr treffen die ersten Strahlen auf den Fels, um 15.00 Uhr verschwindet sie an den kurzen Tagen im Altjahr dann bereits wieder hinter dem vorgelagerten Bergkamm. Wobei, an den anderen, bekannteren Tessiner Winterfelsen hat man auch nicht länger Sonne...
Girl on Fire, unterwegs zur Bronzemedaille. Foto: Martin Rahn, regionalzentrum.ch |
Vor Ort gibt es 10 Routen und 4 Projekte, welche im Zeitraum zwischen zwischen 2010 und 2013 eingerichtet wurden. Wie mir scheint, ist hier weder der Andrang noch das Interesse der Locals sehr gross. Am Wandfuss beginnt bereits wieder das Dornengestrüpp zu wuchern (Tipp: Gartenschere einpacken) und auch wenn die Projekte eingebohrt sind, so schienen mir diese selbst nach 5 Jahren ungeputzt und vernachlässigt. Unter den existierenden Routen gibt's aber echte Perlen! Hier eine kurze Übersicht über die Linien, welche wir geklettert oder besichtigt haben:
Aaaahhhh!!! Morgendlicher Blick auf den bereits sonnengewärmten Gneis im Sektor Chook Party. |
Veronica Supersonica, 40m, 6b: Lange Tour mit kurviger Linie mit Zwischenstand, welche sich mit ein paar Verlängerungen und Aushängen der jeweils vorletzten Exe auch in einer Länge machen lässt. Im oberen Teil sehr schöne Wand- und Risskletterei.
Coito Ergo Sum, 35m, 7c+/8a: Einfacherer Zustieg mit Piazkletterei, oben am stark überhängenden Wulst geht's dann mit athletischen Zügen zur Sache.
Fresssack, 20m, 6a: Weniger lohnende und etwas inhomogene Tour, der Fels ist zum Teil etwas brösmelig.
Fantastisches Ambiente in den Südschweizer Bergen, nachdem uns das wärmende Gestirn bereits verlassen hatte. |
Rampega rantega, 15m, 6b: Athletische und anhaltende Route, meist an Rissspuren und Seitgriffen. Kam mir für den Grad sehr hart vor, lag aber womöglich daran, dass wir hier nicht die geschickteste Aufwärmtour erwischten - zumal der Fels noch sehr gechillt und stellenweise heftig schlonzig war.
Il pollaio degli stronzi, 35m, 7a: Fantastische Route mit einem athletischen Einstieg, gefolgt von schönen Rissen, einer technischen Rampe und einem luftig-griffigen Finish. Sehr empfehlenswert, auch wenn die Schwierigkeiten etwas inhomogen sind!
El Cap?!? Nein, nur der "Pollaio degli Stronzi" (bitte selber übersetzen ;-)), aber eine supergeniale 7a! |
Dingos en vadrouille, 35m, 7b: Die beste, welche ich hier geklettert habe! Abwechslungsreiche und homogen schwierige Kletterei, zuerst Wand mit ein paar Rissspuren, gefolgt von einer athletischen Verschneidung und dem luftigen Ausstieg. Immer wieder weite Moves und flache Griffe plätten den Bizeps.
Ciapal che ‘l ghé, 35m, 7c: Coole Route mit zwei bouldrigen Cruxen an Slopern in der ersten Hälfte, gefolgt von einer kräftigen Verschneidung, einem Dächlein und einem etwas unübersichtlichen Steilplatten-Ausstieg. Sehr empfehlenswert, auch wenn die Schwierigkeiten nicht so anhaltend sind!
Apfelchips à discretion, Bauchweh bei übermässigem Genuss jedoch nicht ausgeschlossen. |
Auch nachdem die Sonne bereits hinter dem Berg verschwunden war, liess es sich noch gut 1.5 Stunden klettern, um die letzten Nüsse zu knacken. Höchst zufrieden machten wir uns danach auf den Weg zurück in den Norden, wobei auf der Fahrt ein beinahe episches Schneegestöber gemeistert werden musste. Ja, auf der Chook Party hatte ich mich deutlich leichter getan und die grösseren Erfolge gefeiert wie an den Plastikgriffen am Tag zuvor. Das war jetzt ein echt gelungener Klettertag, an welchem das Punktetäschchen wieder einmal richtig befüllt werden konnte.
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