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Donnerstag, 2. Mai 2019

Ski & Fly: Rorspitzli (3219m) & Rothorn (3193m)

Nach zahlreichen Wettkämpfen und ausgiebigen Sportkletterferien war auf den 1. Mai ein fabelhafter Bergtag angekündigt. Das weckte wieder einmal richtig die Lust, in der schönen Bergwelt unterwegs zu sein. Für alpine MSL waren die Möglichkeiten noch zu stark eingeschränkt, so dass eine alpine Skitour die Tätigkeit der Wahl war. Mein initialer Plan war es, von der Rosenlaui auf's Wetterhorn zu steigen. Die wenig lohnende Ski- und später sowieso Gehstrecke im untersten Teil wollte ich dabei per Flug überbrücken. Spätabends bei der Feinplanung, nach viel dringlicher Arbeit, bemerkte ich dann bei der Konsultation des DABS, dass wegen dem Fliegerschiessen auf der Axalp der Luftraum im Tal von Rosenlaui gesperrt war. Somit erschien mir das Wetterhorn nicht mehr attraktiv und ich musste mir gar nicht mehr die Frage stellen, ob ich wirklich gewillt war, mit so wenig Schlaf auszukommen. 

Auf dem Kartigelfirn bei herrlichem Pulverschnee, das kecke Rorspitzli in der Bildmitte sichtbar. Nach rechts zieht der Grat zum Rothorn. In dessen Nordflanke war im Zuge der letzten Schneefälle ein spontanes Monsterbrett abgegangen (250m breit, 1km lang). Gut hatten sich die Schneemassen inzwischen stabilisiert. Wer auf dem Kartigelfirn etwas auslöst, hat jedenfalls ganz schlechte Karten in der Hand.
Damit war eine schlaue Alternative gefragt. Diese identifizierte ich im Rorspitzli. Auf dem nördlich exponierten, 3000m hoch gelegenen Kartigelfirn rechnete ich mir noch vernünftige Chancen auf pulvrigen Schnee aus. Und für den Fall, dass der Schnee nichts taugte, wollte ich sowieso den Leichtgleitschirm mitführen. Zuletzt stellte sich noch die Frage nach der Aufbruchszeit. Ich entschied mich schliesslich, spät loszugehen. Konkret heisst das wenige Minuten vor 8.00 Uhr, für die Jahreszeit ein prinzipiell unvernünftig später Aufbruch. Ich rechnete jedoch damit, dass ich so bereits auf eine bestehende Spur treffen würde und darauf zügig würde steigen können. Weiter befürchtete ich, tageszeitlich früher beim Abfahren eher auf zäh-decklige Verhältnisse zu treffen. Und als Fallback-Option hatte ich ja den Gleitschirm dabei. Hätte ich auf der Tour irgendwann die Erwärmung als bereits zu fortgeschritten betrachtet, so hätte ich mein Tuch ausgebreitet und einen Abflug gemacht. Soviel vorweg, diese Taktik ging bestens auf.

Der Aufstieg auf's Rorspitzli kam mir völlig problemlos vor. Erst beim Abstieg vernahm ich (hier kurz unter dem Gipfel) den doch ziemlich eindrücklichen Tiefbluck in die Nordflanke und den Kartigelfirn hinunter. Steigeisen sind hier fast immer nötig, bzw. es ist einfach viel sicherer, in solchem Gelände welche zu tragen.
Beim Ausgangspunkt in Meien war es bereits frühlingshaft grün. Für die ersten 150hm bis auf eine Höhe von 1430m mussten die Skis geschultert werden und auch bis in den Kessel vom Kartigel lag nicht mehr allzu viel Schnee. Ab dort ging's hinein in die steilen Hänge. Mit vielen Spitzkehren muss man hier in gegliedertem und verbuschtem Steilgelände Höhe machen. Immerhin war der Schnee perfekt: tragend aber griffig. Auf dieselbe Art ging's weiter an den Fuss vom Spitzli (3011m), wie erhofft kam ich sehr zügig voran. Auf dem nun folgenden Kartigelfirn lag hingegen noch winterlicher Powder, der beinahe schuhtiefes Spuren erforderte. Allerdings nicht von mir, dies war von einem früh gestarteten Einzelgänger bereits erledigt worden (vielen Dank!) und 8 nachfolgende Tourengänger hatten den Track schön verfestigt. So gelangte ich zügig zum Skidepot auf ca. 3100m, wo die Steigeisen montiert und der Leichtpickel zur Hand genommen wurden. Der Spurtrupp hatte sich schon ein paar Minuten vor mir aufgemacht, so konnte ich auch die etwas Wühlerei erforderlichen 30hm auf den Grat hinauf bequem erledigen. Am Gipfelaufbau selber waren die Verhältnisse dann weniger anstrengend, so dass ich unmittelbar nach meinen Vorgängern wenig nach 11 Uhr auf dem Gipfel eintraf. Nur gut 3:00 Stunden Aufstieg für nahezu 2000hm, nicht mal so schlecht für einen konditionsabstinenten Sportkletterer mit Flug-Zeug im Gepäck, mein Plan war jedenfalls aufgegangen ;-)

Der Grat zum Rothorn (3193m), welchen ich im Anschluss an das Rorspitzli noch begangen habe. An sich unschwierig, doch wegen der Verwächtung war Vorsicht und alpiner Sachverstand nötig. Teilweise war's wegen unkonsolidiertem Schnee auch ziemlich anstrengend. Der prominente Zacken rechts ist der Fleckistock, welchen ich auch schon im Rahmen einer Skitour bestiegen habe.
Auf dem Gipfel herrschten beste Verhältnisse (warm, windstill, sichtig), so dass ich mir eine ausgiebige Pause gönnte. Danach machte ich mich noch auf, um dem sehr selten besuchten Rothorn (3193m) einen Besuch abzustatten. Hierfür folgt man dem Ostgrat, der am Fuss der Rorspitzli-Nordflanke ansetzt. Dieser ist an sich unschwierig, wegen Überwächtung braucht's aber dennoch etwas alpinen Sachverstand und ob dem tiefen Schnee ein wenig Kondition. Hin und zurück brauchte ich gerade rund 20 Minuten. Das beantwortet auch gleich die Sinnhaftigkeit dieser Unternehmung: mit wenig zusätzlichem Zeitaufwand lässt sich hier nochmals ein 'offizieller', auf der Landeskarte annotierter 3000er besteigen, für Peak Bagger durchaus interessant. Rein morphologisch ist das Rothorn sicher unbedeutend, während dem Aufstieg von Norden gibt der Gipfel aber schon etwas her. Nun ja, für mich hatte sich der Abstecher jedenfalls gelohnt.

Eine ziemlich grosse Schanze habe ich hier genommen, konnte in der Luft sogar ein Foto schiessen ;-) Tiefblick vom Gleitschirm über dem Kessel von Kartigel. Der Landeplatz befindet sich links der linken Skischaufel, bereits im Grünen.
Schliesslich folgte die Abfahrt: es lockte der Pulverschnee, somit wollte ich nicht schon von oben fliegen. Tatsächlich war der Kartigelfirn echt genussreich. Fast 700hm geht's hier gleichmässig rund 30 Grad steil in die Tiefe. So richtig fluffig war der Schnee natürlich nicht mehr, aber dennoch sehr gut zu befahren. Im weniger steilen Gelände unterhalb folgte eine noch kompakte Mischung von feuchtem Pulver und Sulz, die bereits fortgeschrittene Erwärmung machte die Unterlage prima befahrbar. So kurvte ich noch bis auf 2100m hinunter. Hier war nun die letzte Startmöglichkeit, um den skitechnisch eher unlohnenden, engen Teil bis ins Kartigel und den folgenden Fussabstieg fliegend zu überbrücken. Ausgelegt, angeschnallt und abgeflogen, bei Nullwind war das absolut kein Problem. Gemütlich gondelte ich zu Tale, gespannt wie wohl die Skilandung auf dem trockenen Gras werden würde. Mit etwas thermisch bedingtem Talwind war diese jedoch absolut problemlos und wurde mit einwandfreier Stilnote absolviert. Alles in allem ein echt gelungener Ausflug, alles hatte wie am Schnürchen funktioniert.

Vom Winter zurück in den Frühling - dauert auf diese Weise nur wenige Minuten :-)
Facts

Rorspitzli (3219m) von Meien 'bei der Kapelle'.
Ski-Schwierigkeit ZS, Fussaufstieg WS, 2000hm
Material: Steigeisen und Leichtpickel sinnvoll, bzw. üblicherweise nötig

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