Der letzte Wettkampf in der Serie des Mammut Youth Climbing Cup 2019 war als Schweizermeisterschaft in der Disziplin Lead ausgeschrieben. Auf mich als Coach und Larina als Teilnehmerin wartete zwar eine lange Anreise nach Genf, aber eine solche Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht entgehen. Dank frühem Aufstehen und einer speditiven Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kamen wir immerhin um eine Übernachtung vor Ort herum. Gespannt traten wir nach der langen Fahrt in das Centre Sportif am Queue de l'Arve um zu sehen, was uns hier als Herausforderung präsentiert würde.
Die Kinder der U12 beim Studieren der Finalroute. Bild: SAC Swiss Climbing Team / Judith Schweizer |
Auf den ersten Blick waren wir schon etwas verblüfft, hier bloss einen kleinen Kletterbereich mit alten, nur gut 10m hohen Strukturwänden in der Ecke einer sonst anderweitig genutzten Sporthalle zu erblicken. Für eine Schweizermeisterschaft hatten wir doch ein etwas würdigeres Ambiente erwartet. Halt in etwa so, wie es anlässlich der Boulder- und der Speed-SM vorhanden war, die auf der Weltcup-Infrastruktur in Meiringen bzw. Villars abgehalten wurden oder es uns sogar an Regionalwettkämpfen (z.B. im Griffig oder 6aplus) geboten wird. Verstärkt wurde dieser Eindruck natürlich noch durch die Tatsache, dass das Gros der Teilnehmer hier eine extrem lange Anreise auf sich genommen hatte. Irgendwie wäre es ja noch verständlich, wenn man sich an einem zentralen Ort auf eine nicht ganz topmoderne Anlage beschränken würde oder an peripherer Lokation dafür das Beste vom Besten zur Verfügung hätte... doch es ist, wie es ist.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Routensetting: an einer SM ist es meines Erachtens nicht statthaft, dass sich in den Routen noch andere, verbotene Griffe befinden. Das ist ja sogar an den Regionalwettkämpfen in aller Regel nicht der Fall! So musste ständig aufgepasst werden, keinen verbotenen Griff oder Tritt zu berühren. Dann gab es zahlreiche Inserts in verschiedenen Farben - die einen durften genutzt werden, die anderen hingegen nicht. Blöd nur, dass die Routen teilweise blind "um die Ecke" führten. Einfach tasten und an dem ziehen, was man in die Finger kriegte war nicht drin, da musste man sich schon sicher sein, dass es eine erlaubte Struktur war. Das alles zusammen führte schlussendlich zu vielen Kindertränen und "downrated ascents", d.h. nachträglich wegen einem Fehler korrigierter Höhe. Doch während das Judging teils knallhart ausgeführt wurde, beurteilte man andere Fälle mit Nachsicht (oder Ignoranz), d.h. halt einfach etwas inkonsistent. Selbst im offziellen Video des SAC... wer sucht, der findet. Nun ja, lassen wir das. Wir persönlich waren übrigens dank exakter Besichtigung von all diesen Unbillen verschont, d.h. ich schreibe all das rein aus Interesse an einem fairen, objektiven und möglichst sportlichen Wettkampf, wo alle Teilnehmer gleiche Chancen haben und gleich behandelt werden. Es sei an dieser Stelle trotz aller Kritik an Anlage und Setting jedoch explizit erwähnt, dass die vorderen Plätze generell von den "üblichen Verdächtigen" belegt wurden, d.h. ein selektiver Wettkampf war auch im Queue d'Arve möglich.
Das Ende der Träume in der Finalroute (schwarz, ca. 7b+). Links um die Ecke oder rechts im Überhang bleiben?!? |
In der Qualifikation (Flash-Modus) lief es für Larina perfekt. Beide Routen, die eine wohl knapp im 7a-Bereich, die andere etwas darüber, konnte sie toppen. Das war der geteilte Platz 1 und das Ticket für den Final. Nun war alles möglich, im Final (Onsight, ca. 7b+!!!) musste nun einfach eine Bomben-Begehung kommen. Diese fand aber leider nicht statt. Eine entscheidende Stelle hatte sie falsch angegangen und das war's dann schon bald. Wie gut, dass ich aus eigener Erfahrung weiss, wie schwierig es so unter Druck in einer Wettkampfroute ist, jederzeit die perfekte Entscheidung zu fällen... Am Schluss fehlte in der Wertung sogar noch das entscheidende "+" und es resultierte "nur" Rang 8. Im Vornhinein hätten wir das und die Finalqualifikation durchaus unterschrieben, nun war es halt doch ein leichter Wermutstropfen - da wäre mehr möglich gewesen. Nichtsdestotrotz machten wir uns zufrieden und um viele Eindrücke und Erlebnisse reicher auf den langen Heimweg. Erst im nächsten Frühjahr geht's mit den nationalen Wettkämpfen weiter. Wir kommen wieder, machen unterdessen die Hausaufgaben und schauen, was es dann zu holen gibt! Zuletzt wünschen wir viel Spass mit dem offiziellen Video vom SAC / Swiss Climbing Team, inklusive kontemplativem Auftritt von Larina :-)
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