Nachdem wir mehr und mehr in die Welt des Wettkampfkletterns eintauchen, lag es nahe, einmal den Besten der Welt hautnah zuzusehen. Und da zum Glück einer der weltweit nur 6 Boulder-Weltcups 2019 nur 1.5 Fahrstunden von daheim entfernt stattfand, wollten wir die Chance packen. Schliesslich war wirklich die komplette Weltelite am Start, die sich im Jahr der Olympiaqualifikation dem ersten Test stellen wollte. Doch damit nicht genug: am Tag darauf fand auf der exakt selben Anlage die Boulder-Schweizermeisterschaft der Jugendkategorien statt, wo meine Tochter ebenfalls teilnehmen wollte.
Hasli Mountain Festival. Bild: https://www.mountainfestival.ch/ |
Auch wenn das Geschehen am Weltcup von den Live Streams irgendwie schon bekannt war, den Sport live zu sehen ist halt schon nochmals deutlich eindrücklicher. Der spielerisch-dynamische Stil der Japaner, die rohe, aber etwas ineffizient eingesetzte Kraft von Megos oder der unbändige Wille zum Top von Ondra, um nur einige Beispiele zu nennen. Gerade die Feinheiten der individuell unterschiedlichen Stile kommen vor Ort noch deutlich besser zum Ausdruck als am Bildschirm. Super spannend war's jedenfalls und wie zuletzt an der Ski-SM konnte man sich danach problemlos den Athleten nähern und ein Foto oder ein Autogramm sichern - für die Kinder auch ein ganz wichtiger Aspekt.
Der Chef höchstpersönlich an der Arbeit. Er konnte an diesem Wettkampf als einziger alle Boulder toppen. |
Am Sonntag folgte dann eben die Boulder-SM. Der Modus: 8 Qualifikationsboulder, je 5 Versuche, total 80 Minuten Zeit. Wenn man alle seine Versuche abfeuern wollte, so müsste man also alle 2 Minuten einsteigen - rein vom Krafthaushalt her nicht möglich. Und vor allem sind da noch 40 andere Kinder alle gleichzeitig am Werk, welche dasselbe wollen. Das heisst, mit Wartezeiten bis zum nächsten Versuch ist zu rechnen und es geht fast nicht ohne einen Coach, der die Übersicht hält und strategisch plant. Es gelang uns ein guter Wettkampf, 4 Tops und 6 Zonen. Am Schluss steht trotzdem "nur" der 13. Rang, wobei das für eine Schweizermeisterschaft ja auch gar nicht mal so übel ist. Aber dass es dieses Jahr mit dem Wechsel zur U12, auf nationalem Level und insbesondere beim Bouldern einfach werden würde, damit hatten wir auch nicht gerechnet. Hinzu kommt das harte Los, im Dezember geboren zu sein, womit die ältesten in derselben Kategorie de fakto 2 Jahre älter sind. Da muss man schon entweder sehr früh entwickelt, sehr gross gewachsen oder einfach extrem gut sein, um trotzdem aufs Podest zu bouldern. Wobei mit 6 Tops ein Finalplatz zu holen gewesen wäre und diese mit etwas mehr Entschlossenheit, einer optimierten Sequenz und einer Portion Wettkampfglück definitiv im Bereich des Möglichen lägen... Aber klar, so kann man immer argumentieren und alle Mädchen auf den Rängen 7-12 denken sicher genau gleich. Ich will aber damit eigentlich nur signalisieren, dass wir von hier mit positiver Einstellung und Ansporn nach Hause gingen und nicht mit Frustration oder Enttäuschung. Man geht ja sowieso an Kletterwettkämpfe um zu lernen, wo es noch fehlt und nicht des Gewinnens wegen ;-) Einige animierte Impressionen vom Wettkampf im Video:
Für mich persönlich gab's am Hasli Mountain Festival leider nichts zu klettern. Weltcup, naja schön wär's. Bei den Jugendkategorien wäre zwar die Schwierigkeit der Boulder schon noch etwa passend, dafür der Jahrgang leider überhaupt nicht mehr ;-) Somit blieb also nichts anderes übrig, als an den Fels zu gehen. Dieser ist mit dem Lammi von der Tennis-/Kletterhalle in weniger als 10 Minuten zu Fuss erreichbar, optimal für einen Angriff zwischen Halbfinal/Quali und den Finaldurchgängen. Mit vom vielen Zuschauen entsprechendem Kribbeln in den Fingern konnte ich an der Hauptwand gleich ziemlich abräumen: Arturo Bandini (7a), Oppidum (7b), Grüenspan (7a), Mählwurm (7a), Dini (7b), Navigation Zero (7a) und Mini (7a) gelangen, ohne das Seil zu belasten :-) Wenn ich da zusätzlich noch an meinen einzigen Lammi-Besuch vor 25 Jahren zurückerinnere, ist das ein erfreuliches Resultat. Damals hatte uns das Wetter von einem Alpinklettertrip in dieses neu erschlossene, immer trockene Gebiet vertrieben. Mit Ach und Krach würgten wir uns damals die einfachste Route, die Kombination (6b+) hinauf, von Rotpunkt natürlich keine Spur. Solch athletisch-pumpige Kletterei waren wir uns damals von draussen nicht gewohnt und Kletterhallen gab's noch nicht. Ein echt positives Erlebnis, so viel später diese Routen doch noch zu packen, ja in einem gemütlichen Nachmittag rasch runterzureissen.
Statt an die Finalboulder ging's dann halt an den Fels. Das Lammi liegt immerhin gleich um die Ecke :-) |
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