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Freitag, 8. Januar 2021

Skitour Chläbdächer (2177m)

Die Suche nach einer spannenden Vormittagsskitour brachte mich wieder einmal in den Playground Hinter Sihltal. Touren aus dieser Gegend hatte ich ja schon früher einige beschrieben, z.B. die Eisfälle bei Fläschen, die Tour zum Mieserenstock oder natürlich auch die Wägital Rundtour. Alles ein wenig abenteuerlich und nicht ganz Mainstream - das trifft auf alle Touren in dieser Gegend zu und wenn man mit den Ski unterwegs ist, so ist es äusserst vorteilhaft, die Kickspitzkehre gut zu beherrschen.

Blick auf das hintere Sihltal, mein Tourenziel die Chläbdächer in Bildmitte auffällig felsgebändert.

Bekannte hatten hier wenige Tage zuvor das Tourenjahr 2021 eröffnet, den Höch Hund angespurt und von guten Bedingungen berichtet. Ich wollte mir die Feinwahl des Tourenziels noch aufsparen, bis sämtliche Möglichkeiten im Kessel auf rund 1600m im Blickfeld waren. Die Zufahrt über die weiss geräumte Strasse war bis zum P.1067 problemlos möglich, der Aufstieg zum Gribschli und durch den steilen Wald nach Untersihl war gut gespurt - es liegt nicht üppig Schnee, aber doch gut ausreichend. Nachdem ich auf rund 1400m aus dem Wald trat, überschritt ich auch die Nebelgrenze.

Immer ein erhabener Moment, das Überschreiten der  grauen Nebeldecke.

Es zeigte sich dann, dass fast alle Ziele im Hinteren Sihltal bereits angespurt waren. Für mich bedeutete das, in Richtung Chläbdächer zu gehen. Dieser Anstieg war mir bisher noch unbekannt. Von Weglosen, aus dem nächsten Tal war ich früher bereits einmal zum Chläbdächer Westgipfel (2142m) gegangen, somit war auch mit dem kecken Felsturms des Hauptgipfels noch eine Rechnung offen. Erst ging es noch in langen Kehren aufwärts, bis ein in Felsen eingebettetes Couloir viele Spitzkehren erfordert und einen schliesslich auf den 45 Grad steilen, über einer Felsstufe abbrechenden Schlusshang führt. Hier war ich aufgrund von rutschiger Auflage auf hartem Untergrund zu einer Portage (letzte ca. 40hm) gezwungen.

Steil geht's in das Couloir hinauf, ob der Felsstufe dann sehr exponiert nach rechts hinaus.

Einmal aus dieser Flanke ausgestiegen geht's dann zügig auf den Chläbdächer Westgipfel und damit endlich auch an die Sonne. Von hier sind es doch noch rund 400m zum Hauptgipfel. Knapp die Hälfte davon lässt sich noch mit den Ski zurücklegen, doch die Sache spitzt sich zu: der Grat wird immer schmaler und beim ersten felsigen Abschwung müssen die Bretter zurückgelassen werden. Ich machte mich per Pedes auf den Weiterweg. Doch das war gar nicht einfach: das Gelände ist auf beide Seiten gehörig luftig-exponiert und auf dem schmalen Grat lag doch reichlich unkonsolidierter Schnee.

Der sehr exponierte Grat zum kecken Felsturm hat es in sich, vor allem bei winterlichen Verhältnissen. Auf dem runden Hubel im Vordergrund musste ich schliesslich die Segel streichen, ein Weitergehen war nicht mehr zu verantworten. 

Nur ca. 25m vor dem finalen Felsturm, schon fast auf gleicher Höhe wie der Gipfel, musste ich schliesslich die Segel streichen. Der nun nochmals schmalere Grat war einfach mir einfach zu heikel, das war nicht mit vernünftigem Risiko machbar - schade! Selbst mit alpiner Komplettausrüstung (Steigeisen, Sicherungsmaterial) wäre bei solchen Verhältnisse der Gipfelerfolg ungewiss, auch da ein Sichern auch sehr schwierig scheint. Besser geht's sicher bei aperen Verhältnissen, ich denke gegen den Frühling hin könnte man solche durchaus auf einer Skitour antreffen. Ich komme aber wohl eher im Rahmen eines Hike & Fly in Kombination mit dem Druesberg Südaufstieg wieder, um diese Pendenz zu erledigen!

MS Druesberg, das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt - gewaltig!

Nun, Trübsal zu blasen gab es überhaupt nicht. Die Stimmung auf dem Gipfelgrat war fantastisch. Die Sicht auf die diversen Nebelmeere rundherum, die majestätische MS Druesberg und vor allem war es hier oben windstill, tiefblau sonnig und somit warm genug für eine lange Pause! Nach ausgiebigem Tanken der Sonnenstrahlen lockte dann die Abfahrt. Der steile Tophang noch unregelmässig, das Couloir etwas windgepresst aber schon toll, aber dann einfach nur noch prima Powder bis hinunter zur Nebelgrenze - einfach mega! Mit etwas Umsicht liess sich auch der Wald befahren und schon bald war ich zurück beim Ausgangspunkt mit klarem Fazit: das war die bisher beste Tour des Winters!

Fantastische Pulververhältnisse, einfach genial!

Facts

Chläbdächer ab P.1067 im Sihltal, 1100hm. Teilweise enges und steiles Gelände (45 Grad, Ski-Schwierigkeit SS) erfordern solides Können und solide Schneedecke. Der Chläbdächer Westgipfel (2142m) gibt alleine schon ein lohnendes Ziel her. Die Gratbegehung zum Hauptgipfel ist in verschneitem Zustand alpinistisch anspruchsvoll mit ungewissen Aussichten auf Erfolg - eher eine Einlage für Liebhaber.

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