Tolles Winterwetter lädt zu einer Skitour ein. Doch wie gehabt, als die Kinder in ihre Trainings aufgebrochen sind, bleibt für Kathrin und mich nur noch ein limitiertes Zeitfenster. Wie üblich stellt sich die Frage, wohin es denn noch reicht, wo der Schnee noch pulvrig ist und wo wir nicht den Massen hinterherhecheln. Ins Sarganserland zieht es uns schliesslich und tatsächlich erfüllt die Tour alle Punkte aus dem Pflichtenheft.
Unterwegs im Sarganserland... unten bereits wieder grün - ja, Sportklettern wäre auch gegangen. |
Um 11.45 Uhr starten wir schliesslich beim gebührenpflichtigen Parkplatz (1 CHF/h) beim P.1020 in der Nähe von Parmort. Dieser akzeptiert übrigens vorbildlich auch die Bezahlung per App, nur ist leider der Handy-Empfang an diesem Ort stark eingeschränkt... mit einem guten Gerät und etwas Geduld wird es klappen. Auf gut gespurter Route geht's zügig zum Skihaus Schwarzenberg (1345m), wo wir die Strasse in den Cholschlag wählen. Dem Stockbild nach zu urteilen sind hier vor uns nur 4 Personen vor einigen Tagen aufgestiegen, somit dürften wir also die gewünschte Einsamkeit vorfinden. Dass diese Route nicht populärer ist, liegt sicher daran, dass nun ins Tal hinein ca. 4km Flachlauf folgen, was für manche Tourengänger die Attraktivität stark schmälert. Ich hingegen liebe solche Escapes vom zivilisierten Gelände, auch wenn man dabei über längere Zeit nur wenig Höhe gewinnt.
Kurz vor Chläui (1959m), links der Gipfel Langrain P.2271 mit seiner idealen NW-Flanke. |
Ab dem Mittelsäss steigt das Gelände wieder stärker an. Noch immer können wir der dünnen Spur folgen und nehmen mit Vorfreude wahr, dass hier an windgeschützter Lage noch idealer, gesetzter Pulver liegt. Bei den Gebäuden von Chläui (1959m) treten wir schliesslich wieder an die Sonne. Ein einsamer Platz mit der in Winterruhe liegenden, gleichmässig verschneiten Ebene von Gadims, wirklich wunderschön. Dieser flache Boden zieht uns so stark in seinen Bann, dass wir ihn durchschreiten und "unseren" Gipfel P.2271 schliesslich mit einiger unnötiger Horizontaldistanz über den WSW-Rücken erreichen. Ja, der Zugang von NE wäre kürzer und effizienter, dafür aber weniger sonnig und schliesslich gehen wir ja auf Touren, weil wir so gerne durch unvergleichliche Landschaften schreiten und nicht weil wir möglichst zügig wieder nach Hause wollen.
Winteridylle mit der Hochfläche von Gadims - welch ein Genuss, hier zu schreiten! |
Um 15.00 Uhr waren wir am Gipfel und konnten die Szenerie bei besten Bedingungen geniessen. Wobei man den "Gipfel" je nach Vertrauen in die Landestopografie in Anführungszeichen setzen muss. Er ist auf der Karte zwar nämlich kotiert, aber nicht benannt. Doch aufgrund der Morphologie, mit einer Schartenhöhe von 41m und einer Dominanz von 860m hätte er einen Namen durchaus verdient. Aber naja, weiter wichtig ist dies natürlich nicht. So legten wir mit grosser Vorfreude den Fokus auf die Abfahrt. Der NW-Hang von P.2271 führt in 300hm mit optimaler Neigung zurück nach Chläui. Los geht's mit 35 Grad, dann bleibt sie lange im idealen 30 Grad Bereich und flacht nach unten ab. Erst drei Spuren waren im Hang, d.h. es gab noch Platz à discretion für die eigene Linie und der Schnee war ideal.
Der 'Turtle Rock' am WSW-Rücken von P.2271, welcher sich rechts am Bildrand befindet. |
Die obersten 20hm am Gipfelkopf waren abgeblasen, liessen sich aber vorsichtig mit den Skiern an den Füssen machen. Ab da war's de visu perfekt eingeschneit, die Vorgänger hatten es scheinbar krachen lassen und so wollten wir das Gleiche tun - wobei ich natürlich mit der gebotenen Bedacht und Zurückhaltung losfuhr. Das erste Halbdutzend an Schwüngen war bereits erfolgt, als ich unverhofft auf knapp unter der Schneedecke versteckte, scharfkantige Steine traf. Und dies mit vollem Druck im Schwung, direkt unter den Füssen :-( Einen Vorwurf konnte ich mir nicht machen, ich hatte die nötige Umsicht walten lassen und die Gefahr war wirklich nicht erkennbar. Trotzdem hinterliess das Malheur am Sportgerät eine gewaltige Narbe. Die meisten würden ein Paar 11-jährige Skier mit einer solchen Beschädigung wohl gleich entsorgen. Aber ich habe eine (vermutlich übertrieben innige ;-)) Beziehung zu meinen gebrauchten und lieb gewonnen Ausrüstungsgegenständen... sind es doch inzwischen rund 400 Touren, die ich mit dem guten Shuksan gemeinsam bestritten habe. Und nachdem die Kante zum Glück weder ausgerissen noch gebrochen ist, werden auch in Zukunft nach einer Self-Made-Reparatur noch weitere dazukommen.
Autsch :-/ |
Nun ja, dieser Zwischenfall nimmt in meinem Bericht jetzt fast übertrieben viel Raum ein. Wir liessen uns die Laune nicht verderben - ist vielleicht auch der Vorteil, wenn man mit stark gebrauchtem Material unterwegs ist. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte, stiebten wir eventfrei nach Chläui hinunter, genossen den gesetzten Pulver in den Cholschlag, glitten und stöckelten zurück zum Skihaus. Ab dort war's dann retour zum Ausgangspunkt weniger rühmenswert, mit eher decklig-verkarrtem Schnee und nur vereinzelten akzeptablen Schwüngen. Alles in allem aber ein äusserst genussvoller Wintertag!
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