Vor lauter Wintertouren und winterlichen Kletterausflügen ist meine Serie zu den letztjährigen Sommerferien ins Stocken geraten. Naja, besser spät als nie soll es hier mit einer kurzen Beschreibung zu einem gemütlichen Ausflug weitergehen. Während ich mit Larina bereits am Anreisetag in der mit dem Velo zugänglichen Gorge de la Biaysse geklettert war, sollte es mit Jerome ein gleichartiges Abenteuer geben. Den Pilier de Rame erreicht man nämlich von demselben Ausgangspunkt, mit ebenso nur wenigen Minuten Anmarsch. Seine Routen sind ähnlich lang, aber dank SE-Exposition deutlich sonniger, zudem sind sie auch weniger steil und einfacher. Für einen Skispringer braucht es aber keine Überhänge und hohe Schwierigkeitsgrade, daher wählten wir mit der 'Bel Âge' die einfachste Option ganz am linken Rand.
Der Pilier de Rame mit der von uns gekletterten Linie der 'le bel âge' (5 SL, 5c). |
Wir befanden uns gerade in einer instabilen Wetterphase, aber für ein paar Stunden am Vormittag sollte es sicher sonnig und trocken bleiben. So schwangen wir uns auf die Räder und fuhren in 15 Minuten gemütlich zur Kapelle von Rama, wo wir unsere Untersätze diebstahlsicher in den Büschen versteckten. Die Wand ist von da bestens sichtbar und der erste Teil des Zustiegs folgt dem breiten Wanderpfad, der hinauf nach Pallon führt. Ungefähr auf Höhe vom Wandfuss zweigt bei einem Steinmann der gut ausgetretene Climbers Trail ab, der einen in Kürze zum Pfeiler bringt. Der Einstieg in die von uns gewählte Route befindet sich etwas links oberhalb vom tiefsten Punkt der Wand, siehe Foto. Für den Zustieg ab Velodepot hatten wir ca. 15 Minuten gebraucht, in der Gegend von 9.45 Uhr waren wir zum Klettern bereit.
L1, 5b: Vorerst sieht's etwas schrofig-botanisch und auch eher einfach aus. Die gute Absicherung lädt einen aber dazu ein, sich konsequent im kompakten Fels zu bewegen, was dann durchaus Genuss bietet und einige interessante Moves bereithält.
L2, 5c: Hier wird es schon richtig interessant, die Route führt in eine ziemlich steile Verschneidung. Diese und auch der Ausstieg sind mit zahlreichen Henkeln gespickt. Ohne etwas Kraft und 3d-Klettervermögen mit geschicktem Fusseinsatz wird man aber nicht ungeschoren durchkommen. Der Stand befindet sich kurz vor dem Ausstieg in die Bäume, er besteht aus 1 BH und einer fixen Schlinge.
Der Ausstieg aus L2 (5c) braucht durchaus etwas Power! |
L3, 5b+: Man verlässt das Wäldchen über eine kompakte, plattige Wand, unmittelbar links von einer Verschneidung. Ohne Nutzung der wenigen Strukturen ist die Platte nicht zu klettern, diese liegen aber ziemlich weit auseinander. Generell für eine 5b+ nicht so einfach und bei kleiner Körpergrösse unter Umständen gleich nochmals schwieriger. Aber wie bisher stets, sehr gut abgesichert. Zuletzt kurze Rechtsquerung zum Stand.
In L3 (5b+) wartet eine ziemlich knifflige Platte, das könnte auch die schwierigste Stelle der Route sein. |
L4, 4c: Sehr schöne Seillänge, die diagonal nach rechts hinaufführt. Der Fels ist hier vom Wasser ziseliert und weist scharfe Kanten auf, die hervorragende Griffe bieten. Man erklettert einige kleine Pfeilerlein, findet aber auch immer wieder gut Plateaus, wo man sich bequem hinstellen kann.
Toller, rauer und vom Wasser modellierter Fels in L4 (4c). |
L5, 5c: Von ähnlichem Charakter wie die Seillänge davor, wobei sich hier noch ein kompaktes, nicht üppig griffiges Wändchen in den Weg stellt. Irgendwie löst sich dieses aber doch sehr gut auf und es erschien uns deutlich einfacher wie die Seillängen 2 und 3.
Ähnlicher Charakter in L5 (5c), hier die Crux mit dem Steilwanderl. |
Um wenige Minuten nach 11.00 Uhr und somit nach nur rund 1:15h Kletterei hatten wir den letzten Stand erreicht, das war also quasi eine Blitz-Begehung gewesen. Von dort ist es noch ein wenig leichte Kraxelei hinauf zu einem bequemen Grasplateau, wo man gemütlich rasten kann. Nach einiger Zeit machten wir uns an den Abstieg, wofür es verschiedene Optionen gibt. Eines ist aber sicher, die gekletterte Route ist zum Abseilen weder eingerichtet noch geeignet. Wer am Seil in die Tiefe gleiten möchte, der müsste dies über eine der Nachbarrouten zentral am Pfeiler machen, was aber sicher umständlicher wie ein Fussabstieg ist. Für diesen gibt's mehrere Optionen:
- Direktabstieg (von unten gesehen) links der Wand im schrofigen Gelände durch eine Art Rinne und Rampe. Mir ist unklar, wie gut das Gelände wirklich begehbar ist. Wenn aber keine wesentlichen Schwierigkeiten warten, bzw. man sich in diesem Terrain zügig bewegt, ist es aber der schnellste Weg retour.
- Aufsteigen zur Strasse (D38), dieser ein kurzes Stück nach links bis zum Belvedere folgen. Von hier folgten wir der Pfadfindervariante, d.h. weglos südseitig den Hang hinab auf eine Ebene, von wo man in kurzem Anstieg durchs Gehölz den guten Pfad erreicht, der in total ca. 20 Minuten zurück zur Kapelle von Rama führt.
- Es ist auch möglich, die Pfadfindervariante zu vermeiden, d.h. vom Belvedere der Strasse zu den Häusern von Pallon zu gehen, wo man auf den Anfang des guten Pfades trifft. So marschiert man aber ca. 1km weiter und ist gegenüber Variante 2 wohl 10-15 Minuten langsamer.
Der Felskopf des Pilier de Rame, man kann gut den steilen Direktabstieg (#1) links erkennen. |
Blick auf den Abstiegsweg, die Pipeline und die Wand der Gorge de la Biaysse, die ich mit Larina geklettert hatte. |
Mit dem Velo waren wir nachher rasch zurück beim Camping, nahmen ein Zmittag und ein Bad im See, bevor es dann noch eine nachmittägliche Session am steilen Fels im Gebiet Le Pouit gab. Dieser nach WSW ausgerichtete Fels eignet sich normalerweise nicht für Sommernachmittag. Aber nachdem sich bald schon wieder mächtige Quellwolken am Himmel türmten, wurde es ausnahmsweise nicht zu heiss. Bei einem Wechsel von stechendem Sonnenschein und kurzen Platzregen zogen wir uns die Finger lang. Noch sehr gut erinnern kann ich mich an die Emotion, wie ich mich im Onsight durch eine steile 7b kämpfte, prompt aber kurz vor Ende wieder Regentropfen auf den weniger steilen Ausstieg zu fallen begannen. Da gab es nur noch ein Rezept, möglichst alles auf eine Karte setzen und mit voller Kraft voraus zum Umlenker - immer wieder eine tolle Emotion, wenn solche "Flucht nach vorne"-Begehungen am Ende aufgehen.
Aussicht auf La-Roche-de-Rame mit seinem See, der Camping unmittelbar daneben nicht sichtbar. |
Material: mind. 1x30m-Seil, 10 Express
Blick ins Val Durance nach Süden - bald schon die gewohnte Heimat für die Sommerferien. |
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