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Samstag, 10. Dezember 2022

Zürcher Klettermeisterschaft 2022 - Bouldern im Minimum

Mit grosser Vorfreude fieberten wir der jährlichen Zürcher Bouldermeisterschaft im Minimum entgegen. Die ganze Familie war mit am Start, für Larina ging es noch um den Titel der Zürcher Klettermeisterin 2022, wofür sie prima positioniert war. Auch meine Batterien waren voll geladen und ich war top motiviert, den vielen Bouldern in der Fun-Kategorie einen guten Fight zu geben. "Dummerweise" herrschte aber am Tag zuvor noch bestes Bergwetter und Jonas fragte mich absolut sinnigerweise an, ob wir diese Gelegenheit nicht für eine letzte MSL nutzen sollten. Natürlich zögerte ich keine Sekunde und sagte zu. Das zeigt ja ziemlich exemplarisch, wie ernst ich diese Wettkämpfe nehme. Logo, vor Ort und im Geschehen gebe ich immer alles, aber deswegen mein Outdoor -Programm beschneiden würde ich dann doch definitiv nicht. Wobei ich mich nach einem (nicht ultralangen) MSL-Tag jedoch meist auch wacher, fitter und beweglicher fühle, wie wenn ich stattdessen 3 Tage auf dem Bürosessel "geruht" hätte. Bis der Körper da jeweils wieder komplett auf physische Leistungsbereitschaft umgestellt hat ist schon mehr Kraft weg, wie sich mich die MSL am Ofen vom Vortag je kosten könnte.

Finalboulder #3 von Larina.

Ein langer Tag stand uns bevor und er startete früh! Start zur Quali um 9.00 Uhr heisst (konkret für Larina, aber ganz allgemein vernünftig) zum Aufwärmen eine Stunde früher vor Ort zu sein. Dazu die Zeit für die Anreise, ein dem Tagesprogramm entsprechendes Frühstück und einem Footing ergibt schon einen ziemlichen Alpine Start... soll mal einer noch behaupten, die Wettkämpfer seien totale Schöggeler. Pünktlich gemäss Programm ging es los mit Larinas Quali. Zwanzig Boulder waren es, bis auf 3,4 Stück waren diese ziemlich einfach und schnell erledigt. Über die Finalteilnahme entschied im Wesentlichen dann ein Problem - ziemliche Erleichterung machte sich breit, als dieses gelang. Mit dem ex aequo Rang 2 war die Teilnahme am Final gesichert und damit auch bereits der Titel der Zürcher Klettermeisterin im Trockenen.

Podest Zürcher Klettermeisterschaft U14 Girls 2022 - bravo les filles!

Das war ganz gut so, denn der Final lief dann nicht ganz wunschgemäss ab. Da man im Minimum generell und üblicherweise hervorragende Wettkämpfe geboten bekommt, mag es für einmal sicher auch etwas Kritik leiden. Und dieser aus 3 Bouldern bestehende U14-Final hat leider nicht so gut funktioniert. Problem #2 war deutlich zu einfach und konnte von allen Finalistinnen geflasht werden. Bei der dritten Aufgabe waren zwar visuell durchaus markante Unterschiede zwischen den Finalistinnen erkennbar. Doch war die Zone zu früh platziert, sie konnte von allen Athletinnen geflasht werden. Dann wiederum war der letzte Move zum Top schlicht zu hart und wurde von niemandem gemeistert, womit auch hier absolut keine Separation in der Rangliste entstand. Schlussendlich kam diese vom Startmove in Boulder #1 und das war ein horizontaler Spannweitenmove. Die grösser Gewachsenen konnten den easy statisch, mit weniger langen Armen war es nur dynamisch und damit extrem viel schwieriger lösbar. Oder eben im Fall von Larina gar nicht, was "nur" Rang 5 bedeutete. Das war nicht ganz den Erwartungen und Hoffnungen entsprechend - aber wieder einmal der Beleg dafür, dass man mit jeglichen Widerwärtigkeiten zurecht kommen muss, wenn man konsistent vorne platziert sein will. 

Ich muss es ja an dieser Stelle fast schreiben. Genau so wie es rechts auf dem Bild gezeigt wird, löse ich dynamische Koordinationsprobleme auch am liebsten 😎. Logischerweise wird es unvergleichlich viel schwieriger, wenn man nicht beide Griffe gleichzeitig halten kann. Der Clou ist halt eben: solange die Fähigkeiten für koordinativ-dynamische Probleme noch nicht sehr hoch sind, können die Distanzen nicht zu weit sein. So lassen sie sich mit einem Plus an Spannweite dann gerne statisch austricksen...

Ab Mitte Nachmittag ging es dann, parallel zur Quali der Elite, auch in der Fun-Kategorie los. Das Soll bestand aus 55 Bouldern, welche in einem 3-stündigen Zeitfenster gemeistert werden wollten. Es zählte nur die Anzahl Tops, Schwierigkeit oder Versuche waren unerheblich. Nach einfacher Arithmetik bedeutet das ein Top fast alle 3 Minuten, wenn man denn alle Probleme klettern möchte - das zeigt schon, wie intensiv die Sache ist. Kraft, Ausdauer und Effizienz, bei dieser Art von Aufgabe zählen alle Aspekte. Mir lief es ganz ordentlich, die 26 einfacheren Boulder (gelb - orange) hatte ich zügig erledigt, dazu gab es 14x blau (6C/7A) und 4x rot (7A+-7B+). Wozu diese 44 Tops am Ende reichen würden? Ganz nach vorne kaum, das war mir schon im Vornhinein beim Studium der Teilnehmerliste bewusst. Und so kam es dann auch. Genau gleich wie Larina platzierte ich mich auf Rang 5 - bei immerhin 80 Teilnehmer:innen ist das nicht so schlecht, auch wenn ich natürlich keinen Stich gegen die 51 Tops des Siegers hatte. Das wären 7 zusätzliche Boulder, welche sich auf meiner Skala zwischen sehr hart und nahezu schon unmöglich befinden.

Finalboulder #2 - war jetzt nicht die grosse Hürde.

Als Krönung gab es schliesslich noch die Finals der Elite zu bestaunen. Es ist richtig cool, dass im Minimum auch die Topshots der Schweizer Kletterszene am Start sind. Wobei sich die Sache ja eben nicht nur aufs Zuschauen beschränkt. Während der Quali bewegt man sich auf exakt demselben Feld und kann sich mit und neben ihnen an genau denselben Bouldern versuchen. Schon eine Woche zuvor am "The Bridge"-Wettkampf im Bouba hatten wir genau dieselbe, tolle Erfahrung machen können. Naja, vielleicht hilft's ja wirklich, so dass dann nächstes Jahr kein noch so kleingriffig-athletischer oder dynamisch-koordinativer Boulder mehr unbezwungen bleibt. Höchst zufrieden jedenfalls gingen wir nach einem langen und erlebnisreichen Tag nach Hause, auch wenn uns für einmal bei der Preisverlosung ganz und gar kein Glück beschieden war. Herzlichen Dank dem Team vom Minimum und dem Regionalzentrum Zürich für diesen tollen Anlass!

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