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Samstag, 10. Dezember 2022

Zürcher Klettermeisterschaft 2022 - Bouldern im Minimum

Mit grosser Vorfreude fieberten wir der jährlichen Zürcher Bouldermeisterschaft im Minimum entgegen. Die ganze Familie war mit am Start, für Larina ging es noch um den Titel der Zürcher Klettermeisterin 2022, wofür sie prima positioniert war. Auch meine Batterien waren voll geladen und ich war top motiviert, den vielen Bouldern in der Fun-Kategorie einen guten Fight zu geben. "Dummerweise" herrschte aber am Tag zuvor noch bestes Bergwetter und Jonas fragte mich absolut sinnigerweise an, ob wir diese Gelegenheit nicht für eine letzte MSL nutzen sollten. Natürlich zögerte ich keine Sekunde und sagte zu. Das zeigt ja ziemlich exemplarisch, wie ernst ich diese Wettkämpfe nehme. Logo, vor Ort und im Geschehen gebe ich immer alles, aber deswegen mein Outdoor -Programm beschneiden würde ich dann doch definitiv nicht. Wobei ich mich nach einem (nicht ultralangen) MSL-Tag jedoch meist auch wacher, fitter und beweglicher fühle, wie wenn ich stattdessen 3 Tage auf dem Bürosessel "geruht" hätte. Bis der Körper da jeweils wieder komplett auf physische Leistungsbereitschaft umgestellt hat ist schon mehr Kraft weg, wie sich mich die MSL am Ofen vom Vortag je kosten könnte.

Finalboulder #3 von Larina.

Ein langer Tag stand uns bevor und er startete früh! Start zur Quali um 9.00 Uhr heisst (konkret für Larina, aber ganz allgemein vernünftig) zum Aufwärmen eine Stunde früher vor Ort zu sein. Dazu die Zeit für die Anreise, ein dem Tagesprogramm entsprechendes Frühstück und einem Footing ergibt schon einen ziemlichen Alpine Start... soll mal einer noch behaupten, die Wettkämpfer seien totale Schöggeler. Pünktlich gemäss Programm ging es los mit Larinas Quali. Zwanzig Boulder waren es, bis auf 3,4 Stück waren diese ziemlich einfach und schnell erledigt. Über die Finalteilnahme entschied im Wesentlichen dann ein Problem - ziemliche Erleichterung machte sich breit, als dieses gelang. Mit dem ex aequo Rang 2 war die Teilnahme am Final gesichert und damit auch bereits der Titel der Zürcher Klettermeisterin im Trockenen.

Podest Zürcher Klettermeisterschaft U14 Girls 2022 - bravo les filles!

Das war ganz gut so, denn der Final lief dann nicht ganz wunschgemäss ab. Da man im Minimum generell und üblicherweise hervorragende Wettkämpfe geboten bekommt, mag es für einmal sicher auch etwas Kritik leiden. Und dieser aus 3 Bouldern bestehende U14-Final hat leider nicht so gut funktioniert. Problem #2 war deutlich zu einfach und konnte von allen Finalistinnen geflasht werden. Bei der dritten Aufgabe waren zwar visuell durchaus markante Unterschiede zwischen den Finalistinnen erkennbar. Doch war die Zone zu früh platziert, sie konnte von allen Athletinnen geflasht werden. Dann wiederum war der letzte Move zum Top schlicht zu hart und wurde von niemandem gemeistert, womit auch hier absolut keine Separation in der Rangliste entstand. Schlussendlich kam diese vom Startmove in Boulder #1 und das war ein horizontaler Spannweitenmove. Die grösser Gewachsenen konnten den easy statisch, mit weniger langen Armen war es nur dynamisch und damit extrem viel schwieriger lösbar. Oder eben im Fall von Larina gar nicht, was "nur" Rang 5 bedeutete. Das war nicht ganz den Erwartungen und Hoffnungen entsprechend - aber wieder einmal der Beleg dafür, dass man mit jeglichen Widerwärtigkeiten zurecht kommen muss, wenn man konsistent vorne platziert sein will. 

Ich muss es ja an dieser Stelle fast schreiben. Genau so wie es rechts auf dem Bild gezeigt wird, löse ich dynamische Koordinationsprobleme auch am liebsten 😎. Logischerweise wird es unvergleichlich viel schwieriger, wenn man nicht beide Griffe gleichzeitig halten kann. Der Clou ist halt eben: solange die Fähigkeiten für koordinativ-dynamische Probleme noch nicht sehr hoch sind, können die Distanzen nicht zu weit sein. So lassen sie sich mit einem Plus an Spannweite dann gerne statisch austricksen...

Ab Mitte Nachmittag ging es dann, parallel zur Quali der Elite, auch in der Fun-Kategorie los. Das Soll bestand aus 55 Bouldern, welche in einem 3-stündigen Zeitfenster gemeistert werden wollten. Es zählte nur die Anzahl Tops, Schwierigkeit oder Versuche waren unerheblich. Nach einfacher Arithmetik bedeutet das ein Top fast alle 3 Minuten, wenn man denn alle Probleme klettern möchte - das zeigt schon, wie intensiv die Sache ist. Kraft, Ausdauer und Effizienz, bei dieser Art von Aufgabe zählen alle Aspekte. Mir lief es ganz ordentlich, die 26 einfacheren Boulder (gelb - orange) hatte ich zügig erledigt, dazu gab es 14x blau (6C/7A) und 4x rot (7A+-7B+). Wozu diese 44 Tops am Ende reichen würden? Ganz nach vorne kaum, das war mir schon im Vornhinein beim Studium der Teilnehmerliste bewusst. Und so kam es dann auch. Genau gleich wie Larina platzierte ich mich auf Rang 5 - bei immerhin 80 Teilnehmer:innen ist das nicht so schlecht, auch wenn ich natürlich keinen Stich gegen die 51 Tops des Siegers hatte. Das wären 7 zusätzliche Boulder, welche sich auf meiner Skala zwischen sehr hart und nahezu schon unmöglich befinden.

Finalboulder #2 - war jetzt nicht die grosse Hürde.

Als Krönung gab es schliesslich noch die Finals der Elite zu bestaunen. Es ist richtig cool, dass im Minimum auch die Topshots der Schweizer Kletterszene am Start sind. Wobei sich die Sache ja eben nicht nur aufs Zuschauen beschränkt. Während der Quali bewegt man sich auf exakt demselben Feld und kann sich mit und neben ihnen an genau denselben Bouldern versuchen. Schon eine Woche zuvor am "The Bridge"-Wettkampf im Bouba hatten wir genau dieselbe, tolle Erfahrung machen können. Naja, vielleicht hilft's ja wirklich, so dass dann nächstes Jahr kein noch so kleingriffig-athletischer oder dynamisch-koordinativer Boulder mehr unbezwungen bleibt. Höchst zufrieden jedenfalls gingen wir nach einem langen und erlebnisreichen Tag nach Hause, auch wenn uns für einmal bei der Preisverlosung ganz und gar kein Glück beschieden war. Herzlichen Dank dem Team vom Minimum und dem Regionalzentrum Zürich für diesen tollen Anlass!

Dienstag, 22. November 2022

Zürcher Klettermeisterschaft 2022 - Lead im 6aplus

Dieser ZKM-Lead-Event fand im September statt und liegt somit schon eine ganze Weile zurück, aber im Sinne der Vollständigkeit meiner persönlichen Aufzeichnungen hier nun doch noch der entsprechende Beitrag dazu. Bei den letzten beiden Austragungen (1,2) in der Winterthurer Kletterhalle 6aplus war ich als Sieger der Fun-Kategorie hervorgegangen. Soviel vorweg, diese Performance konnte ich im 2022 nicht wiederholen. Was war denn anders als zuvor?

In der Finalroute (ca. 8a/+). Foto: Vladek Zumr/Kletterhalle Winterthur.

In erster Linie: das Wetter! Naja, das ist mal eine Ausrede, ist der alte Klempner denn etwa hochgradig wetterfühlig geworden?!? Nein im Ernst, am entsprechenden Weekend im September herrschte draussen ein richtiges Sauwetter, untauglich nicht nur für ambitionierte, sondern eigentlich fast jegliche Outdoor-Aktivität. Dementsprechend breiter und vor allem versierter präsentierte sich das Teilnehmerfeld. Nun ist es eben so, dass die Entscheidung ob Sieg, Podest oder Ehrenplatz nicht in erster Linie von der persönlichen Performance abhängt, sondern viel mehr vom Level der Konkurrenz. Ja, so läuft das - und nicht etwa nur bei einer solchen Fun-Comp, sondern genau genommen bis ganz weit hinauf. Die Einsicht, einen Wettkampf vor allem wegen der Absenz von noch stärkeren Athlet:innen gewonnen zu haben, müssen sich wohl noch manche vergegenwärtigen, ausser man hiesse Janja oder Adam.

Kathrin in der Damen-Finalroute, auch Q2 für Larina (7c). Foto: Vladek Zumr/Kletterhalle Winterthur

Anyway, im Vergleich zu früher wurde die Quali umfangmässig stark abgespeckt und bestand nur noch aus 5 statt aus 10 Routen. Davon waren 3 relativ einfach (5c, 6b+, 7a), die Entscheidung fiel bei zwei härteren Geräten (7b+, 7c+). Mir lief es nicht besonders, schon in der 7b+ musste ich 2 Moves vor dem Umlenker klein beigeben und in der schwersten Qualiroute war schon nach zwei Drittel Schluss. Mit Rang 5 reichte es mir immerhin gerade noch für den 6er-Final, wo dann eine Elite-Route im Grad ~8a/+ auf dem Programm stand. Eine neuralgische Stelle an einer Dachkante bedeutete für mich Endstation, was rangmässig keine Verbesserung mehr ergab. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Sieger die Finalroute beinahe toppen konnte - selbst um in der Fun-Kategorie zu gewinnen muss(te) man schwer etwas auf dem Kasten haben. Auf jeden Fall, herzliche Gratulation Chrigi, sauber gemacht!

Jerome in der U12 Q3 (ca. 7b), abnormales Fingerkraft-Testpiece - trotz Toppas gar nix easy!

Auch der Rest der Familie war mit am Wettkampf dabei. Die Podestplätze waren dabei den beiden Frauen vorbehalten. Kathrin wurde Dritte, Larina knapp und etwas unglücklich wegen Countback zur Quali "nur" Zweite. Darum mussten wir uns natürlich nicht grämen - es war wieder ein langer, aber sehr toller Tag mit viel Aufregung, Kameradschaft, Freude und Emotionen. Natürlich wurde es spät, bis wir in den Federn waren. Auch am Sonntag herrschte immer noch trübes Wetter. Der positive Aspekt dabei war, gemütlich ausschlafen und frühstücken zu können. Die negative Seite war hingegen, dass der zur Tradition gewordene After-Comp-Erstbegehungstag ins Wasser fiel.

Allzeit bereit (zum Klettern), so lautet das dettling'sche Motto. Gilt natürlich auch für Podestgänge ;-)

Herzlichen Dank dem Team vom 6aplus und dem Regionalzentrum Zürich für diesen tollen Anlass!

Dienstag, 12. April 2022

Zürcher Klettermeisterschaft 2022 - Lead im Griffig

Dieses Datum hatten wir uns natürlich dick im Kalender angestrichen - auf den 9. April war ZKM & Griffig Cup in Uster angesagt. An die letzte Ausgabe vor 9 Monaten hatten wir extrem gute Erinnerungen. So hofften wir nicht nur auf ein tolles Kletterfest, sondern auch darauf, uns erneut ein paar Podestplätze sichern zu können. Doch wie sehr das alles an einem seidenen Faden hängt, sollte sich wieder einmal zeigen. Mein Partner vom kürzlichen Team-Boulderplausch im 6aplus musste verletzt die Segel streichen und Kathrin erwischte es wenige Tage vor dem Event mit einer Krankheit. Glaubt es mir, so wird man ganz schnell zum Hypochonder, der jedes Zipperlein und Kratzen im Hals als den Beginn vom Ende der Kletterträume sieht. Doch mit grosser Erleichterung konnten Larina und ich den Weg an den Start gesund und munter antreten.

Unterwegs in der Finalroute nach dem Motto "wenn bloss die Finger so stark wären wie die Leggins farbenfroh sind...".

Für Larina gab's in der Kategorie U14 das übliche Programm mit 3 Quali-Routen (6c+, 7a, 7b+), die ihr leicht von der Hand gingen und alle diskussionslos getoppt wurden. Somit gab's kein Bibbern um die Finalteilnahme, sondern das Ticket war souverän gelöst. Nach etwas Judging galt es dann auch für den Autor trotz Teilnahme in der Fun-Kategorie ernst. Da galt es in einem wahren Steigerungslauf 10 Quali-Routen von 5c bis 7b+ zu meistern. Auch das klappte wie am Schnürchen, 10x Top durfte auf dem Zettel eingetragen werden und damit war die Finalteilnahme ebenfalls gesichert. Zuerst waren aber die Kids an der Reihe. Und das Zuschauen ist definitiv der Part, der für viel mehr Nervosität und Anspannung sorgt wie das Klettern einer Finalroute selber. Was man da an der Seitenlinie jeweils ausmalt, Foot Slips, Klippfehler und sonstige Kapriolen, welche die Begehung verfrüht enden lassen könnten, bevor sie richtig angefangen hat. Lustigerweise habe ich solche Gedanken nie, bevor ich selber einsteigen muss - passiert ja auch nie. Auch Larina stieg mit einer solchen Überzeugung ein, dass die Befürchtungen rasch im Winde zerstreut waren. Am Ende kostete sie ein kleiner Fehler die Möglichkeit, den Sieg mit den letzten Körnern im Tank in der mit 7c bewerteten Finalroute noch an sich zu reissen. Aber das Silber stand auch für eine prima Leistung und einen guten Start in die Leadsaison.

Podest Girls U14

Dann eben galt es für mich ernst. Mit Vorfreude auf eine tolle Route stieg ich ein und erzielte guten Fortschritt. Vorerst gelang es mir auch prima, aufkeimenden Pump im Zaum zu halten und die steilste Passage der Route kontrolliert zu klettern. Volle Kraft voraus zum Top hiess es dann schliesslich in der etwas weniger stark überhängenden Schlusswand. Aber da war der Ofen schlussendlich plötzlich aus, die sloprigen Crimps mit mangelhafter Wegsteh-Möglichkeit warfen mich erbarmungslos ab. Das resultierte in Rang 3, die beiden besten hatten die 7c-Finalroute toppen können - wobei mir dies auch nur beschränkt geholfen hätte, da schlussendlich die Zeit gezählt hätte. Aber weder zählt Schnelligkeit zu den Stärken des Herrn Dettling, noch wäre es mir selbst im Wissen drum möglich gewesen, die Route gleich schnell wie meine beiden stärkeren Konkurrenten zu klettern - meine herzliche Gratulation an die beiden! Es ist übrigens nicht so, dass mir das Resultat bzw. der Rang extrem wichtig wäre. Aber wenn ich etwas mache, dann mit Herzblut, Einsatz und Begeisterung und dem Willen, das Optimum zu erreichen. Auf jeden Fall muss die Jagd auf das noch fehlende Griffig-Gold auf die nächste Gelegenheit im 2023 vertagt werden.

Podest Herren Fun

Ein interessanter Aspekt ist mir mit dem Betrachten des Siegerfotos gekommen... eigentlich bin ich ja viel mehr der (Outdoor-)Routenkletterer als der Boulderer. Trotzdem liegen mir Boulderwettkämpfe tendenziell besser als jene im Lead. Mich dünkt, das kommt in erster Linie von den Anforderungen, die der jeweilige Wettkampfmodus stellt. Bei den Boulder Jams gilt es ja meistens, eine riesige Menge von an sich machbaren Problemen effizient zu lösen. Da profitiere ich von Erfahrung und Route Reading Skills, sowie von der Stamina des Alpinkletterers, für den Klettern oft viele Stunden dauert. Im Lead hingegen muss man im entscheidenden Augenblick in einer Power Endurance Route gut aussehen, die über dem persönlichen Level liegt. Dies meist in stark überhängendem Gelände, in zügig zu bekletternden Routen ohne Rastpunkte und bei bescheidenem Trittangebot. Und das ist offen gesagt etwa der Kletterstil, der mir am wenigsten überhaupt liegt. Ein anderer Punkt ist noch das Gewicht: laut dem Podestfoto sehe ich ja gegenüber meinen Konkurrenten fast photoshopmässig um 20% vergrössert aus... und trage damit trotz Spargeltarzan-Körperbau 15-20 Kilos mehr die Wand hinauf, was sich gerade beim Lead-Comp-Routenstil extraschwer auswirken dürfte. Wie auch immer... es sei bemerkt, dass ich nicht nach Ausreden suche. Ich versuche mir nur die Unlogik zu erschliessen, warum mir Comp-Bouldern mehr liegt wie Lead.

Auf jeden Fall möchte ich mich wie immer an dieser Stelle herzlich bei allen Involvierten bedanken. Dem RZZ für diese Wettkampfserie, dem Griffig für den Event und die coolen Routen, den Mitkämpfern für die guten Vibes und natürlich auch allen anderen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben! Das gilt insbesondere auch für die Fotografin Gina Held, von welcher alle Fotos in diesem Beitrag stammen.

Dienstag, 16. November 2021

Zürcher Klettermeisterschaft 3/2021 - Bouldern im Minimum

"Zeig den Zürcher Hipster Gorillas, wie ein Kletterer die Tops holt" hatte mir ein hier nicht benannter Kollege vor dem Event als Aufmunterung geschrieben. Das war natürlich nur Spass, denn 1) no disrespect to anyone, 2) gibt's tatsächlich manch einen Gorilla, der locker stark genug ist um mich beim Bouldern so richtig zu crushen und 3) ist man an einem Boulderwettkampf mit der Kletterer-Strategie von mal so richtig festkrallen und die Schwierigkeiten wegstehen zwar vielleicht nicht völlig falsch unterwegs, aber eben auch nicht für alle Probleme ausreichend disponiert. Unbesehen davon geht es in erster Linie sowieso um den Spass am Moven und wir freuten uns auf die Herausforderung, in der mit 50 Bouldern komplett neu beschraubten Halle möglichst viele Tops zu holen.

Vormittags waren erst die Jugendkategorien an der Reihe, die innerhalb von 2 Stunden jeweils nur 20 ausgewählte, in der Schwierigkeit passende Boulder angehen mussten. Beide Kids waren am Start, damit war mir schon ein grosser Stein der Erleichterung vom Herz gefallen. Für Larina ging's nämlich um den Sieg in der Gesamtwertung und nichts wäre ärgerlicher gewesen, als gesund daheim in Corona-Quarantäne zu sitzen und am Monitor zu bibbern, ob es trotzdem für den Titel der Zürcher Klettermeisterin reicht (hätte es nicht, so viel schon vorweg). In der Schule, im Verein und in der Nachbarschaft poppten in den 10 Tagen zuvor 'Fälle' auf und als sich am Freitagabend auch noch die Gesundheitsdirektion Zürich am Handy meiner Frau meldete, kriegte ich beinahe eine Herzattacke. Aber es war nur eine statistische Befragung und wir konnten beruhigt aber mit reichlich Adrenalin im Blut unsere Sachen packen.

Selbst unser Skispringer war wieder einmal dabei und attackierte höchst motiviert die Blöcke. Es war das erste Mal seit ca. den Sommerferien, dass er wieder Kletterfinken an den Füssen hatte und dafür war die Leistung beachtlich. Wenig erstaunlicherweise war die Kraft in den Fingern irgendwann komplett aufgebraucht, denn die braucht's beim Springen nur gerade fürs Öffnen der Bindung und das ist definitiv kein adäquates Training ;-) Bei Larina lief es soweit ganz ordentlich, nur ein fies um die Ecke geschraubter Topgriff, der mit ihrer (im Vergleich zu den Konkurrentinnen beschränkten) Reichweite gerade nicht erreichbar war und keine alternative Beta zuliess, sorgte für Kopfzerbrechen. Sonst standen am Ende aber alle als machbar wahrgenommenen Probleme auf dem Laufblatt. Etwas verblüfft und enttäuscht waren wir schon, dass dies am Ende nur für einen bescheidenen 10. Rang reichen sollte... da müssen wir schon noch einmal über die Bücher. Aber immerhin waren auch damit genügend Punkte gesammelt, um den Titel der U14-Zürcher-Klettermeisterin zu sichern und das war die primäre Mission an diesem Tag. Bravo und herzliche Gratulation!

Am Nachmittag hiess es dann für uns Erwachsene 4.5 Stunden lang Vollgas geben und so etwas liebe ich einfach. Wie viel Strom da fliesst, erkennt man nur schon daran, dass mir die ganze Zeit lang in Shorts und T-Shirt mehr als warm genug war - in der notabene ungeheizten Halle, bei offenen Toren und einstelligen Temperaturen - Hashtag #onfire wäre da wohl angebracht. Auf jeden einzelnen Boulder einzugehen wäre natürlich viel zu viel, aber der persönlichen Highlights waren manche. Zwei seien genannt, nämlich a) zusammen mit Boulder-WM-Finalistin Andrea Kümin einen tricky Plattenboulder zu entschlüsseln, den nach etwas Pröbeln erst sie und ich dann 2 Versuche später erfolgreich ziehen konnte. Oder b) ein anderes Problem mit einem Sprung-Intro, dann einem hautverzehrenden Kneebar und einem unmöglichen Topmove, den ich nur mit einem erfinderischen, aber sehr heiklen Hook 3m über Grund hinkriegte - ihn aber so unbedingt wollte, dass ich das Risiko aus beachtlicher Höhe unangenehm auf die Matte zu panieren einging und reüssieren konnte. 

Am Ende konnte ich mir 42 Tops aufs Laufblatt notieren. Damit hatte ich eigentlich alles gemacht, was mir mit meinen PS realistisch schien. Klar, ein paar weitere Boulder waren noch im 'denkbaren' Rahmen, d.h. mit frischer Kraft und entsprechender Würdigung an einem anderen Tag eventuell realisierbar, aber sicher nicht mehr am Wettkampf. Gespannt war ich, wofür dies am Ende auf der Rangliste reichen würde. Denn ganz offensichtlich waren mit mir ein paar 'Gorillas' am Werk, die bereits ausgebuchten Elitekategorien hatten einige richtig starke Leute auf den Fun-Wettkampf ausweichen lassen. Rang 4 und somit eine deutlich bessere Platzierung wie gedacht war es schliesslich, die beharrliche 'Jäger und Sammler'-Strategie gepaart mit der dafür notwendigen Portion Ausdauer war aufgegangen :-) Naja, ein jeder macht was er kann... hoffentlich mit genau so viel Spass an der Sache, wie das bei mir der Fall war. Dreizehn intensive Stunden von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr abends hatten wir im Minimum zugebracht, vom Coachen übers Bouldern bis zum Judgen der Elite-Finals eine grosse Vielseitigkeit erlebt - es war einfach der Hammer, vielen herzlichen Dank allen Beteiligten, die solche Erlebnisse möglich machen :-)

Samstag, 18. September 2021

Zürcher Klettermeisterschaft 2/2021 - Lead im 6aplus

Als ich zum Ende der Sommerferien von einem Kollegen gefragt wurde, was denn meine Ziele für das verbleibende Bergjahr seien, war ich wie immer um eine Antwort verlegen. Denn eigentlich ist das Ziel ja einfach, tolle Erlebnisse beim Klettern zu haben, bei was auch immer sich ergibt. Schliesslich konnte ich dann aber etwas konkreter noch die RP-Erstbegehung der Lanciamira nennen, die inzwischen tatsächlich geglückt ist :-) Deutlich weniger ernst nannte ich noch die Titelverteidigung in der Fun-Kategorie der Zürcher Klettermeisterschaft im 6aplus. Denn als Coach und Helfer war mein Einsatz an diesem Event bereits gebucht, bei der letzten Durchführung vor 2 Jahren ging ich als Kategoriensieger nach Hause und so brannte ich auch dieses Mal dafür, das Maximum herauszuholen.

*Hinweis: alles Fotos in diesem Beitrag sind von Peter Huser / Kletterhalle Winterthur - vielen Dank!

Alles geben, 100% Fokus und Entschlossenheit - das Bild könnte es nicht besser zeigen!

Das war gar nicht einmal so einfach. Erst amtete ich als Judge für die Quali der Elite-Kategorien, besichtigte mit Larina ihre Routen und sorgte dafür, dass sie so gut wie möglich für ihre Einsätze parat war. Das hiess konkret, ab 8.15 Uhr morgens eigentlich keine freie Minute mehr zu haben, bis ich mich ab 14.00 Uhr doch noch um die eigene Kletterei sorgen konnte. Es hiess, in den verbleibenden knapp 2 Stunden die 10 Quali-Routen mit Schwierigkeiten von 5b-7c+ zu absolvieren. Ein dicht gedrängtes Programm und ohne zu rushen ging dies nicht. Klar, die ersten drei, vier einfacheren Touren gingen zum Aufwärmen her und in Minutenschnelle weg, aber oben raus hatten die Schrauber doch auch noch einige pumpige Herausforderungen für uns kreiert, konkret 2x7a, 1x 7a+, 1x 7b und 1x 7c+. Doch ich war auf der Höhe der Sache und konnte alle Qualirouten toppen, insbesondere der Onsight in der schwarzen, technisch-kniffligen 7c+ mit den vielen Volumen war einfach megacool. So hatte ich als Qualisieger für das Finale schon einmal den Countback-Bonus auf meiner Seite. 

Kathrin ist eben in ihre Finalroute mit den violetten Donuts gestartet.

Tja, die Geschichte vom Finale ist dann schnell erzählt. Es galt, eine pumpig-athletische 7c, eine richtig typische Wettkampfroute zu meistern. Die Frische war nach dem happigen Qualiprogramm nicht ganz erstaunlicherweise schon vor dem Start in den Höhepunkt aus meinen Adern entschwunden, aber dass ich schon auf zweidrittel Höhe bei einem harten Untergriffzug abgeworfen wurde, war für mein persönliches Gusto trotzdem enttäuschend. Zwar war diese Vorstellung gut genug, um den Wettkampf trotzdem auf Platz 1 zu beenden - aber wie sagt man doch so schön: "gut genug ist weder das eine noch das andere". Jedenfalls, den Flow, den harten Fight gegen den Pump und die Top-Performance wenn es zählt hatte ich hier gar nicht gefunden - und genau diese Emotionen sind der Grund teilzunehmen, nicht etwa Ruhm & Ehre beim Gang aufs Podest.

Body Tensiooooon - oder mit anderen Worten, so geht Reichweite!

Nun ja, ich will, soll, darf jetzt nicht zu fest lamentieren. Aber es war wieder einmal eine Lektion gewesen. Klar, der Move von diesem seichten Untergriff mit extrem hohen Tritten war für meine Körperlänge ungünstig und hart. Natürlich war es a priori vernünftig, auf die offensichtliche Standard-Beta zu setzen... aber hätte ich nicht doch schon im Vornhinein spüren können, dass der Move so für mich nicht durchführbar ist?!? Ja, dieser Instinkt ist im Wettkampfgenre (wie auch beim harten Onsighten am Fels!) unabdingbar, denn in Routen am persönlichen Limit bleibt keine Zeit zum hin-und-her Probieren oder Studieren, sondern der Entscheid muss sofort fallen und passen. Unter höchstem Druck und Pump im Hier und Jetzt perfekt zu klettern und die optimale Beta zu finden ist der Ansporn - welch eine Challenge, aber was für eine interessante Betätigung - just loving it!

Podest Damen & Herren Fun

Während Jerome beim Skispringen war, performten meine beiden Damen sehr gut! Kathrin konnte bis auf die schwierigsten beiden sämtliche Qualirouten toppen. Auch ihre Begehung im Finale war tipptopp, Rang 3 schliesslich das Resultat - bravo und herzliche Gratulation! Auf Larina wartete noch härtere Konkurrenz als im Griffig, war doch die nationale Elite breit(er) am Start. Aber sie hat in den letzten Monaten solche enormen Fortschritte gemacht, dass sie mit solchen Challenges umgehen kann. Von den 3 Qualirouten gelangen 2 perfekt und eine immer noch sehr gut, so dass sie vom dritten Rang ins Finale gehen konnte. Voller Feuer und Energie stieg sie da ein, am Ende der Kräfte dann kühn weiter, genau so wie man es an einem Wettkampf machen muss. Was dann folgte, war dann aber nicht wie aus dem Lehrbuch - viel zu hart gesichert gab's einen heftigen Anprall auf die Wand, was mit Tränen, Schürfungen und Prellungen endete :-/ Naja, zum Glück nichts Schlimmeres passiert... Mir ist schon klar, wie schwierig es ist, genügend Sicherungspersonal für einen Wettkampf zu rekrutieren. Und leichte Kids gut zu sichern ist ein Task, für den es viel Erfahrung, Gefühl und Verstand bedarf. Aber ich finde, an einem Wettkampf muss man dies erwarten dürfen, da müssen die Athletinnen einfach ohne jeden Hintergedanken voll angreifen können und aus jeder Lage sanft abgefangen werden.

Podest U14 Boys & Girls.

Der harte Sturz war ein Wermutstropfen, die Tränen und Schmerzen konnten aber mit dem Gang aufs Podest vergessen gemacht werden. Der dritte Platz war es schliesslich in der Endabrechnung, für ganz nach vorne hätte es nicht viel mehr gebraucht - ein super Erfolg und hervorragend gekämpft, Larina! Um den erlebnisreichen Tag noch abzurunden, gab es nachher noch gemütliches Beisammensein zum Znacht, Spiel und Spass in der inzwischen (fast) leeren Halle. So wurde es schliesslich 22.30 Uhr, bis wir sie wieder verliessen und schon fast eine Nightsession, bis ich den schweren Sack für das dieses Jahr zur Tradition werdende After-ZKM-Bohrabenteuer packen konnte - notabene mit einem "Gegner" vom Wettkampf. Vielen herzlichen Dank ans Regionalzentrum Zürich fürs Organisieren des Wettkampfs, dem Team vom 6aplus um Damaris und Simon für die genialen Routen, das feine Essen, die schönen Preise und das ganze Drumherum und natürlich allen die dabei waren für die Kameradschaft und die guten Klettervibes - es hat einfach gfägt, was für ein toller Tag.