Eigentlich ist es im November schon langsam Zeit, an den Schnee zu denken. Doch dieses Jahr war es lange so warm, dass der Winter noch in weiter Ferne schien. Nun ja, mit den kürzer werdenden Tagen wurden die Berge langsam angezuckert. Ebenso zogen endlich gute Bedingungen für die sportlicher orientierte Kletterei ein. Und genau damit beginnt die Geschichte dieser Tour. Meine Fingerkraft ist ja bekanntlich nicht die Beste - aber offenbar doch genügend gut, sich so an den Leisten festzukrallen, dass es die Haut auseinander zerrt. Mit einem tiefen Riss im Finger war nicht daran zu denken, in einem Projekt einen erfolgsversprechenden Go zu machen. Also wollte ich das schöne Bergwetter auf einem ersten Tüürli geniessen.
Unten noch grün, oben schon weiss! Sicht aufs Muotathal, den Wasserberg und den Blüemberg. |
Mit Schneekarten, Tourenportalen und Webcams stehen ja inzwischen sehr gute Hilfsmittel zur Planung bereit. Ein wenig Unsicherheit verbleibt aber immer, die Beschaffenheit von Schnee und Untergrund sind ebenso wichtige Parameter, deren Einstufung schon etwas schwieriger ist. Schliesslich entschied ich mich für ein 'play it safe' und brach Richtung Hoch-Ybrig auf, wo ich von guten Bedingungen gelesen hatte. Mit ein Faktor für diese Entscheidung war, dass die Touren dort nur vor Öffnung des Skigebiets mit Genuss in einsamer Landschaft begehbar sind. Zu berücksichtigen war, dass unterhalb von 1200m überhaupt kein Schnee lag und erst ab 1400m ausreichend viel zum Skifahren. Um die Tour ohne langen Hatscher durchführen zu können, war der Bike & Ski Modus eine Voraussetzung.
In Oberiberg auf 1100m war es noch grün, Bike & Ski darum das Motto für diese Tour. |
Somit startete ich die Tour um 10.35 Uhr in Oberiberg bei P.1069. Schon bei der einzuschlagenden Abzweigung der Strasse Richtung Fuederegg war ein Fahrverbot vorhanden, wobei dieses irgendwie wenig verbindlich wirkte. Normalerweise darf nämlich bis zum Eingang des Chäswald (P.1246) gefahren werden, was einige andere Tourengänger denn auch taten. Die Weiterfahrt von diesem Parkplatz weg ist normalerweise durch eine Barriere abgesperrt. Diese war zwar nicht vorhanden, jedoch war die steile Strasse durch den Wald mit einer dünnen Schnee- und Eisauflage bedeckt. Somit waren 'advanced driving skills' nötig, ganz egal ob auf 4 oder 2 Rädern. Es ging gerade so mit dem Bike ohne ins Schlittern zu kommen, ein spassiger Auftakt zu dieser Tour - die Alternative wären ca. 30 Minuten Fussmarsch gewesen.
Die Skitourensaison wirft ihren Schatten voraus! |
Vom Sattel der Fuederegg vernichtet man dann nochmals 50hm hinunter nach Seebli zum Skidepot und dem eigentlichen Start der Skitour. Das weitläufige, offene Pistengebiet der Hoch Ybrig Bahnen ermöglicht viele Aufstiegsrouten und manch ein (Mini-)Gipfelziel am langgezogenen Hesisbooler First. Auf der Landeskarte kotiert und benannt sind der Chli Stärnen (1856m) und der Gross Stärnen (1969m). Den ersteren hatte ich schon früher als kleinen Abstecher beim Pistenskifahren erreicht, zum grossen Bruder sind es ab der Piste aber doch 160hm Aufstieg. Somit war ich da noch nie gewesen, es handelt sich um den markantesten Punkt am Gipfelfirst, er bietet immerhin ein ganz kleines Stück Alpinismus und zusätzlich war er noch von keinem Tourero angegangen worden, womit ich im Aufstieg spuren und in der Abfahrt die First Line legen konnte.
Von der Bergstation Klein Sternen (1810m) quert man die Hänge ostwärts, erreicht den Grat auf rund 1890m und steigt dann über den sich aufsteilenden und verjüngenden Westgrat hinauf. Am Ende ist es sogar nötig, die Ski zu deponieren und über den ziemlich luftig-exponierten Grat zu Fuss zu steigen. Die Belohnung besteht auf einem tollen Tiefblick ins Muotathal, einem schönen Panorama in die Berge südlich des Orts sowie packenden Aussichten zu Twäri- und Forstberg. Plus natürlich der Abfahrt, in der 30 Grad steilen Gipfelmulde konnte ich die ersten Schwünge der Saison 22/23 in den besten und ausreichend vorhandenen Pulverschnee legen - genial! Nach einer kurzen Linksquerung fuhr ich im Bereich des Sternen-Lifts durch komplett jungfräulichen Schnee hinunter nach Seebli.
Prima Verhältnisse auf der Abfahrt. Am linken Bildrand übrigens der Gipfel Gross Stärnen (1969m). |
Es blieb noch Zeit und Energie für einen zweiten Aufstieg. Um noch einige neue Eindrücke zu gewinnen und den vielleicht zweitmarkantesten Punkt am Hesisbooler First zu besteigen (P.1793, der mit einem grossen Kreuz bestückt ist), hielt ich mich deutlich nach rechts. Dort liegt einem das Dorf Muotathal wirklich direkt zu den Füssen. Ebenso hatten sich die hohen Wolken nach ostwärts verzogen, was für tolle Stimmungen in der tiefstehenden Novembersonne sorgte. Zwecks einer direkten Abfahrt liess ich die Felle aufgezogen und lief dem First entlang hinüber zum 'Wilde Maa'. Auch da konnte ich wieder einen komplett unverspurten Sektor wählen und von bester Schneequalität profitieren. Dessen Quanität war zwar nicht enorm, aber doch völlig ausreichend, um auf dem gutmütigen Wiesenuntergrund Skifahren zu können. Nicht genau wissend, was mich erwartete, hatte ich meine neuen Arbeitsgeräte zwecks den alten Ski daheim gelassen - es wäre jedoch nicht nötig gewesen, denn Bodenkontakt gab es auf dieser Tour keinen. Das war ein schöner Start in den Winter 22/23 - möge es so weitergehen!
Der zweite Aufstieg, hinauf zum Kreuz beim P.1793 am Hesisbooler First. |
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