Anfang Februar, die Zeit für Skitouren abseits der "blauen Pisten" ist gekommen: über einem kompakten Nebelmeer herrschen strahlend sonniges Wetter und in den nördlichen Voralpen sichere Lawinenverhältnisse. Meine Arbeitsverpflichtungen an diesem Tag ermöglichen mir nur eine Halbtagestour, doch auch in der Nähe gibt es bei solch optimalen Bedingungen noch viele spannende Touren zu entdecken. Um vom schönen Wetter bestmöglich profitieren zu können, will ich für meine Nachmittagstour eine westliche Exposition wählen und breche ins Wägital auf.
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Ausstieg aus dem Lachenstock-Couli, in der rechten Bildhälfte der Gross Aubrig. |
An sich ist der Lachenstock eine unbedeutende Erhebung im Redertengrat. Es gibt sogar eine offizielle Skitourenroute vom Seeende via Rinderweid zum Gipfel. Diese beinhaltet aber im oberen Teil viel Querung und somit wenig Abfahrtsspass, dadurch steht diese Unternehmung stark im Schatten der viel lohnenderen Ziele Mutteristock und Redertengrat P.2214. Der findige Skitourist erkennt aber auf der Landeskarte seine Optimallinie am Lachenstock, die von vor dem Bruch via Aberliboden nach Zindlen und dann durch ein skifahrerisch vortreffliches Couloir auf die Zindlencharren und zum Gipfel führt. Ganz ohne Unannehmlichkeiten geht die Tour nicht ab, im steilen Waldstück nach Zindlen müssen die Ski über 150hm getragen werden. Dazu braucht es Bedingungen, welche das nicht beschwerlich machen, zudem muss für die Steilhänge oberhalb die Schneedecke genügend stabil sein.
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Aberliboden mit dem Zindlenspitz prominent in Bildmitte, links Rossalpelispitz und Brünnelistock. |
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Der Weg nach Aberliboden durch den steilen Wald ist kein Skigelände, war aber prima begehbar. |
Kurz nach 13.30 Uhr starte ich beim P.922, den ich schon für die ebenfalls sehr aussergewöhnlichen Skitouren zum Rossalpelispitz und zum Zindlenspitz genutzt hatte. Nicht unbedingt erwartet hatte ich, den ersten Teil bis zum Aberliboden auf den Ski zurücklegen zu können. Doch auf dem Alpweg lag eine zwar dünne, aber kompakt-verfestigte Schneedecke, so ging es rauf (und auch runter). Vom P.1101 am Eingang des Aberliboden folgt man dem Sommerweg nach Zindlen. Die ersten 20hm noch in offenem Gelände, dann geht's in den Steilwald. Nur bei aussergewöhnlich guten Bedingungen wird man das mit den Ski steigen können. Ein Stück weit war es noch möglich, dann war die Portage effizienter. Das Gelände war nur knapp verschneit, der Aufstieg so mühelos.
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Die Alp Zindlen mit dem gleichnamigen Spitz, hier heisst es (zum Lachenstock) rechts abbiegen. |
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Über diese Hänge musst du gehen. Tolles Skigelände im oberen Teil vom Lachenstock-Couli. |
Beim Ausgang vom Wald auf 1290m wechselt man wieder auf den Modus Skitour. Über recht steiles (zwei Passagen à 35 Grad) aber optimales Skigelände geht's zur Schulter vor der Alp Zindlen (ca. 1510m). Dort heisst es rechts in das Lachenstock-Couloir abzuzweigen. Dieses ist genügend breit, dass man es trotz seiner Steilheit (30-35 Grad) spitzkehrend bewältigen kann. Auf rund 1700m öffnet sich das Gelände und legt sich zurück. Um einige Buckel und Aufschwünge herum darf man seine Ideallinie identifizieren und dem Gipfel entgegen schreiten. Um rund 16.00 Uhr stand ich am Kulminationspunkt, den ich zuvor nur ein einziges Mal im Rahmen der Wägital Rundtour erreicht hatte. Bis heute der Tag, an dem ich die längste Distanz und die meisten Höhenmeter zurückgelegt hatte (~100 Leistungskilometer, ~5000hm) - und das wir höchstvermutlich bis zum Ende meines Lebens auch so bleiben.
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Blick vom Gipfel auf die eindrücklich steile und breite Glärnisch Nordwand. |
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Und hier der Sonne entgegen dem Redertengrat entlang zu seinem Stock und dem Mutteri. |
Am Gipfel war es mild und absolut windstill und dank der direkten Abfahrt war mir ein zügiger Rückweg ins Tal gewiss. So konnte ich das fantastische Ambiente mit einer langen Pause am Top ausgiebig geniessen. Dasselbe gilt natürlich auch für die Skiabfahrt: im Gipfelbereich galt es noch auf ein paar versteckte Steine aufzupassen, der Schnee war aber super. Dann über steilere Hänge und flachere Rücken auf Zindlencharren, ebenfalls toll. Auch das Couli war ein Genuss, da war der Schnee (wie so oft in solchen Rinnen) aber etwas vom Wind bearbeitet und nicht mehr ganz so fluffy. Die Hänge ab Zindlen bis zum Wald waren dann wieder super zu fahren. Danach mussten die Bretter bis zum Aberliboden an den Rucksack, bevor es sich kurzschwingend über die enge Strasse wieder zum Ausgangspunkt wedeln liess. Fazit: wow, wow, wow! After-Work-Abenteuer kompakt fast vor der Haustüre, was will man mehr!
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