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Freitag, 5. Dezember 2025

Skitour Rossalpelispitz (2075m)

Obwohl die Verhältnisse nicht mehr das Winter-Wonderland der vorigen Woche versprechen, zieht es mich bei Nebel im Flachland und Sonne in der Höhe nochmals auf eine Skitour. Das Interpretieren der Tourenberichte der Vortage ist etwas kryptisch und es ist nicht einfach, daraus eine geeignete Tour herzuleiten. Eines ist sicher, unverspurt muss das Terrain sein, auf einem halbgefrorenen Acker würde man nur minimalen Spassfaktor erleben. Ein Beitrag auf hikr.org über die Durchsteigung der Rossalpelispitz Nordwand weckt mein Interesse, dieses Gemäuer aus der Nähe zu betrachten. Da sich die Anfahrt ins Wägital kurz präsentiert, das Gelände mit allergrösster Wahrscheinlichkeit unbegangen ist und mir auch die Option offen lässt, die Tour vor Ort über Nord- oder Südhänge (zum Plattenberg) verlaufen zu lassen, ist der Plan gemacht.

Brünnelistock, Rossalpelispitz und Zindelspitz mit ihren Nordwänden.

Zuerst wird aber (wie beim letzten Mal vor gut 15 Jahren) gearbeitet, wobei ich dieses Mal schon um Mittag bei Bruch P.922 starte. Über die Alpstrasse geht's hinauf zur Brücke P.1101 vor dem Aberliboden, wo ich mich entschliesse, den Weg via die Hohfläschen-Hütte zu nehmen. So kann ich an der Sonne gehen, Schnee liegt auch am Südhang noch ausreichend und eine Spur von Schiberg-Gängern gibt es obendrein. Ohne besondere Vorkommnisse laufe ich in schönem Ambiente in den Kessel von Hohfläsch, da gibt's die gewünschten Nahblicke auf die Nordwand. Diese steht heute nicht auf dem Menü, doch etwas Alpinismus ist trotzdem nötig, um die Steilstufe hinauf zur Lücke P.1990 zwischen Brünnelistock und Rossalpelispitz zu erklimmen. Eine Portage ist unumgänglich, eine gehörige Prise Exposition und Wühlerei gibt's gratis dazu.

Die Steilstufe hinauf zu P.1990. Ich weiss, ich weiss, auf diesem Foto sieht das ziemlich klein und unspektakulär aus. Die Passage ist auch nicht sehr lang (ca. 20hm), aber steiler wie es auf dem Foto den Anschein macht. Und ein Rutscher führt unweigerlich zu einem Absturz über die darunter liegende Felswand, was tunlichst zu vermeiden ist. Hinten sieht man übrigens auch die sehr steilen, letzten Meter hinauf zum Gipfel des Rossalpelispitz - auch das ist alpines Terrain.

Oben geht's dann erst nochmals mit den Ski weiter (kurz bis 40 Grad steil) bis zum Sattel auf ca. 2040m. Da heisst es Skidepot und obwohl es nur noch ein Katzensprung zum Gipfel ist, kann das noch ein Pièce de Résistance werden. Schon beim letzten Mal war das ein Heiden-Geeier mit griesigem Schnee auf glatten Felsplatten. Heute ist die Konsistenz der Unterlage zwar etwas besser. Hier und da komme ich aber trotzdem auf Steilgras und Gestein durch und es ist schwierig, für Fortschritt zu sorgen. Mit etwas Hartnäckigkeit klappt es aber schliesslich und ich erreiche das Top - im Gegensatz zu damals nun mit Kreuz und Gipfelbuch geschmückt.

Top of Rossalpelispitz - im Gegensatz zum letzten Besuch nun mit einem Kreuz geschmückt.

Der Abstieg geht dann im Nu und bald sind auch die Bretter an den Füssen. In etwas zähem, aber doch gut fahrbarem und vor allem deckelfreiem Pulver schwinge ich in die Tiefe. Die exponierte Steilstufe nehme ich auch an diesem Tag wieder mit den Ski. Zu Fuss wäre es im Abstieg nicht angenehmer oder sicherer - es erfordert aber, dass man seine Bretter richtig im Griff hat. Die folgende Abfahrt den Nordwänden von Rossalpelispitz und Zindelspitz entlang ist dann überraschend schön. Kompakte Unterlage, obenauf noch weich - ob Powder die richtige Bezeichnung ist, sei mal dahingestellt, aber Spass hat's gemacht. Später führt der direkteste Weg ins Tal durch den Aberliwald auf den gleichnamigen Boden hinunter. Für diese 100hm im 35 Grad steilen Gelände mit einigem Fallholz am Boden liegt eindeutig zu wenig Schnee für Fahrspass. Ich komme aber durch, ohne die Bretter je abzuschnallen, zische bald im Oberflächenreif über den Boden und bin wenig später retour an der Strasse. Da kann ich mir gut und gerne auf die Schulter klopfen: da hast du eine richtig gute Tour ausgesucht, Marcel!

Kein super fluffy Pow, aber doch ganz ordeli zum Fahren und erst noch mit Sonne :-)

Facts

Rossalpelispitz ab Bruch P.922
1150hm, Ski-Schwierigkeit weitestgehend ZS
Fussaufstieg in Steilstufe zu P.1990 und Gipfelhang bis zu 50 Grad steil & exponiert
Sichere Lawinenverhältnisse sind Pflicht. Pickel und Steigeisen auf jeden Fall mitführen.