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Montag, 28. Oktober 2019

Kalymnos 2019

Auch im 2019 führten uns die Herbstferien wieder nach Kalymnos, schon zum x-ten Mal. Klar, es gäbe noch viele andere Felsen auf der Welt, aber eine familieninterne Diskussion wäre da zwecklos, die Destination ist bereits gesetzt. Doch es ist noch schlimmer: jeden Tag vollführten wir exakt dasselbe Programm, Frühstücksbuffett im Hotel, Klettern, Gelati und Caffè beim Italiener, Strand zum Baden und für ein wenig Beach Tennis, Nachtessen in der one and only Aegean Tavern und dann ab ins Bett, um die Batterien für den nächsten Tag wieder möglichst voll aufzuladen. Tja, solch langweilige Ferien kann man verbringen ;-) Immerhin habe ich täglich die Glacésorten und das Znachtmenü ausgetauscht. Über die besuchten Felsen und gekletterten Routen werde ich hier einige Zeilen verlieren.

That's one of the reasons why we are coming back every year...

Noufaro

Die Felsen links von Arhi wurden lange Zeit vernachlässigt: zuerst nicht einmal komplett erschlossen, dann wenig besucht. Dabei bieten sie eigentlich vieles, was es braucht: kurzer Zustieg, ziemlich lange schattig, lässige Kletterei - nur die athletischen Sinterlinien fehlen weitgehend. Mir scheint, als ob sich die Lage jedoch ein wenig geändert hat, in diesem Jahr waren wir jedenfalls nicht mehr alleine vor Ort. Nach dem Aufwärmen konnten wir uns gleich die Amazona (7c) sichern. Wir, das heisst konkret Papa, Mama und Tochter. Somit bleibt ihr der schöne Rhythmus erhalten, jedes Jahr einen UIAA-Grad zuzulegen - mit 9 Jahren die erste 9 geklettert, bravo! Ich bin gespannt, wie viele Jahre sie das noch aufrecht erhalten kann :-) Mir gelang dann auch noch die benachbarte Themelio (8a), somit ein Auftakt nach Mass. Wie viel davon einfach super Form und welcher Teil auf die "Greek Anti Gravitational Initiative" zurückzuführen ist, bleibt wie immer offen. Jedenfalls kam danach die Sonne und wir verzogen uns in Richtung Summertime-Sektor, wo wir auf dem Heimweg noch ein wenig dem Genussklettern in der Mama Nota (7a) und der Peré Vert (7a) frönten.

So frisch und busper müsste man über die ganzen Ferien bleiben... dieses Mal klappte es recht gut.

Odyssey

Den Odyssey habe ich schon immer geschätzt und geliebt. Die Kehrseite der Medaille besteht darin, dass ich unterhalb von 7c inzwischen +/- alle Routen geklettert habe und bei den schwierigeren die tief hängenden Früchte auch schon abgegrast sind. Somit heisst's woanders hingehen oder an der Herausforderung wachsen. Da wir mit Freunden unterwegs sein wollten, war letzteres Motto Trumpf. Es gelang soweit bestens, endlich konnte ich mich einmal von der Altlast Sirene (7c) befreien. Dank ein paar zusätzlichen PS war's gar nicht mehr so schwierig. Mit der Ya Agori Mu (7a+) fand ich sogar noch eine neu erschlossene Route mit gemässigtem Grad, bevor ich mich nachher in der ebenfalls taufrischen Bosmogy (7c) versuchte. Guten Mutes und mit klarem Plan auf Durchstieg unterwegs, war der verflixte, rettende Griff auf einmal 5cm zu weit entfernt - muss wohl eine kurzfristige Erdverschiebung gewesen sein. Es blieb nichts anderes übrig, als mich aus meinem patentierten Bear-Hug-Double-Kneebar noch ein wenig mehr zu strecken. Die Physik machte dabei nicht mit, ein langsames Rausflutschen und ein paar hässliche Schürfungen waren die Quittung.




Sea Breeze

Den Sea Breeze hatte ich bisher als vermeintlichen Plaisir-Sektor an der Sonne nie auf dem Radar. Doch einerseits kam da die White Wine Wall neu hinzu, andererseits gibt's im Great Canyon doch recht lange Schatten und auch interessante Routen, die kürzlich saniert wurden. Die White Wine Wall kriegt bereits sehr früh ab ca. 11 Uhr Sonne. Da aber direkt am Weg gelegen, konnten wir dort zum Aufwärmen doch noch 2 Touren klettern: Erbaluce (7a) und Picolit (7a+). Beide kurz aber witzig, jedoch noch sehr neu und wenig beklettert, d.h. ziemlich knusprig. Im Great Canyon machte ich zuerst die Remy-Route Art in the Air (7a) - eine richtig harte Tropfloch-Kletterei in bester Wenden-Manier, für einmal mit alles andere als geschenkter Bewertung. Das Plastic Surgery Disaster (7b) dünkte mich kaum schwieriger, liegt aber vielleicht daran, dass die schwersten Züge eher etwas athletischer an Pockets sind, daher im Onsight einfacher zugänglich. Als nächstes wäre dann die Grotte rechts oben mit den steilen Routen auf dem Programm gewesen. Der Rest der Familie war jedoch fertig und wollte an den Strand. Ich willigte mit der Absicht ein, in einer Sundowner-Session noch in der Bosmogy (7c) den Punkt zu holen. Kurz eine gute Beta gezimmert und den Bear Hug verworfen, so lief es wie am Schnürchen und ohne weiteren Blutzoll.

Nicht nur die Kraft, auch die Haut ist ein Faktor, wenn man jeden Tag hart klettern will.

Spartan Wall

An der Spartan Wall bieten die schwierigeren Routen meist vertikale Wandkletterei, somit gibt's hier viel weniger Andrang als bei den Sinter-Bolzereien oben im Spartacus oder unten in der Grande Grotta. Eine mir noch unbekannte Route im 7a-Bereich gab's zum Aufwärmen leider keine mehr, somit wurde es die Motyka Jawa (6c+). Eine coole 50m-Seillänge, endloses Moven am Stück, auch tiptop saniert. Nur reicht ein 80m-Seil bei weitem nicht wieder runter, d.h. es ist etwas Bastelstunde nötig. Das Hauptziel war dann die Spartan Junior (7c) mit scharfer, technischer Crimperei, die viel Vertrauen in die Füsse erfordert. Muss man mögen, ich fand es hammermässig, klettere aber auch sehr gerne und routiniert in scharfem Fels. Im zweiten Anlauf ging's mir auf, hat mich fast ein wenig an die Zahir an den Wendenstöcken erinnert - nur dass ich jene nicht im Second Go schaff(t)e. Sozusagen als Ausgleich machten wir danach noch die ebenfalls sehr lange Yanap (7b+, 80m-Seil reicht nur gerade so knapp nicht, dass es doch reicht ;-)). Hier ist der Fels braun, glatt und teils so richtig seifig. Es sind aber doch coole Moves, es lohnt sich!

Spartan Junior (7c), eine rattenscharfe Wandkletterei!

Milianos Cave & DWS Vathi

Die Milianos Cave ist ein kürzlich erschlossener Sektor auf der Rückseite des Passes, der von Arginonta nach Vathi führt. Bei einer Gebietsvorstellung erhielt er zwar schlechte Presse (kurze, inhomogene, wenig interessante Routen, geschlagene Griffe, überbohrt und überbewertet), aber da wir erstens Abwechslung und zweitens nachher noch zum DWSlen nach Vathi wollten, probierten wir es trotzdem. Der Fels ist für Kalymnos tatsächlich wenig typisch: nicht sonderlich steil, mit vielen kleinen Löchern gespickt, mich hat's mehr an Sardinien erinnert. Die sonstige Kritik kann ich kaum teilen, ich hatte hier definitiv meinen Spass, fand die Routen cool und zweckmässig eingebohrt. Zutreffend ist hingegen, dass die Bewertungen gutmütig sind. Nach dem Aufwärmen gelangen mir Shotgun (7c), Hunter Killer (7b), The Mersey Beat (7a+), Mantis (7a+) und Battle Cry (7b). Meine beiden Frauen schafften zwar nicht das ganze Volumen, aber doch die Shotgun und die Hunter Killer, erneut ein grosses Bravo! Zur 7c ist noch anzumerken, dass die Bewertung nur dann Sinn macht, wenn man nicht in die 6c links daneben ausweicht. So müssen am Wulst doch noch ein paar (für Kinderhände perfekt geschaffene) Löcher gezogen werden. Mit dieser Ausbeute in der Tasche ging es weiter nach Vathi. Im vorigen Jahr hatten wir uns mit dem langen Quergang über dem Wasser beschäftigt, dieses Mal wollten wir nun in der Cave in die Höhe klettern. Dort hinzuschwimmen ist zwar möglich, aber doch arg weit (ca. 700m), man mietet bequemer ein SUP oder ein Kayak (am Hafen möglich, ca. 7 Euro/h). Wir hatten definitiv unseren Spass, aber für mich war es wie bisher immer beim DWS: entweder ist die Kletterei einfach, dann ist's psychisch ok, dafür erreicht man bald einmal bedenkliche Höhen, aus welchen ich lieber nicht mehr (unkontrolliert) ins Wasser fallen möchte. Oder dann ist's schwierig und steil, dafür droht ein heftiger Rückenklatscher, der schon bei moderater Höhe höchst unangenehm scheint. Somit ist DWS für mich mehr Spielerei als Sport, aber zur Abwechslung ja durchaus mal witzig.

Um zur DWS Cave bei Vathi zu kommen, eignet sich ein Kayak tiptop. Wäre auch eine coole Restday-Activity.

Arginonta Valley & Magoulias Wall

Aufgrund der guten Erinnerungen ans letzte Jahr wollten die Kids nach Arginonta Valley. Wer würde da nein sagen?!? Vielleicht ein Papa, der gar nicht mehr so viele Routen in seinem Bereich zur Verfügung hat. Aber nein, einige interessante Touren waren durchaus noch offen. Den Auftakt machten wir mit der Naughty Monkey Extension (7a). Puh, definitiv eine der hässlichsten Kalymnos-Routen, die ich je geklettert bin. Die Verlängerung war derart seifig, dass ich den Onsight nur mit ein paar Klemmern in höchster Not retten konnte. Ich kann nur von dieser Route abraten. Nach der Zephyros Extension (6c+) blieb dann nur noch die etwas unbequem gelegene Rock'n'Roll Cave. Eine Route dort oben wurde mir gewährt, das war die Manic Street Preachers (7b+) - für das nächste Mal bleibt dann auch nur noch 7c und mehr. Aufgrund des inzwischen krassen Andrangs machten wir uns Richtung Magoulias Wall davon. Schliesslich kletterten wir dort nur noch die Enfer du Menage (7b). Sie ist lang und fühlt sich wegen dem Fels, der mäandrierenden Linie und der Absicherung irgendwie alpin und psychisch anspruchsvoll an. Und zum Schluss muss man dann auch noch die Fingerkraft auspacken.

Panorama von der Magoulias Wall auf die Bucht von Arginonta und die Sektoren Noufaro und Arhi gegenüber.

Panorama

Da unser Rückflug erst um 17.45 Uhr abends ging, konnten wir auch am letzten Ferientag nochmals voll angreifen. Ein paar Pump-bis-platt-Routen im Bereich der Grande Grotta sind da immer willkommen. Zuerst die Rastapoupoulos (7a), die schon bis zum Zwischenstand mit glatten und nicht immer griffigen Sintern fordert. Die Extension (7b+) beginnt mit einem kleingriffigen Boulder, bevor es dann mit pumpigem Henkelgelände in sehr exponierter Position weitergeht. Die kürzlich hinzugefügte Where is my mind (7b) ist tatsächlich etwas zwischen die schon vorher existierenden Touren eingezwängt. Man kann/soll sie aber direkt über die Haken klettern, das macht sicher am meisten Spass und dann passt auch die Bewertung. Nun waren einerseits im linken Teil des Panorama-Sektors so viele Leute gekommen, dass man sich am Einstieg auf den Füssen herumstand. Andererseits war der Pump schon fühlbar. So verzogen wir uns nach rechts und kletterten noch die beiden Touren von Chäpi Ochsner selig, nämlich die Steinpilz (7a) und Chnosi Family (7a). In beiden steckt inzwischen die dritte Generation Bolts, hoffen wir, dass dieser ein etwas längeres Leben beschieden ist. Es handelt sich nun zwar um Klebehaken, doch leider nicht aus Titan. Somit sind bereits wieder Korrosionsspuren erkennbar, deren Langlebigkeit muss also bezweifelt werden. Jedenfalls bieten beide tolle, abwechslungsreiche Kletterei an Sinterbobbeln, gewürzt mit ein paar Crimpy-Passagen an scharfem Fels.

Bye bye, bis zum nächsten Mal!
Das war's, für uns gab's das Abschluss-Gelato, eine Dusche und dann die Heimreise. Es waren erneut grandiose Ferien, meine Ausbeute für die Ticklist war dieses Mal qualitativ besser wie je zuvor: 1x8a, 5x7c, 8x 7b/+, 11x7a/+ und natürlich auch noch ein paar einfachere Touren. Und wenn's geht, sind wir wohl im 2020 wieder am Start.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Kalymnos 2018

Nein, eine bessere Destination für Kletterferien ist mir bisher noch nicht untergekommen. Unter dem Motto "Altbewährtes geniessen" und "Neues entdecken" sollte es für uns ein weiteres Mal auf die Insel gehen. Notabene bereits das 7. Mal, allerdings lag das letzte Mal doch schon 3 Jahre zurück. Im Vorfeld hatten wir uns noch reiflich überlegt, einem anderen Ziel den Vorzug zu geben, denn schliesslich gibt's im Mittelmeer noch manch andere Insel (Mallorca, Sizilien, Sardinien, Korsika, ...), die wir noch viel weniger bzw. gar nicht besucht haben. Dass wir schliesslich doch auf Kalymnos setzten, wurde belohnt. Trotz Klimakapriolen und Mittelmeerstürmen herrschten während unserem gesamten Aufenthalt wie gewohnt durchgehend eitel Sonnenschein und perfekte Kletterbedingungen. An dieser Stelle ein Überblick über die besuchten Gebiete, die bekletterten Routen und einige sonstige Gedanken rund um die Kletterei.

Tolle Sonnenuntergänge gehören zu den Kalymnos-Ferien einfach dazu. Hier schon auf der Anreise...
Die Kinder hatten uns bisher auf jeder Reise nach Kalymnos begleitet. Ganz früher beschränkte sich ihr Radius unter Obhut der Grosseltern jeweils auf Unterkunft und Strand, während wir Eltern am Vormittag angreifen konnten und am Nachmittag das Strandleben mit der Familie genossen. Später dann begleiteten sie uns an den Fels. Vorerst mehr zum Spielen, Büechli lesen und Essensvorräte vernichten, nebst dem Spielen am und mit dem Seil, bzw. dem Klettern der einen oder anderen einfachen Route. Doch die Zeiten ändern sich: dieses Mal waren sie bereits im Vorfeld bis in die Haarspitzen motiviert, um am Fels Grosstaten zu vollbringen. So reisten wir entsprechend schwer bepackt mit 3 Seilen und 50 Expressschlingen an. Wie sich zeigen sollte, waren wir damit nicht einmal besonders üppig bestückt. Mit den Exen ging's ja noch, aber bei den Seilen wäre je mindestens 70m Länge durchaus nützlich gewesen. Naja, mit ein wenig Improvisation ging's auch mit 50m, 60m und 80m.

Daddy spielt ja Sherpa, also soll es an nichts fehlen... Aber noch mehr davon hätte nicht geschadet.

Eros

An den ersten beiden und am letzten Tag wollten wir ohne Scooter auskommen, somit lag es auf der Hand, gleich die Nachbarinsel Telendos zu besuchen. Nach einer doch ziemlich unruhigen Überfahrt mit 2-3m grossen Wellen ging das Aussteigen in die Felsen in der ruhigen Bucht unter dem Irox besser wie befürchtet. Während wir in den näher gelegenen Sektoren Irox und Pescatore schon mehrmals angegriffen hatten, liefen wir nun zum ersten Mal die gut 10 Minuten zum Eros hinauf. Es gibt hier rund 20 Routen von 6a-8a. Schatten gibt's ab Mittag, doch es liess sich auch davor an der Sonne gut klettern.

Nypmh, 7a: Anhaltende, pumpige Henkelkletterei.
Kava Aris, 7c+: Gutgriffiger "Zustieg" im 7a-Bereich, dann harte Züge an schlechten Leisten.
Zorba, 8a: Komisch eingebohrt, Gegendruck-Moves auf poliert-rutschigen Tritten, nix für mich.
Eros Telendos, 7b: Athletische Henkelparade mit vielen weiten Zügen, anhaltend!
Tremendos en Telendos, 7b: Kleingriffiger Start, dann henklig-anhaltend mit 2 kniffligen Sektionen.

Während man die schwierigen Routen links als nett, aber nichts herausragendes bezeichnen kann, sind dann die 15 Routen von der Nymph nach rechts allererste Sahne und lohnen einen Besuch auf jeden Fall! Diese sind auch entweder mit Klebehaken saniert, oder dann mit noch aktuellem, sprich nicht übermässig korrodierten Bolts ausgestattet. Vorsicht, in der Zorba und in der Kava Aris stecken nur die berüchtigten Rockland-Haken. In der Aphrodite (6c+) ist offenbar die Umlenkung derart schlecht, dass jemand mit Chalk einen Totenkopf an den Einstieg gemalt hat...



Poets

Nochmals ohne Scooter sollte es zum Poets geben, diesem zentralen Sektor über Masouri. Während es hier früher nur wenig Routen vom siebten Franzosengrad aufwärts gab, entstanden durch eine kürzlich erfolgte Putz- und Erschliessungswelle viele neue Testpieces in den oberen Graden. Darüber hinaus gibt's gleich nebenan beim Coeur d'Armeos noch viele Plaisir-Seillängen, wo sich die Kinder nach Belieben dem Vorsteigen widmen konnten.

Omero, 7a: Gut senkrechte Tropflochkletterei - mein Gelände, fiel mir leicht.
Happy Hole, 7b+: Ein 35m langer 6b-Zustieg, dann die heikle, griff- und trittarme Verschneidung
Rolling Stone, 7a+: Neutour mit einem bouldrigen Cruxmove über das Dächli.
Hipponas, 7a+: Sehr schöne und anhaltende Tropflochkletterei, die beste im Poets in diesem Grad!
Ione, 7a+: Beginnt moderat, zum Schluss harte Moves an kleinen, superscharfen Strukturen.

Während sich die einen mit der um ca. 13.30 Uhr erscheinenden Sonne auf den Weg zur gleich unterhalb gelegenen Gelateria machten, wollte ich doch noch ein paar Sinterbobbel in die Hand kriegen. Der Weg in den Sektor Iannis, wo bis fast spät am Abend noch Schatten findet, war ja nicht weit. Hier wollte ich im Tufa King Pumped (7b+) noch einen Go geben. Hier war ich im 2012 bereits einmal angebrannt. Im Gegensatz zu jenem Tag waren die Bobbel nicht seifig, doch die Politur in dieser Route glänzt bereits sehr heftig. Nach bereits 5 gekletterten Routen im 7. Franzosengrad fehlte mir prompt der Punch, die Cruxsequenz sauber durchzuziehen - naja, nächstes Mal dann vielleicht.

Zum Abschluss noch einige Gedanken zu den Neuerschliessungen im Poets: die schwierigeren Routen führen eigentlich alle zuerst 25-35m durch moderat schwieriges, nicht ganz senkrechtes Plattengelände. Danach geht's hinein in die steil-athletischen Abschlussüberhänge. Obwohl ich in der ersten Hälfte der Happy Hole nur 7 von 15 Zwischensicherungen (alle mit 60cm langen Alpine Draws) eingehängt hatte, drohte oben der Seilzugtod. Das ist wohl charakteristisch für alle Routen dieses Stils.

Blick auf Armeos/Masouri und die grandiosen Felsen dahinter auf der Überfahrt von Telendos zurück nach Kalymnos.

Arhi & DWS Vathi

Eigentlich sollte man es ja bereits längst wissen, dass es sich nicht lohnt in Arhi zu klettern, wenn die Sonne scheint. Denn schon am späteren Vormittag erreicht das wärmende Gestirn hier den Fels und damit ist bald Sense mit hartem Moven. Da wir an diesem Tag sowieso noch nach Vathi zum DWSlen wollten, war dieser Umstand für einmal nicht besonders schlimm.

The Underclings, 7a: Der Name ist Programm, technische Kletterei an Untergriffen.
Orgasme Mineral, 7b+: Eher unlohnend, lange einfach, am Ende ätzende Traverse mit viel Seilzug.

Nachdem wir uns in der Taverna Teo in Arginonta bei kühlen Getränken erholt hatten, ging's für die einen weiter zum Glacé, die anderen cruisten mit dem Scooter über den Pass nach Vathi. Endlich einmal richtiges DWS zu machen war schliesslich zuoberst auf der Wunschliste von meinem Sohn. Anstatt gleich ein Boot zu mieten und sich an der bis zu 12m hohen Cave zu versuchen, schien es mir ratsamer, vorerst einmal die lange Traverse an den E-Wänden der Bucht anzugehen. 

Die Bucht von Vathi. Die lange Traverse 'Socratic Swimming Lessons' führt rechts knapp über dem Wasser entlang. Sieht nicht speziell aus, ist aber wirklich cool! Der zweite Teil im Schwierigkeitsgrad 7b führt bis zur markanten Wand, welche zur Hälfte schattig und zur Hälfte von der Sonne beschienen ist. Der erste Teil endet am Sporn davor.
Socratic Swimming Lessons 1, 6a+

bietet zuerst 250m an moderat schwieriger Kletterei. Die schwierigste Stelle über ein kompaktes Wändchen hinweg folgt schon relativ bald nach Beginn. Es gilt dort 'je höher, desto einfacher'. Jedenfalls, 4m über der Wasseroberfläche noch ziemlich technische 6a+ Moves zu ziehen, fand ich dann schon eher speziell. Direkt am Wasser klettern geht auch, allerdings ist das dann eher 6c wie 6a+. Nachdem ich mit etwas hin und her die einfachste Linie gescoutet hatte, wagte sich schliesslich auch mein Sohn nach dem Motto 'Friss oder Stirb' an diese Passage. Mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich ihn total am Limit in den Schlüsselzügen 4m über dem Wasser beobachtete. Näher am Abflug wäre es nicht möglich gewesen, doch er konnte sich tatsächlich retten, was für eine geile Aktion! Danach folgt eine Mischung von zahlreichen einfacheren Passagen und ein paar kurzen kniffligen Passagen, bevor es in eine runde Bucht geht, wo

Jung und alt am Moven über dem tiefen Wasser, hier auf den ersten Metern nach dem Einstieg. Coole Sache!
Socratic Swimming Lessons 2, 7b

wartet. Zu Beginn gibt's einen bequemen Sitzplatz, von welchem aus man das Treiben gut verfolgen kann. Schon bald geht's mit harten Moves um einen blanken Pfeiler herum, diese Stelle ist bereits mit etwa 7a/7a+ zu bewerten. Es folgt nochmals eine einfachere Passage (wo auch das Water nicht überall Deep ist, Vorsicht!), bis man schliesslich zur Abschlusscrux gelangt. Diese befindet sich an der hohen, kompakten Wand, welche bereits vom Hafen aus gut sichtbar ist. Die filigrane Traverse an teils ganz kleinen Löchern fühlte sich für mich absolut am Limit an. Doch an der Sonne, ohne Chalk und mit den Quadratlatschen, schwierig hier eine genaue Einschätzung zu geben. Jedenfalls fühlte es sich doch auch sehr speziell an - im steilen Gelände 2m über dem tiefen Wasser zwar absolut harmlos, doch für die Psyche eben doch speziell - die ist sich das Moven am Limit mit dem Risiko von einem Plumps ins Wasser einfach nicht gewohnt. Vom Endpunkt gilt es dann, rund 300m zurück zum Hafen zu schwimmen, was ich dann gemeinsam mit meinem Sohn in Angriff nehmen konnte - wie cool, dieses Erlebnis so teilen zu können.

Olympic Wall

Die eher wenig besuchte Olympic Wall ist eines der Gebiete auf Kalymnos, welches mir besonders gut gefällt. Hier kann man noch in relativer Einsamkeit auf einer Art Terrasse hoch über dem Meer klettern. Bezahlen tut man mit einem 'langen' Zustieg, der sich aber auch nur auf 20 Minuten beschränkt, für alpine Begriffe also ein Katzensprung. Ausser uns war nur eine einzige weitere Seilschaft aktiv, somit konnten wir die folgenden Routen angreifen:

Die Sicht von der Olympic Wall auf die Meeresenge zwischen Kalymnos und Telendos.
La Bite ne Fait pas le Moine Ext, 7a+: die Extension an Sintern ist super, aber anhaltend & pumpig.
Kalyty, 7b: Stimmungsvolle Wandkletterei an Tufa Blobs mit kniffligem Abschlussboulder.
Crack, 7a: Super Sinterroute, für mich eine der besten an der Wand trotz nur 2* im Guidebook.
Sleeping Beauty, 7b: Neuerschliessung ganz rechts, athletisch und griffig, noch etwas brösmelig.
Smooth Operator, 7a+: Neuerschliessung ganz rechts, anhaltend technisch und fordernd, prima.

Dass es auf Kalymnos überhaupt so viele Routen zu klettern gibt, ist ein Verdienst von vielen Erschliessern auf der ganzen Welt, die hier in ihren Ferien Putzarbeit verrichtet und Haken platziert haben. Die neuste Entwicklung wirft jedoch Fragen auf: es gibt nun ein aus 3 Personen bestehendes Bolting Committe, welches neue Routen bewilligen soll. Dieses soll angeblich die Qualität der Neuerschliessungen sichern und besteht aus einem Vertreter der lokalen Behörden sowie aus Aris Theodorpoulos (Führerautor und passionierter Erschliesser) und Claude Idoux (in Kalymnos ansässiger Franzose und passionierter Erschliesser). Man wird den Verdacht nicht ganz los, dass hier vor allem versucht wird, sich unliebsame Bohrkonkurrenz vom Leib zu halten...

Dies vor allem, weil die Member vom Committe sich selbst auch nicht immer durch überaus vorbildliches Verhalten auszeichnen: Aggressive Cleaning, gebohrte Griffe, schlechtes bzw. ungeeignetes Material, siehe z.B. im nächsten Abschnitt über den Sektor Arginonta Valley. Die beiden von mir gekletterten Routen Sleeping Beauty (7b) und Smooth Operator (7a+) waren ganz neu und damit wohl 'approved'. In beiden gibt's jedoch geschlagene Griffe. Die Crux der Sleeping Beauty spielt sich an einem in die blanke Wand gebohrten 3-Finger-Pocket ab. Klar, es sichert die Homogenität der Route, sonst würde hier eine harte Bouldercrux warten, welche aus der Route etwas in der Gegend von 7c/+ macht. Im Smooth Operator ist es noch fragwürdiger: der gebohrte 2-Finger-Untergriff ist komplett unnötig und die aufgebesserte Lochleiste hätte wohl auch im Naturzustand als Zwischengriff gedient. Selbst ohne diese beiden Griffe wäre die Route vermutlich nur eine 7b.

Die technisch-kleingriffigen Wandklettereien im linken Teil des Sektors taugten den Kindern sehr. Hier Toprope in einer 6b+, die 6a daneben hatte er aber sauber onsight durchgezogen, ohne dass jemand von uns grossen zuerst Material platziert hätte. Bravo! Die Kehrseite vom motivierten Einsatz der Kinder war, dass ich meine letzten beiden Routen dann an der Sonne klettern 'musste'. Doch diesen Preis zahlt man gerne...
Arginonta Valley

Nachdem wir an den Tagen zuvor jeweils nicht genügend Zeit gefunden hatten, damit alle vor Erscheinen der Sonne ihre noch offenen Projekte knacken und das letzte Pulver verschiessen konnten, wollten wir für einmal einen Fels wählen, der ganztags Schatten bietet. Sowieso gab's den Sektor bei unserem letzten Besuch 3 Jahre zuvor noch nicht, somit stand ein Besuch dieser Wand fast zwingend auf dem Programm. Der Zustieg vollzieht sich übrigens deutlich schneller von der Passstrasse kurz absteigend zum Gate wie durch das eigentliche Valley. So vermeidet man auch elegant die Passage entlang der grauslich stinkenden Mischung zwischen Mülldeponie und Geissengehege. Wir trafen als erste am Fels ein, später kamen noch extrem viele Besucher nach.

Diagoras, 7a: sehr beliebte, hallenähnlich-ausdauernde Henkelkletterei.
Unicorn, 7a+: von ählichem Zuschnitt wie die Diagoras, jedoch mit fieser Abschlussstelle.
Alcyone, 7a+: kurz, aber mit harter, dynamischer Boulderstelle. Eher eine Kaly-7b/+.
Archive, 7b: supercoole, pumpige Route in der Rock n' Roll Cave, empfehlenswert!
Radiohead, 7a+: für mich ein paar weite Züge und fertig, für viele ein Testpiece.

Während wir Erwachsenen es mit einem einzigen Besuch im Arginonta Valley beliessen, reiste ich mit meiner Tochter noch 2 weitere Male an, jeweils nach dem Klettern in einem anderen Sektor. Sie hatte Gefallen an der Diagoras (7a) gefunden und wollte diese unbedingt noch stilrein durchsteigen (was schliesslich klappte). Keine Frage, diesen Service habe ich ihr natürlich sehr, sehr gerne geboten. Während mir die Route mit frischen Kräften im Onsight noch einigermassen leicht gefallen war, so fühlte es sich, ausgepumpt nach einem langen Klettertag jeweils dann gar nicht mehr so locker an. Jedoch konnte ich es stets noch Vermeiden, in einer Route einen Block einlegen zu müssen, wo der Nachwuchs danach in einem Zug drübersteigt ;-). Wobei, wenn die Entwicklung anhält, dann wird's nicht mehr lange so bleiben :-o. Dazu passend ist auch die folgende, lustige Anekdote: die harte Boulderstelle der Alcyone (7a+) konnte ich, gesichert von meiner Tochter, tatsächlich (als einzige Route <=7b in diesen Kalymnos-Ferien!) nicht onsight passieren. Ihr Kommentar zu meinem Abflug: "Hey Papi, was machsch au?!? Das isch doch nur e 7a+!?!".

Die Tochter am Ausbouldern der Diagoras (7a). Erstaunlich, wie sie sich beinahe ewig in diesem steilen Gemäuer festhalten kann.
Ein paar Worte noch zur Rock n' Roll Cave: vom Boden sind's gute 25m dort hinauf, freigeklettert wäre diese Seillänge vermutlich so im Bereich 5c. Es war jedoch ein Fixseil platziert, so dass man mit dem Grigri daran hinaufjuggen konnte. Natürlich geht das einigermassen schnell, doch um als Familie die Routen in der Cave mit jenen der Sektoren am Boden zu kombinieren ist zu umständlich. Immerhin ist's in der Cave selber jedoch ziemlich gemütlich, man kann sich gut ohne Seilsicherung auf diesem Balkon aufhalten und vor den Horden unten hat man auch seine Ruhe. Die Routen sind noch sehr neu, die schwierigeren schienen mir noch sehr jungfräulich. Die Art und Weise, wie die Routen eingebohrt wurden, wirft jedoch ein paar Fragen auf. Der Fels ist hier offensichtlich sehr weich und wie üblich in Kalymnos wurden gewöhnliche Expansionsbolts verwendet. Bei vielen der Haken ist das Plättli lose - typisches Phänomen im weichen Fels, wenn die Dübel nicht solide klemmen und langsam aus dem Fels gezogen werden. Zumindest ein Bolt lässt sich sogar von Hand herausziehen und wieder versenken... und wer hat's gebohrt?!? Die Member vom Bolting Committee, welche zuständig für die sichere Ausrüstung der Routen sind. In der Rock n' Roll Cave wäre jedenfalls bestimmt der Einsatz von Klebehaken angezeigt gewesen.

Unsicherer Bohrhaken im weichen, porösen Sinterfels der Rock n' Roll Cave - von Hand rausziehen und wieder versenken ist möglich.

Piccalia

Der Sektor Piccalia an der Arginonta Skyline ist nicht ganz neu, ein paar wenige, einfache Routen gab es bereits seit vielen Jahren. Viel Beachtung fanden diese jedoch nicht und auch wir liefen 4 Jahren zuvor auf dem Weg zum Little Verdon achtlos an diesen Felsen vorbei. Kürzlich wurden jedoch viele weitere Routen bis zum Grad 7c erschlossen. Verschiedene Argumente gaben den Ausschlag, hier einen Angriff zu starten: Schatten bis gegen 14 Uhr, wenig Andrang, eher vertikale bzw. nur leicht überhängende Kletterei um dem Bizeps einmal etwas Schonung zu geben und zuletzt ist's ja immer interessant, neue Routen zu probieren. Schlussendlich zogen wir hier sehr erfolgreich von dannen.

Der zentrale Teil vom Piccalia mit den schwierigsten Routen, die 15-20m lang sind.
Last Thyme, 7a: Kleingriffige Wand, zwei Stellen mit einem langen Move ergeben den Grad.
Fat Bread, 7c: Ungriffige, runde Sintersäule und ein paar Crimps in der Wand daneben, tricky.
Amie, 7b: superscharfe, technische Tropflochkletterei, fast wie an den Wenden - liked it a lot!
Fatevi la Canna, 7a: Ein supercooler Sinter zum Start, gar nicht so einfach. Der Rest gemütlicher.
Highlight, 7b: Interessante Bewegungsprobleme an der überhängenden Verschneidung.

Insgesamt war's eine wirklich vergnügliche Sache gewesen am Piccalia! Mir hatten diese kleingriffig-scharfen Routen Freude gemacht, andere Kletterer sehen das wohl nicht unbedingt gleich. Auch die einfacheren Routen links und rechts sind lohnend. Zurückkommen werde ich aber vermutlich trotzdem nicht, da mir alle vorhandenen Routen im siebten Franzosengrad gleich onsight gelungen waren. VORSICHT: in der Last Thyme (7a) steckt der Umlenker in einer hohlen Schuppe. Man benützt besser den gut erreichbaren der Fat Bread rechts daneben! Auch in anderen (einfacheren) Routen trifft man u.U. auf dieselbe Problematik. 

Cooler Einstiegs-Sinter in der Fatevi la Canna (7a).

Gerakios

Die hohen Wände vom Sektor Gerakios über Masouri wurden in den letzten Jahren erschlossen. Hier gibt's ein wenig von allem, vom Klettersteig zur MSL-Route, zahlreiche Plaisir-Einseillängen und auch ein paar Caves mit härteren Geräten. Früher hatten wir (mit den noch kleineren Kindern) immer den etwas weiteren Zustieg durch steiles Gelände gescheut. Nun denn, in einer halben Stunde ist dieser erledigt und auf der richtigen Route braucht man auch nur über ein paar wenige Meter die Hände für einige Kraxelmoves. Doch wir leisteten uns prompt einen Verhauer und fanden uns im T5-Gelände wieder, welchem schliesslich nur mit richtiger (aber zum Glück nicht exponierter) Kletterei im dritten Grad zu entkommen war. Dass dies für den Nachwuchs kein Problem darstellte, zeigte sich in erster Linie daran, dass dessen Hauptsorge war, ob die Mama den Schwierigkeiten wohl auch gewachsen wäre ("gaht's für dich au, Mami?"). Doch schliesslich waren wir in der Upper Cave angelangt. Hier wurde zuerst angegriffen, die wenig unterhalb liegende Rainbow Wall wurde dann später ins Programm einbezogen.

Junior greift an in der Amra (7b) in der Upper Cave im Sektor Gerakios.
Ergo, 7b: Seifig-rutschige Henkel und ein harter Abschluss mit hartem Umlenker-Klipp.
Zavara Katranemia, 8a: Erst steil aber griffig durchs Dach, dann trittarme Seitgriff-Crux.
Emi, 7a+: Remy-Route, scharfe Tropflochkletterei. Die 6c in der Lancelot (Wenden) ist härter!
Amra, 7b: Die Schwester der Ergo, aber deutlich schöner mit athletischem Tufa-Finish.
Pressure Drop, 7b: Flowig, geht immer gut auf (mit kleiner Linksschleife, sonst harter Boulder).
Opportunista, 7c: Coole, crimpig-athletische Wandkletterei mit 2 härteren Sektionen

Insgesamt wurde es doch ein ganz erfolgreicher Tag, auch wenn ich in der Zavara Katranemia (8a) ziemlich abgeblitzt war. Dem Vernehmen nach sollte es sich dabei um leichte Beute handeln, wobei die Route neuerdings sowieso als 7c+ gehandelt wird. Mit dazu gab's noch die Information, dass diese Linie für gross Gewachsene einfacher sei. Ich frage mich bei solchen Aussagen jedesmal, welcher Kletterer ein qualifiziertes Statement darüber abgeben kann, wie schwierig eine Route mit einer anderen Morphologie denn wirklich ist. In der Zavara besteht die Crux in einem weiten Zug aus einem schlechten Seitgriff, wobei die Füsse sehr hoch auf miese, rutschig-abschüssige Tritte gestellt werden müssen. Andere Trittoptionen gibt's nicht wirklich, somit sind diese zu benützen, egal ob man 160cm oder 195cm misst. Es mag sein, dass dieser Move nahezu unmöglich wird, wenn die Körpergrösse (bzw. genauer, die vertikale Reichweite) ein gewisses Mass unterschreitet. Aber zu denken, dass dieser lange Zug mit zunehmender Körpergrösse einfacher wäre, zeugt dann doch von wenig Verständnis der Biomechanik. Ich jedenfalls konnte ihn nicht einmal als Einzelzug durchführen, mit den Füssen fast an der Nase oben hebelte ich mich einfach aus dem Seitgriff raus und konnte nicht einmal in Richtung des Ziels beschleunigen. Und das in einer Route, die von einigen als softe 7b+ für Grosse bezeichnet wird. Da frage ich mich dann schon, wie es möglich ist, Dutzende von 7b's im Cruising Mode zu onsighten, aber hier nicht mal den Einzelzug zu bringen. Aber na gut, Kletterbewertungen zu verstehen war noch nie eine einfache Sache...

Ausblick vom Sektor Gerakios auf die Insel Telendos.

Ghost Kitchen

Die Ghost Kitchen hatten wir bei unseren früheren Aufenthalten bereits mehrfach besucht und somit hatte ich bereits fast alle der fantastischen Sinterrouten im Hauptsektor geklettert. Somit lautete der Plan für dieses Mal, zuerst auf den grauen Platten links aufzuwärmen und nachher die neu erschlossenen Routen im Subsektor Utopia anzugreifen. Doch dieser Plan wurde zur Makulatur: bis alle ihre Aufwärmprojekte abgeschlossen hatten, war bereits die Sonne da. Oben in Utopia (immerhin passt der Name ;-)) hätte man zwar noch Schatten vorgefunden. Doch auch meinereiner hatte für einmal müde Arme, müde Beine und nicht mehr den Mumm, dort noch die letzten Kräfte zu verpulvern. Schliesslich wartete noch ein letzter Klettertag und das Rahmenprogramm mit einem gekühlten Getränk, einem Glacé und Chillen am Strand war auch nicht zu verachten.

Le Type de la Taverne Extension, 7a: crimpy Kletterei in grauem Fels
N7, 7a: crimpy Kletterei in grauem Fels, ziemlich anhaltende Züge
Haunted Castle, 7a+: crimpy Kletterei in grauem Fels mit Crux am Ende
Le Mythe de la Caverne, 7a: im Riesenslalom um die grossen Löcher herum
Sisyphos Junior, 7a+: harte und wenig offensichtliche, technische Kletterei an Tufas

Das Rahmenprogramm am Strand gehört integral zum Klettern auf Kalymnos dazu!


Grande Grotta

Am letzten Tag wollten wir noch ein paar pumpige Testpieces in der Grande Grotta klettern. Eigentlich gibt's hier noch 2 ganz wichtige Dinge für mich zu erledigen, die Aegialis (7c) und die Fun de Chichunne (8a). Beide habe ich mir nun schon jahrelang aufgespart, um sie dereinst onsight zu steigen. Am neunten Klettertag de suite waren die Bedingungen aber nicht gegeben, weshalb ich ein weiteres Mal verzichtete. Das realistische Ziel war...

Tufantastic, 7b+: fantastische Reise durch den Tufa-Himmel. Am Ende wird's schwieriger...
Taj Mahal, 7a+: noch ganz neue und sehr unabgekletterte Verlängerung von Taz (6c)

Nach langem und hartem Kampf hatte ich der Tufantastic tatsächlich den angestrebten Onsight abringen können. Damit war ich eigentlich schon fast bedient und zufrieden. Die Zeit reichte aber noch, im in der ziemlich neuen Taj Mahal einen Versuch zu geben. An sich wartet auch hier sehr gute Tufa-Kletterei. Allerdings ist die Route noch sehr unabgeklettert und man bedient sich teilweise arg fragilen Strukturen. Nachdem ich mich so leicht wie möglich machte, blieb allerdings jeder Griff und Tritt an Ort und Stelle. Umso beunruhigender war, dass eine grosse Gruppe von Amerikanern trotz mehrmaliger Warnung so ziemlich direkt unterhalb eine Kletterinstruktion veranstaltete. Eine ziemliche Clowntruppe, alle ohne Helm, etwa zur Hälfte bereits mit dem kraxeligen Zustieg überfordert. Speziell auch der Wunsch des Instruktors, auf den ersten 5 BH der begehrten Route Trela (7a) ein Toprope für seine Anfänger einrichten zu wollen. Höchst unprofessionell, das Ganze.

Goodbye Kalymos! Stimmungsbild aus der Grande Grotta.
Naja, für uns war es sowieso Zeit, die Grande Grotta zu verlassen und Richtung Flieger zu gehen. Hatte ich am Fels bis zum Schluss performen können, so fühlte ich mich auf dem Heimweg bald schlechter und schlechter. Schüttelfrost und Kopfschmerzen befielen mich, es war nur der Auftakt zu einer längeren, ziemlich unerfreulichen Zeit. Im Nachhinein kann ich jedoch von Glück sprechen, dass ich die Ferien wenigstens voll geniessen konnte. Alles in allem war es wieder ein grandioser Trip gewesen mit einer ziemlich soliden Ausbeute:

1x 7c+, 1x 7c, 3x 7b+, 12x 7b, 11x 7a+, 11x 7a = 39 Routen im 7. Franzosengrad in 9 Klettertagen

Wir freuen uns schon auf's nächste Mal!

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Kalymnos 2015 - Teil 2

Bereits in einem ersten Teil hatte ich von unseren traditionellen Herbst-Kletterferien der Ausgabe 2015 auf Kalymnos berichtet. Hier geht es mit dem zweiten Teil weiter. Wie gewohnt werden einige Sektoren vorgestellt und die gekletterten Routen charakterisiert, zum Schluss wird ein Fazit gezogen.

North Cape

Die Wände am North Cape sind schon von Masouri aus gut sichtbar, und auch vom Sektor Odyssey wandern die Blicke immer wieder dort rüber. Trotzdem wird hier nur relativ wenig geklettert, was wohl vor allem an der sonnigen Lage liegt. Das ergibt in der Hauptsaison halt nur einen kurzen Klettertag, was die Sache weniger attraktiv macht. Weil beim Aufstehen der Himmel jedoch für einmal bewölkt war, wählten wir diesen uns noch beinahe unbekannten Fels. Man traue jedoch nie den griechischen Wolken, natürlich ging es nicht lange, bis diese sich verzogen und der Sonne Platz gemacht hatten. So suchten wir bald die letzten Schattenflecken in der oberen Grotte und verzogen uns schliesslich in die Gelateria, bzw. später ans Meer.

Tochter und Sohn machten zusammen wohl gute 50 Toprope-"Versuche" in der Nirvana (7c). Aber es ging nicht um den Punkt in der 7c, sonderen um den coolen und hier absolut ungefährlichen King-Swing beim Rausfallen auf den ersten Metern. Aber es ist für die Älteren auch kein schlechter Platz um einfach ein bisschen zu sein und zu beobachten.
Der Auftakt erfolgte gleich mit der Partiro (7a+, ***). Steiler Beginn mit strengen Zügen an scharfen Crimpern. Das Gelände flacht dann graduell ab, im oberen Teil ist die Kletterei genüsslich an scharfen Chickenheads. Von ähnlichem Charakter ist auch die benachbarte Orca (7b+, ***). Sofern man die kleinen Crimper gut halten kann, liegt die Schärfe des Gestein gerade noch im Rahmen von dem, was man als "nicht unangenehm" bezeichnen wird. Nun ging es in der oberen Grotte weiter. Nirvana (7c, ****) bietet überaus steile, sehr athletische Tufa-Kletterei an fast durchgehend optimalen Henkeln. Doch gerade die 3 letzten Griffe zu Umlenker hin sind leider etwas kleiner ausgefallen... so wurde aus dem angepeilten Onsight leider nichts. Mit frischen Kräften und etwas Glück hätte es reichen können, im Flash womöglich auch, so wurde es dann halt eine Begehung im Second Go, aber auch eine etwas vertane Chance. Zum Abschluss kletterten wird dann auf dem Rückweg noch die lässige, steile Henkelei von Sposi (6c, ***), die sich neben der unteren Grotte mit der 8c+-Route Inshallah befindet.

Arginonta

Die Felsen von Arginonta erfreuen sich einer sehr grossen Beliebtheit. Warum dem so ist, ist mir nicht restlos klar. Natürlich sprechen der relativ kurze Zustieg und die tollen, gut abgesicherten und homogenen Routen im 6ab-Bereich für sich, doch anderswo auf der Insel gibt's die auch. In den oberen Graden ist das Angebot etwas schmaler, aber die eine oder andere sehr lohnende Kletterei im siebten Franzosengrad gibt es auch. Unser Plan war, dass sich Kathrin eine Begehung von unserer Kreation Xaveri (7b) krallt, während ich mich gleich nebenan in der Pandora (7c+ bis 8a+) versuchen würde. Doch "man plans, god laughs" - es wurde wieder einmal nichts daraus, da wir uns an diesem Tag nicht auf der Höhe der Aufgabe befanden.

Kurze Klettersteig-Einlage beim Zustieg zum Sektor Arginonta. Die Tochter kam danach (absolut selbständig, ehrlich!) auf die ausgesprochen gute Idee, die Passage komplett ohne die Eisenbügel zu Klettern. Nachdem es gelungen war, konnte der Sohnemann diese Schmach natürlich nicht auf sich sitzen lassen und musste auch noch die freie Passage meistern. So dauert es mit den Kindern halt meist etwas, bis man am Fels angelangt und kletterbereit ist...
...dementsprechend betreiben wir dann später Schattenjagd, um nochmals eine Route ohne sengende Sonne zu klettern.
Zum Aufwärmen wählte ich die Lysistrati (7a+, ***) am rechten Rand der oberen Grotte. Steile, gutgriffige Sinter zuerst, eine knifflige Stelle die Übersicht erfordert um ins weniger steile Gelände zu kommen und eine Abschlusswand, die höchstens sehr entkräftete Aspiranten noch abzuwerfen vermag. Dann also in die Pandora (7c+, **). Im Neutourenblatt wurde diese noch mit 8a+ bewertet, im 2015er-Führer noch mit 7c+ und anscheinend war sogar 7c als Bewertungsvorschlag im Gespräch. Das wirft bei mir allerdings schon einige Fragezeichen auf! Nach einem relativ kurzen, aber schon streng-athletischen Einstiegsbereich wartet die kleingriffige Crux praktisch ohne Füsse im Steilgelände. Hier war ich chancenlos, die 3-4 Cruxmoves auch schon nur einzeln durchzuführen. Das passiert mir im 7c-Bereich doch eher selten (bzw. auf Kalymnos gar nicht) und die nun abgedruckte Bewertung scheint mir im lokalen Kontext unpassend. Klar, es ist auch nicht mein wirklich bevorzugtes Gelände, aber ich würde da sicherlich mindestens eine 8a vergeben. Das Alternativprogramm bestand aus der Remy-Route Motörhead (7b, ***), welche in einer etwas anderen Neigung daherkommt, wie ihr Counterpart am Eldorado. Bouldriger Start mit ein paar zähen Zügen, die Blockier- und Fingerkraft erfordern, oben raus dann etwas einfachere Kletterei, erst an Löchern, dann an einem grossen Tufa. Vorsicht auf die mässig soliden Schuppen am Ende von diesem Sinter! Den allerletzten Schatten nützten wir noch für eine Begehung von Sex in the City (7a, ***). Die ersten 10m bieten leicht überhängende Wandkletterei an scharfem Crimps, danach folgt Schaulaufen im 6a-Gelände.

The Beach

Ein Ausflug auf die Nordseite der Insel in die Gegend von Palionisos durfte nicht fehlen. Wegen dem befürchteten Grossandrang und der Tatsache, dass ich dort nicht mehr allzu viele Routen offen hatte, verzichteten wir auf den Secret Garden, den Topsektor dieser Gegend und gaben stattdessen dem Beach den Vorzug, auch da wir diesen noch nie besucht hatten. Er liegt zwar erst am Nachmittag im Schatten, doch dachte ich mir, dass man hier, unmittelbar am Meer, auch in der Vormittagssonne gut würde klettern können. Nun ja, klettern konnte man schon, es war aber (fürs schwere Klettern zu) warm. Nachmittags herrschten dann hingegen gute Bedingungen und die Wartezeit kann hier sehr gut mit einem Bad in der malerisch gelegenen Bucht verbunden werden. Obwohl es am Beach nicht allzu viele Routen gibt, so sind es doch in jedem Grad von 5b-7c in idealer Abstufung ein paar Projekte, so dass man hier sicherlich einen ausgefüllten Klettertag verbringen kann. Der Zustieg braucht übrigens rund 20 Minuten und ist ähnlich lang wie zum Secret Garden, der Einstiegsbereich durchaus sehr kinderfreundlich, zumindest solange diese alt genug sind, damit sie sich vom im hinteren Teil des Sektors steil abfallenden Gelände zum Wasser hin fernhalten.

Zustieg an den Beach-Sektor durchs Heidegelände, auf dem Heimweg geht's dann 200hm bergauf.
Hier ist er... um die relativ unscheinbare, aber doch fast 30m hohe Wand links am Ufer geht es.
Die Blaue Lagune gibt's nicht nur an den Wendenstöcken, sondern auch hier auf Kalymnos!
Gestartet wurde an diesem Tag mit der Where Are my Bolts? (6b+, **). Sollte man vielleicht eher Where Are my Holds? taufen, denn eine Passage fand ich jetzt für diesen Grad doch ordentlich griffarm. Der Rest dieser eher kurzen Route ist hingegen deutlich einfacher. Die Toproute in diesem Sektor ist die Elizabeth (7b, ***). Der knifflige Boulderstart löst sich am besten mit einem Heel Hook auf, es folgt schöne Kletterei an Tufas und Löchern. Nach einer einfacheren Platte und einem No-Hand-Rest wartet die finale, überhängende Wand, wo athletische Züge an guten und weniger guten Griffen gefragt sind. Die benachbarte Apollo's Miracle (7b+, **) fängt ganz tief in der Grotte bei einem Geissen-Gerippe an. Die Schwierigkeit dieser stark überhängenden Kletterei in Bodennähe hängt stark davon ab, ob man die Füsse auf dem der Wand vorgelagerten Block platziert oder nicht. Wenn's denn wirklich ohne gedacht sein sollte, so ist's nicht nur für eine kalymnische 7b+ ordentlich hart. Hat man diesen steilen Teil gemeistert, folgt einfache Kletterei im 6a-Bereich, bis die Abschlusswand auch nochmals ein paar harte Züge verlangt. Ziemlich inhomogene Route also. Weiter ging es mit One Year (6c+, ***), einer schönen Route, wo die Hauptschwierigkeit an einem Steilwulst gegen das Ende hin folgt - athletische Züge an scharfem Fels. Nachdem das Family Business (5b, ***) erledigt war - die Tochter stieg in ihrer unbekümmert-kindlichen "wo ist denn hier das Problem"-Manier frei nach :-o - folgte zum Abschluss noch der dauerbesetzte Material Man (7a+, ***). Eigentlich eine gemütliche 6b-Kletterei bis zum letzten Wulst, dort waren alle die anderen Kletterer immer und immer wieder gescheitert, und tatsächlich muss man sich dort noch gescheit festhalten - weite Züge an nicht mehr so guten Leisten warten.

Palace

An unserem letzten Tag war es beim Zmorge wieder bewölkt, dieses Mal hätte man fast schon sagen können stark. Da unser Flug erst spät am Abend ging, blieb uns noch der volle Tag zur Verfügung. Wir entschieden uns nochmals für einen wenig besuchten und uns unbekannten Sektor, welcher zudem auch mit einem kurzen Zustieg aufwarten sollte. Dies war der oberhalb von Skalia gelegene Palace, genauer der Subsektor mit dem Namen Baby House. Während es auf der Anfahrt doch tatsächlich sogar ein paar wenige Tropfen gab, war die Bewölkung aber wie gehabt nicht sonderlich langlebig. Bald kam die Sonne hervor und heizte wieder ordentlich ein. Da hatten wir auch ein wenig Glück, dass die Führerangabe mit Sonne ab 11.30 Uhr hier nicht wirklich stimmig ist. Meine letzte Route, die Zocchi, konnte ich auch um 14.30 Uhr noch im Schatten abschliessen. Der Sektor Baby House bietet durchaus einige nette Klettereien, grossen Andrang gibt's hier nicht und das terrassierte Gelände mit ein paar Höhlen am Wandfuss bietet wirklich perfekte Spielmöglichkeiten für die Kinder. Dafür aber sucht man die ganz grossen Tufa-Linien hier vergeblich. Trotzdem hatten wir uns auch klettermässig gut unterhalten.

Ein bewölkter Himmel auf Kalymnos, für mich eine Szenerie mit absolutem Seltenheitswert. Das gab es in den rund 60 Tagen, die ich bisher auf der Insel verbracht habe, noch keine handvoll Mal. Das Meer dafür spiegelglatt, das ist dann auch entsprechend selten. Bei klarem Himmel geht meist der typische NW-Wind und bewegt das Wasser. Die Kinder konnten die perfekten Verhältnisse im Salzwasser sogar noch nutzen, um eine neue persönliche Bestleistung im Freischwimmen aufzustellen.
Den Auftakt machte ich mit der Remy-Route Ifaistos (7a, ***). Sie bietet Tropflochkletterei mit stellenweise auch etwas grösseren Hakenabständen, es wirkte auf mich fast etwas alpin, sagen wir mal wie in der Lancelot an den Wenden (obwohl dort die Abstände noch viel grösser sind, und auch ein härterer Bewertungsmassstab angewandt wurde). Als nächstes war die Totta (7a+, ***) dran, eine sehr schöne Route mit einer kniffligen finalen Crux, wo man ein paar Sloper bedienen muss. Die Erstbegehung erfolgte durch den bekannten Höhenbergsteiger Simone Moro zusammen mit dem legendären Manolo Zanolla, das ist doch auch mal was! Leider setzen diese beiden nur verzinkte Spits, für Kalymnos ziemlich untaugliches Material, welches aber in diesem tropflochigen Gestein erstaunlicherweise noch recht gut im Schuss ist. Meine Versuche in der Martina (7b+, **) waren leider von keinem Erfolg gekrönt. Der grösste Teil der Route ist gut machbar, eine zentrale Passage ist sehr steil und trittarm. Die Finger steckt man dort in ein paar enge Schlitze und verklemmt sie, de fakto also Rissklettern. Fingerlocks an schlechten Tritten, sowas mag ich gar nicht, ziemlich sicher ist das noch eine rechte Portion schmerzhafter, wenn man 80kg statt nur 50 oder 60kg wiegt. Zudem floss aus ein paar über die Woche erworbenen Schrammen an den Händen sogleich das Blut, auf diese Weise war hier definitiv kein Punkt zu holen. Als letzte Kalymnos-Route im 2015 kletterte ich dann die Zocchi (7b, ***). Erst noch gemässigt an schönen Leisten, zieht's dann zum Stand hin arg an und es will an rattenscharfen, kleinen Tropflochleisten geriegelt werden, sowas liebe ich hingegen. Mich hat diese Route sehr an die kürzlich begangene Jednicka an den Wendenstöcken erinnert - nur dass man hier mit 3x kräftig moven bereits beim Umlenker angelangt war.

Fazit

Damit war der Kletterpart unseres Aufenthalts abgeschlossen. Es reichte noch für ein gemütliches, letztes Glacé, die tägliche Töff-Runde, ein angenehmes Bad im Meer, bevor es dann auf die Fähre ging. Mit dieser hatten wir bisher immer gute Erfahrungen gemacht, doch nun tauchte sie einfach nicht auf. Statt um 18.30 Uhr fuhr sie schliesslich erst um 19.15 Uhr, somit im Prinzip noch früh genug, um ob dem auf 20.55 Uhr geplanten Rückflug nicht in Panik zu geraten. Die frühere Fähre um 17.00 Uhr zu wählen hätte übrigens in diesem Fall auch nichts gebracht, weil diese offenbar komplett ausgefallen war. Nun denn, von Mastichari ging's sofort per Taxi zum Flughafen. Es war zwar erst 19.50 Uhr, als wir da waren, doch wir wurden schon erwartet! Rasch eingecheckt, das Gepäck aufs Band und rein in den Flieger. Um 20.10 Uhr waren wir bereits in der Luft, 45 Minuten früher als geplant! Der leer angekommene (letzter Charter-Rückflug der Saison) und weniger als halb gefüllte Flieger sowie die Tatsache, dass alle angemeldeten Passagiere an Bord waren, machte es möglich. Ferien- und familientechnisch war die Reise ein grosser Erfolg und ein grosses Vergnügen gewesen und ich wage es jetzt schon zu behaupten, dass dies nicht unser letzter Besuch war. Man merkt es ganz gut daran, wenn kaum daheim von "nächstes Jahr in Kalymnos mache ich dann, dies, jenes, das..." gesprochen wird. Rein klettertechnisch blieben für mich die ganz grossen Erfolge aus, auch wenn sich immer noch ein ansehnliches Set von gepunkteten Routen ergab:

1x 7c, 3x 7b+, 7x 7b, 8x 7a+, 4x 7a und 5x <7a

Die Gründe, warum die Ausbeute auch schon besser war sind dreifaltig. Einerseits habe ich die Lowest Hanging Fruits nach 6 Besuchen trotz der grossen Auswahl auf Kalymnos bereits mehr oder weniger gepflückt. Somit muss man entweder darauf hoffen, dass neue Früchte nachwachsen, oder dann eben entsprechend wachsen, damit man auch die höher hängenden erwischt - was natürlich in meinem Alter nicht mehr so schnell vonstatten geht. Zweitens habe ich bewusst aufs Arbeiten an Projekten verzichtet und bin bevorzugt in Routen eingestiegen, wo ich einen raschen Erfolg feiern konnte. Das entsprach unserer Planung mehr, und vor allem gibt es diesem Möglichkeit um im 7ab-Bereich greedy zu onsighten in der näheren Umgebung von meinem Zuhause nicht mehr - dort kann (bzw. muss) ich eh an schwerern Projekten arbeiten. Sowieso versuche ich für mich schwere Projekte lieber an Felsen, wo ich oft vorbeikomme. Das mindert den Druck, endlich zum Erfolg zu kommen ganz massiv, und macht das Rotpunkt-Projektieren viel angenehmer als in einwöchigen Ferien. Der dritte Grund liegt natürlich daran, dass wir als Familie unterwegs und mit den Kindern am Fels waren. Das beeinflusste Gebietswahl und Taktik, es blieb weniger Zeit als in früheren Jahren zum Klettern, zwischendurch wollten inzwischen auch die Kinder Hand anlegen und auch der Fokus aufs Routen punkten war weniger ausgeprägt als sonst (auch wenn auf diesem Kletterblog natürlich vor allem darüber berichtet wird, ist ja nicht ein Familienblog). Das vorrangige Ziel beim Projekt Kalymnos 2015 war es, dass am Schluss alle zufrieden und happy sind - das gelang vollends und dies wiegt auch eine gepunktete 7c mehr oder weniger mehr als auf.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Kalymnos 2015 - Teil 1

Schon beinahe traditionell gab es auch dieses Jahr wieder einen Klettertrip auf die Insel. Zu berichten gibt es nichts sonderlich Spektakuläres, aber es war einfach schön. Während in der Schweiz Sauwetter mit in tiefe Lagen absinkender Schneefallgrenze herrschte, genossen wir das sommerliche Wetter mit Temperaturen um angenehme 25 Grad, schönem Wetter und noch badetauglichem Meer. Das erste Mal waren wir für uns alleine mit den Kindern vor Ort, was natürlich einige Konzessionen erforderte. So gab es täglich das Standardprogramm mit Frühstück, einem halben Tag Klettern, Glacé essen auf dem Heimweg, einem Töff-Ausfährtli-Erkundungstrip mit meinem Sohn, Baden in Pool und Meer mit der Tochter, zwei Sandburgen bauen inklusive einer Verbindung dazwischen, einem feinen griechischen Nachtessen und dann war schon wieder Nachtruhe angesagt. Folgende Sektoren und Routen wurden dabei beklettert.

Kalydna

Das Amphitheater mit der rund 60m hohen Wand direkt über der Gelateria in Masouri. Hier waren wir bisher nur an unserem allerersten Klettertag je in Kalymnos vorbeigekommen. Also war es wieder einmal Zeit für einen Besuch, gab es doch hier noch etliche Pendenzen im siebten Franzosengrad. Ein weiterer Vorteil: hier konnte sogar mit den Kindern der Zustieg ab der Unterkunft zu Fuss erfolgen, und es war noch kein fahrbarer Untersatz nötig.

Impressionen von meinem allerersten Klettertag im Kalydna auf  Kalymnos. Ist schon ein paar Jahre her...
Los ging es mit der Theodora (6c+, ***), einer schönen, technischen und eher plattigen Kletterei, die mit engen Sicherungsabständen aufwartet. Dann stieg ich in die Aurora (7b, ***) ein. Nach langem und eher einfachem Zustieg wartet lässige Sinterkletterei mit für den lokalen Standard weiten Abständen, ja fast schon Runouts. Strenge Crux 45m ab Boden mit viel Seilzug zum Umlenker hin. Eigentlich wollte ich noch die 8a-Verlängerung auschecken, doch einerseits war ich schon am ersten Umlenker platt, andererseits schien es mir zu wenig attraktiv, noch mehrere Male diese Seilzug-Monsterlänge für den Punkt in der 8a klettern zu müssen. Somit stieg ich als nächstes in Kaly Nikhla mit Extension (7b+, **) ein. Der erste Teil ist 6b und sehr genussvoll. Nach der Kette wartet dann eine kleingriffige Bouldercrux, eine seifig-einfache Verschneidung und ein kniffliger Ausstieg, der sauberes Hinstehen auf glatt-abschüssigen Trtitten und auch etwas Übersicht erfordert. Weiter ging es mit Sickle (7a+, ***), welche mit schöner Wandkletterei aufwartet. Eine Passage in der Mitte ist relativ zwingend und etwas "gewusst wie", danach marschiert man relativ locker bis kurz vor dem Umlenker durch, der (wie so oft auf der Insel), dann erst mit einigen kräftig-heiklen Zügen angeklettert sein will. Zur Verlängerung (7b+) mit den Metern 35-45 fehlte mir wegen starkem Seilzug dann der Mumm. Die lässt sich wohl besser als Ergänzung zur benachbarten Tassir klettern. Nun war die Sonne schon fast da und der Klettertag daher rum. Zumindest fast, für einen raschen Erfolg in Bigboo (7a, ***) mit ihrer schönen, eher feingriffigen Kletterei an scharfem Fels reichte es noch.

Odyssey

Bekanntlich einer meiner Lieblings-Sektoren auf der Insel, dementsprechend oft waren wir hier schon vorbeigekommen. Da Kathrin noch ein offenes Projekt hatte und man hier lange vom Schatten profitieren kann, wollten wir hier die noch frischen Kräfte einsetzen. Das Erlebnis war dann eher etwas ernüchternd, war der Sektor an diesem Tag doch stark besucht. Das wäre an sich im Angesicht von diesem grossen Angebot nicht so problematisch, doch wenn man a) auf eine bestimmte Route fixiert ist (Kathrin), bzw. b) nur noch wenige Routen offen hat (Marcel) und c) sich einmal mit den Kindern an einem Ort niedergelassen hat und es etwas mühsam ist, mit Sack und Pack 100m weiterzuziehen, so leidet etwas die Flexibilität und ein paar Wartezeiten waren nötig. Nichtdestotrotz, folgende Routen wurden geklettert.

Standardmässiger Ausblick auf die Nachbarinsel Telendos. Einfach schön diese Gegend!
Auftakt mit der Lucky Strike (7b, ****) hatte ich mir lange als letzte 7b im Sektor für einen Onsight aufgespart. Die schwersten Moves warten kleingriffig und mit Stehproblemen gleich am Start, dann geht's athletisch und ohne Ruhepause ziemlich anhaltend weiter. Die besten Griffe warten dann eigentlich am Schluss, aber dort ist es steil und wer nicht Reserven im Tank hat, kann durchaus versauern. Noch dazu sollte man sich gut überlegen, welche Hand in welches Henkelloch platziert wird. Meine Versuche in Moon Bridge (7c+, *) waren dann von wenig Erfolg gekrönt. Rutschig-glatte, schwitzige Aufleger muss man da halten, die Route ist wenig abgeklettert und stark unternutzt - hat mich nicht motiviert. Nach längerer Wartezeit war ich dann mit der Elies (7a+, **) dran. Schöne und gemütliche Sinterkletterei bis auf die letzten 2m zum Umlenker, die haben es dann aber in sich: athletisch und plötzlich ohne gute Griffe, da kam ich nur knapp durch! Schliesslich riefen dann wieder einmal die Sirenen (7c, ****). Hier hatte ich mich früher schon mehrmals versucht. Wie es ging, wusste ich natürlich nicht mehr und so hing ich wieder planlos in der Abschlusscrux, bzw. bald einmal im Seil. Um hier ohne genauen Plan etwas rumzutasten und improvisiert zu klettern, fehlt mir einfach deutlich der Saft. Daher: von den letzten guten Griffen rechts an den Seitgriff, eindrehen und Klippen. Dynamisch weit hoch links an den grossen Aufleger, Handwechsel, links ins Loch und links in die versteckte Mulde treten. Rechts diagonale Leiste auf Schulter, links hoch antreten und Dynamo mit richtig Schwung ans gute Henkelloch. Nochmals klippen, etwas über rechts noch 2x kleine Leisten dübeln, Füsse rauf und an den Ausstiegsgriff. Uff, nächstes Mal dann!

Noufaro

Nach den Erfahrungen vom Vortag wollten wir an diesem Tag einen weniger besuchten Sektor wählen, wo etwas mehr Freiheit bestand. Die Wände von Noufaro hatte ich schon oft bei der Vorbeifahrt betrachtet und mit dem Gedanken gespielt, hier etwas einzurichten. Im 2013/2014 wurde dies dann von anderen Kletterern ausgeführt, so dass wir in bester Konsum-Manier eine um die andere Route abknipsen konnten. Oder mit anderen Worten: wie man in einem Halbtag einen ganzen Sektor erledigt.

Die Wände von Noufaro, die nochmals mehrere Untersektoren aufweisen. Wir waren an der Wand in der Mitte, und (vor allem) an jener ganz rechts aussen.
Ohne zu zögern stieg ich gleich in Buona la Prima (7a, ***) ein. Schöne Kletterei an Tropflöchern, erinnert fast ein wenig an die Galerie. Softe Bewertung, 6b+ hätte da wohl auch gereicht, aber wir nehmen es gerne :-) Weiter dann zum zweiten Aufwärmen die Garbulli (7a+, ***), sehr schöne, etwas steilere Kletterei mit ein paar Sinterspuren und scharfen Tropflochgriffen. Dann versuchte ich mich an der Naoshi (7b+, *). Die Crux eine Einzelstelle, wo man einen kleinen, Rasiermesser-Griff fast ohne Tritte durchblockieren muss, um zwei weitere scharfe Crimper anzuschnappen. Rutschen dabei die hoch platzierten Füsse weg (realistisches Szenario, die Sache spielt sich an der Haftgrenze ab), so resultiert garantiert ein tiefer Cut im Finger. Das war mir am Tag 3 von 7 dann doch zu heikel, also Finger weg. Die Enttäuschung konnte mit zügigen Begehungen von Ho Perso la Bussola (7a+, ***) und Gecko's Team (7a+, **) kompensiert werden. Die erste bietet recht anhaltende Kletterei an Tropflöchern und kleinen Pockets, zweitere ist eine One-Move-Wonder mit einem kurzen Blockierer. Zuletzt gab's noch einen kurzen Ausflug in den oberen Sektor, um in der Mira (7b, ***) einen raschen Punkt zu holen. Steiler Auftakt, knifflig über die Kante schieben und technische Tropflochkletterei zum Top. Der erfolgreiche Tag hatte einiges an Haut gekostet, so musste für den nächsten Tag wieder einmal etwas Henkelkletterei ins Auge gefasst werden... hier geht's zu Teil 2.

Samstag, 18. Oktober 2014

Kalymnos 2014/4: Odyssey & Panorama

Einige Klassiker dürfen bei einem Kalymnos-Besuch natürlich nicht fehlen. Dazu gehören insbesondere mein Lieblingssektor, der Odyssey. Hier gibt es tolle Routen in allen Graden, und das heisst nun wirklich von 3a-9a. Der Wandfuss ist meist schön eben und man findet bis spät am Nachmittag den willkommenen Schatten. Ideal auch, wenn man mit Kindern unterwegs ist, was bei uns 2x der Fall war. Immer nur ans Meer zum Baden (die Möglichkeit hätte bestanden) war dann doch nicht spannend genug, das Klettern bzw. Spielen am Fels die willkommene Abwechslung dazu. Am Abreisetag wurden die letzten Kräfte dann noch in einige Routen in der Grande Grotta und im daneben gelegenen Panorama-Sektor investiert.

Madame 3a-ist-einfach-für-mich-aber-ich-klettere-nie-ohne-Chalkbag!
Auf eine nähere Beschreibung der einfacheren, kindertauglichen Routen wie The Verger (3a), The Naughty Nun (4a), Eumeo (4a) et cetera verzichte ich hier. Sie bieten alle schönen, festen Fels und einwandfreie Absicherung. Etwas ältere, bzw. geübtere Kinder kann man hier auch sorgenfrei vorsteigen lassen. Wirklich ein ideales Gelände, um die Kleinen oder sonstige Anfänger mit dem Klettersport vertraut zu machen. Meinerseits habe ich nach etlichen Besuchen im Odyssey und zahlreichen Onsight-Erfolgen das Gelände schon etwas abgegrast. Gerade im Bereich von 7a-7b+ gibt es gar nicht mehr soo viel zu tun. Schliesslich bin ich in folgende Routen eingestiegen:

Atena, 6b+: schöne athletische Route im rechten Teil, ein sehr beliebtes Testpiece für manche Kletterer. Einige Kletterspuren sind denn auch schon sichtbar, die Route ist jedoch nach wie vor Genuss und diente mir zum raschen Aufwärmen.

Omiros, 7b: das ausgiebigere Aufwärmen fand dann hier statt. Die Kletterei wird allerdings schon bald ziemlich zupfig, in steilem Gelände an suboptimalen Löchern, wo man hier und das die Finger drin verklemmen kann. Etwa in der Hälfte wartet eine knifflige Linksquerung, bevor man nach einen guten Rastpunkt den steilen, jedoch nicht so schweren Schluss anpackt. Das Einhängen der Umlenkung erfordert dann jedoch gewisse Reserven, denn ein tauglicher Griff dafür fehlt irgendwie...

Paris Texas, 7c: suuuuper geniale Wandkletterei! Nach einem einfachen Auftakt wird es dann bald technisch und fein an senkrechter Wand. Kleine, etwas glatte Leisten muss man halten, sauberes Antreten ist eine Selbstverständlichkeit. Hat man diese Zone passiert, wartet ein OK-Rastpunkt, bevor es in den steilen Schlussteil geht. Dort wartet zuerst eine zweite Crux an Seitgriffen, bevor es an guten Löchern ausdauernd zum Umlenker geht. Mein Onsight-Versuch war gut und scheiterte erst, nachdem meine Hände von einer schlipfrigen Leiste rutschten. Danach konnte ich den Sack dann zumachen, zwar mit ausgehenden Kräften in einer irre knappen Begehung, wo ich "on the run" die eingeplante Sequenz änderte - eigentlich taktisch ein absolutes No-Go, hier hatte mich meine Intuition aber nicht getäuscht und es war der einzige, noch verbleibende Weg zum Erfolg.

Ulisse Coperto di Sale, 7a: diese Tour würde ich als weniger empfehlenswert bezeichnen. Zu Beginn warten 1-2 Züge an die Schuppe, danach ist's erst total einfach bevor zum Schluss noch eine kurze und harte athletische Crux wartet. Dort lässt sich der BH nicht einhängen, bzw. erst nachdem man die Stelle überklettert hat und bereits kurz vor der Umlenkung ist. Mir ging es gerade so im Onsight, auf Niveau 7a wird diese Tour jedoch keine grosse Freude machen.

Scylla, 7c+: beim Ablassen über die Paris Texas war mir aufgefallen, dass sich in der Tour links daneben zwar fast keine Kletterspuren, aber dennoch ein paar gut aussehende Löcher befanden. Also wurde diese Route zum nächsten Projekt auserkoren. Sie gelang mir schliesslich komfortabel im Second Go, mit etwas mehr Beta und Kletterspuren wäre vielleicht sogar ein Flash dringelegen. Mir kam es nicht unbedingt schwerer wie die Paris Texas vor, möglicherweise liegt's jedoch daran, dass mir die Scylla-Crux optimal passt, mit anderer Morphologie geht meine Griffwechsel-Lösung dann wohl rasch nicht mehr und man muss schwerer moven.

Für die Heimreise von Kalymnos wählt man idealerweise einen Flug, der abends nicht vor 18 Uhr Kos verlässt. So bleibt einem auch am Abreisetag nochmals die Gelegenheit um praktisch uneingeschränkt zu klettern, weil ja das Tageswerk in der Regel eh schon um 14 Uhr vollendet ist. Somit wollten wir uns noch in der Grande Grotta und im Sektor Panorama austoben. Auf der Tickliste mit den beliebtesten und besten Kalymnos-Routen von 8a.nu hatte ich im Bereich zwischen 7a und 7c bis auf die Route Ivy (7b) in der Grande Grotte bereits die ersten 20 Routen geklettert. Also war es das logische Ziel, diese Pendenz zu erledigen. Neu wartet auf Nr. 21 die Aegialis (7c) als erste, mir noch unbekannte Route - wenn ich mich stark und fähig fühle, möchte ich diese Ikone später einmal im Onsight versuchen. 

Kathrin in der Route Elefantenhimmel (7a) in der Grande Grotta.
Ivy, 7b: extrem steile 3D-Kletterei an Sinterbobbeln, gemeinhin auch als das Vordiplom für die Route Priapos (7c) bekannt. Letztere war mir ja bereits vor 2 Jahren gelungen, somit stieg ich guten Mutes in die Ivy ein. Ich kam denn auch ohne grössere Schwierigkeiten durch, die Kletterei war allerdings irgendwie doch schwerer wie vermutet. Kürzer halt wie Priapos, aber irgendwie gar nicht so viel leichter. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass die Hakenabstände im oberen Teil für Kalymnos-Verhältnisse beinahe schon ein beherztes Wegsteigen erfordern.

Room with a View, 7a+: sehr schöne Route mit etwas technischem Geschiebe an eher runden Sinterstrukturen zu Beginn, und danach rattenscharfer Tropflochkletterei an senkrechtem Fels. Mir gefiel das einfach genial gut, so richtig Engelhorn- oder Wenden-Like. Manch anderer hält aber vermutlich lieber die speckig-seifigen Sinterbobbel in der Hand...

Manu Tchao, 7c: Neutour im zentralen Panorama-Teil. Vor allem der Beginn ist extrem reingezwängt, es mussten dafür auch diverse andere Touren verlegt werden. Und klettert man im wesentlichen Teil den Griffen nach, so befindet man sich nicht nur eine, sondern gleich zwei Touren zu weit rechts! Irgendwie verzichtbar, noch unabgeklettert und die Sinter im oberen Teil sind auch eher etwas fragil.

Lulu in the Sky, 7b: nach einem gut machbaren Auftakt geht's auf den Bug. In der Wand oberhalb wartet die Crux, hier entweder stark sein an schlechten Zangen und Broccoli-Knubbeln oder die Linie sorgfältig auswählen. Hat man diese Crux einmal passiert, wartet dann noch 30m an perfektem Sinter-Ausdauergebolze. Nie mega schwer, aber einfach anhaltend und endlos bis zum Umlenker auf 40m Höhe. Mit einem 70m-Seil kommt man hier nur ganz knapp wieder runter! Unbedingt die Fixexe klinken, sonst hängt man zu weit von der Wand entfernt und baumelt beim "Seil aus" im Leeren.

Bye Bye Felix, 7a: Ein Werk von Chäppi Ochsner mit einfachem Start in Dreier- und Vierergelände. Danach geht's dann an einem Sinter zur Sache, erst helfen noch ein paar gute Löcher in die Höhe, bevor es dann wirklich knifflig wird. Nicht zu früh nach links queren dürfte helfen... Wissenswert: während die ersten 2 oder 3 Haken im Hauptteil einmal saniert wurden, stecken danach nur noch die alten Rostleichen. Umkehren ging auch nicht mehr, mir war Angst und Bange, einfach nur ja ohne die Sicherungskette zu belasten durch. Am Stand steckt dann auch immerhin ein neuer Zusatzbolt und nach dem Ablassen sagt mir der daneben kletternde Engländer, dass er in der Crux einen satten Flug in den Rostie hingelegt habe, und der jedenfalls an Ort und Stelle geblieben sei. Diese Leute haben Nerven...

Qualitätsware von Rockland wie es z.B. in der Route La Risée steckt. Haltekraft: unbekannt...
La Risée, 7a+: wird im Führer als kurze Boulderroute angepriesen, es sind aber doch 20 anhaltendene und interessante Klettermeter. Mir hat die Tour super gefallen, der Fels ist noch ursprünglich rauh und die Bewegungen sind sehr interessant. Den Schluss kann man sich übrigens auch unnötig schwer machen, schau genau! Die Route ist im Übrigen von den Remy-Brüdern und gar noch nicht so alt, leider wurden minderwertige Rockland-Bolts verwendet, an denen die Korrosion auch schon ganz schön zu nagen beginnt.

Das war's dann aber, mit der letzten Route war das Zeitlimit von 14 Uhr sogar schon um ein paar Minuten überschritten wurden. Also das Kletterzeugs rasch eingepufft und ab ging's mit dem Töff Richtung Hafen, um dann per Schiff, Bus und Flug nach Hause zu kommen. Viel zu rasch waren unsere fünften Kalymnos-Ferien vorbeigegangen. Und ich wage jetzt schon die Behauptung, dass wir wieder zurück kommen werden. Auch wenn ich etliche der bekannten Klassiker bereits klettern konnten, so warten dennoch viele schöne und spannende Routen auf ihre Entdeckung. Hatte ich in meinem ersten Post noch die Befürchtung geäussert, dass meine suboptimale Vorbereitung zu eher mässigen Leistungen führen könnte, so lief es dann doch gar nicht so schlecht. Gepunktet hatte ich schliesslich:

1x 7c+, 2x 7c, 3x 7b+, 6x 7b, 4x 7a+, 8x 7a und 8x <7a

Wie in der Vergangenheit schon öfters hatte ich zu Beginn eher noch am meisten Mühe, und kam erst ab dem zweiten, dritten Tag richtig in Schwung. Trotzdem ist dies manchmal schwierig einzuordnen, und aus dieser Emotion heraus kam dann auch meine Aussage mit der schlechten Vorbereitung. Im Gegensatz dazu war ich dann auch am letzten Tag weder müde noch platt. Ich glaube als Radfahrer wäre ich der typische Spezialist für lange Rundfahrten, wohingegen ich im Sprint oder beim Bahnfahren absolut keinen Stich hätte ;-)

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