Nein, eine bessere Destination für Kletterferien ist mir bisher noch nicht untergekommen. Unter dem Motto "Altbewährtes geniessen" und "Neues entdecken" sollte es für uns ein weiteres Mal auf die Insel gehen. Notabene bereits das 7. Mal, allerdings lag das letzte Mal doch schon 3 Jahre zurück. Im Vorfeld hatten wir uns noch reiflich überlegt, einem anderen Ziel den Vorzug zu geben, denn schliesslich gibt's im Mittelmeer noch manch andere Insel (Mallorca, Sizilien, Sardinien, Korsika, ...), die wir noch viel weniger bzw. gar nicht besucht haben. Dass wir schliesslich doch auf Kalymnos setzten, wurde belohnt. Trotz Klimakapriolen und Mittelmeerstürmen herrschten während unserem gesamten Aufenthalt wie gewohnt durchgehend eitel Sonnenschein und perfekte Kletterbedingungen. An dieser Stelle ein Überblick über die besuchten Gebiete, die bekletterten Routen und einige sonstige Gedanken rund um die Kletterei.
Tolle Sonnenuntergänge gehören zu den Kalymnos-Ferien einfach dazu. Hier schon auf der Anreise... |
Die Kinder hatten uns bisher auf jeder Reise nach Kalymnos begleitet. Ganz früher beschränkte sich ihr Radius unter Obhut der Grosseltern jeweils auf Unterkunft und Strand, während wir Eltern am Vormittag angreifen konnten und am Nachmittag das Strandleben mit der Familie genossen. Später dann begleiteten sie uns an den Fels. Vorerst mehr zum Spielen, Büechli lesen und Essensvorräte vernichten, nebst dem Spielen am und mit dem Seil, bzw. dem Klettern der einen oder anderen einfachen Route. Doch die Zeiten ändern sich: dieses Mal waren sie bereits im Vorfeld bis in die Haarspitzen motiviert, um am Fels Grosstaten zu vollbringen. So reisten wir entsprechend schwer bepackt mit 3 Seilen und 50 Expressschlingen an. Wie sich zeigen sollte, waren wir damit nicht einmal besonders üppig bestückt. Mit den Exen ging's ja noch, aber bei den Seilen wäre je mindestens 70m Länge durchaus nützlich gewesen. Naja, mit ein wenig Improvisation ging's auch mit 50m, 60m und 80m.
Daddy spielt ja Sherpa, also soll es an nichts fehlen... Aber noch mehr davon hätte nicht geschadet. |
Eros
An den ersten beiden und am letzten Tag wollten wir ohne Scooter auskommen, somit lag es auf der Hand, gleich die Nachbarinsel Telendos zu besuchen. Nach einer doch ziemlich unruhigen Überfahrt mit 2-3m grossen Wellen ging das Aussteigen in die Felsen in der ruhigen Bucht unter dem Irox besser wie befürchtet. Während wir in den näher gelegenen Sektoren Irox und Pescatore schon mehrmals angegriffen hatten, liefen wir nun zum ersten Mal die gut 10 Minuten zum Eros hinauf. Es gibt hier rund 20 Routen von 6a-8a. Schatten gibt's ab Mittag, doch es liess sich auch davor an der Sonne gut klettern.
Nypmh, 7a: Anhaltende, pumpige Henkelkletterei.
Kava Aris, 7c+: Gutgriffiger "Zustieg" im 7a-Bereich, dann harte Züge an schlechten Leisten.
Zorba, 8a: Komisch eingebohrt, Gegendruck-Moves auf poliert-rutschigen Tritten, nix für mich.
Eros Telendos, 7b: Athletische Henkelparade mit vielen weiten Zügen, anhaltend!
Tremendos en Telendos, 7b: Kleingriffiger Start, dann henklig-anhaltend mit 2 kniffligen Sektionen.
Während man die schwierigen Routen links als nett, aber nichts herausragendes bezeichnen kann, sind dann die 15 Routen von der Nymph nach rechts allererste Sahne und lohnen einen Besuch auf jeden Fall! Diese sind auch entweder mit Klebehaken saniert, oder dann mit noch aktuellem, sprich nicht übermässig korrodierten Bolts ausgestattet. Vorsicht, in der Zorba und in der Kava Aris stecken nur die berüchtigten Rockland-Haken. In der Aphrodite (6c+) ist offenbar die Umlenkung derart schlecht, dass jemand mit Chalk einen Totenkopf an den Einstieg gemalt hat...
Poets
Nochmals ohne Scooter sollte es zum Poets geben, diesem zentralen Sektor über Masouri. Während es hier früher nur wenig Routen vom siebten Franzosengrad aufwärts gab, entstanden durch eine kürzlich erfolgte Putz- und Erschliessungswelle viele neue Testpieces in den oberen Graden. Darüber hinaus gibt's gleich nebenan beim Coeur d'Armeos noch viele Plaisir-Seillängen, wo sich die Kinder nach Belieben dem Vorsteigen widmen konnten.
Omero, 7a: Gut senkrechte Tropflochkletterei - mein Gelände, fiel mir leicht.
Happy Hole, 7b+: Ein 35m langer 6b-Zustieg, dann die heikle, griff- und trittarme Verschneidung
Rolling Stone, 7a+: Neutour mit einem bouldrigen Cruxmove über das Dächli.
Hipponas, 7a+: Sehr schöne und anhaltende Tropflochkletterei, die beste im Poets in diesem Grad!
Ione, 7a+: Beginnt moderat, zum Schluss harte Moves an kleinen, superscharfen Strukturen.
Während sich die einen mit der um ca. 13.30 Uhr erscheinenden Sonne auf den Weg zur gleich unterhalb gelegenen Gelateria machten, wollte ich doch noch ein paar Sinterbobbel in die Hand kriegen. Der Weg in den Sektor Iannis, wo bis fast spät am Abend noch Schatten findet, war ja nicht weit. Hier wollte ich im Tufa King Pumped (7b+) noch einen Go geben. Hier war ich im 2012 bereits einmal angebrannt. Im Gegensatz zu jenem Tag waren die Bobbel nicht seifig, doch die Politur in dieser Route glänzt bereits sehr heftig. Nach bereits 5 gekletterten Routen im 7. Franzosengrad fehlte mir prompt der Punch, die Cruxsequenz sauber durchzuziehen - naja, nächstes Mal dann vielleicht.
Zum Abschluss noch einige Gedanken zu den Neuerschliessungen im Poets: die schwierigeren Routen führen eigentlich alle zuerst 25-35m durch moderat schwieriges, nicht ganz senkrechtes Plattengelände. Danach geht's hinein in die steil-athletischen Abschlussüberhänge. Obwohl ich in der ersten Hälfte der Happy Hole nur 7 von 15 Zwischensicherungen (alle mit 60cm langen Alpine Draws) eingehängt hatte, drohte oben der Seilzugtod. Das ist wohl charakteristisch für alle Routen dieses Stils.
Blick auf Armeos/Masouri und die grandiosen Felsen dahinter auf der Überfahrt von Telendos zurück nach Kalymnos. |
Arhi & DWS Vathi
Eigentlich sollte man es ja bereits längst wissen, dass es sich nicht lohnt in Arhi zu klettern, wenn die Sonne scheint. Denn schon am späteren Vormittag erreicht das wärmende Gestirn hier den Fels und damit ist bald Sense mit hartem Moven. Da wir an diesem Tag sowieso noch nach Vathi zum DWSlen wollten, war dieser Umstand für einmal nicht besonders schlimm.
The Underclings, 7a: Der Name ist Programm, technische Kletterei an Untergriffen.
Orgasme Mineral, 7b+: Eher unlohnend, lange einfach, am Ende ätzende Traverse mit viel Seilzug.
Nachdem wir uns in der Taverna Teo in Arginonta bei kühlen Getränken erholt hatten, ging's für die einen weiter zum Glacé, die anderen cruisten mit dem Scooter über den Pass nach Vathi. Endlich einmal richtiges DWS zu machen war schliesslich zuoberst auf der Wunschliste von meinem Sohn. Anstatt gleich ein Boot zu mieten und sich an der bis zu 12m hohen Cave zu versuchen, schien es mir ratsamer, vorerst einmal die lange Traverse an den E-Wänden der Bucht anzugehen.
bietet zuerst 250m an moderat schwieriger Kletterei. Die schwierigste Stelle über ein kompaktes Wändchen hinweg folgt schon relativ bald nach Beginn. Es gilt dort 'je höher, desto einfacher'. Jedenfalls, 4m über der Wasseroberfläche noch ziemlich technische 6a+ Moves zu ziehen, fand ich dann schon eher speziell. Direkt am Wasser klettern geht auch, allerdings ist das dann eher 6c wie 6a+. Nachdem ich mit etwas hin und her die einfachste Linie gescoutet hatte, wagte sich schliesslich auch mein Sohn nach dem Motto 'Friss oder Stirb' an diese Passage. Mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich ihn total am Limit in den Schlüsselzügen 4m über dem Wasser beobachtete. Näher am Abflug wäre es nicht möglich gewesen, doch er konnte sich tatsächlich retten, was für eine geile Aktion! Danach folgt eine Mischung von zahlreichen einfacheren Passagen und ein paar kurzen kniffligen Passagen, bevor es in eine runde Bucht geht, wo
Jung und alt am Moven über dem tiefen Wasser, hier auf den ersten Metern nach dem Einstieg. Coole Sache! |
wartet. Zu Beginn gibt's einen bequemen Sitzplatz, von welchem aus man das Treiben gut verfolgen kann. Schon bald geht's mit harten Moves um einen blanken Pfeiler herum, diese Stelle ist bereits mit etwa 7a/7a+ zu bewerten. Es folgt nochmals eine einfachere Passage (wo auch das Water nicht überall Deep ist, Vorsicht!), bis man schliesslich zur Abschlusscrux gelangt. Diese befindet sich an der hohen, kompakten Wand, welche bereits vom Hafen aus gut sichtbar ist. Die filigrane Traverse an teils ganz kleinen Löchern fühlte sich für mich absolut am Limit an. Doch an der Sonne, ohne Chalk und mit den Quadratlatschen, schwierig hier eine genaue Einschätzung zu geben. Jedenfalls fühlte es sich doch auch sehr speziell an - im steilen Gelände 2m über dem tiefen Wasser zwar absolut harmlos, doch für die Psyche eben doch speziell - die ist sich das Moven am Limit mit dem Risiko von einem Plumps ins Wasser einfach nicht gewohnt. Vom Endpunkt gilt es dann, rund 300m zurück zum Hafen zu schwimmen, was ich dann gemeinsam mit meinem Sohn in Angriff nehmen konnte - wie cool, dieses Erlebnis so teilen zu können.
Olympic Wall
Die eher wenig besuchte Olympic Wall ist eines der Gebiete auf Kalymnos, welches mir besonders gut gefällt. Hier kann man noch in relativer Einsamkeit auf einer Art Terrasse hoch über dem Meer klettern. Bezahlen tut man mit einem 'langen' Zustieg, der sich aber auch nur auf 20 Minuten beschränkt, für alpine Begriffe also ein Katzensprung. Ausser uns war nur eine einzige weitere Seilschaft aktiv, somit konnten wir die folgenden Routen angreifen:
Die Sicht von der Olympic Wall auf die Meeresenge zwischen Kalymnos und Telendos. |
Kalyty, 7b: Stimmungsvolle Wandkletterei an Tufa Blobs mit kniffligem Abschlussboulder.
Crack, 7a: Super Sinterroute, für mich eine der besten an der Wand trotz nur 2* im Guidebook.
Sleeping Beauty, 7b: Neuerschliessung ganz rechts, athletisch und griffig, noch etwas brösmelig.
Smooth Operator, 7a+: Neuerschliessung ganz rechts, anhaltend technisch und fordernd, prima.
Dass es auf Kalymnos überhaupt so viele Routen zu klettern gibt, ist ein Verdienst von vielen Erschliessern auf der ganzen Welt, die hier in ihren Ferien Putzarbeit verrichtet und Haken platziert haben. Die neuste Entwicklung wirft jedoch Fragen auf: es gibt nun ein aus 3 Personen bestehendes Bolting Committe, welches neue Routen bewilligen soll. Dieses soll angeblich die Qualität der Neuerschliessungen sichern und besteht aus einem Vertreter der lokalen Behörden sowie aus Aris Theodorpoulos (Führerautor und passionierter Erschliesser) und Claude Idoux (in Kalymnos ansässiger Franzose und passionierter Erschliesser). Man wird den Verdacht nicht ganz los, dass hier vor allem versucht wird, sich unliebsame Bohrkonkurrenz vom Leib zu halten...
Dies vor allem, weil die Member vom Committe sich selbst auch nicht immer durch überaus vorbildliches Verhalten auszeichnen: Aggressive Cleaning, gebohrte Griffe, schlechtes bzw. ungeeignetes Material, siehe z.B. im nächsten Abschnitt über den Sektor Arginonta Valley. Die beiden von mir gekletterten Routen Sleeping Beauty (7b) und Smooth Operator (7a+) waren ganz neu und damit wohl 'approved'. In beiden gibt's jedoch geschlagene Griffe. Die Crux der Sleeping Beauty spielt sich an einem in die blanke Wand gebohrten 3-Finger-Pocket ab. Klar, es sichert die Homogenität der Route, sonst würde hier eine harte Bouldercrux warten, welche aus der Route etwas in der Gegend von 7c/+ macht. Im Smooth Operator ist es noch fragwürdiger: der gebohrte 2-Finger-Untergriff ist komplett unnötig und die aufgebesserte Lochleiste hätte wohl auch im Naturzustand als Zwischengriff gedient. Selbst ohne diese beiden Griffe wäre die Route vermutlich nur eine 7b.
Arginonta Valley
Nachdem wir an den Tagen zuvor jeweils nicht genügend Zeit gefunden hatten, damit alle vor Erscheinen der Sonne ihre noch offenen Projekte knacken und das letzte Pulver verschiessen konnten, wollten wir für einmal einen Fels wählen, der ganztags Schatten bietet. Sowieso gab's den Sektor bei unserem letzten Besuch 3 Jahre zuvor noch nicht, somit stand ein Besuch dieser Wand fast zwingend auf dem Programm. Der Zustieg vollzieht sich übrigens deutlich schneller von der Passstrasse kurz absteigend zum Gate wie durch das eigentliche Valley. So vermeidet man auch elegant die Passage entlang der grauslich stinkenden Mischung zwischen Mülldeponie und Geissengehege. Wir trafen als erste am Fels ein, später kamen noch extrem viele Besucher nach.
Diagoras, 7a: sehr beliebte, hallenähnlich-ausdauernde Henkelkletterei.
Unicorn, 7a+: von ählichem Zuschnitt wie die Diagoras, jedoch mit fieser Abschlussstelle.
Alcyone, 7a+: kurz, aber mit harter, dynamischer Boulderstelle. Eher eine Kaly-7b/+.
Archive, 7b: supercoole, pumpige Route in der Rock n' Roll Cave, empfehlenswert!
Radiohead, 7a+: für mich ein paar weite Züge und fertig, für viele ein Testpiece.
Während wir Erwachsenen es mit einem einzigen Besuch im Arginonta Valley beliessen, reiste ich mit meiner Tochter noch 2 weitere Male an, jeweils nach dem Klettern in einem anderen Sektor. Sie hatte Gefallen an der Diagoras (7a) gefunden und wollte diese unbedingt noch stilrein durchsteigen (was schliesslich klappte). Keine Frage, diesen Service habe ich ihr natürlich sehr, sehr gerne geboten. Während mir die Route mit frischen Kräften im Onsight noch einigermassen leicht gefallen war, so fühlte es sich, ausgepumpt nach einem langen Klettertag jeweils dann gar nicht mehr so locker an. Jedoch konnte ich es stets noch Vermeiden, in einer Route einen Block einlegen zu müssen, wo der Nachwuchs danach in einem Zug drübersteigt ;-). Wobei, wenn die Entwicklung anhält, dann wird's nicht mehr lange so bleiben :-o. Dazu passend ist auch die folgende, lustige Anekdote: die harte Boulderstelle der Alcyone (7a+) konnte ich, gesichert von meiner Tochter, tatsächlich (als einzige Route <=7b in diesen Kalymnos-Ferien!) nicht onsight passieren. Ihr Kommentar zu meinem Abflug: "Hey Papi, was machsch au?!? Das isch doch nur e 7a+!?!".
Die Tochter am Ausbouldern der Diagoras (7a). Erstaunlich, wie sie sich beinahe ewig in diesem steilen Gemäuer festhalten kann. |
Ein paar Worte noch zur Rock n' Roll Cave: vom Boden sind's gute 25m dort hinauf, freigeklettert wäre diese Seillänge vermutlich so im Bereich 5c. Es war jedoch ein Fixseil platziert, so dass man mit dem Grigri daran hinaufjuggen konnte. Natürlich geht das einigermassen schnell, doch um als Familie die Routen in der Cave mit jenen der Sektoren am Boden zu kombinieren ist zu umständlich. Immerhin ist's in der Cave selber jedoch ziemlich gemütlich, man kann sich gut ohne Seilsicherung auf diesem Balkon aufhalten und vor den Horden unten hat man auch seine Ruhe. Die Routen sind noch sehr neu, die schwierigeren schienen mir noch sehr jungfräulich. Die Art und Weise, wie die Routen eingebohrt wurden, wirft jedoch ein paar Fragen auf. Der Fels ist hier offensichtlich sehr weich und wie üblich in Kalymnos wurden gewöhnliche Expansionsbolts verwendet. Bei vielen der Haken ist das Plättli lose - typisches Phänomen im weichen Fels, wenn die Dübel nicht solide klemmen und langsam aus dem Fels gezogen werden. Zumindest ein Bolt lässt sich sogar von Hand herausziehen und wieder versenken... und wer hat's gebohrt?!? Die Member vom Bolting Committee, welche zuständig für die sichere Ausrüstung der Routen sind. In der Rock n' Roll Cave wäre jedenfalls bestimmt der Einsatz von Klebehaken angezeigt gewesen.
Unsicherer Bohrhaken im weichen, porösen Sinterfels der Rock n' Roll Cave - von Hand rausziehen und wieder versenken ist möglich. |
Piccalia
Der Sektor Piccalia an der Arginonta Skyline ist nicht ganz neu, ein paar wenige, einfache Routen gab es bereits seit vielen Jahren. Viel Beachtung fanden diese jedoch nicht und auch wir liefen 4 Jahren zuvor auf dem Weg zum Little Verdon achtlos an diesen Felsen vorbei. Kürzlich wurden jedoch viele weitere Routen bis zum Grad 7c erschlossen. Verschiedene Argumente gaben den Ausschlag, hier einen Angriff zu starten: Schatten bis gegen 14 Uhr, wenig Andrang, eher vertikale bzw. nur leicht überhängende Kletterei um dem Bizeps einmal etwas Schonung zu geben und zuletzt ist's ja immer interessant, neue Routen zu probieren. Schlussendlich zogen wir hier sehr erfolgreich von dannen.
Der zentrale Teil vom Piccalia mit den schwierigsten Routen, die 15-20m lang sind. |
Fat Bread, 7c: Ungriffige, runde Sintersäule und ein paar Crimps in der Wand daneben, tricky.
Amie, 7b: superscharfe, technische Tropflochkletterei, fast wie an den Wenden - liked it a lot!
Fatevi la Canna, 7a: Ein supercooler Sinter zum Start, gar nicht so einfach. Der Rest gemütlicher.
Highlight, 7b: Interessante Bewegungsprobleme an der überhängenden Verschneidung.
Insgesamt war's eine wirklich vergnügliche Sache gewesen am Piccalia! Mir hatten diese kleingriffig-scharfen Routen Freude gemacht, andere Kletterer sehen das wohl nicht unbedingt gleich. Auch die einfacheren Routen links und rechts sind lohnend. Zurückkommen werde ich aber vermutlich trotzdem nicht, da mir alle vorhandenen Routen im siebten Franzosengrad gleich onsight gelungen waren. VORSICHT: in der Last Thyme (7a) steckt der Umlenker in einer hohlen Schuppe. Man benützt besser den gut erreichbaren der Fat Bread rechts daneben! Auch in anderen (einfacheren) Routen trifft man u.U. auf dieselbe Problematik.
Cooler Einstiegs-Sinter in der Fatevi la Canna (7a). |
Gerakios
Die hohen Wände vom Sektor Gerakios über Masouri wurden in den letzten Jahren erschlossen. Hier gibt's ein wenig von allem, vom Klettersteig zur MSL-Route, zahlreiche Plaisir-Einseillängen und auch ein paar Caves mit härteren Geräten. Früher hatten wir (mit den noch kleineren Kindern) immer den etwas weiteren Zustieg durch steiles Gelände gescheut. Nun denn, in einer halben Stunde ist dieser erledigt und auf der richtigen Route braucht man auch nur über ein paar wenige Meter die Hände für einige Kraxelmoves. Doch wir leisteten uns prompt einen Verhauer und fanden uns im T5-Gelände wieder, welchem schliesslich nur mit richtiger (aber zum Glück nicht exponierter) Kletterei im dritten Grad zu entkommen war. Dass dies für den Nachwuchs kein Problem darstellte, zeigte sich in erster Linie daran, dass dessen Hauptsorge war, ob die Mama den Schwierigkeiten wohl auch gewachsen wäre ("gaht's für dich au, Mami?"). Doch schliesslich waren wir in der Upper Cave angelangt. Hier wurde zuerst angegriffen, die wenig unterhalb liegende Rainbow Wall wurde dann später ins Programm einbezogen.
Junior greift an in der Amra (7b) in der Upper Cave im Sektor Gerakios. |
Zavara Katranemia, 8a: Erst steil aber griffig durchs Dach, dann trittarme Seitgriff-Crux.
Emi, 7a+: Remy-Route, scharfe Tropflochkletterei. Die 6c in der Lancelot (Wenden) ist härter!
Amra, 7b: Die Schwester der Ergo, aber deutlich schöner mit athletischem Tufa-Finish.
Pressure Drop, 7b: Flowig, geht immer gut auf (mit kleiner Linksschleife, sonst harter Boulder).
Opportunista, 7c: Coole, crimpig-athletische Wandkletterei mit 2 härteren Sektionen
Insgesamt wurde es doch ein ganz erfolgreicher Tag, auch wenn ich in der Zavara Katranemia (8a) ziemlich abgeblitzt war. Dem Vernehmen nach sollte es sich dabei um leichte Beute handeln, wobei die Route neuerdings sowieso als 7c+ gehandelt wird. Mit dazu gab's noch die Information, dass diese Linie für gross Gewachsene einfacher sei. Ich frage mich bei solchen Aussagen jedesmal, welcher Kletterer ein qualifiziertes Statement darüber abgeben kann, wie schwierig eine Route mit einer anderen Morphologie denn wirklich ist. In der Zavara besteht die Crux in einem weiten Zug aus einem schlechten Seitgriff, wobei die Füsse sehr hoch auf miese, rutschig-abschüssige Tritte gestellt werden müssen. Andere Trittoptionen gibt's nicht wirklich, somit sind diese zu benützen, egal ob man 160cm oder 195cm misst. Es mag sein, dass dieser Move nahezu unmöglich wird, wenn die Körpergrösse (bzw. genauer, die vertikale Reichweite) ein gewisses Mass unterschreitet. Aber zu denken, dass dieser lange Zug mit zunehmender Körpergrösse einfacher wäre, zeugt dann doch von wenig Verständnis der Biomechanik. Ich jedenfalls konnte ihn nicht einmal als Einzelzug durchführen, mit den Füssen fast an der Nase oben hebelte ich mich einfach aus dem Seitgriff raus und konnte nicht einmal in Richtung des Ziels beschleunigen. Und das in einer Route, die von einigen als softe 7b+ für Grosse bezeichnet wird. Da frage ich mich dann schon, wie es möglich ist, Dutzende von 7b's im Cruising Mode zu onsighten, aber hier nicht mal den Einzelzug zu bringen. Aber na gut, Kletterbewertungen zu verstehen war noch nie eine einfache Sache...
Ausblick vom Sektor Gerakios auf die Insel Telendos. |
Ghost Kitchen
Die Ghost Kitchen hatten wir bei unseren früheren Aufenthalten bereits mehrfach besucht und somit hatte ich bereits fast alle der fantastischen Sinterrouten im Hauptsektor geklettert. Somit lautete der Plan für dieses Mal, zuerst auf den grauen Platten links aufzuwärmen und nachher die neu erschlossenen Routen im Subsektor Utopia anzugreifen. Doch dieser Plan wurde zur Makulatur: bis alle ihre Aufwärmprojekte abgeschlossen hatten, war bereits die Sonne da. Oben in Utopia (immerhin passt der Name ;-)) hätte man zwar noch Schatten vorgefunden. Doch auch meinereiner hatte für einmal müde Arme, müde Beine und nicht mehr den Mumm, dort noch die letzten Kräfte zu verpulvern. Schliesslich wartete noch ein letzter Klettertag und das Rahmenprogramm mit einem gekühlten Getränk, einem Glacé und Chillen am Strand war auch nicht zu verachten.
Le Type de la Taverne Extension, 7a: crimpy Kletterei in grauem Fels
N7, 7a: crimpy Kletterei in grauem Fels, ziemlich anhaltende Züge
Haunted Castle, 7a+: crimpy Kletterei in grauem Fels mit Crux am Ende
Le Mythe de la Caverne, 7a: im Riesenslalom um die grossen Löcher herum
Sisyphos Junior, 7a+: harte und wenig offensichtliche, technische Kletterei an Tufas
Das Rahmenprogramm am Strand gehört integral zum Klettern auf Kalymnos dazu! |
Grande Grotta
Am letzten Tag wollten wir noch ein paar pumpige Testpieces in der Grande Grotta klettern. Eigentlich gibt's hier noch 2 ganz wichtige Dinge für mich zu erledigen, die Aegialis (7c) und die Fun de Chichunne (8a). Beide habe ich mir nun schon jahrelang aufgespart, um sie dereinst onsight zu steigen. Am neunten Klettertag de suite waren die Bedingungen aber nicht gegeben, weshalb ich ein weiteres Mal verzichtete. Das realistische Ziel war...
Tufantastic, 7b+: fantastische Reise durch den Tufa-Himmel. Am Ende wird's schwieriger...
Taj Mahal, 7a+: noch ganz neue und sehr unabgekletterte Verlängerung von Taz (6c)
Nach langem und hartem Kampf hatte ich der Tufantastic tatsächlich den angestrebten Onsight abringen können. Damit war ich eigentlich schon fast bedient und zufrieden. Die Zeit reichte aber noch, im in der ziemlich neuen Taj Mahal einen Versuch zu geben. An sich wartet auch hier sehr gute Tufa-Kletterei. Allerdings ist die Route noch sehr unabgeklettert und man bedient sich teilweise arg fragilen Strukturen. Nachdem ich mich so leicht wie möglich machte, blieb allerdings jeder Griff und Tritt an Ort und Stelle. Umso beunruhigender war, dass eine grosse Gruppe von Amerikanern trotz mehrmaliger Warnung so ziemlich direkt unterhalb eine Kletterinstruktion veranstaltete. Eine ziemliche Clowntruppe, alle ohne Helm, etwa zur Hälfte bereits mit dem kraxeligen Zustieg überfordert. Speziell auch der Wunsch des Instruktors, auf den ersten 5 BH der begehrten Route Trela (7a) ein Toprope für seine Anfänger einrichten zu wollen. Höchst unprofessionell, das Ganze.
Goodbye Kalymos! Stimmungsbild aus der Grande Grotta. |
Naja, für uns war es sowieso Zeit, die Grande Grotta zu verlassen und Richtung Flieger zu gehen. Hatte ich am Fels bis zum Schluss performen können, so fühlte ich mich auf dem Heimweg bald schlechter und schlechter. Schüttelfrost und Kopfschmerzen befielen mich, es war nur der Auftakt zu einer längeren, ziemlich unerfreulichen Zeit. Im Nachhinein kann ich jedoch von Glück sprechen, dass ich die Ferien wenigstens voll geniessen konnte. Alles in allem war es wieder ein grandioser Trip gewesen mit einer ziemlich soliden Ausbeute:
1x 7c+, 1x 7c, 3x 7b+, 12x 7b, 11x 7a+, 11x 7a = 39 Routen im 7. Franzosengrad in 9 Klettertagen
Wir freuen uns schon auf's nächste Mal!
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