Einige Klassiker dürfen bei einem Kalymnos-Besuch natürlich nicht fehlen. Dazu gehören insbesondere mein Lieblingssektor, der Odyssey. Hier gibt es tolle Routen in allen Graden, und das heisst nun wirklich von 3a-9a. Der Wandfuss ist meist schön eben und man findet bis spät am Nachmittag den willkommenen Schatten. Ideal auch, wenn man mit Kindern unterwegs ist, was bei uns 2x der Fall war. Immer nur ans Meer zum Baden (die Möglichkeit hätte bestanden) war dann doch nicht spannend genug, das Klettern bzw. Spielen am Fels die willkommene Abwechslung dazu. Am Abreisetag wurden die letzten Kräfte dann noch in einige Routen in der Grande Grotta und im daneben gelegenen Panorama-Sektor investiert.
Madame 3a-ist-einfach-für-mich-aber-ich-klettere-nie-ohne-Chalkbag! |
Auf eine nähere Beschreibung der einfacheren, kindertauglichen Routen wie The Verger (3a), The Naughty Nun (4a), Eumeo (4a) et cetera verzichte ich hier. Sie bieten alle schönen, festen Fels und einwandfreie Absicherung. Etwas ältere, bzw. geübtere Kinder kann man hier auch sorgenfrei vorsteigen lassen. Wirklich ein ideales Gelände, um die Kleinen oder sonstige Anfänger mit dem Klettersport vertraut zu machen. Meinerseits habe ich nach etlichen Besuchen im Odyssey und zahlreichen Onsight-Erfolgen das Gelände schon etwas abgegrast. Gerade im Bereich von 7a-7b+ gibt es gar nicht mehr soo viel zu tun. Schliesslich bin ich in folgende Routen eingestiegen:
Atena, 6b+: schöne athletische Route im rechten Teil, ein sehr beliebtes Testpiece für manche Kletterer. Einige Kletterspuren sind denn auch schon sichtbar, die Route ist jedoch nach wie vor Genuss und diente mir zum raschen Aufwärmen.
Omiros, 7b: das ausgiebigere Aufwärmen fand dann hier statt. Die Kletterei wird allerdings schon bald ziemlich zupfig, in steilem Gelände an suboptimalen Löchern, wo man hier und das die Finger drin verklemmen kann. Etwa in der Hälfte wartet eine knifflige Linksquerung, bevor man nach einen guten Rastpunkt den steilen, jedoch nicht so schweren Schluss anpackt. Das Einhängen der Umlenkung erfordert dann jedoch gewisse Reserven, denn ein tauglicher Griff dafür fehlt irgendwie...
Paris Texas, 7c: suuuuper geniale Wandkletterei! Nach einem einfachen Auftakt wird es dann bald technisch und fein an senkrechter Wand. Kleine, etwas glatte Leisten muss man halten, sauberes Antreten ist eine Selbstverständlichkeit. Hat man diese Zone passiert, wartet ein OK-Rastpunkt, bevor es in den steilen Schlussteil geht. Dort wartet zuerst eine zweite Crux an Seitgriffen, bevor es an guten Löchern ausdauernd zum Umlenker geht. Mein Onsight-Versuch war gut und scheiterte erst, nachdem meine Hände von einer schlipfrigen Leiste rutschten. Danach konnte ich den Sack dann zumachen, zwar mit ausgehenden Kräften in einer irre knappen Begehung, wo ich "on the run" die eingeplante Sequenz änderte - eigentlich taktisch ein absolutes No-Go, hier hatte mich meine Intuition aber nicht getäuscht und es war der einzige, noch verbleibende Weg zum Erfolg.
Ulisse Coperto di Sale, 7a: diese Tour würde ich als weniger empfehlenswert bezeichnen. Zu Beginn warten 1-2 Züge an die Schuppe, danach ist's erst total einfach bevor zum Schluss noch eine kurze und harte athletische Crux wartet. Dort lässt sich der BH nicht einhängen, bzw. erst nachdem man die Stelle überklettert hat und bereits kurz vor der Umlenkung ist. Mir ging es gerade so im Onsight, auf Niveau 7a wird diese Tour jedoch keine grosse Freude machen.
Scylla, 7c+: beim Ablassen über die Paris Texas war mir aufgefallen, dass sich in der Tour links daneben zwar fast keine Kletterspuren, aber dennoch ein paar gut aussehende Löcher befanden. Also wurde diese Route zum nächsten Projekt auserkoren. Sie gelang mir schliesslich komfortabel im Second Go, mit etwas mehr Beta und Kletterspuren wäre vielleicht sogar ein Flash dringelegen. Mir kam es nicht unbedingt schwerer wie die Paris Texas vor, möglicherweise liegt's jedoch daran, dass mir die Scylla-Crux optimal passt, mit anderer Morphologie geht meine Griffwechsel-Lösung dann wohl rasch nicht mehr und man muss schwerer moven.
Für die Heimreise von Kalymnos wählt man idealerweise einen Flug, der abends nicht vor 18 Uhr Kos verlässt. So bleibt einem auch am Abreisetag nochmals die Gelegenheit um praktisch uneingeschränkt zu klettern, weil ja das Tageswerk in der Regel eh schon um 14 Uhr vollendet ist. Somit wollten wir uns noch in der Grande Grotta und im Sektor Panorama austoben. Auf der Tickliste mit den beliebtesten und besten Kalymnos-Routen von 8a.nu hatte ich im Bereich zwischen 7a und 7c bis auf die Route Ivy (7b) in der Grande Grotte bereits die ersten 20 Routen geklettert. Also war es das logische Ziel, diese Pendenz zu erledigen. Neu wartet auf Nr. 21 die Aegialis (7c) als erste, mir noch unbekannte Route - wenn ich mich stark und fähig fühle, möchte ich diese Ikone später einmal im Onsight versuchen.
Kathrin in der Route Elefantenhimmel (7a) in der Grande Grotta. |
Ivy, 7b: extrem steile 3D-Kletterei an Sinterbobbeln, gemeinhin auch als das Vordiplom für die Route Priapos (7c) bekannt. Letztere war mir ja bereits vor 2 Jahren gelungen, somit stieg ich guten Mutes in die Ivy ein. Ich kam denn auch ohne grössere Schwierigkeiten durch, die Kletterei war allerdings irgendwie doch schwerer wie vermutet. Kürzer halt wie Priapos, aber irgendwie gar nicht so viel leichter. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass die Hakenabstände im oberen Teil für Kalymnos-Verhältnisse beinahe schon ein beherztes Wegsteigen erfordern.
Room with a View, 7a+: sehr schöne Route mit etwas technischem Geschiebe an eher runden Sinterstrukturen zu Beginn, und danach rattenscharfer Tropflochkletterei an senkrechtem Fels. Mir gefiel das einfach genial gut, so richtig Engelhorn- oder Wenden-Like. Manch anderer hält aber vermutlich lieber die speckig-seifigen Sinterbobbel in der Hand...
Manu Tchao, 7c: Neutour im zentralen Panorama-Teil. Vor allem der Beginn ist extrem reingezwängt, es mussten dafür auch diverse andere Touren verlegt werden. Und klettert man im wesentlichen Teil den Griffen nach, so befindet man sich nicht nur eine, sondern gleich zwei Touren zu weit rechts! Irgendwie verzichtbar, noch unabgeklettert und die Sinter im oberen Teil sind auch eher etwas fragil.
Lulu in the Sky, 7b: nach einem gut machbaren Auftakt geht's auf den Bug. In der Wand oberhalb wartet die Crux, hier entweder stark sein an schlechten Zangen und Broccoli-Knubbeln oder die Linie sorgfältig auswählen. Hat man diese Crux einmal passiert, wartet dann noch 30m an perfektem Sinter-Ausdauergebolze. Nie mega schwer, aber einfach anhaltend und endlos bis zum Umlenker auf 40m Höhe. Mit einem 70m-Seil kommt man hier nur ganz knapp wieder runter! Unbedingt die Fixexe klinken, sonst hängt man zu weit von der Wand entfernt und baumelt beim "Seil aus" im Leeren.
Bye Bye Felix, 7a: Ein Werk von Chäppi Ochsner mit einfachem Start in Dreier- und Vierergelände. Danach geht's dann an einem Sinter zur Sache, erst helfen noch ein paar gute Löcher in die Höhe, bevor es dann wirklich knifflig wird. Nicht zu früh nach links queren dürfte helfen... Wissenswert: während die ersten 2 oder 3 Haken im Hauptteil einmal saniert wurden, stecken danach nur noch die alten Rostleichen. Umkehren ging auch nicht mehr, mir war Angst und Bange, einfach nur ja ohne die Sicherungskette zu belasten durch. Am Stand steckt dann auch immerhin ein neuer Zusatzbolt und nach dem Ablassen sagt mir der daneben kletternde Engländer, dass er in der Crux einen satten Flug in den Rostie hingelegt habe, und der jedenfalls an Ort und Stelle geblieben sei. Diese Leute haben Nerven...
Qualitätsware von Rockland wie es z.B. in der Route La Risée steckt. Haltekraft: unbekannt... |
La Risée, 7a+: wird im Führer als kurze Boulderroute angepriesen, es sind aber doch 20 anhaltendene und interessante Klettermeter. Mir hat die Tour super gefallen, der Fels ist noch ursprünglich rauh und die Bewegungen sind sehr interessant. Den Schluss kann man sich übrigens auch unnötig schwer machen, schau genau! Die Route ist im Übrigen von den Remy-Brüdern und gar noch nicht so alt, leider wurden minderwertige Rockland-Bolts verwendet, an denen die Korrosion auch schon ganz schön zu nagen beginnt.
Das war's dann aber, mit der letzten Route war das Zeitlimit von 14 Uhr sogar schon um ein paar Minuten überschritten wurden. Also das Kletterzeugs rasch eingepufft und ab ging's mit dem Töff Richtung Hafen, um dann per Schiff, Bus und Flug nach Hause zu kommen. Viel zu rasch waren unsere fünften Kalymnos-Ferien vorbeigegangen. Und ich wage jetzt schon die Behauptung, dass wir wieder zurück kommen werden. Auch wenn ich etliche der bekannten Klassiker bereits klettern konnten, so warten dennoch viele schöne und spannende Routen auf ihre Entdeckung. Hatte ich in meinem ersten Post noch die Befürchtung geäussert, dass meine suboptimale Vorbereitung zu eher mässigen Leistungen führen könnte, so lief es dann doch gar nicht so schlecht. Gepunktet hatte ich schliesslich:
1x 7c+, 2x 7c, 3x 7b+, 6x 7b, 4x 7a+, 8x 7a und 8x <7a
Wie in der Vergangenheit schon öfters hatte ich zu Beginn eher noch am meisten Mühe, und kam erst ab dem zweiten, dritten Tag richtig in Schwung. Trotzdem ist dies manchmal schwierig einzuordnen, und aus dieser Emotion heraus kam dann auch meine Aussage mit der schlechten Vorbereitung. Im Gegensatz dazu war ich dann auch am letzten Tag weder müde noch platt. Ich glaube als Radfahrer wäre ich der typische Spezialist für lange Rundfahrten, wohingegen ich im Sprint oder beim Bahnfahren absolut keinen Stich hätte ;-)
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