Die Erkundungstour über die Insel geht weiter! An dieser Stelle kann ich über einen neuen und bisher erst wenig bekannten Sektor berichten, das Little Verdon an der Skyline von Arginonta. Er wurde von den Gebrüdern Remy erschlossen. Schon von weiter lässt sich erahnen, dass sich die Routen an der kompaktesten Stelle des langgezogenen Felsbandes im Bereich einer orangen Grotte befinden und dies trifft dann auch tatsächlich zu. Im benachbarten, etwas gegliederteren und weniger kompakten Ovoland findet man auch noch diverse Möglichkeiten im fünften Franzosengrad. Der Zustieg wird mit 30 Minuten angegeben, welche wir auch beinahe benötigten. Viel schneller wird man vermutlich nicht sein, es sei denn man renne den Berg hinauf.
Sektoren Ovoland und Little Verdon. Ganz links das Ovoland, dann die orange Grotte und rechts die Verdon-Platten. |
Fioca, 7a & Duro, 7b: Nun denn, es will gleich einmal geprüft sein, ob die grauen Platten dem namensgebenden Vorbild gerecht zu werden vermögen. Und die Antwort darauf ist ja, es handelt sich wirklich um verdoneske Wandkletterei in vorzüglichem, grauem, senkrechten Fels! Die Tropflöcher sind hier nicht immer optimal griffig, oft bedient man seitliche Schlitze und Untergriffe, die man dann auch gar nicht so gut als Tritte nutzen kann - hat mich irgendwie auch etwas an den Fels an der Ostküste von Sardinien erinnert. Ich konnte, quasi zum Aufwärmen, beide Routen onsight klettern - wobei ich die 7b jetzt vielleicht noch einen Tick anhaltender, aber in der Crux nicht unbedingt viel schwerer wie die 7a fand.
Fanny ma Reine, 7b+: Diese Route hat einen ganz anderen Charakter und zieht sich sehr steil entlang einer Lochreihe aus dem Zentrum der orangen Grotte raus. Neben uns war noch ein Team von Briten zur Stelle, und somit konnte ich hier von bereits eingehängten Expressen profitieren, danke! Die Kletterei hier echt fantastisch, die vollen 4 Sterne zu vergeben sogar ein Muss! Vor allem das Finale ist genial, dort habe ich cool und bewusst einen Haken nicht geklippt, bin stattdessen kühn nach rechts an den Tufa-Blob gehechtet und konnte ihn trotz kommenden Füssen blockieren. Onsight, das war der Hammer! Einem der Briten gelang die Tour im dritten Go dann auch noch, dies im stolzen Alter von bereits 66 Jahren (er könnte mein Vater sein) - well done, mate!
Hier die orange Grotte von nahem. Die Fanny ma Reine in deren Zentrum der Lochreihe entlang. |
Odious Guppie, 7b: Eine echt voll mühsame, bouldrige Route im linken Teil der orangen Grotte. Der Fels ist jedoch hier eher hellgrau-orange, glatt, abschüssig und gar nicht griffig. Oft beklettert wird die Route wohl auch nicht, und ohne "Stützrädli" (d.h. Chalkspuren) war denn der Onsight komplett unrealistisch. Irgendwie war es aber doch noch cool und ein Challenge, doch auch der nächste Versuch war nicht erfolgreich, im dritten ging es dann gerade so knapp. Für mich klar die härteste Tour, die ich in diesem Sektor versucht hatte.
Loulou, 6a+ & Petra, 6b: So zwischen 12.30-13.00 Uhr kam so langsam aber sicher die Sonne, die schweren Routen waren bis auf die eher unmöglich aussehende Blame the Machine 8a+ alle gepunktet und die Kraft bereits aufgebraucht. Nur an der Motivation und dem Willen, noch zwei Routen zu geniessen fehlte es nicht, was dann an diesen beiden Routen in vorzüglichem, grauem und wasserzerfressenem Fels erfolgte. Die Letztere davon ist in der Crux dann auch gar nicht mehr so einfach!
Das war es dann aber, ein echt toller Klettertag ging zu Ende und wir zogen von dannen. In guten 20 Minuten erreichten wir den an der Passstrasse parkierten Scooter. Nun waren nur noch 7.5km zu cruisen, bevor dann wieder Sommer, Sonne, Strand angesagt war. Das Little Verdon ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Am meisten lohnt es sich sicher für Kletterer im sechsten Franzosengrad, welche die fantastischen Platten probieren können. Für Kletterer im mittleren siebten Franzosengrad findet sich für einen Tag auch ein genügendes Angebot. Und wer noch stärker unterwegs ist und hierher kommt bzw. kommen muss, findet mit der 8a+ auch noch etwas um sich die Zähne auszubeissen. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob diese Route bereits je eine RP-Begehung erfahren hat. Von den Remy-Brüdern selber wohl eher kaum?!? Trotzdem ist's natürlich möglich, das Gegenteil allerdings auch. Schwer aussehen tut es auf jeden Fall, Kletter- bzw. Chalkspuren sind absolut keine sichtbar.
Weiter zu den Kalymnos-Berichten Teil 1 / Teil 3 / Teil 4
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.