Spannend am Klettern ist ja gerade, dass es eine ungezählte Vielfalt an Spielformen gibt. Eine davon ist das Wettkampfklettern, in dieser Hinsicht war ich bisher gar nicht aktiv. Für einmal gab's eine Ausnahme. So kam es, dass ich am einen Tag eine abenteuerliche Wenden-Route mit 3 Stunden Zustieg anging, am nächsten Tag beim selben Boulder-Wettkampf wie die amtierende Weltmeisterin teilnahm und am dritten Tag wieder in einen 22-SL-Bigwall einstieg. Abwechslung macht das Leben süss! Zu meinem Glück kam ich ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde. Während einer Boulder-Session mit der Familie fielen den Kindern die mit "Ticket to Bratwurst" bezeichneten Vorqualifikations-Boulder auf. Sie interpretierten dies so, als dass es für jeden gekletterten Boulder eine gratis Bratwurst gäbe und bestürmten mich deshalb mit "Papa, den musst du unbedingt machen". Schliesslich hatten wir alle diese Qualifikationsboulder identifiziert und bis auf 2 Stück auch durchgestiegen, womit das Ticket für den eigentlichen Qualifikationswettkampf gesichert war. So wollte ich mich dann nicht lumpen lassen und reiste mit der ganzen Familie für das "Ticket to Rockstars" an. Es war ein super Event, der mir grossen Spass bereitet hat - deshalb ist auch ein Blogbeitrag darüber vollständig angebracht.
Ticket to Adidas Rockstars. Foto: Kletterzentrum Gaswerk AG auf facebook.com |
Beim Adidas Rockstars handelt es sich um einen dezentralen, niederschwelligen Event. In zahlreichen Boulderhallen in 20 verschiedenen Ländern finden Qualifikations-Wettkämpfe statt. Die jeweils beste Frau und der beste Mann von jedem Quali-Event dürfen dann Mitte September am Final in Stuttgart teilnehmen. Ein bisschen verwundert stand ich dann allerdings schon an der Registration, war doch offensichtlich ein wesentlicher Teil der nationalen Elite anwesend, so dass ich als alpiner Klettergrufti ein wenig auf verlorenem Posten schien und mich irgendwie als kleine Maus fühlte. Vorerst einmal wurden wir jedoch grosszügig mit Goodies beschenkt, dann herzlich persönlich begrüsst und nach etwas Wartezeit wegen einem heftigen Regenschauer hiess es dann einfach, das Beste zu geben. Wie bereits erwähnt, die Wettkampfatmosphäre beim Klettern war mir völlig fremd - ich fand es jedoch total motivierend und inspirierend.
Insgesamt standen 47 verschiedene Boulder zur Verfügung. Bei jedem gab es einen Zonengriff, der 1 Punkt ergab. Für das Erreichen vom Top wurden 2 Punkte vergeben und gelang der Durchstieg im Flash, so war dies 3 Punkte wert. Als alter Onsight-Fuchs schien es mir die beste Taktik, erst ganz sorgfältig mit den Kräften zu haushalten und soweit möglich die in Reichweite liegenden Boulder im Flash abzuklappern. Dank Zurückhaltung und scharfem Beobachten konnte ich tatsächlich die ersten ca. 15 Versuche erfolgreich gestalten, so gelangte ich in einen richtigen Flow und fühlte mich inmitten all dieser starken Jungs und Mädels auch nicht mehr ganz so verloren. Am Schluss wurde dann auf einmal die Zeit knapp, so dass ich in einem wahren Schlussspurt noch möglichst bei allen verbliebenen Bouldern soweit möglich die Punkte ergattern musste - hätte ich ein wenig früher um die nahe Deadline gewusst, so hätte ich noch den einen oder anderen Zusatzpunkt buchen können. Schliesslich resultierte ein 14. Rang, erstaunlich weit vorne für mein Empfinden! Ich hatte a priori eher damit gerechnet, die Rangliste vom hinteren Ende her anzuführen. Schade übrigens, dass definitiv nicht alle Teilnehmer ihre Scorecard abgegeben haben und in der Rangliste geführt werden - für mich ist das Sportsgeist und Ehrensache, selbst wenn's nicht für die vorder(st)en Plätze reicht.
Zum Schluss noch eine Anekdote, welche fürs Klettern und diesen Blog über den Wettkampf hinaus von Interesse ist. Mir gelang es tatsächlich, einen Boulder zu flashen, wo namhafte Prominenz daran gescheitert ist. Dabei geht's mir absolut nicht ums Prahlen, sondern eher darum, wie subjektiv und morpho (d.h. von den körperlichen Gegebenheiten abhängig) die Schwierigkeit von manchen Kletterstellen ist. Dabei war es noch nicht einmal ein Boulder, wo man auf den ersten Blick besonders von Körpergrösse und Reichweite zu profitieren schien. Dies muss man sich einfach immer vor Augen führen, sei es, wenn man Wettkämpfe klettert, im Freundeskreis bouldert, harte Routen punktet, Erstbegehungen bewertet oder über Kletterrouten schreibt! Zuletzt bleibt es mir, den Organisatoren und allen Beteiligten für diesen Event herzlich zu danken - merci vielmals für den Einsatz, die vielen Geschenke (bei der Abschlussverlosung gab's noch einen tollen Rucksack dazu!) und das lässige Rahmenprogramm für die ganze Familie.
Offizielle Rangliste der abgegebenen Scorecards. Quelle: Kletterzentrum Gaswerk AG auf facebook.com. |
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