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Donnerstag, 17. August 2017

Äscher - Jahreszeiten (6c+)

Andere Leute gehen auf einen Sonntagsspaziergang. Wir auch. Nachdem ich mir einen Finger bei der Gartenarbeit heftig verstaucht hatte, schien ernsthaftes Sportklettern keine gute Option zu sein. Ein Besuch von granitplattigen Plaisir-MSL schien aufgrund vom frisch gefallenen Neuschnee und dem absehbaren Verkehrschaos zum Ende der Schulferien keine gute Wahl. Also wollten wir wieder einmal dem Äscher einen Besuch abstatten und den Spaziergang Richtung Schäfler, zum Gasthaus Äscher und durch die Wildkirchli-Höhle zurück noch mit einer kurzen MSL-Route aufwerten. Unsere Wahl fiel dabei auf die 4-SL-Route Jahreszeiten (6c+) an der Gelben Wand. Von der Ebenalp wäre man auf direktem Weg in einer guten Viertelstunde vor Ort.

L1, 40m, 6a+: Sehr interessante Seillänge, im oberen Teil auch bereits senkrecht und nach meinem Empfinden eher hart bewertet. In vielen anderen Gebieten gibt's für die kräftige Abschlusssequenz sicherlich bereits eine 6b+ attestiert.

Die zähen Schlusszüge von L1 (6a+) haben es in sich.
L2, 20m, 6b: In einem grosszügigen Linskbogen nähert man sich der Crux, welche in einer Querung über ein kompaktes Wandstück nach rechts besteht. Die Schwierigkeiten dieser Stelle dürfen aufgrund der grossen Griff-/Trittabstände ziemlich grössenabhängig sein. Meine Kinder könnten das jedenfalls unmöglich im Grad 6b klettern. Danach entlang von einer schönen Schuppe zu unbequemem Hängestand.

Kathrin in der Crux von L2 (6b), der Rechtsquerung. Den Henkel bereits geschnappt...
L3, 15m, 6c+: In der Kürze liegt die Würze, das ist echt eine super Seillänge mit 3 kniffligen Boulderproblemen. Dazwischen liegen nicht etwa Ruhepunkte, sondern einfach ein passabler Griff, an welchem man wieder etwas Übersicht gewinnen kann. Nach viel Tüftelei konnte ich die kleinen, scharfen Leisten, grossen Sloper und Unter-/Seitgriffe richtig in eine Sequenz einbauen, so dass mir der Onsight-Durchstieg gelang.

Super Kletterei in ästhetisch koloriertem Gestein in L3 (6c+).
L4, 15m, 6a: Kurze, steile und athletische Abschlusslänge, welche für den Grad auch nicht wirklich geschenkt ist. Der Stand dann wenige Meter unter dem oberen (ab hier brüchigen) Ende der Wand in äusserst luftiger Position.

Auch die letzte Seillänge (L4, 6a) lässt nicht lugg. Das Seil vom Ausstieg zum Einstieg frei hängend!
Als Kathrin bei mir ist, lasse ich sie am 80m-Seil umgehend zum Einstieg ab. Das geht sich gerade aus und verläuft komplett freihängend, sprich die Route ist durchgehend überhängend. Ich hatte sie als sehr lohnend empfunden, trotz ihrer Kürze kriegt man ein volles und sehr anregendes Programm geboten. Falls noch Lust auf mehr Fels vorhanden ist, könnte man in den benachbarten Touren auch gleich wieder einsteigen. Für uns war dies zwar keine Option, aber für ein anderes Mal behalte ich diese lässige Wand sicherlich im Kopf. Zuletzt stellt sich noch die Frage, warum 4 Seillängen am Stück, wenn man auch bequem vom Boden aus 4 Sportkletterrouten hätte ziehen können - ja, weil 1x4 für mich beim Klettern eben mehr ergibt als 4x1 ;-)

Facts

Äscher - Jahreszeiten 6c+ (6b obl.) - 4 SL, 90m - Renzo Ghisla 1997 - ****;xxxxx
Material: 1x80m oder 2x40m-Seil, 12 Express

Steile und sehr interessante, kurze MSL-Route mit abwechslungsreicher, luftiger Kletterei in schönem, blau-gelbem Gestein. Die Absicherung ist durchgehend klettergartenmässig ausgefallen und erlaubt vollen Angriff am Limit. Auf der Webseite der Ebenalp-Bahn findet man nebst dem Fahrplan der Bahn auch Infos zu den Klettereien und teilweise Topos. Ansonsten gibt's die beste Übersicht zum Gebiet im SAC-Kletterführer Alpstein von Werner Küng (z.B. bei Bächli Bergsport erhältlich). Ausschnitte des Gebiets sind auch in den Fildor-Führern Extrem Ost und Plaisir Ost enthalten.

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