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Freitag, 18. Juli 2025

What a Magic day!

Aus absolut erfreulichem Grund (mehr dazu ein anderes Mal...) heisst es Change of Plan für die Sommerferien. So bleiben wir vorerst in der CH und Trips, Ziele und Ausflüge müssen ein wenig improvisiert werden. Nicht immer klappt es mangels Partnern für spannende und neue MSL, aber es gibt ja auch sonst eine Menge zu tun. An diesem Tag alleine unterwegs, entschied ich mich die grosse Bildungslücke im Magic Wood ein wenig weiter zu befüllen. Es wurde ein magischer und sehr erfolgreicher Tag.

Endurance-Bouldering in La Traversatta (7A+).

Der grosse Vorteil meiner Unkenntnis des Gebiets: ich brauche meine 3 Pads nur bis zu den ersten Blöcken zu buckeln, welche da am Wegesrand stehen. Nach einigen Turnübungen und dem Vorheizen der Finger geht's los mit der tricky Kante des Goodmorningcorner (5+ ⚡). Für die lapidare Bewertung ist die aber gar nicht so einfach zu haben. Viel schwieriger fiel mir henklig-athletische Zombie Light (6B ⚡) mit ihrem Campus-Hangel am Ende da auch nicht. Mein Hauptziel an diesem Block war dann die Dyno-Version vom Zombie (7B+ 🔴), welche mir erstaunlich leicht fiel und sehr zügig erledigt war. Ob der Grad zutreffend ist bleibe dahingestellt, ich nehme ihn aber gerne. Zu sagen ist: mit meiner Grösse geht der Boulder sicher einfacher. 

In der Dyno-Version von Zombie (7B+)

Mein zweitlängstes Projekt an diesem Tag war Rotzkiebel (6C 🔴). Da gibt's einen steilen Start, wo man entweder kleine Leisten richtig gut zukneifen muss, mit geschickten Hooks für Stabilität sorgt oder die Reichweite auspackt. Mit von allem ein bisschen ging es dann. Es folgt nur noch das hohe Topout. Dank einem kunstvoll gebauten Landepodest gibt's noch eine Weile lang eine "Fluchtmöglichkeit", am Ende sollte man dann aber besser wissen, was man tut... Bouldering meets MSL-Mindset, kann man da nur sagen.

Nach einer kurzen Verschiebung war die lange Traverse von Madame Etoile (6B+ ⚡) an der Reihe, welche mich als Kletterer natürlich besonders anspricht. So viele Flashes von Bouldern >6B konnte ich bisher noch nicht holen. Doch beim Praktizieren dieser Disziplin bin ich meist alleine unterwegs, mit nur 3 Pads und ohne Spotter scheint es da oft nicht der richtige Ansatz, ohne ein gewisses Befühlen und Abchecken gleich ohne Rücksicht auf Verluste anzugreifen. Da aber ging's und ich sicherte mir im Anschluss noch die direkten Linien von Starman (6A+⚡) und Ziggy Stardust (6B⚡). Die Ethikkommission relativiert die letzteren beiden Flashes übrigens, weil ich da ja vorher in der Querung (quasi am Exit der direkten Boulder) schon einmal drübergestiegen war.

Noch ein Shot aus La Traversatta (7A+). Diese 15m lange Querung schien mir zuerst mit nur 3 Pads und ohne Spotter bzw. Mattenschieber mässig realistisch. Nach etwas Practice hatte ich dann aber ein genügend gutes Gespür für die Moves, so dass ich es trotzdem für Durchstiegsversuche wagen konnte.

Ein "Muss" für einen meiner ersten Magic-Revisits war die La Traversatta (7A+ oder laut Darth Grader: 7c hard 🔴). Diese ca. 15m lange Querung mit >20 Moves ist eigentlich mehr eine bodennahe Kletterroute und zu sowas habe ich eine besondere Affinität. Das war bestimmt auch der Grund, warum ich mich damals bei meinem ersten und bis zu diesem Jahr einzigen Besuch im Magic Wood, genau dort probierte. Doch damals, nach unserer Kletterwoche im Bergell mit dem Pizzo Badile, blieb ich völlig chancenlos auf einen Durchstieg, da fehlte der Pfupf bei Weitem. Auch dieses Mal musste ich ein wenig Tüfteln, bis für alle Sektionen eine effiziente Lösung beisammen war. Danach flutschte es aber gut. Die Begehung war stabil und unter dem Aspekt von Genuss und Training konnte ich sie sogar gleich nochmals wiederholen. Da kann man nur sagen: es macht besonders Freude, heute mit Ü50 Boulder zu ziehen, wo man in jungen Jahren noch zu schwach dafür war. Damit liess ich es an diesem Tag gut sein, bald bin ich gerne zurück für mehr!

Montag, 14. Juli 2025

Handegg - Badwannä-Tango (6b+)

Die Route Badwannä-Tango verläuft in der arsch- oder (weniger vulgär) eben spiegelglatten Spiegelwand und wurde im 1989 von Bruno Müller und Hans Zgraggen in äusserst kühner Manier mit minimaler Absicherung eröffnet. Jahrzehnte später war kaum mehr jemand gewillt, solche Risiken für eine Wiederholung einer No-Name-Reibungsroute einzugehen und sie fiel in völlige Vergessenheit. Neu zum Leben erweckt wurde sie durch die Sanierung der Gebrüder Müller im 2023. Dabei wurden im Vergleich zum Originalzustand viele zusätzliche BH platziert. Damit kann man heute von einer (fordernden!) Plaisirtour sprechen - für meinen Geschmack ist der Tanz auf dem glatten Parkett aber immer noch eine sehr aufregende Sache, welcher laufend für Adrenalinausstösse sorgt.

Blick auf die Spiegelwand, drei Minuten vor Erreichen des Einstiegs. Für den Routenverlauf konsultiere man das Topo von Erschliesser Bruno Müller. Aus dieser Perspektive ist zwar der Grossteil der Route einsehbar. Die Linie wäre aber arg verzerrt und nicht repräsentativ, deshalb verzichte ich an dieser Stelle lieber darauf.

Weil bei der Kraftwerkzentrale der KWO ein neuer Stollen gebaut wird, ist der übliche Zustieg von ebenda im Sommer 2025 gesperrt. Der kürzere, bessere und einfacher zu findende Alternativweg ist jener vom Bügeleisen-Parkplatz (P.1289). Man geht kurz der Strasse entlang wieder talwärts, nimmt dann eine Fuhre rechterhand auf und nutzt die Brücke, um den Fluss zu queren. Klar sichtbare Wegspuren führen erst durch Blöcke hindurch, dann die Höhe haltend ca. 100m nordwärts, bevor man über Wiesland aufwärts geht und schliesslich ein trockenes Bachbett erreicht, welche zu den Felsen (Einstieg der Route Chamäleon) führt, siehe Karte unten. Wir hatten keine Orientierungsprobleme und gelangten zügig dahin, das Gelände bietet aber durchaus die Möglichkeit, sich ins Blockchaos oder einen  krautigen Dschungel zu verkoffern.

So verläuft die Zustiegsvariante vom Bügeleisen-Parkplatz P.1289. Karte: map.geo.admin.ch

Vom Fuss der Felsen (die man "normal" von rechts her erreicht), steigt man über eine Felsstufe mit Fixseil ca. 30m hinauf, bevor man auf Wegspuren ein kleines Wäldchen durchschreitet. Bei dessen Ausgang linkshaltend hinauf. In einer felsigen Zone quert man die wasserführende Rinne. Falls im Frühjahr noch Schneereste in dieser liegen, kann dort Lawinen- bzw. Eisschlaggefahr herrschen. Man kann die Stelle jedoch zügig überqueren (Ohren spitzen!). Jenseits geht's dann über Geröll hoch zum Einstieg am Fuss der markanten Verschneidung. Es ist derselbe Ort wie für die Herrenpartie, der mir natürlich bekannt war, weil ich diese Route 5 Jahre zuvor mit Larina geklettert hatte. Um 11.45 Uhr hatten wir uns mit reichlich Sonnencrème eingeschmiert und auch sonst alles parat, es konnte losgehen.

L1, 35m, 5c: Auf los geht's los, und dies unmittelbar rechts der Verschneidung gleich mit zwei fordernden Sektionen auf glatter Reibung. Der erste Haken steckt hoch, der zweite ebenso. Man muss parat sein und die Sache hat das Flair von einem Eintrittstest. Oben geht's dann etwas einfacher einer kleinen Verschneidung entlang, am Ende zieht man nach links zum Stand der Herrenpartie.

Trotz "nur 5c" fordert schon die Startlänge richtig. Das nachfolgende Team macht sich für den Sohläblitz bereit.

L2, 40m, T4: Über krautige Bänder quert man nach rechts. Sichern kann man nicht, dies ist jedoch auch nicht nötig, weil das Gelände problemlos begehbar ist. Es gilt, den richtigen Punkt für die Fortsetzung zu identifizieren. Sehr schwierig ist das nicht. Am rechten Ende der grasigen Bänder, wo nur wieder deutlich felsigeres Gelände in die wasserführende Rinne rechts führen würde, steckt ein einzelner BH mit Austrialpin-Lasche um Stand zu machen.

L3, 40m, 6a+: Los geht's noch moderat, mit einem weiten Abstand nach dem zweiten Haken zur Crux. Die drei nahe steckenden Haken lassen vermuten, dass es dort zur Sache geht. Dies tut es, und zwar heftig mit Reibung pur. Knapper am Wegrutschen hätte es sich nicht anfühlen können, aber es ging. Ob ich diese Stelle im Rückblick nach dem Meistern aller weiteren Herausforderungen noch gleich eingeschätzt hätte?!? Das ist eine gute Frage, welche ich nicht abschliessend beantworten kann. Zuletzt dann mit erneut weitem Abstand in strukturiertem Gelände zum Stand.

Am Anfang von L3 (6a+) gibt's noch ein paar einfacher Meter, ab der Position der Kletterin geht's dann aber volle Kanne auf Reibung zur Sache. Die Route meidet übrigens die Wasserläufe weitestgehend, nur in L7 und L8 kommt man bei normalen Bedingungen mit diesen in Berührung. Wobei diese Stellen so eingerichtet sind, dass man sie trotzdem klettern kann.

L4, 40m, 6b+: Zuerst führt dieser Abschnitt über ein kleines Dächlein hinweg, was aber noch nicht das Hauptproblem darstellt. Dieses besteht in gleich mehreren sehr reibungslastigen Passagen. Die forderndste davon vielleicht bald nach Beginn mit dem Klipp des dritten Hakens. Wobei diese Aussage ohne Gewähr bleibt: einmal ungut erwischt, oder einmal Zweifel im Kopf, das macht hier einen grossen Unterschied im Empfinden. Sicher ist: es bleibt fusstechnisch fordernd bis zum Ende. Und ich konnte die Sache sauber bewältigen 🤗

Ein absoluter Reibungsknaller wartet in L4 (6b+).

L5, 40m, 6a: Fast schon erwähnenswert ist die Tatsache, dass es hier zu Beginn einige Leisten gibt, welche der Gletscher nicht glattzupolieren vermochte. Für uns die Hauptsache bei diesem Abschnitt war ein weiter Abstand mittig. Quert man tief nach links und steigt dann hinauf, so löst sich das vernünftig auf. Das Problem war nur, dass die Vorsteigerin hier zu lange direkt stieg und dann am Ende viele Meter über der letzten Sicherung eine sehr gewagte Reibungsquerung zum silbern glänzenden Retter meistern musste - zum Glück erfolgreich! Das ist halt auch immer das "Risiko" bei solch weiten Abständen. Ein Sturz bei dieser Querung hätte wohl kaum folgenlos geendet, ein 15m-Rutscher über diese Platte ist jetzt nicht das, was man/frau zur Wellness braucht.

Die heikle Querung nach einer Linien-Fehlwahl gemeistert: L5, 6a.

L6, 40m, 5c: Deutlich tieferer Grad, davon merkt man auf den ersten drei, noch wassergewachsen glatten Reibungsmetern nicht viel. Insbesondere der saubere Klipp vom ersten Haken fordert. Danach geht's dann tatsächlich in besser strukturiertem Gelände leichter voran.

Dieses Foto zeigt zwar den Start von L7 (6b) mit dem im Text erwähnten Plattenrücken. Aber auch in L6 (5c) führt die Route für einmal Strukturen entlang, wie sie hier auf dem Bild sichtbar sind. Das macht das Fortkommen natürlich gleich deutlich einfacher.

L7, 40m, 6b: Im ersten Teil stecken die Haken auf einem Plattenrücken. Es lassen sich jedoch sehr gut die Strukturen abseits von diesem zur Fortbewegung nutzen, somit bleiben die Schwierigkeiten tief. Oben heisst es dann zwischen zwei (wohl sehr oft vorhandenen) Rinnsalen plattig nach links zu queren. Dank intelligent platziertem Bolt funktioniert das prima und es war auch nicht schwierig. Während man vielleicht schon über eine mühelose Begehung dieser 6b frohlockt, so wartet die Crux ganz am Ende. Möglicherweise ginge es recht easy, wenn man auf der Wand rechts der Plattenkante antreten könnte. Diese war bei uns pitschnass, glitschig und damit nicht nutzbar. Dies ist wohl oft oder fast immer so, ist doch der letzte BH so platziert, dass man links im trockenen Gelände klettern kann/muss. Dort wartet allerdings eine kurze, aber heftige Reibungsstelle. Man muss 2x äusserst glatt antreten und aus einem seichten Winkel den nötigen Druck auf die Füsse bringen - uff, näher am Rutschen könnte man kaum sein, aber es ging.

Die Wasserläufe spielen in L7 (6b) eine Rolle. Da vorausschauend eingerichtet, kommt man gut durch.

L8, 35m, 6b: Hier spielt sich der Start an der selben Plattenkante ab, wie die vorherige geendet hat. Die nass-glitischige rechte Seitenwand spielte also auch hier eine Rolle. Ich entschied mich dafür, trotzdem einige Leisten für die Füsse zu nutzen. Das ging, jedoch zum Preis nasser Sohlen, was für die Fortsetzung logischerweise problematisch, aber schliesslich kein Showstopper war. Denn nach diesem Auftaktboulder warten noch viele sehr anspruchsvolle und auch zwingende Schritte auf glattem Reibungsparkett. Oben gibt's mal noch eine etwas doofe Stelle, wo eine schuhbreite Kante sehr unangenehm im Sturzraum droht. Hier könnte man aus mehreren Metern Höhe sehr abrupt gestoppt werden. Langsam im Groove und mit dem erlangten Selbstvertrauen ging das... aber uff!

Da hat die Nachsteigerin in L8 (6b) gut lachen: so kann nix passieren, in dieser Position befindet man sich im Vorstieg aber über der im Text erwähnten und auf dem Foto gut sichtbaren Kante, wo man aus mehreren Metern Höhe sehr abrupt gestoppt werden könnte. Und generell: es gibt hier viele zwingende Schritte auf Reibung.

L9, 35m, 6b: ACHTUNG, in dieser SL fehlt zur Zeit (Stand Juli 2025) der zweite BH, da er abgeschert wurde. Dadurch ist sie im Vorstieg nicht kletterbar. Nun, das wusste ich natürlich noch nicht, als ich mich auf den Weg machte. Das Maillon in der ersten Sicherung und der offensichtlich weite Abstand (ca. 12m) zur nächsten waren zwar durchaus eine Warnung. Aber ich wollte es versuchen. Gleich über den ersten BH hinweg wartet eine tricky Stelle, dann auf einfacher werdender Reibung hinauf. Gute fünf Meter später blickte ich dann eben auf den abgescherten Stummel, der nächste Bolt nochmals mindestens soweit entfernt. Nein, das konnte ich nicht riskieren. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Reibung wieder abzuklettern - eine haarige Sache, aber ich schaffte es. Um nicht schon nach Hause gehen zu müssen, war die einzige Alternative, mit einem Abseiler zum etwas tiefer gelegenen Stand der Herrenpartie zu wechseln. Wir kletterten dann deren L8, eine 50m lange 5b auf Reibung. Von deren Station konnten wir erneut einen kurzen Abseiler zum Stand 9 vom Badwannä-Tango ziehen. Somit waren wir quasi "back on track". Weil ich natürlich jeden Schritt vom Tango praktiziert haben wollte, liess ich mich zu meiner Umkehrstelle ab. Natürlich konnte ich die Stelle im Nachstieg meistern, aber hier einen Rückzieher zu machen, war absolut vernünftig gewesen. Nach dem nächsten Klipp gibt's noch eine zwingende, glatte Reibungsstelle, bevor es dann strukturierter an den Stand geht.

Das ist der Bösewicht in L9 (6b). Hinweis: Foto ist um 90 Grad gedreht.

L10, 45m, 6a: Das Topo suggeriert, dass man nun etwas Zurücklehnen und entspannter Richtung Top schreiten kann. Doch man wird sehr bald eines besseren belehrt. Der Abstand zum ersten Haken ist weit, löst sich aber gut auf. Damit ist es nicht gegessen: es kommen noch viele weitere, gewagte Schritte auf Reibung. Taffe Sache, schien uns kaum einfacher als die drei 6b-Längen zuvor.

Black Beauty in L10 (6a).

L11, 35m, 6a: Nein, es ist noch nicht fertig! Einen Hammer gibt's gleich vom Stand weg, es heisst vor dem ersten Klipp über eine "falsch gebaute Treppe" in dunklem, vom Wasser gewaschenen Fels zu schleichen (abwärts geschichtet, d.h. es hat Leisten, diese bilden aber kleine Dächlein). Dem gewonnen Selbstvertrauen sei Dank ging's... Auch weiter führt die Route dann nicht den Strukturen links entlang, sondern hält sich nochmals rechts durchs kompakte Plattengelände. So gilt es auch hier wiederum auf die Optimallinie zu spekulieren, insbesondere kam mir dies ganz zum Schluss im Abschnitt zum Stand hinaus so vor, wo nochmals ein extraglatter (und natürlich zwingender) Abschnitt wartet.

Steht man wie hier in L11 (6a) auf einer kleinen Delle, so ist plötzlich alles ganz entspannt. Fehlen diese jedoch komplett, so kriegt die Sache gleich eine neue Dimension. Erst recht, wenn zum Ende einer Seillänge auch noch das Gewicht des Stricks schon spürbar ist.

L12, 30m, 5c: Hier geht's nun tatsächlich etwas leichter voran. Man kommt am Anfang gleich bei einigen sehr grossen Schuppen vorbei, wo man sich sehr leicht die Frage stellen kann, wie diese überhaupt in der Wand bleiben?!? Rundherum gerissen liegen sie quasi einfach da auf dem glatten Untergrund - möge einfach die Erde nicht gleich einen Hustenanfall kriegen! Enden tut der Badwannä-Tango nach meiner Logik am Irniger-Kombistand von Schiefer Traum rechts auf einer Kanzel, links befinden sich noch die beiden originalen Rostgurken vom Tango die helfen, den entsprechenden Punkt zu identifizieren.

Relikte aus früheren Zeiten... gibt's hier und da in der Spiegelwand. Diese Ringbohrhaken mit stark in die Länge gezogenen Laschen findet man in L8 der Herrenpartie. Generell ist anzumerken, dass das Material in diesen Platten schon leidet und nicht ewig hält. Eben, der abgeschlagene BH im Badwannä-Tango, einige weitere Laschen sind durch Steinschlag, Eis- oder Schneedruck auch plattgemacht (jedoch noch nutzbar).

L13, 40m, 5b: Dieser Abschnitt gehört eigentlich zu Schiefer Traum. Doch einerseits ist es logisch, noch bis zum Top weiterzuklettern. Andererseits wurde es uns erst gewahr, dass wir fremd unterwegs waren, als in L12 die 50m komplett ausgestiegen waren und kein (offizieller) Stand kam. Ein solcher konnte jedoch an einem sanierten BH und einer alten Rostgurke gerade vor dem Dächli improvisiert werden, von wo es dann in gestreckten 50m zum Ende reichte (d.h. wir kletterten L12, L13 und L14 in zwei gestreckten 50m-Längen). Jedenfalls: es geht hier über einige Stufen aufwärts, zuletzt nach rechts querend über ein Dächlein hinweg auf die höher liegende Endplatte, wo nach 10m der richtige Stand kommt.

L14, 35m, 5b: Ebenfalls Schiefer Traum, mit einer nochmals wirklich coole Seillänge in hier nun etwas weniger glattpoliertem, dafür nicht mehr ganz so sauberen Fels (d.h. von einigen Flechten bewachsen). Es gilt auch hier der Reibung zu vertrauen, einige Ansätze von Rissen und Verschneidungen und zuletzt eine Art Wasserrille helfen aber auch beim Fortkommen.

Die letzten Meter zum Top in L14 (5b), man erkennt gut die unterschiedliche Färbung vom Fels.

Ein paar Minuten nach 18.00 Uhr hatten wir nach 6:15h der Kletterei viele Meter absolviert und entschieden uns, an dieser Stelle definitiv Schluss zu machen. Rechts steckten zwar noch weitere Bolts und vermutlich wären noch 1-2 Seillängen mehr möglich. Es ist jedoch alte Ware (nicht saniert) und es ist auch nicht klar, zu welcher Route dies gehört und wie schwierig es wäre. So fädelten wir die Seile und glitten in die Tiefe. Erst war es praktischer, Schiefer Traum zu folgen, mittig wechselten wir dann mit einer 50m-Strecke zurück in Badwannä-Tango. Generell sind die Abschnitte jedoch zu lang, um sie verbinden zu können, so dass 12 Manöver nötig waren, bis wir um ca. 19.15 Uhr wieder am Einstieg waren. Seile aufrollen, Material verpuffen und absteigen waren die nächsten Programmpunkte, ein paar Minuten vor 20.00 Uhr setzten wir uns dann aufs bequeme Polster und fuhren heimwärts. Das war ein sehr aufregender Tag mit richtig cooler Kletterei gewesen. Hin und wieder macht es schon extrem Spass, sich der Science Friction hinzugeben.

Barfuss-Abseilen, das funktioniert hier tiptop. Wobei aufgrund vom von der Sonne aufgeheizten Fels die Füsse unangenehm gewärmt werden können. Sowieso ist es eine gute Frage, bei welcher Temperatur die Reibung zwischen Kletterfinkengummi und Fels optimal ist?!? Ich denke, in den dunklen Zonen war die Felstemperatur durchaus bei mindestens 30-35 Grad, d.h. eben so, dass man es als warm bis heiss empfindet. Das ist wohl oberhalb vom Optimum?!?

Facts

Handegg / Spiegelwand - Badwannä-Tango 6b+ (6b obl.) - 14 SL, 530m - Müller/Zgraggen 1989 (saniert 2023) - ****;xxx
Material: 2x50m-Seile, 10 Express, Cams/Keile nicht nötig bzw. kaum einsetzbar

Reibung pur auf Gletscherschliff und das von der verschärften Sorte. Mehr gibt es zum Programm kaum zu sagen und Abwechslung zu diesem Kletterstil gibt es so gut wie gar nicht. Heisst aber natürlich nicht, dass die Route deswegen nicht lohnend wäre. Ganz im Gegenteil, durch diese eindrückliche Plattenflucht zu steigen ist ein grandioses Erlebnis. Die Schwierigkeiten sind von A-Z anhaltend und es warten unzählige herausfordernde Passagen. Ob die Bewertungen wie vorgeschlagen zutreffen ist wie immer bei solchen Touren eine strittige Frage. Bei einer athletischen 6b ist das bei mir nie und nimmer der Fall, hier beim Tango dagegen fühle ich mich immer wieder am Limit des gerade noch Durchführbaren. Man kann die Route als gut abgesichert bezeichnen. Die Bolts sind intelligent platziert. Sprich immer dann, wenn es ohne (mit meiner Risikotoleranz) nicht mehr ginge, kommt auch wieder einer. Dazwischen bleibt aber viel Platz für das (Glücks)spiel ob der Schuh hält oder nicht. Dazu muss man die nötige Psyche und das Können mitbringen. Einige wenige Stellen mit immer noch forderndem Reibungscharakter, aber jeweils leicht tieferen Schwierigkeiten (z.B. Anfang L1, Anfang L3, Runout L5, Abschnitt über Band L9) erfordern einen sicheren Vorstieg, da dort ein Sturz das Potenzial von gröberen Verletzungen als bloss heftigen Abschürfungen mitbringt. Und eben, solange der BH in L10 fehlt, kann man die Route gar nicht auf dem Originalparcours begehen. Weitere Infos und das Topo zur Route auf der Seite von Erschliesser Bruno Müller, ansonsten helfen auch der Plaisir West Band I und das SAC-Tourenportal mit Topos von den anderen Routen im Sektor weiter.

Es steckt in der Spiegelwand Material aus verschiedenen Generationen. Dieser Standplatz in der Route Schiefer Traum hat mit Kette die Originalversion (?) von Hans Howald aus dem Jahr 1979, der Muniring wurde wohl irgendwann in den 1990ern ergänzt (?), der Irniger-Stand (mit leider rostendem, verzinkten Maillon Rapide) stammt von der letzten Sanierung im Jahr 2015. Achtung übrigens, in der Route Schiefer Traum fehlen zur Zeit (Stand Juli 2025) mehrere BH-Laschen.


Freitag, 4. Juli 2025

Bockmattli - Skyrace (7b+ oder 6c+ A0)

Beim Skyrace handelt es sich um drei neue Seillängen (6b, 6c, 7a+ oder 6b 1pa), welche im Jahr 2025 am Wandsockel des Kleinen Bockmattliturms eingerichtet wurden. Diese ermöglichen eine sehr attraktive und gut zugängliche Routenkombination direkt an der kühnen NW-Kante des Kleinen Turms. Der Weiterweg über die Himmelskante hinauf zur Westschulter bietet sich absolut an. So ergeben sich 8 genussreiche Seillängen für einen spannenden Klettertag am Schatten. Während zum Freiklettern der beiden kurzen Schlüsselstellen am Dach der Westkante und am Überhang in der Platte darunter Boulder-Kings und -Queens gefragt sind, so können diese kurzen Abschnitte auch mit Hakenhilfe bewältigt werden. So ergibt sich eine genussvolle Möglichkeit im gehobenen Plaisirbereich mit maximaler Freikletterschwierigkeit von 6c+, bzw. 6b obligatorisch. 

Das Topo mit Routenverlauf und allen Infos (gibt's auch im PDF-Format!)

Erschliessung

Die Vision mit dem Skyrace kam wir während meinem Ausflug in die Gumpiroute. Die Idee verschwand nicht mehr aus meinem Kopf und so machte ich mich gute zwei Wochen später am 19.5.2025 auf den Weg, um der Sache an einem sonnigen Frühlingsabend auf den Grund zu gehen. Ein Abseilen über Himmelskante und Prachtsexemplar sollte mir die nötigen Informationen für eine optimale Routenführung liefern. Sehr erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass mir die Klettergötter freundlich gesinnt waren und die angedachte Linie realistisch war. Wohlweislich hatte ich die Bohrausrüstung am Wandfuss deponiert und konnte umgehend loslegen. Im Ropesolo schaffte ich gleich noch den wesentlichen Teil von L1 bis über den markanten Überhang hinweg, bevor das Tageslicht erlosch.

Diese Türme müssen einen einfach in den Bann ziehen. Das Skyrace verläuft an der rechten Kante.

Die Fortsetzung wurde dann am heissen Freitag, den 13.6.2025 angepackt. Es hatte sich keine motivierte Begleitung ergeben, und gleichzeitig war ich auch positiv gestimmt, dass die Fortführung des Projekts sich innerhalb meiner Ropesolo-Kragenweite befinden würde. Ein stabil-sonniger Hitzetag war angekündigt, doch ich kalkulierte, die zweieinhalb Seillängen noch am kühlenden Schatten einrichten zu können. Wie sich zeigte, lag ich mit meiner Zeitbudgetierung weit daneben. Klettern, bohren, putzen, abseilen, jümaren, haulen und Material immer wieder neu sortieren nahmen viele Stunden in Anspruch, so dass mich die sengende Sonne irgendwann einholte. Das tat meiner Freude aber keinen Abbruch. Einmal am bequemen und noch teilweise schattigen Biwakplatz unter dem Dach der Westkante angekommen, konnte ich sehr zufrieden bilanzieren: alles war genau nach meinem Gusto aufgegangen. 

Nicht mehr ganz taufrisch, nach dem langen Solo-Bohrtag am 13.6.2025.

Der krönende Schlusspunkt zum Projekt mit der durchgehenden RP-Begehung der gesamten Kombination bis zur Schulter der Westkante erfolgte schliesslich am 2.7.2025 in Begleitung von Kathrin. Wiederum war ein Hitzetag angekündigt, dieses Mal sollte es aber (mehr oder weniger) zum Top reichen, ohne dass wir von der Sonne gegrillt würden. Die ersten beiden Seillängen liefen wie am Schnürchen, bevor die beiden Crux-Sequenzen viel Boulderstrom erforderten. Dieser war glücklicherweise in ausreichendem Mass vorhanden, und so blieb uns noch der Genuss der Himmelskante, welche wir auf den Tag genau 15 Jahre zuvor schon einmal gemeinsam erklettert hatten. Verrückt, wie die Zeit vergeht - die Erinnerungen bleiben aber und ganz sicher wird auch der erfolgreiche Tag im Skyrace einen prominenten Platz in unseren Hirnwindungen einnehmen.

Die Verschneidung am Start von L2 (6c) bei der RP-Begehung.

Zustieg

Vom Wägitalersee entweder zu Fuss oder bequemer per Bike zur Schwarzenegg und weiter auf dem markierten Wanderweg zum Fuss der Bockmattlitürme. Man wählt dabei vorteilhaft den unteren Weg links, nicht den Panoramaweg über den Kamm, welcher zur Kletterhütte Bockmattli führt. Der Einstieg befindet sich direkt bei der NW-Kante des Kleinen Turms, nur wenige Schritte vom Wanderweg entfernt. Von diesem quert man auf Pfadspuren ca. 30m hinüber zur Dole der Wasserfassung, wo sich ein ideales Depot befindet. Ab da geht man 5m nach links, kraxelt über eine 2m-Stufe hoch und findet ca. 10m weiter links den Einstiegsstand mit BH & NH, der Routenname ist angeschrieben (Stand 2025). Hinweis: 8m weiter links befindet sich bei der markanten Tanne der Start vom Prachtsexemplar. Zeit vom See zu Fuss ca. 60-75 Minuten, mit Bike ca. 30 Minuten schneller.

Per Bike unterwegs zum Bockmattli, welches sich direkt unterhalb der Sonne befindet.

Routenbeschreibung

Bockmattli/Kleiner Turm - Skyrace 7b+ (6b obl.) - Total 8 SL, 240m - M. Dettling 2025
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

L1, 45m, 6b: Dieser Abschnitt startet mit plattiger Wandkletterei an kleinen Crimps und Schüppli, aber das Gelände steilt sich immer mehr auf. Die Griffe werden aber auch besser. An wasserzerfressenem Fels findet man viele Seit- und Untergriffe, dann und wann auch kernige Henkel. Die Crux wartet am überhängenden Wulst, man lasse sich nicht abschütteln. Wenn dies gelingt, dann steigt man ungerupft auf den Pfeilerkopf aus. Von dort führt einfacheres, plattiges Gelände zum Stand.

Marcel packt gerade den steilen Wulst in L1 (6b) mit der Crux an.

L2, 35m, 6c: Steil und imposant geht's los in die Verschneidung hinein. Hier wurde nicht der klassische Weg gewählt, aus modernen Gesichtspunkten ist es definitiv attraktiver (und nicht verifiziert: auch einfacher), gleich wieder nach links über die Seitenwand auszubüxen. Dem Pfeiler und einigen Rissspuren entlang geht's in die Höhe. Nach einem Querband zieht's mit ein paar Bucchi di Céüse an, kulminieren tut die Sache in einem kniffligen Ausstieg in einem seichten Winkel.

Da hat Kathrin die Crux in L2 (6c) eben hinter sich. Eine durchaus etwas knifflige Sache!

L3, 25m, 7a+ oder 6b 1pa:  Grasig-einfach geht's ein paar Meter hinauf zum Plattenschild unter dem Dach. Wobei, "Platte" ist da die falsche Bezeichnung. Die Challenge und Crux dieser Länge besteht darin, aus der überhängenden Nische so richtig athletisch vom Boden abzuheben. Ein Power-Boulder erster Güte: ich meine, er ist auf ca. Fb 6B+/6C einzuschätzen. Falls nötig, geht's mit einer Trittschlinge auch mit 1pa und weil man nach gut 1 Körperlänge Kletterei wieder gute Griffe in der Hand hat, wird so nicht mehr als 6b verlangt. 

Bockmattli-Vibes während Kathrin die schöne Platte nach dem Boulder-Auftakt in L3 (7a+) klettert.

L4, 15m, 7b+ oder 6a A0: Dieser dachartige Überhang gehört zur Westkante. Wurde früher an Schlaghaken "geleiterlet", so erlauben heute eng steckende BH die freie Passage oder den leidlich bequemen Textilgriff. Wer genügend stark ist, kann das vielleicht sogar im Campus-Style erledigen? Für meine Disposition kommt das nicht in Frage. So sind nicht nur die Anforderungen an die Athletik hoch, sondern es gilt technisch geschickt die Füsse mal hier und mal da zu platzieren und mehr oder weniger alle gummierten Zonen der Kletterfinken einmal auf die eine oder andere Art an den Fels zu pressen, damit die freie Passage möglich wird. Meine Einschätzung: es ist eine echt geniale Bouldersequenz, welche bei ca. Fb 6C+/7A eincheckt.

Los geht's! Entschlossenheit, eine gute Sequenz und Power sind nötig für das Dach in L4 (7b+).

L5, 25m, 6a: Aus Dach mach gemütlich: hier, in der ersten Seillänge der Himmelskante, bewegt man sich wieder mehr auf den Füssen. Geschenkt ist aber trotz dem tiefen Grad gar nichts. Einige vertikale Kanten bzw. Rissspuren entpuppen sich als nicht so griffig und positive Tritte sind auch Mangelware, so dass man doch die grauen Zellen anstrengen muss, um eine funktionierende Sequenz zu finden. Erst zuletzt dann einfacher in kurz nicht ganz so bombigen Fels zum Stand an Irniger-Platte vor dem steilen Kantenteil. 

Im ersten Teil von L5 (6a) fühlt sich nicht jeder Meter gleich der vergebenen Schwierigkeit an.

L6, 20m, 6c: Die zweite Seillänge der Himmelskante pfeift direkt an der Ecke kühn in den Himmel. Formidabler Fels und tolle Moves warten. Kräftig, trickreich und anhaltend muss stets nach der optimalen Lösung gesucht werden. Und wenn sich diese nicht gleich offeriert, dann beginnt womöglich die Ausdaueruhr zu ticken. Erst zuletzt geht's dann an zwei kernigen Henkeln nach rechts in die Wand hinaus zu einem unbequemen Stand, welchen man aber zur Vermeidung von Seilzug zwingend nutzen muss.

Anhaltend, elegante und immer spannende Kletterei direkt an der (Himmels)kante in L6 (6c). 

L7, 25m, 6c+/7a: Hier haben wir es mit der dritten Seillänge der Himmelskante, der nominellen Crux zu tun. Diese offenbart sich gleich im steilen und kompakten Wandabschnitt oberhalb vom Standplatz. Es gilt einen abgefahrenen technischen Boulder zu bewältigen, dessen Lösung aber trotzdem recht gut erahnt werden kann. Hat man sich dann wieder an der Kante links etabliert, heisst es über 2-3 Haken an Untergriffen noch etwas dranzubleiben, bevor die Schwierigkeiten nachlassen. Über graduell einfacheres Gelände erreicht man den Stand direkt an der Kante, alternativ kann man auch 5m weiter nach links zum BH-Stand vom Prachtsexemplar weiter.

In L7 (6c+/7a) kommt die Crux gleich zu Beginn, danach lässt's mehr und mehr nach.

L8, 50m 5c: Wer noch eine gemütliche Seillänge zum Ausklettern machen, den bequemen Rastplatz auf der Westschulter erreichen und zu Fuss absteigen möchte, wählt idealerweise das letzte Teilstück vom Prachtsexemplar. Dieses bietet vergnügliche Kletterei an guten Griffen, die Crux befindet sich mittig bei einem steileren Abschnitt. Achtung, 50m-Seile sind vom Stand der Himmelskante knapp: entweder wie bei L7 schon erwähnt den Stand vom Prachtsexemplar nutzen, alternativ kann der/die Seilzweite auch die ersten paar Meter nachfolgen (einfaches Gehgelände). 

Geschafft! Die letzte Seillänge (L8, 5c) bietet ein gemütliches Ausklettern.

Abstieg

Vom letzten Stand noch ca. 20m hochsteigen auf die bequeme Fläche der Westschulter. Von dort kann man bequem in 15 Minuten zu Fuss absteigen. Auf deutlichen Wegspuren geht's südseitig über das Schrägband in die Kleine Chälen und dann durch diese hinunter. Das Abseilen mit 2x50m funktioniert auch gut. Von L8 kann man entweder direkt über das Prachtsexemplar abseilen (siehe Topo), oder auch zurück zu Stand 7 und dann über die gekletterte Route (S8 -> S7 -> S5 -> S2 -> S1 -> Einstieg). 

Der Abstieg über das Schrägband in die Klein Chälen, die Wegspur ist gut sichtbar.

Planungsgrundlagen, Absicherung & Topo

Die ersten 3, von mir neu erschlossenen Skyrace-Seillängen sind sehr gut mit rostfreien Bohrhaken und Raumer-Kettenständen abgesichert (Niveau xxxx). Im Dach der Westkante stecken die BH im 50cm-Abstand. Die Himmelskante wurde 1995 und 2004 von Benno Kälin mit rostfreien BH saniert. Während die Sicherungen im einfachen Gelände (L5, zweiter Teil von L7) nicht so dicht präsent sind, gibt es im Hauptteil eine enge Absicherung (Niveau xxxx-xxxxx). Zwingend schwierige Stellen kommen meines Erachtens nirgends vor, mehr als 6b ist kaum obligatorisch zu meistern. Wer möchte, kann hier und da sicherlich noch eine mobile Sicherung unterbringen. Aus meiner Optik ist dies jedoch nicht nötig und deshalb lautet meine Empfehlung, Cams und Keile daheim zu lassen. 

Unzweifelhaft, hier geht's los - auch wenn die Farbe dereinst verblasst sein sollte.

Die NW-seitig ausgerichtete Route liegt auch im Hochsommer bis am frühen Nachmittag am Schatten. Der obere Teil der Himmelskante erhält ab ca. 13.00 Uhr die erste Einstrahlung. Somit besteht eine mögliche Strategie darin, an heissen Tagen früh einzusteigen. Dank einfachem Zugang, moderater Länge, guter Rückzugsmöglichkeit und der Schutz bietenden Kletterhütte lässt sich möglicherweise auch an gewittrigen Tagen noch ein Punkt holen. Wichtig ist da eher, dass es am Vorabend nicht intensiv geregnet hat. Generell sind die Verhältnisse am Bockmattli besser, wenn es nicht unmittelbar zuvor sehr feucht war. Für lokale Verhältnisse ist das Skyrace aber schnell trocken und kletterbar. Eine von mir gerne gewählte Strategie fürs Bockmattli besteht an nicht ganz so heissen Tagen darin, erst Mitte Nachmittag einzusteigen und bis spätabends im goldenen Licht der Sonne zu klettern, man geniesst in diesem Fall ein fantastisches Ambiente mit Blick auf den leuchtenden Zürisee. Zum Ende interessieren sich bestimmt alle brennend für das Topo der Route - gerne, hier ist es!

Klettern am Bockmattli, immer wieder ein grosser Genuss!

Als Endpunkt noch ein Disclaimer für all jene, die oben nicht genau gelesen haben: neu am Skyrace sind drei komplett eigenständige, von mir im 2025 erschlossene Seillängen unter das Dach der Westkante. Der Weiterweg ist absolut logisch und bezieht wie in Bericht und Topo dargestellt Seillängen der Westkante, der Himmelskante und vom Prachtsexemplar mit ein. Es stellt sich natürlich die Frage, welcher Name für das Ensemble der treffendste ist: Himmelskante, Skyrace oder eine traditionell inspirierte Neukonstruktion à la Direkte NW-Kante?!? Ich habe keine starke Meinung dazu und kann mit jeder Option gut leben. Im Sinne der Transparenz sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich die Erschliesser im Fall des 2015 eingerichteten Direkteinstiegs zum Element of Slime gewünscht haben, den ursprünglichen Namen für die neue Version beizubehalten. Im vorliegenden Case erhielt ich jedoch keine Rückmeldung in dieser Hinsicht. Dementsprechend bleibt mir keine andere Option, als einen neuen Namen zu wählen. Ohne das explizite Einverständnis scheint es mir nicht legitim, die etablierte Route Himmelskante neu zu definieren.