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Dienstag, 5. August 2025

Pizzo d'Eus - Va Pensiero (7b+)

Nach unserem letzten Besuch am Pizzo d'Eus für die Vai con gli Amici hatte ich schon beinahe meine MSL-Ausrüstung verkauft. Denn das war ein haarsträubendes Unternehmen gewesen und irgendwann ist der Zeitpunkt da, wo man seine alten Knochen zu schonen wissen muss. Da mag es schon fast paradox erscheinen, dass ich nur zweieinhalb Monate später schon wieder den Weg ins Val Carecchio antrat. Doch das Tessin bot wettermässig die einzige Möglichkeit an diesem Tag. Zudem sollte die hier beschriebene Va Pensiero besser abgesichert sein und laut Kletterführer auch eine der schönsten MSL im Tessin. Stimmt das?!? Naja, einige Seillängen sind super, andere weniger super und die 7b und 7b+ Längen sind einfach brutal hart. So hart, dass wir stark daran zweifeln, dass die vergebenen Grade korrekt sind.

Mit einem Wandfoto ist es am Pizzo d'Eus schwierig, wenn die Vegetation schon in voller Blüte ist, erst recht. Darum gibt's an dieser Stelle ausnahmsweise kein Bild mit dem Routenverlauf, sondern es werden die Steinhütten der Siedlung Eus gezeigt. Diese bekommt man jedoch nur auf dem Fussabstieg vom Gipfel zu Gesicht.

Will man als Alpennordseiten-Bewohner in einer Tagestour am Pizzo d'Eus klettern, so geht es nicht ohne frühes Aufstehen ab. Noch sehr übernächtigt schälte ich mich um 4.45 Uhr aus dem Bett, um ca. 8.30 Uhr starteten wir schliesslich mit dem Zustieg. Dieser hatte sich noch verzögert, weil wir dummerweise ohne Exen auf dem Parkplatz oberhalb von Lavertezzo standen. Anstatt dass ich es selbst getan hätte, hatte Kathrin hatte die nach dem Sportklettern am Vortag in ihren Rucksack gepackt und dort waren sie noch immer. Immerhin, mit dem Zusammenklauben von allem was in meinem Haulbag und sonst im Kofferraum an Seilresten und Karabinern verfügbar war, hatten wir schlussendlich ein genügend umfangreiches Set beisammen und konnten uns an den Zustieg machen.

Das Foto ist von L5 (7b), soll aber hier unsere Bastelarbeit zum Generieren von ausreichend vielen Exen aus Seilstücken, Schlingen und allerlei Arten von alten Karabinern repräsentieren. Das erste Hindernis auf dem Weg zum Erfolg war so aus dem Weg geräumt.

Eine Flussüberquerung trockenen Fusses schien uns im Mai 2025 schon im Vornhinein unrealistisch. Das bestätigte sich absolut, die Kneippkur im kalten Wasser war unumgänglich. Immerhin stand der Fluss nur mässig hoch und die Strömung war gering, einen Zeitverlust im Vergleich zum Steine hüpfen wie im Winter muss man trotzdem kalkulieren. Wie gewohnt nahmen wir die Abkürzung via Cürt. Mit der spriessenden Vegetation herrschte auf dem ganzen Weg bis zum Wandfuss eine unglaubliche Zeckenplage. Nonstop mussten wir Dutzende dieser Viecher vom Körper entfernen. Nach einer Pause und (da wir auf einen Fussabstieg setzten) dem Anlegen von einem Depot wurde es ca. 10.40 Uhr, bis wir mit der Kletterei starteten. Um den harten Kaltstart in der originalen L1 zu vermeiden, setzten wir für die zugänglichere Variante weiter links. Zwei andere Seilschaften hatten mir von einer ausführlichen A0-Übung in der eigentlichen Startlänge berichtet, da war ich nicht so scharf darauf, diese zu replizieren. 

Zweites Hindernis: obligatorische Kneippkur beim Überqueren des Riale di Pincascia

L1, 45m, 6b (Variante Gege): Sehr schöne Slab mit coolen Strukturen. Die Seillänge ist mit nur 8 BH eher distant gebohrt. Im einfachen Gelände heisst es Marschieren und auch die Crux verlangt hier ein gewisses Committment.

L2 & L3, 40m, 6a (Variante Gege): Auch hier findet man auf der Platte zu Beginn fantastische Strukturen, es handelt sich um eine easy 6a. Man kommt dann zum Stand und kann die nominelle L3 gleich problemlos anhängen. Auf einem Band quert man horizontal nach rechts, klettert an einem antiken Stand vorbei und bewältigt noch eine Wandstelle zum korrekten Stand der Va Pensiero. Eine 6b findet man auf diesem Abschnitt definitiv nicht.

Das Foto gibt stimmungsmässig deutlich mehr her als die "easy 6a" von L2 & L3.

L4, 25m, 6c: Coole und originelle Seillänge. Zuerst geht's entlang einer Fuge nach links, dann kräftig hinauf und zuletzt mit einem Runout (Pendelgefahr im Nachstieg) wieder nach rechts zurück. Insgesamt eine sehr pumpige Sache, wir meinen eher 6c+/7a.

Kräftige Kletterei, erst nach links und dann wieder nach rechts zurück in L4 (6c).

L5, 25m, 7b: Geile und ultrapumpige Seillänge! Zuerst geht's mal knifflig mit einem slabby Boulder aus dem Stand raus. Dann kommen in der athletischen Rechtsquerung zwar mehr oder weniger durchgehend akzeptable Griffe. Aber es ist sehr anhaltend und die Schwierigkeiten nehmen zu. Die Länge ist dicht gebohrt, trotzdem ist es oft recht unklar, was die beste Beta ist (untenrum, obenrum?). Matteo della Bordella hat mir geschrieben, dass er die Länge bei der Erstebegehung mit 7b+ bewertet hätte. Fände ich passender wie 7b. Ich konnte mich bis ca. 2/3 durchkämpfen, dann war der Tank aber leer. Ob ich es im Zweiten einfach so gezogen hätte. Ich zweifle... und bei einer echten 7b in diesem Style gibt es da keine Fragezeichen. 

Das Foto ist wenig repräsentativ für die ultrapumpige L5 (7b). Aus dieser Perspektive habe ich mir erst auch noch gedacht, dass dies wohl nicht so schwierig wäre. Doch schon nur vom Stand in die Position des Akteurs zu kommen erfordert einen taffen Slab-Boulder. Und mit den guten Griffen ist es danach dann bald einmal fertig...

L6, 30m, 7b+: Ganz anderer Charakter, die initiale Crux ist "heinous", d.h. ein bockharter, trittarmer Boulder an feinen Leisten auf Gegendruck, noch dazu sollte man mittendrin auch noch klippen (wie?). Diese Stelle konnten wir nicht freiklettern, ich meine im Minimum 7A bloc, möglicherweise auch mehr. Danach länger im 6c/7a-Bereich über tolle Strukturen, erst das Finish ist dann henklig-easy. Nach der Mitte befinden sich 2 BH recht neben der einfachsten Linie.

Schönes Ambiente im einfachen Finish von L6 (7b+).

L7, 50m, 6c: Eine affengeile Seillänge mit tollen Strukturen und Moves in ihrem ersten Teil. Ein Abschnitt in der Mitte ist wohl länger nass und kurz etwas dreckig - wenn trocken, stört das aber kaum. Das Finish dann einer Schuppe im Trad-Style (Cams zwingend!). Insgesamt eine easy 6c, auch das gibt's hier also. Achtung Seilzug!

Genuss mit Blick bis nach Lavertezzo am Ende von L7 (6c).

L8, 40m, 6a+: Tiefe Bewertung, aber nicht so leicht verdaulich. Zuerst reibungslastig, wobei es schwierige Stellen deutlich über dem Haken gibt, wo man unweit von der Haftgrenze dem Gummi einfach vertrauen muss. Es geht dann (für den Grad alles andere als einfach) über ein Dächli auf die Slab, welche zum Band hochführt. Dieser Teil ist tatsächlich easy (ca. 5a). Dafür stecken keine Bolts. Sofern trocken ok, doch leider sifft es hier häufig. Für uns ging es (nach einer durchaus trockenen Periode) grad so zwischen den Rinnsalen durch. Wenn es grossflächiger nass ist, kommt man da nicht hoch.

Plattige Kletterei mit weiten Hakenabständen charakterisiert L8 (6a+).

L9, 35m, 7b+: Was kann ich sagen?!? Es sieht abschreckend aus und klettern tut es sich nicht viel besser. Über die ersten 4 BH brutal kräftiger Gegendruck auf strukturloser, sandiger Wand. Ich meine, von BH #1 zu #2 min. 7A bloc und die Stelle von #3 zu #4 min. 7B bloc, jedenfalls deutlich oberhalb meiner Möglichkeiten. Wie meine Abklärungen im Nachhinein ergeben haben, wurde diese Länge ursprünglich (zuerst von MdB, danach von Erschliesser FF) nur als 7b+ mit 1pa an #3 gepunktet. Später ist das 1pa aus den Topos verschwunden, warum ist nicht ganz klar. Dem Vernehmen nach wurde sie vom starken Tessiner Nick Vonarburg befreit. Aber, und da bleibe ich dabei: für 7b+ ist das nie und nimmer zu haben. Jedenfalls: nach diesem harten Boulder geht's direkt in einen kolossal grasigen Riss, wo man sich durchs Gebüsch zu kämpfen hat (Cam #3 zwingend!). Einige Meter höher ist der Fels wieder sauber, wenn auch etwas sandig. Es wartet anspruchsvolle Wandkletterei, wobei einige der Schuppen ziemlich dumpf tönen (der Kleber, mit welchem sie befestigt waren, hat leider seinen Dienst quittiert). Zum Ende wartet dann noch eine cleane Untergriffschuppe mit tricky Exit (Cam #2 & #1 zwingend), gefolgt von einer Plattenstelle, wo sich jeder wünscht, einfach noch ein paar Dezimeter mehr Reichweite zu haben (oder die Beine ein paar Grad mehr spreizen zu können). Hinweis: der Teil ab der Grasinsel nach BH #4 ist ca. 7a (und davor heisst's für die meisten wohl A0, auch das ist nicht so easy).

Im Vordergrund die Crux der Route, an deren Ende heisst's ab durchs Gebüsch: L9, 7b++???

L10, 50m, 6c+: Fängt hart an mit einem Mantle und danach einer kniffligen Querung auf Reibung. Die Absicherung ist an sich schon gut, aber die Moves sind zwingend und es gibt irgendwie doch ein ungeschmeidiges Abschmierpotenzial. Die 6c+ passt vielleicht schon, aber halt von der plattig-harten Sorte und im Kopf muss es auch stimmen. Die zweite Hälfte ist deutlich einfacher, und aufgrund der spärlichen Absicherung nicht so einfach zu finden. Der Verlauf tendiert eher etwas nach links. Achtung Seilzug!

L11, 35m, 6a+: Flechtig ist bei dieser Seillänge nur der Vorname! Hat eher den Charakter von einem Überführungsstück Richtung Top, genussreich ist die Kletterei nicht. Auch nicht wirklich schwierig und wenn es sich so anfühlt, dann am ehesten wegen der ungewohnten Unterlage und dem spärlichen Bolting. Kleine und mittlere Cams können etwas Abhilfe schaffen. 

Wildes Ambiente in der sehr flechtigen L11 (6a+).

L12, 25m, 7a: Nein, billig kommt man nicht zur schon nahe wirkenden Wandkante. Sondern es geht mit einem Schlussbouquet durch die rutschig-glatt-flechtige, leicht überhängende Wand mit gerade ausreichend kleinen Crimps und sloprigen Rissen. Schneller als mir lieb ist, befinde ich mich in prekärer Position über dem Haken, was meinen Kampfgeist wieder aufweckt. Mittig folgt ein ziemlicher Abstand und dann wird zum Ende noch geprüft, wie viel Benzin noch im Tank ist. Nachdem zuvor schon wieder gewisse Gedanken ans endgültige Verscherbeln vom MSL-Gear aufgekommen waren, entschädigt dieser Onsight auf dem letzten Blatt doch wieder für die ganzen Mühen. 3x hatte ich mich in letzter Not vor dem Abkippen retten können (1x davon (zumindest gefühlt) weit über dem Haken) - leider geil, kann man da nur sagen! Woher diese Energie noch gekommen ist?!? Das frage ich mich ehrlich gesagt auch...

Taffe Kletterei durch die Schlusswand in L12 (7a), what an experience!

Jedenfalls, um 20.20 Uhr fand diese Kampfbegehung ihr Ende, in 9:40h zähen Ringens hatte sich die Route schliesslich beugen müssen. Da im Moment hatte ich den Eindruck, den Ansprüchen überhaupt nicht genügt zu haben. Mit etwas Distanz bilanziere ich, dass eigentlich nur die Passagen zu Beginn von L6 und L9 nicht freigeklettert waren, und das Pumpgerät in L5 nicht gepunktet. Der Rest ging auf Anhieb, vielleicht erlege ich mir einfach zu strenge Massstäbe auf?!? Wobei, am Anfang hatten wir ja auch noch eine schwierige Seillänge umgangen, von daher verbleibt vielleicht doch eher die Bezeichnung Geschnafel für diese Performance. Eines sei noch erwähnt: im Mai ist es sicherlich oft zu heiss um am Pizzo d'Eus zu klettern. An diesem teilweise bewölkten und windigen, sowie nicht allzu heissen Tag waren die Conditions aber 1a.

Auf dem breiten und flachen Gipfel vom Pizzo d'Eus.

Ganz in Alpinistenmanier liessen wir uns den kleinen Umweg zum Gipfel nicht nehmen (20.35 Uhr), bevor es via die Hütten von Eus (20.50 Uhr) zurück zum Depot beim Abzweig vom Wanderweg ging (21.15 Uhr). Wir sortierten das Gear und liefen dann mit eingeschalteten Stirnlampen zu Tal. Bis nach Hause war es noch ein weiter Weg, um 2.30 Uhr legte ich mich nach fast 22h auf den Beinen noch für ein paar Stunden aufs Ohr, bevor die Pflicht wieder rief. Tja, ohne Fleiss kein Preis, bzw. ohne Einsatz gibt's keine Eus-Route - erst recht nicht, wenn man das von der Alpennordseite als Tagestour angeht. Only for crazy people, some may think...

Facts

Pizzo d'Eus - Va Pensiero 7b+ (7a obl.) - 12 SL, 390m - F. Fratagnoli et al. 2004 - ***;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams 0.3-3

Lange und eindrückliche MSL-Route, welche in der Literatur hoch gelobt wird. Mir hat sie nicht ganz so gut gefallen. Einige Abschnitte sind wirklich sehr schön und verlaufen in hervorragend strukturiertem Gneis. Anderswo ist die Kletterei weniger prickelnd, da es sich um "unmögliche" Boulderstellen handelt, die Unterlage sandig-brösmelig ist, man sich zweifelhaften, dumpf tönenden Schuppe bedient, oder Flechten und sonstiger Bewuchs stören. Vor weiterer Punkt: die schwierigen Stellen sind hammerhart, wer sonst so 7b/+ auch mal Onsight klettert, wird da kaum eine Chance haben. Ebenso wird die Route in den bisherigen Topos als 6b/+ obligatorisch veranschlagt. Das ist für meinen Geschmack deutlich zu tief, man rechne eher mit 7a. Die Absicherung mit rostfreien BH ist meistens durchaus gut und auf Niveau xxxx. Dann aber gibt es einzelne Passagen, die aus diesem Rahmen fallen (im Text erwähnt), weshalb übers Ganze nur xxx vergeben werden können. Die Cams kommen nur relativ selten zum Einsatz, an gewissen clean gebliebenen Stellen sind sie jedoch unverzichtbar. Ein Topo und weitere Infos zum Pizzo findet man im Extrem Sud oder im SAC-Kletterführer Tessin.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Eintrittspreise Kletterhallen Schweiz

Weil wir gerade eine Diskussion darüber geführt haben und deren Resultat möglicherweise für viele andere nützlich ist, hier eine Übersicht zu den aktuellen Eintrittspreisen in die Kletterhallen in der Schweiz - absolut passend als Beitrag zum "Sommer"wetter Ende Juli 2025. Berücksichtigt wurden alle mir bekannten grösseren Kletterhallen mit einem vollwertigen Angebot.

Larina an der Zürcher Klettermeisterschaft im 6aplus. Bild: Vladek Zumr / 6aplus

Tabelle der Eintrittspreise

Halle Preis Kletterfläche Bemerkungen
K1 Dornbirn 16.20 Euro 1800m2 Günstiger Familientarif (36.50 Euro)
Kletterhalle Haslital 20.00 CHF 730m2
Günstiger Familientarif (40 CHF)
K7 Basel 20.00 CHF 1550m2
Ermässigt: MO-FR 12-16h (16 CHF)
Klettertreff Thun 22.00 CHF 964m2

Kraftreaktor Lenzburg 25.00 CHF ???Geschätzte Kletterfläche ~2500m2
Magnet Niederwangen 25.00 CHF 2300m2

Vertic Saxon 25.00 CHF 1500m2

Ap 'n Daun Chur 26.00 CHF 2000m2

Aranea Schaffhausen 26.00 CHF 1840m2

Grimper.ch Villeneuve 26.00 CHF 4500m2

Grimper.ch Echandens 26.00 CHF 2500m2

O'bloc Ostermundigen 27.00 CHF 5000m2

Appenzeller Park Herisau 28.00 CHF 3300m2

Grimper.ch Meyrin-Satigny 28.00 CHF 4500m2

Pilatus Indoor Root 28.00 CHF 2600m2

Kletterhalle St. Gallen 30.00 CHF 2400m2

Lintharena Näfels 30.00 CHF 1560m2
Ermässigt: vor 16h (27 CHF)
Griffig Uster 33.00 CHF 5700m2
Ermässigt: bis 18h (30 CHF)
6aplus Winterthur 33.00 CHF 3300m2

Gaswerk Schlieren 41.90 CHF 3522m2
Ermässigt: SA, MO-FR vor 16h (35.40 CHF) 
Gaswerk Greifensee 41.90 CHF 3063m2
Ermässigt: SA, MO-FR vor 16h (35.40 CHF)
Gaswerk Wädenswil 41.90 CHF 6081m2
Ermässigt: SA, MO-FR vor 16h (35.40 CHF)

Stand: 29. Juli 2025

Bemerkungen

  • Die Preise sind für einen Einzeleintritt für eine erwachsene Person, ohne allfällige Rabatte. Falls es zeitliche Vergünstigungen gibt, so sind diese unter Bemerkungen aufgeführt. Die Angaben wurden von den Webseiten der Betreiber entnommen. Die Tabelle wird nur periodisch nachgeführt. Falls eine Angabe nicht mehr aktuell sein sollte, schreibe bitte einen Kommentar unten!
  • Interessant wären sicher auch die Preise für Kinder und Jugendliche. Hier gibt es nämlich auch sehr grosse Unterschiede nicht nur beim Grundpreis, sondern auch bei der Ermässigung gegenüber dem Erwachsenenpreis. Diese Arbeit habe ich hier nicht auf mich genommen und der Vergleich ist auch nicht ganz einfach übersichtlich zu gestalten, weil die Alterssegmente nicht einheitlich gestaltet sind.
  • Die Angaben zu den Kletterflächen entsprechen dem, was ich auf den Webseiten oder mit einer Google-Suche auf die Schnelle gefunden habe. Meistens (bzw. immer dann, wenn ich die Wahl hatte) habe ich die gesamte Kletterfläche, d.h. inklusive Outdoorwände und insbesondere die Boulderwände angegeben. Für einen einzelnen Besuch ist die Kletterfläche m.E. aber auch nicht der entscheidende Parameter: alle Halle sind gross genug, um müde Arme zu bekommen.

Persönliche Einschätzung

Für mich verblüffend, wie stark die Variation in den Eintrittspreisen ist! Während im tiefen Preissegment schon eher die kleineren und älteren Hallen dominieren, so dünken mich aber die Unterschiede beim Einbezug der Qualität des Angebots immer noch unglaublich gross. Als lobende Beispiele seiner hier die grossen und modernen Hallen von Grimper.ch in Villeneuve und das O'bloc mit ihren relativ moderaten Preisen erwähnt. Oder dann der Vergleich vom ebenfalls sehr preiswerten Kraftreaktor Lenzburg mit dem Preis-Rekordhalter Gaswerk Schlieren. Als seltener Besucher dünkt mich das Angebot da in etwa auf der vergleichbaren Seite, während der Eintritt im Gaswerk um 67.6% teurer ist. Und die beiden Hallen liegen gerade einmal 20km voneinander entfernt!

Scheinbar gibt es also nur wenig oder gar keinen Preiswettbewerb, sonst würden solche Unterschiede kaum auftreten? Was natürlich auch die Frage aufwirft, was die Kundschaft denn als fairen oder akzeptablen Preis für eine Indoor-Session am Seil betrachtet. Jedenfalls scheint mir der Druck zur Zeit eher klein, die Eintrittspreise tief zu halten. Im Gegenteil, es findet eher ein "Wettrüsten" mit immer teureren und grösseren Griffen und grossen Volumen statt oder es werden Umbauten durchgeführt (mit aus meiner Optik zweifelhaften Kosten-Nutzen-Verhältnis). Aber vielleicht bin ich da als Outdoor-Gruftie einfach aus der Zeit des modernen Indoor-Klettersports gefallen. Mir persönlich genügt es zum (seltenen) Indoor-Training am Seil halt auch, eine persönlich harte, homogen-ausdauernde Route mit schlechten Tritten und "ratty crimps" oder üblen Slopern älteren Datums zu machen. Stattdessen in der gleichen Schwierigkeit nur an teuren und grossen Macros zu klettern, bringt mir da wenig Mehrwert. Ich bin gespannt, ob meine "weniger wäre mehr"-Optik mehrheitsfähig ist und freue mich über Kommentare dazu.

Donnerstag, 24. Juli 2025

Chaiserstock - Cyndarella (6c+)

Die Route Cyndarella führt in 6 kurzen Seillängen durch die kleine Westwand am Chaiserstock. Sie wurde 1990 von den Gebrüdern Müller eingerichtet und fiel danach kaum bekannt in einen Dornröschenschlaf. Wenige Wochen vor meiner Tour wurde sie von den Erstbegehern mit modernem Material und einigen zusätzlichen Bohrhaken saniert. Der Bericht auf rauchquarz.ch lockte mit vielversprechendem Text und anmächeligen Bildern. Das war genau die richtige Tour für diesen Freitagnachmittag, für mich quasi eine Zeitreise durch die Jahrzehnte.

Blick auf den Chaiserstock mit seiner Westwand und dem Verlauf der Route Cyndarella (6c+)

Es war nämlich schon über 30 Jahre her, seit ich mit meiner damaligen Freundin am Chaiserstock die Verschlossene (5c) und den Kaminpfeiler (6a) klettern konnte - Erinnerungen für die Ewigkeit. Später kamen dann noch in Verbindung mit einer Skitour S'chli Träumli (6b) und Via Fantastika (6a+) hinzu, zuletzt war es dann Rinderwahn (6c). Die letztere Tour fand vor bald 16 Jahren statt, als Kathrin mit Larina schwanger war. Und diese Larina spielte auch für die Gestaltung der hier beschriebenen Tour eine wesentliche Rolle. Vor ihrem Aufbruch an den EYC in Bologna wollte ich vormittags mit ihr noch die Aktivierung bestreiten und Zmittag essen. Danach war ich frei, doch mit dieser Tagesplanung und eher exotischen Ideen mit einem Bike, Hike & Climb-Triathlon gelang es mir an diesem Freitagnachmittag in den Sommerferien nicht, eine Begleitung zu organisieren. Doch ohne zu hadern machte ich mich alleine auf den Weg.

Wunderschön die Aussicht auf der Bike-Zufahrt von Morschach ins Riemenstaldental.

Meine Tour startete in Brunnen und führte mich zuerst per Bike nach Morschach, dann hoch über dem Vierwaldstättersee in aussichtsreicher Lage auf teilweise coolen Trails ins Riemenstaldental und schliesslich nach Käppeliberg (13km, +900hm). Von der Luftseilbahn nach Spilau machte ich gerne Gebrauch, ich konnte unmittelbar einsteigen und wenige Minuten später meine Wanderung zum Chaiserstock starten (3.5km, +600hm). Diese kam mir nicht eben kurz vor: trotz zügigen Schrittes brauchte ich schliesslich 70 Minuten, bis ich am dank Wandbild und dem BH mit Raumer-Plättli und Bächli-Logo problemlos zu identifizierenden Einstieg anschlug. Nun war erst einmal eine Pause fällig. Um ca. 15.45 Uhr bepuderte ich das erste Mal meine Hände im Chalkbag und legte kurz darauf los.

Begegnung am Wegesrand unterwegs zum Chaiserstock.

L1, 25m, 6c+:  Der erste Schritt ist gleich der schwierigste der ganzen Route. Wirklich, das Abheben vom Boden ist nicht trivial (5C/6A bloc), könnte aber falls nötig per Textilgriff entschärft werden. Sorgfältig hatte ich alle Griff- und Trittmöglichkeiten vom Boden aus abgescannt und eine Beta visualisiert. Diese konnte ich dann sauber ausführen. Hat man einmal die Henkel für den Klipp des zweiten BH in der Hand, so kommt die Sache deutlich zahmer daher. Erst heisst es noch etwas dranbleiben an wasserzerfressenem Fels, was man aber recht gut wegstehen kann. Bald lässt es definitiv nach, man quert nach rechts und erreicht durch eine einfachere Verschneidung den Stand.

Durch diese einfachere Verschneidung führt der obere Teil von L1 (6c+).

L2, 25m, 6a: Auf einem Band geht's ein paar Meter nach rechts, dann folgen 15m an Top-Kletterei in exzellentem Premier-Cru-Fels à la Rätikon. Gut abgesichert, wobei die schwierigste Stelle doch recht zwingend zu meistern ist!? So kam es mir jedenfalls vor. Schon zu bald erreicht man ein nächstes Bändersystem, der zuerst nicht sichtbare Stand befindet sich gerade voraus.

Weil die Sonne fehlt, kommt es auf dem Foto nicht so zur Geltung. Doch in diesem Abschnitt von L2 (6a) ist der Fels von der Marke Extraklasse!

L3, 30m, 5c: Dieser Abschnitt hat den Charakter von einem Überführungsstück. Erst über durchzogenes Gelände leicht linkshaltend hinauf, etwas gesucht über eine Steilstufe hinweg in wiederum gestuftes Terrain. Dann entweder direkt über das Grasband oder mit einer kleinen Zusatzaufgabe links zum nächsten bequemen Stand. Um meinen Füssen eine Pause zu gönnen, habe ich diese Seillänge im Nachstieg mit den Turnschuhen geklettert, was problemlos ging - von mir aus gesehen leichtverdaulich für 5c.

Da wird sich manch einer denken: sieht auf dem Foto besser aus, wie der Text beschreibt. Zudem stecken die Haken in L3 (5c) etwas links vom Seilverlauf (in voller Auflösung sind sie erkennbar). Hier war es aber wegen dem Verlauf deutlich günstiger, die Exen beim Abseilen schon auszuhängen.

L4, 25m, 6a+: Die kompakte Platte zu Beginn ist eines der Highlights der Route. Einige gute Griffe und ein Mantle führen noch recht kommod zum zweiten Klipp. Für den dritten muss man sich dann schon ein wenig anstrengen und gescheit auf die Füsse stehen (oder notfalls auf den zweiten BH). Nachher folgt dann ein weiter Hakenabstand, wo zwingend über die Platte geschritten werden muss. Ohne zu viel verraten zu wollen: Augen auf, der einfachste Weg ist nicht jener in direkter Hakenlinie. Und auch wenn es etwas einschüchternd aussieht: hat man den Haken einmal überstiegen, so lassen die Schwierigkeiten nach, es geht dann schon. Ist der nächste BH geklippt, geht's dann leichter diagonal nach rechts zum baldigen Stand. Ich würde sagen, die Platte ist der forderndste Abschnitt der Route, wobei die 6a+ im Vergleich zu meinen kürzlichen Erfahrungen an der Handegg allerdings deutlich gutmütiger ist. Caveat: ich klettere auf Reibung lieber im rauen Kalk als im glatten Granit, zudem sollte man Handegg-Bewertungen besser nicht als Referenz verwenden. Zuletzt ein Hinweis: wie es im Bericht von Bruno geschrieben steht, wer die Platte nicht packt, kann mit einem Pendler in den Riss rechterhand auskneifen.

Rückblick auf die kompakte Platte, über welche L4 (6a+) verläuft. Der längere Abstand gut sichtbar.

L5, 15m, 5c: Achtung Verhauergefahr, die gut sicht- und erreichbaren BH rechts gehören zum Westwandpfeiler, Cyndarella führt relativ unscheinbar links über den Riegel hinweg, welche durch eine Art Verschneidung in 3d-Manier erstaunlich einfach erklommen wird. Bald danach kommt schon der Stand, wer sich sicher fühlt, kann die ebenfalls recht kurze folgende SL gleich anhängen. 

Blick auf die 3d-Verschneidung in L5 (5b), unten wo die Ecke im Seilverlauf ist, befindet sich der Stand nach L4 (6a+). Im Ropesolo-Modus liessen sich diese beiden Abschnitte problemlos verbinden (ca. 35m Kletterstrecke). Das geht sicher auch in Seilschaft mit Verwendung einer langen Exe am Stand, wobei sich der Link L5/L6 noch deutlich mehr anbietet.

L6, 20m, 6b: Nochmals ein sehr schöner Abschnitt mit rätikonartigem Fels und Steilplattenkletterei. Die mit 6b (oder 6a A0) angegebene Stelle im ersten Drittel konnte ich so nicht nachvollziehen. Dazu müsste man schon übertrieben direkt in Hakenlinie klettern. Links gibt's hingegen gute Griffe, von welchen man die Bolts problemlos klippen kann (selbst das ursprüngliche, noch 20cm weiter rechts steckende Exemplar). Denke mehr wie 6a ist das nicht?! Weiter geht's direkt aufwärts, ganz am Ende wird der Fels etwas rund und staubig, kurz vor dem Ausstieg kann wohl drückende Nässe ein Problem darstellen.

Ausblick auf die letzte Seillänge (L6, 6b), die nochmals tollen Fels bietet.

Etwas vor 18.30 Uhr und damit nach rund 2:45h Kletterei hatte ich das Top in einer einwandfreien Onsight-Begehung erreicht. Im Topo ist nur das Abseilen beschrieben. Doch meine Vermutung, dass man nach oben aussteigen kann und dann zu Fuss weiter, bestätigte sich zum Glück (20m rechts vom Ausstieg beginnt zudem die Rampen-Abseilmöglichkeit bei einer Eisenstange). Nachdem ich mein Material gepackt hatte, lief ich die wenigen Schritte hoch zum markierten Bergweg, über welchen man in ein paar Minuten das Gipfelkreuz erreichen kann. Eine absolut fantastische Aussicht bei einer Top-Abendstimmung erwartete mich - welch ein Genuss, dem ich mich gerne hingab! Natürlich hätte man diesen noch bis zum Eindunkeln zelebrieren können, doch es wartete ja noch ein ziemlich weiter Weg retour nach Brunnen. 

Panorama vom Ausstieg der Route, was für ein wundervoller Abend.

Um 19.00 Uhr ging ich am Gipfel los, stieg über den mit Drahtseilen versicherten Steig via Chaisertor in die Nähe vom Einstieg ab und ging dann ohne übertriebene Eile zurück zur Lidernenhütte (20.00 Uhr). Die Bahn war schon nicht mehr in Betrieb, so dass ich durch das Proholz zu Fuss absteigen musste. Das hatte ich bisher noch nie so gemacht, wobei dies sehr zügig in ~30 Minuten geht und im Vergleich zu einer Bahnfahrt insgesamt kaum zusätzliche Zeit kostet. Es blieb noch der Downhill mit dem Bike, was meist in rauschender Fahrt passiert - wobei zwei Gegensteigungen mit +200hm die Beine nochmals fordern. Um 21.00 Uhr hatte sich der Kreis schliesslich geschlossen. Was für eine geniale und genussvolle Tour war das gewesen!

Fantastisches Ambiente mit tollen Verblauungen am Gipfel des Chaiserstock.

Facts

Chaiserstock - Cyndarella 6c+ oder 6a+ A0 (6a obl.) - 6 SL, 140m - B. & K. Müller 1990 - ***;xxxx
Material: 1x60m oder 2x50m-Seil, 10 Express, Cams/Keile nicht nötig

Sehr schöne, kurze und gut abgesicherte Route mit Plaisircharakter in fantastischer Umgebung. Es gibt drei kurze Stellen (gleich am Einstieg, die Platte in L4, sowie im ersten Drittel von L6) die etwas höhere Schwierigkeiten bieten, jedoch auch mit Hakenhilfe oder einem Pendelquergang umgangen werden können. Der Rest bietet genussvolles Steigen, welches sich meist im fünften Franzosengrad abspielt. Seit der Sanierung durch die Erschliesser im 2025 ist die Route mit rostfreiem Material prima abgesichert, mobiles Material ist nicht nötig. Mit 2x50m-Seilen kann ich 4 Manövern über die Route abgeseilt werden, mit 1x60m und Nutzung jedes Standplatzes (d.h. 6 Manöver) sollte es auch möglich sein. Bequem und zügig ist auch der Fussabstieg über den markierten Steig via Chaisertor. Das Topo zur Route findet man auf der Seite vom Erschliesser Bruno Müller. Vielen Dank für eure Arbeit!