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Samstag, 25. August 2012

Fotogalerie Deep Blue Sea

Von der Tour selber, d.h. der Deep Blue Sea (7b+) am Genfer Pfeiler / Eiger wurde bereits an dieser Stelle berichtet. Die Fotoapparate meiner beiden Kameraden haben noch einige tolle Bilder hergegeben, welche ich an dieser Stelle veröffentlichen darf. Wenn schon ein Bild mehr als Tausend Worte sagt, dann will ich jetzt nicht mehr viel tippen, sondern lasse die visuellen Eindrücke sprechen.

Den Text unten hatte ich in 20 Minuten gelesen, als ich per öV zum Treffpunkt fuhr...


Doch der Eiger stand zum Glück solide wie eh und je da. Im zentralen Wandteil allerdings sehr stark ausgeapert. Die drei Eisfelder sind praktisch verschwunden, und auch die Spinne schmilzt rapide dahin, Sturzbäche entleeren sich von dort über die Wand.


Den Abseilstand für die alte Piste und die Freakonomics zu finden, ist nicht schwer. Das überlasse ich jetzt einmal dem Spürsinn jedes einzelnen. Hier aber noch eine Bemerkung zur Frage, ob man in der Falle sitzt, wenn man auf das Band abgeseilt hat:

Ein Rückzug aus dem unteren Teil der Route erfordert Abseilen auf das Einstiegsband, eine Traverse auf dem Band (teilweise Fixseile und einige BH) und danach ein Hochklettern der alten Abseilpiste. Diese umfasst 3 SL (35m, 35m, 10m) mit Schwierigkeiten von ungefähr 4a. In den steilen, schwereren Abschnitten ist der Fels meist fest, in den flacheren Abschnitten hingegen von viel Geröll bedeckt. Auch ist die Wand oft nass. Fixe Zwischensicherungen sind keine vorhanden, in der untersten SL sind aktuell (Sommer 2012) einige Seile in desolatem Zustand präsent. Der erste und der zweite Stand weisen je 1 Inox-BH auf, plus NH, sowie alte 8er-BH. Fazit: im Notfall machbar, aber nicht wirklich empfehlenswert! 

Wenn mir jemand 50 CHF für die Bolts und zwei, drei alte Kletterseile spendiert, dann werde ich das nächste Mal, wenn ich vor Ort bin, die Fixseile ersetzen und den alten Gerümpel ins Tal tragen. An den 3 Ständen würde ich sicherstellen, dass je 2 zuverlässige Inox-Bolts stecken, und auf den unteren beiden Seillängen je 2-3 als Zwischensicherung für einen Aufstieg im Notfall. Auch die Traverse vermag noch 2 zusätzliche Bolts vertragen. On verra, wenn sich etwas tut, so wird auf diesem Blog sicher darüber berichtet...


Die beiden Bilder oben und unten zeigen das steile Abseilen über die Freakonomics. Beide sind am selben Ort aufgenommen, d.h. in der zweiten Seillänge jener Tour, bewertet mit 7a.


Damit man dann tatsächlich in die Deep Blue Sea startet, muss man auch noch ein bisschen aufpassen. Auf dem Einstiegsband befindet sich ganz rechts, nahe der grossen, fast schluchtähnlichen Verschneidung, die Freakonomics mit 1 Inox-BH am Einstieg (Plättli mit grosser Öse, Marke Cassin). Geht man nach links, folgt erst ein noch nicht fertiggestelltes Projekt mit ebenfalls 1 Inox-BH am Einstieg (nicht-kommerzielles Plättli mit grosser Öse, Typ Irniger) und Schlinge drin. Die nächste Route links ist dann die Deep Blue Sea. Auch da steckt am Einstieg 1 BH (verzinkt, nicht kommerzielles Plättli mit kleiner Öse, siehe Foto unten). Noch weiter links beim angelehnten Pfeiler startet dann die Spit Verdonesque Edenté.  


Unten auch noch ein Blick auf den Start in die erste Seillänge vom Einstieg. Das kleine Dächli ist auch sehr charakteristisch und kann helfen, sich ganz sicher zu sein.


Bild unten: der Autor im Nachstieg, in der Crux von SL 1 (6b+). Da ist durchaus etwas Finesse erforderlich. Hans hinten hat (noch) gut lachen, er ist noch auf ein paar einfachen Metern unterwegs.


Von der dritten Seillänge (7a) kann ich gleich mehrere interessante Shots präsentieren. Im ersten faltet sich Dani unter das Dach, dessen Überwindung die Crux dieser Länge präsentiert... 


Hier nun me myself im Nachstieg auf den letzten Metern, wo es nur noch ein bisschen Ausdauerkraft braucht (die zu jenem Zeitpunkt noch reichlich vorhanden war, wie man dem Blick entninmmt).


Das Video von derselben Stelle mit Hans als Akteur vermittelt dann einen guten Eindruck der Kletterei. Zur Audiospur sage ich jetzt mal: no comment...


Das folgende Bild zeigt gut die Steilheit zu Beginn der 4. SL (7b+), und dabei ist der Horizont erst noch ein bisschen schief. Einfach saumässig drückend die Wand hier. Gute Krallerleisten zwar, aber Rumtrödeln liegt ganz sicher nicht drin.


Das nächste Bild ist aus der kühnen, dynamischen Stelle am Ende von SL 5 (7a+). Von den beiden Griffen, die ich hier halte, muss an den Henkel hochgeschnappt werden. Freude macht mir hier (im Gegensatz zu diesem Bild), dass die Finger- und Handstellung nun optimal passt. Sowas macht man in dieser Situation natürlich nicht bewusst, doch im Boulderraum hatte ich stundenlang geübt, um präzise eine effiziente und möglichst wenig verletzungsanfällige Position automatisch einzunehmen.  


Die 6. SLhat sich als nicht sonderlich fotogen entpuppt, darum geht es hier nun gleich mit der kühnen 7. SL (7a) weiter, von welcher gleich mehrere Shots folgen. Es handelt sich um technisch anspruchsvolle Kletterei, welche einfach richtig Biss braucht.


Diffizil ohne Ende, zwischen mir und dem Wandfuss, der mehrere Hundert Meter tiefer liegt nur Luft...


Die Länge bleibt anhaltend bis ganz zum Ende, wo noch eine Querung auf Reibung und an Slopern wartet. Mehrere Meter über dem Haken natürlich, es gilt, kühles Blut zu bewahren.


Der Start in SL 8 (7b+), kompakte Wand, technisch und kräftig zugleich.


Die letzten Meter dieser SL dann gemütlich und an der Sonne genussvoll.


Das war's! Der Autor vor dem Abstieg über die Westflanke. Hinten die Jungfrau (4195m) und ihre Trabanten. 


Montag, 20. August 2012

Eiger / Genfer Pfeiler - Deep Blue Sea (7b+)

Den Eiger mit Sportklettern zu assoziieren, da denken viele, das sei grundfalsch. Doch dabei ist es gerade anders herum: wenn man es nicht tut, so verpasst man etwas! Nämlich zum Beispiel die Deep Blue Sea. Ich habe ja nun wirklich schon sehr, sehr viele MSL-Touren in vielen verschiedenen Gebieten beklettert. Doch nicht nur aus einer Laune heraus, sondern nach reiflicher Überlegung kann ich sagen: die Deep Blue Sea ist echt das Beste, was mir bisher unter die Finger gekommen ist. Ambiente, Linie, Ausgesetztheit, der gerade im richtigen Mass griffige Fels mit Leisten, Löchern und Querschlitzen, die beständig athletisch-anhaltende Kletterei, das wird einfach kaum mehr zu toppen sein!

Übersicht und Fototopo mit Routenverlauf der Deep Blue Sea am Genfer Pfeiler des Eigers 
Bei all dem Lob, um die Route zu wiederholen, müssen die Bedingungen gegeben sein. Das heisst, eine stabile Wetterlage, ohne Gewitter, hochsommerlich warm (>= 30 Grad im Flachland, möglichst hohe Nullgradgrenze und wenig Wind), und auch möglichst trocken im Vorfeld, denn sonst könnte noch Nässe drücken. Und nicht zu vergessen: "Strom i dä Hosä", sprich Fingerkraft, Ausdauer, technische Fertigkeit und eine solide Vorsteigerpsyche.

Da kam das Weekend mit der perfekten Wetterlage, mit Hans war auch ein motivierter Tourenpartner bereit. Obwohl die Route schon lange einen Traum von mir darstellt, entschied ich mich nach reiflicher Überlegung dagegen - ich schien einfach (noch?) nicht bereit, die ganze Herausforderung im Vorstieg zu meistern. Geändert wurden die Pläne dann mit einen SMS von Dani, der kurzfristig einen Partner für den Eiger suchte. Statt einem einzigen konnte ich ihm nach kurzer Rücksprache mit Hans zwei anbieten, und nach einigen Telefonaten war es dann gebongt, und der Aufbruch schon nahe.

Doppelter Eiger. Von oben gesehen ist das Beschneiungs-Reservoir allerdings keine Zierde.
Wir entschieden uns schon am Vortag anzureisen. Einerseits, um genügend Zeitreserven für die Tour selbst zu haben und sie auch sicher zu Ende klettern zu können. Andererseits erwarteten wir auch mehrere Seilschaften mit dem gleichen Ziel wie wir, und so wollten wir uns mit einem frühen Aufbruch die Pole Position sichern, um nicht ins Gedränge zu kommen. Weil das Guesthouse am Eigergletscher nicht mehr geöffnet ist, muss entweder auf der Kleinen Scheidegg übernachtet werden, oder dann ist ein Biwak fällig.

Der aussichtsreiche und komfortable Biwakplatz auf dem Rotstock (2663m) ist erreicht.
Wegen dem perfekten Wetter entschieden wir uns für das Biwak. Unmittelbar oberhalb der Station Eigergletscher gibt es sehr gute Möglichkeiten dazu, und bei entsprechendem Verhalten wird dies auch toleriert. Man kann aber gut auch noch weiter oben schlafen, eigentlich auf dem ganzen Zustieg zum Genfer Pfeiler findet man geeignete Möglichkeiten. Wir stiegen schliesslich auf den Rotstock und legten unsere Matten und Schlafsäcke auf die flachen Platten an dessen Gipfel. Hier gab es Abendsonne und Panorama satt, einfach perfekt!

Sonnenuntergang, danach Tausende Sterne und Sternschnuppen satt. Fantastico!
Nach einem Travel Lunch legten wir uns schon bald aufs Ohr. Am nächsten Morgen brachen wir um 6.40 Uhr auf und erreichten in ca. 30 Minuten den Fuss des Pfeilers. Wir entschieden uns für das Abseilen über die Freakonomics. Hier erreicht man in 3 steilen, ja gar überhängenden Abseilern das Einstiegsband. Meines Erachtens die viel bessere und auch schnellere Option als die alte Piste weiter westlich, da nicht geröllig und von Steinschlag gefährdet, besseres Hakenmaterial, und die lange Querung zum Einstieg entfällt auch. Bis wir aufgerödelt und zum Einstieg bereit waren, verging nach unserer Ankunft nochmals rund eine Stunde, d.h. um ca. 8.10 Uhr konnte es losgehen.

So sieht es am Einstieg aus. Wenn man über Freakonomics abseilt, muss man nur etwa 40m weit queren.
SL 1, 6b+: Die Einstiegsplatte ist für alle Touren am Pfeiler ähnlich. Die Kletterei knapp senkrecht, mit guten Horizontalleisten gespickt und genussvoll. Während der Beginn gut abgesichert ist, wartet nach dem 5. BH ein 15m-Runout. Die Kletterei dort ist aber recht easy (ca. 6a+) und man kann auch mal einen zweifelhaften Camalot in einen Querschlitz stopfen. Ein Sturz ist aber keine Option. Die Crux dann vom letzten Bolt an den Stand, technisch anspruchsvolle Wandkletterei, mit den schwersten Moves etwa 2-3m über dem Haken. (50m, 6 BH, xx).

Blickt man vom Einstieg nach oben, dann schluckt man schon leer. Sieht irre steil aus die Wand...
SL 2, 6b+: Hier wird das Gelände nun schon überhängend. In einem geschickten Rechtsbogen führt die Route aber noch mit gemässigten Schwierigkeiten hoch. Der Fels ist recht gut, rötlich und mit Tropflöchern. Wohl ist nicht alles zu 100% solide, aber für einen geübten alpinen Sportkletterer sollte das total problemlos sein. (4 BH, 35m, xxx).

Die ersten beiden Längen sind ideal zum Aufwärmen. Dani in SL 2, 6b+.
SL 3, 7a: Achtung, nicht nach links zum Verhauer-BH klettern, sondern rechts über das Dacherl hinweg. Es ist gar nicht so einfach, den Henkel an der Dachkante zu erlangen, danach gilt es, sehr athletisch und powerig darüber hinweg zu kommen. Am einfachsten geht es, indem man in den Spalt eines etwas abgetrennten Blocks greift und volle Pulle dülfert. Man versucht ihn so nun aber wirklich, mit voller Kraft aus der Wand zu reissen. Zum Glück aber blieb er dort..., denn die Nachfolger-Seilschaft war gerade mit der Einstiegsplatte beschäftigt und exakt in Schusslinie (!!!). Nach der Dachcrux geht es erst etwas einfacher und griffig dahin, vor dem Stand fordert dann eine athletische Passage an Leisten und Seitgriffen nochmals Power (6 BH, 35m, xxx). Hinweis: offenbar ist es nach dem Einstiegsdach ziemlich logisch, gerade hinauf in der hier sehr nahe verlaufenden Merci la vie (Schäli/Vilanueva/Caprez 2020, 8a) weiterzuklettern, was regelmässig zu Verhauern führt. Die Deep Blue Sea quert nach dem dritten BH dieser Länge deutlich nach rechts, siehe Topo unten!

Kleiner Stunt zu Beginn von SL 3, 7a. Aber kein Problem für ihn, er putzt ja jeweils seine Zähne auch in dieser Stellung ;-)
Toposkizze der unteren Längen der Deep Blue Sea.
SL 4, 7b+: Vom Stand deutlich nach links queren und dann gerade hoch. Hier folgt gleich die Cruxzone mit sehr athletischer Kletterei an eigentlich ganz guten, aber kleinen Leisten und ordentlicher Steilheit. Saumässig pumpig, und so muss ich mich prompt kurz bevor es wieder etwas griffiger wird ins Seil setzen - schade, mit dem kompletten Flash-Nachstieg wird also nix. Anhaltend kräftig geht es weiter, wer Reserven hat, kann hier und da etwas schütteln. Nach einer Rechts-Links-Ecke wird es kurz nochmals markant schwerer, bevor es dann etwas einfacher, zuletzt einem Riss entlang (dort weiter Runout, aber gute Cam-Möglichkeit), zum Stand geht (7 BH, 35m, xxx(x)).

Hans steigt nach in SL 3, 7a. Nach dem Dach zu Beginn hier nochmals kräftig. Unten die Nachfolger in SL 1, genau in Schusslinie.
SL 5, 7a+: Man schaut hoch, sieht die weiträumige Absicherung und denkt "dann wird es vermutlich nicht so schwer sein". Ist nicht ganz falsch, die 15-20m bis zum 3. BH sind ca. 6c+, griffig-steil-anhaltend, runterfallen ist eher weniger empfehlenswert. Vom 3. BH geht es dann nur 1m zum 4. BH, über den Wulst hinweg folgt die erste Crux, powerige Leistenkletterei. Nach 2-3m wird es wieder griffiger, aber es bleibt anhaltend (ca. 6c+/7a-Gelände) und der nächste Bolt folgt erst etwa 6m später (!!!). Ein Sturz wäre ungefährlich, aber weit. Dann nochmals ein weiter Abstand in Henkelgelände, etwas rechts halten, BH klippen, athletisch hoch, nochmals klippen und dann die zweite, kühne Crux: nach rechts traversieren, dynamisch hochschnappen (BH ist ca. 1.5m links bei den Füssen), auflösen und an griffigen Leisten anhaltend hoch zum bequemen Stand in der Nische. Das Beste vom Allerbesten: einfach der Oberhammer, diese SL (7 BH, 50m, xx)!!!

Anspruchsvoll, aber der Oberhammer: SL 5, 7a+. Dani auf dem weiten Weg zum 2. BH dieser Länge. Bitte nicht runterfallen...
SL 6, 7a+: Linksquerung aus der Nische raus, und athletisch-griffig über den Wulst hinweg. Es folgt athletische Ausdauerkletterei an schönen Leisten, Löchern und Querschlitzen. Auch hier muss deutlich über die Haken gestiegen werden, jedoch ist das hier für die Psyche deutlich komfortabler als die SL zuvor. Die Crux folgt dann vom letzten BH zum Stand: entweder rechtsrum an Seitgriffen oder gerade hoch an kleinen Leisten mit Abschlussschnapper. Beides geht, Dani schien es rechtsrum logisch/einfacher, mir hingegen direkt (30m, 5 BH, xxx).

Quergang zu Beginn von SL 7, 7a. Hier kann auch der Nachsteiger einen ordentlichen Sturz hinlegen. Aber Hans packt's!
SL 7, 7a: Vom Stand weg mehrere Meter nach rechts-abwärts queren, hier muss auch der Nachsteiger parat sein, auch wenn es nicht so schwer ist (ca. 6b/c). Danach geht es los, und es hört bis zum Stand nicht mehr auf mit der anhaltend anspruchsvollen Kletterei. Erst athletisch an Leisten, dann einem kniffligen Riss entlang, schliesslich etwas weniger steil und technischer/feiner werdend an Tropflöchern, mit einer kühnen Surprise zum Schluss, wo ein Dach in einem Linksbogen um- bzw. überklettert wird. Die Absicherung auf der ganzen Länge voll obligatorisch und teilweise richtig weit! Gut, ich bin ja im Nachstieg, muss mich aber an einer Stelle wegen ausgehendem Saft ins Seil setzen, wo ich kaum daran zu denken wage, wie weit da ein Sturz geworden wäre. Aber, das muss man auch sagen, er wäre ins Leere gegangen und ungefährlich gewesen. Auch schien mir diese SL im Vergleich zum Rest hart bewertet, sprich sogar schwerer als die beiden 7a+ zuvor. Dieser Eindruck liegt aber vielleicht daran, dass ich die beiden 7a+ mit vollem Einsatz auf dem letzten Hemd geflasht hatte, und nun bereits platt war (50m, 8 BH, xx).

Die letzten Meter von SL 7, 7a. Hans steht schon über dem letzten BH, und zum Stand hin ist es noch echt schwer!
SL 8, 7b+: Hier hat sich wohl schon manch einer gedacht "würde die Route doch dem einfacher wirkenden (dafür wohl etwas brüchigen) Riss entlang führen". Aber nein, die Erstbegeher haben den schweren Weg links durch die kompakte Wand gewählt. Und da wartet nochmals eine Stelle im Grad 7b+, pressig an Seitgriffen, schwer zum Hinstehen, kräftig und technisch zugleich. Erst ganz gut unterwegs, flatze ich doch plötzlich ab... wird wohl schon manchem so gegangen sein. Nach dieser Passage quert man an guten Löchern in den Riss, folgt diesem kurz und hält dann rechts in die leicht splittrig/schuppige Wand hinaus, wo nochmals eine athletische Passage über 2 BH (ca. 7a) folgt. Dann erreicht man endlich weniger steiles Gelände, quert nach rechts hoch (!!!) und klettert über eine Reibungsplatte mit schönem, rauhen Fels zum Stand (7 BH, 50m, unten xxxx, oben xxx).

Hier darf die Anspannung nun abfallen. Gemütliche Reibungsplatte mit Tiefblick zum Schluss von SL 8, 7b+.
SL 9, 4c: Abschlusslänge zum Gipfel. Der Beginn in einer engen Rissverschneidung gar nicht so einfach, ob das jetzt wirklich eine 4c ist? Keine Ahnung, ist aber auch egal. Danach wird das Gelände markant einfacher, der Fels ist nicht mehr so solide, insgesamt aber problemlos. Weit oben steckt nochmals ein BH als Zwischensicherung, ganz oben einer zum Nachnehmen. Diese sind offensichtlich gesetzt und gut auffindbar (2 BH, 50m).

Top of Geneva Pillar, ein wahrer Rummelplatz. Die werte Dame in Strassenschuhen hat eben ihren Basejumper-Freund zum Pilz begleitet.
Um 16.30 Uhr erreichen wir begeistert das Top. Das war jetzt einfach genial! Wir haben wohl viel Zeit gebraucht, aber sie uns (vor allem im oberen Teil) auch genommen, denn es war klar, dass es auf den letzten Zug um 18.10 Uhr reichen würde. So haben wir uns an den Standplätzen stets etwas verpflegt, und Unterarmen und Bizeps die nötigen Ruhepausen gegeben. Wie vermutet waren die Kletterbedingungen sehr angenehm. Zum Sichern war eine Softshell auf jeden Fall dienlich, geklettert bin ich jeweils im leichten Faserpelz-Pulli. Und ja genau, ich hatte mich für eine dünne, lange Unterziehhose entschieden, was goldrichtig war. Für "Hitzige" wäre es bei diesen Rekordtemperaturen auch ohne gegangen, denke ich.

Die Abstiegsrinne mit den Fixseilen. Diese und die Personen sind mit scharfem Blick knapp erkennbar.
Etwas verblüfft sind wir zu sehen, wie viel Volk sich in der Eiger-Westflanke tummelt. Bergsteiger im Abstieg vom Mittellegi, Base-Jumper und ihr Anhang, teilweise Leute die null Alpinerfahrung haben und mit Halbschuhen unterwegs sind! Aber OK, es ist auch niemand in Schwierigkeiten und wir selber sind auch nicht viel besser, machen wir uns doch in den Kletterfinken auf den Weg zurück zum Depot. Das geht problemlos, natürlich muss jeder für sich selber entscheiden, ob er (Turn!)schuhe mit die Route hochnehmen will, nötig ist es auf jeden Fall nicht. Erwähnt sei hier auch noch, dass die Route auch gut mit Hilfsseil und Haulbag gemacht werden kann, ausser in SL 1 und SL 9 ist es stets überhängend.

Für den Abstieg quert man etwas in die Westflanke hinein und hält dann sobald wie möglich nach unten (Steigspuren und Steinmänner vorhanden). Dies führt einen zur Rinne, wo ein Fixseil ein rasches Absteigen bzw. Abseilen erlaubt, so dass man vom Fuss der Westwand des Genfer Pfeilers in einer kurzen Traverse rasch das Depot beim Freakonomics-Abseilstand erreicht. Man könnte scheints auch weiter in die Westflanke hineinqueren und dort in etwas einfacherem, aber unversichertem Gelände absteigen - dazu kann ich mich aber nicht genauer äussern.

Der m.E. beste/einfachste Zu- und Abstieg zum/vom Genfer Pfeiler, ca. T5, Fixseil-Rinne ist gepunktet. Andere Varianten sind auch möglich.
Wir indessen machen uns an den Abstieg, laden unterwegs noch unser zurückgelassenes Biwakmaterial auf und wünschen der Seilschaft, die mit dem gleichen Ziel wie wir dort inzwischen Lager bezogen hat, für die morgige Tour viel Glück. Mit komfortabler Reserve erreichen wir die Station Eigergletscher, es reicht noch für einen Most zu trinken und ein Souvenir für die Familie zu kaufen. Die Kinder müssen zwar heute leider nochmals ohne Papi ins Bett, bzw. er muss das Schlaflied via Telefon singen, doch für diese Tour hat sich jeder Aufwand und jede Unannehmlichkeit mehr als gelohnt!

Mein Traum, mein Ziel und gleichzeitig mein Vorsatz ist es, Kraft, Technik und Psyche weiter zu verbessern, so dass ich diese Route dereinst komplett im Vorstieg Rotpunkt werde meistern können! Mal sehen... und ab in den Boulderkeller.

Facts

Eiger - Genfer Pfeiler - Deep Blue Sea (7b+, 7a obl.) - 9 SL, 320m - Ruhstaller/Rathmayr 2001/2002 - *****, xx-xxx
Material: 12 Express, Camalots 0.3-1, evtl. 2. 2x50m Seile reichen gut, ein Rückzug ab Stand 7 erfordert 2x60m oder Bastelei.

Mit Sicherheit eine der besten und eindrücklichsten MSL-Touren im ganzen Alpenraum, besser geht es kaum mehr. Die Kletterei ist fast durchgehend überhängend und athletisch, der Fels vorzüglich und griffig mit Henkeln, Leisten, Tropfloch-Kratzern und teilweise grossen, sloprigen Löchern. Linie, Erlebniswert und Ausgesetztheit sind einmalig. Die Absicherung ist als eher fordernd zu bezeichnen: es stecken solide Bolts, welche die Schlüsselstellen gut absichern und für Wiederholer fair platziert sind. Den Grad 7a sollte man allerdings auch 3m über der letzten Sicherung draufhaben, sonst kann man sich auf viele Flugmeter einstellen. Dank der steilen, kaum gegliederten Wand würden aber auch weite Stürze bei entsprechend dynamischer Sicherung vermutlich glimpflich ausgehen.

Wissenwertes

  • Der Einstieg der Route befindet sich zentral am Genfer Pfeiler und ist mir einem einzelnen Bohrhaken (verzinktes, nicht-kommerzielles Plättli mit kleiner Öse, wo nur 1 Karabiner Platz findet) markiert. Von Westen her kommend passiert man zuerst den Einstieg der Freakonomics (1 Inox-BH, Cassin-Plättli mit grosser Öse), und danach 1 Projekt (1 Inox-BH, nicht-kommerzielles (Irniger)-Plättli) mit grosser Öffnung.
  • Eine in Stil und Sicherungsabständen ähnliche Route finde ich die Sternschnuppe an den Wendenstöcken. Auch dort will im einfachen, griffigen Gelände oft weit über die Sicherungen hinausgestiegen werden, die Bolts kommen aber zuverlässig, bevor es wieder schwer wird. Man beachte bei diesem Vergleich: die Sternschnuppe ist 2 volle Buchstabengrade einfacher (6c+, 6b obl.), also eine ganz andere Schuhnummer.
  • Der Fels ist wie erwähnt fast durchgehend sehr gut, und Steinschlag aus höheren Zonen droht ob der Steilheit keiner, d.h. die Route ist mindestens ebenso sicher wie jede Tour an den Wendenstöcken oder im Rätikon. Man beachte jedoch, dass in den SL 2-3 gelöste Steine exakt die Einstiegslänge bzw. den Stand am Routenanfang treffen. Klettert jemand dort, ist es durchaus denkbar, dass in den SL 2-3 ein Griff oder Tritt ausbricht.
  • Obwohl nur 9 SL, bzw. sogar nur 6 schwere SL warten, braucht eine Begehung ihre Zeit. Die Schwierigkeiten sind anhaltend und die Seillängen lang. Die 10 Stunden von Ankunft der ersten Bahn auf Eigergletscher (8.10 Uhr) bis zur Abfahrt der letzten (18.10 Uhr) sind für schnelle Seilschaften gut machbar. Grosse Verzögerungen und Wartezeiten liegen aber nicht drin, denn der Zustieg zum Depot dauert etwa 1 Stunde, Bereitmachen und Abseilen etwa 45-60 Minuten, und der Abstieg auch nochmals etwa 1 Stunde.
  • Ein Rückzug aus dem unteren Teil der Route erfordert Abseilen auf das Einstiegsband, eine Traverse auf dem Band (teilweise Fixseile und einige BH) und danach ein Hochklettern der alten Abseilpiste. Diese umfasst 3 SL (35m, 35m, 10m) mit Schwierigkeiten von ungefähr 4a. In den steilen, schwereren Abschnitten ist der Fels meist fest, in den flacheren Abschnitten hingegen von viel Geröll bedeckt. Auch ist die Wand oft nass. Fixe Zwischensicherungen sind keine vorhanden, in der untersten SL sind aktuell (Sommer 2012) einige Seile in desolatem Zustand präsent. Der erste und der zweite Stand weisen je 1 Inox-BH auf, plus NH, sowie alte 8er-BH. Fazit: im Notfall machbar, aber nicht wirklich empfehlenswert!
  • Wie oben im Text erwähnt, ist es nicht hochsommerlich warm, windstill und mit trockenen Vortagen, so ist die Kletterei höchstens für Hartgesottene geniessbar. Die Sonne bescheint den Genfer Pfeiler erst ab dem späteren Nachmittag (ca. 17.00 Uhr), man wird also praktisch den ganzen Tag im Schatten klettern.
  • Im Zu- und Abstieg von dieser Route befindet man sich im Gefahrenbereich des grossen Hängegletschers, der immer wieder Brocken abwirft. Daher ist ein Abstieg über den Klettersteig Rotstock keine dumme Idee. Man kommt so auch wieder in der Nähe des Einstiegs vorbei und kann ein allfälliges Depot aufheben. Mein Beitrag gibt noch mehr Hinweise.
  • Hier geht es zur Galerie mit weiteren Fotos und einem Video aus der Route.

Dienstag, 14. August 2012

Rätikon / Schweizereck - Schatila (7c)

Nach seiner Hochzeitsreise soll es heute die erste MSL-Tour der Saison zusammen mit Dani werden. Während es ihn immer magisch an seine Hausberge zieht, kann ich ihn dann doch für das auch nicht ferne Rätikon begeistern. Ans Schweizereck soll es gehen, dort haben wir zusammen schon die Solo Para Locos geklettert. Da er die Lilith kennt, und ich bereits Intifada und Schweizerzoo gemacht habe, ist die Schatila die logische Wahl.

Auf gut ausgeebneter Piste erreichen wir den Melkplatz und im Nu über den kurzen Drahtseil-Klettersteig den Einstieg. Regenfälle in den vergangenen Tagen hinterlassen in den Wänden ihre Spuren in Form von schwarzen Wasserstreifen. Für uns sieht es aber recht gut aus, soweit man die Linie verfolgen kann, ist es trocken. Die Intifada andererseits, die wäre nicht gegangen. Aber logo, irgendwie müssen all diese Tropflöcher ja auch entstehen. Als wir am Einstieg sind, macht die Schatila ihrem Namen alle Ehre: die Sonne kommt hier erst nach der Mittagszeit um die Ecke, und dementsprechend etwas frostig-kühl ist die Atmosphäre. Der hartgesottene Sportkletterer würde von idealen Bedingungen sprechen, der Geniesser zieht seine Softshell an. Angemerkt sei an dieser Stelle auch noch, dass die Route ihren Namen nicht wegen ihrer Lage, sondern wegen diesem dunklen Kapitel der Zeitgeschichte erhalten hat.

Die Wand am Schweizereck mit Routenverlauf und Schwierigkeiten
Ich beschliesse schon am Einstieg, mich heute für einmal mit dem Nachstieg zu beschränken. Es wäre schade, im Vorstieg etwas zu "verheie", denn Dani hat hier Chance und Ambitionen für den kompletten Onsight-Durchstieg. Ausserdem kenne ich die Wand, und von der Intifada her weiss ich, dass auch die einfacher bewerteten Längen Knacknüsse sind, die mit manchmal weiträumiger, ganz sicher aber obligatorisch gehaltener Absicherung fordern. Um etwa 9.30 Uhr sind wir bereit und steigen ein.

SL 1, 45m, 6c: noch recht gemütliche Seillänge mit plattiger Wandkletterei in einigermassen strukturiertem Fels. Die Absicherung kann man als einigermassen gut bezeichnen, zwischen dem zweiten und dritten BH ist der Abstand allerdings so gross, dass man durchaus einen Bodenleger fabrizieren kann, wobei man dann sicher nicht mehr auf den eigenen Füssen ins Tal gelangt. Sechs Bolts auf 45m Kletterstrecke sind halt nicht der Luxus, zumal die Kletterei jetzt nirgends wirklich einfach ist.

SL 2, 25m, 7a: vom Stand ein noch gut gangbarer, plattiger Quergang nach rechts, dann nach links, entlang einer schwach ausgeprägten Schuppe hoch. Die Crux, ein Gegendruck-Bewegungsproblem folgt schon bald, ist aber mit nahe steckenden BH gut abgesichert. Hier hänge ich dann schon das erste Mal im Seil... Im Vorstieg richtig fordernd ist auch der Schluss, wo es etwa 7-8m im plattig-sloprigen Runout an den Stand geht. Hier sollen sogar schon 8B+ Boulderer gescheitert sein...

Sieht einfach aus, ist aber die erste sackschwere 7a-Stelle in SL 2, der kritische Blick ist voll berechtigt
Reibung total auf glattem, abschüssigem Fels: der Runout zum Schluss von SL 2.
SL 3, 25m, 7a+: gleich vom Stand weg richtig schwere, technisch äusserst anspruchsvolle Kletterei. Vernünftige Griffe und Tritte gibt es hier kaum, dennoch kann und muss man sich irgendwie hochzaubern, was mir an einer Stelle nicht auf Anhieb gelingt. Die Absicherung an dieser Stelle +/- wie im Klettergarten, ob der anhaltenden Natur der Sache aber ziemlich obligatorisch. Oben raus dann nicht mehr ganz so schwer und natürlich wieder plattig-sloprig. Einfach? Denkste!

Abadakabra Simsalabim... Hypertechnisches Geschurbel zu Beginn von SL 3, 7a+. Magische Kräfte könnten nötig sein.
SL 4, 35m, 6c+: sehr schöne, steilere und nun auch endlich etwas griffigere Seillänge. Weitgehend ist die Kletterei recht gemütlich im 6b+/6c-Bereich, nur die Crux will natürlich auch wieder deutlich über dem Haken bewältigt werden. Alles safe hier allerdings, und im Nachstieg kann ich hier auch problemlos durchsteigen.

Poweriger Kreuzzug, aber wenigstens mal sowas wie richtige Griffe. Crux von SL 4, 6c+.
SL 5, 25m, 7c: Achtung, hier muss man links halten, rechts führt eine im neusten Panico-Führer unverständlicherweise nicht mehr verzeichnete Verhauer-SL in die Sackgasse. Die Kletterei auch hier extrem technisch, die Wand schon steil, aber doch nur knapp senkrecht. Man muss an kleinsten Schüpplein moven, die Füsse meist auf Reibung, oder vielleicht mal an einem Tropfloch. Die Crux dann an einem leicht überhängenden Wulst, kleingriffig, athletisch und sehr untrittig. Im Prinzip gut und eigentlich klettergartenmässig abgesichert, aber sehr, sehr verpflichtend. Wer 7c in diesem Gelände nicht sauber draufhat, kommt hier nicht hoch. 

Man sieht's: Sloper soweit das Auge reicht, wenige Tropflöcher. Aber Henkel? Fehlanzeige. SL 5, 7c.
Zu sagen das seien die besten Griffe der Tour wäre übertrieben. Aber endlich was zum Halten am Ende von SL 5, 7c.
SL 6, 25m, 7a+: ab hier klettern wir nun endlich in der Sonne! So steil wie hier ist die Wand sonst nirgends, und tatsächlich gibt es nach dem Stand mal ein paar etwas grössere Griffe - allerdings alles Sloper, und gut hinstehen kann man auch hier nicht. Am steilen Wulst (d.h. der rechten Verlängerung des New Age Daches) setzt ein cooler Handriss an, wo man gar einige Klemmer benötigt. Diese SL kann ich nun recht easy durchsteigen, für mich fühlt sich das deutlich einfacher an wie SL 2 und 3. Auch die BH-Absicherung ist prima.

Eigentlich die einzige überhängende Stelle der Route, der Beginn von SL 6, 7a+.
SL 7, 35m, 7a: sehr schöne, plattige Kletterei in nun ausreichend strukturiertem, etwas kantigerem und rauherem Fels, so wie man es sich z.B. von den Kirchlispitzen gewohnt ist. Die Schwierigkeiten auch einigermassen überschaubar, gefühlt (bis auf SL 1) die bisher einfachste Sequenz. Unter dem Stand dann aber der Stopper: das grasige Gelände, wo sich der Stand befindet, sifft hier die ganze Wandpartie voll. Weil das öfter der Fall sein dürfte, ist der Fels belagig und daher alles super-glitschig. Der Hakenabstand ca. 8m, mit ungünstigem Sturzraum auf ein Bändchen. Schwierigkeit vielleicht so 6b - Dani meint, für ihn unpassierbar, er habe Angst um seine Fussgelenke, und kommt runter.

Endlich etwas rauherer und kantigerer Fels in SL 7, 7a.
Ich will mal den wesentlichen Teil dieser Länge noch klettern und oben nachschauen, ob ich mit mehr Reichweite vielleicht etwas ausrichten kann. Das scheint ganz und gar nicht der Fall zu sein, und ich sehe mich vor dem geistigen Auge mit kaputten Füssen in Kalymnos am Strand sitzen, während meine Freunde alle am Klettern sind. Dieses Risiko ist es mir dann doch nicht wert. Zuletzt probiert es Dani nochmals, mit dem gleichen Fazit: unpassierbar. Schade, so geben wir halt 25m unter dem Ausstieg auf. Dani baut die SL tschechisch ab (wuuaaahhh!). Mit 4x Abseilen sind wir danach zügig am Wandfuss und treten den Heimweg an. Schweizereck, du hast es mir wieder mal gezeigt!

Bye bye Schweizereck. Das nächste Mal dann die Lilith?!?
Facts

Rätikon - Schweizereck - Schatila 7c (7a+ obl.) - Wyser/Tischhauser/Steiner/Morel/Götz 1992 - 8 SL, 240m - ****, xxx
Material: 10 Express, 2x50m-Seil. Keile/Friends nicht nötig bzw. nicht Nutzen bringend einsetzbar.

Sehr anspruchsvolle, alpine Sportklettertour mit anhaltenden Schwierigkeiten. Auf den ersten 3 plattigen SL ist der Fels abschüssig-glatt und weist nur mässige Reibung auf, diese sind noch nicht so das Gelbe vom Ei. Danach wird die Kletterei etwas steiler, der Fels bleibt aber knapp strukturiert: häufig kleingriffig, schwer zum Stehen, Henkel und richtige Füsse gibt es nicht, insgesamt sehr anhaltend. Die BH sind an den schweren Stellen nie weit auseinander bzw. fast wie im Klettergarten vorhanden, die Sache ist aber dennoch sehr verpflichtend. Man kann sich hier halt einfach nicht an den Bolts zum nächsten guten Griff hochziehen, sondern muss praktisch jeden Meter ehrlich klettern. Bei wenigen einfacheren Stellen im Grad 6b, immer noch im plattig-anspruchsvollen Gelände, gibt es Runouts von bis gegen 8-10m, wo man sich bei Stürzen weh tun kann. 

Wissenswertes

  • Ein dem Führer Schweiz Extrem (Edition Filidor, 1994) entnommenes Topo, das von alpinrouten.de stammt, ist unten 'verhotlinkt'. Auch wenn nicht viele Details vorhanden sind reicht es für eine Wiederholung der Route problemlos aus.
  • Die Sonne bescheint den Einstieg ab ca. 12-12.30 Uhr, die steilen Längen im Mittelteil der Route sind sogar bis gegen 14 Uhr im Schatten. Ausser an hochsommerlich heissen Tagen mit >= 30 Grad im Flachland ist es im Schatten eher ungemütlich, und man steigt besser erst mittags in die Wand ein.
  • Achtung, bei Südwind (Föhn) bildet das nahe gelegene Schweizertor den einfachsten Übergang für die Luftmoleküle und entfaltet so eine Düsenwirkung. Dies ist bei der Wahl des Begehungszeitpunktes nebst dem Sonnenstand auch noch zu berücksichtigen.
  • Ein gutes Trainingsgebiet für die Anforderungen in der Schatila ist das Schibenchnölli oberhalb von Amden. Es wurde auch vom Duo Götz/Wyser erschlossen und bietet ebenso technisch anspruchsvolle Kletterei mit verpflichtender Absicherung.


Montag, 13. August 2012

Pizzo Badile - Via Cassin (6a)

Im Sommer 2008 konnte ich mit Kathrin Ricardo Cassins berühmte Route durch die NE-Wand des Pizzo Badile begehen. Ein unvergessliches Erlebnis und ein perfekter Tag. Selber mit diversen Topokopien unterwegs, und mit keiner davon restlos zufrieden, fertigte ich in den Tagen danach selbst eine Skizze an. Wir hatten mit eigenen Augen einen üblen 20m-Sturz mit anschliessender Helikopter-Rettung beobachten müssen, weil sich eine Seilschaft in ungutes Gelände verstiegen hatte. Meine Hoffnung war ein Stück weit, derlei Missgeschick zukünftig verhindern zu können, und dem Kletterer eine möglichst akkurate Vorstellung des Routenverlaufs zu geben. Auch heute noch ist diese Toposkizze aktuell und immer wieder erreicht mich ein dankendes Feedback dafür.  Darum präsentiere ich an dieser Stelle gerne nochmals mein Topo (neue Version vom 25.7.2022, alte Version vom 17.8.2008) zur Cassin-Route am Pizzo Badile. Viel Spass Euch allen, die Cassin ist echt eine Traumroute, welche eine Begehung auf jeden Fall lohnt!

Topo (neue Version, alte Version) zur Cassin-Route am Pizzo Badile

Update vom Sommer 2020: lange Jahre war mein Fotoreport unserer Begehung der Cassin auf einer alten Website einsehbar. Das ist nun schon eine Weile nicht mehr so. Da die Popularität dieser Route und auch dieses Blogbeitrags ungebrochen ist, wird der alte Report an dieser Stelle reaktiviert. Der Text ist ganz offensichtlich auf Englisch und wurde im 2008 verfasst. Es kommt immer erst jeweils das Bild und unterhalb die zugehörige Beschreibung.


That's where it all starts: the Capanna Sasc Furä. In 2008 it could be quickly reached from the end of the road above Bondo in about one hour of hiking over a steep, but very well maintained trail. As you may be well aware, this is no longer the case after the big rockslide from Piz Cengalo... and it now takes much more effort to get to Sasc Furä. The hut itself is nice and the wardens were very friendly, just the dorm beds were quite narrow. Behind you already see our goal: Pizzo Badile. The north ridge separates the sunny NW-face from the shady NE-face. The Cassin route leads through the latter.


And that's when it all starts. We set the alarm clock to 4am and left the hut by around 4.40am. We did the first 700m of elevation gain to P.2590 still in the dark. The terrain is mostly easy up to that point, just at the end some scrambling is required. There is no well established trail, but it's not too difficult to find your way: just head straight up all the time.

From P.2590, which we reached around 6am, you have to traverse some ledges towards the center of the NE face. This involves some sketchy downclimbing and a first rappel. Then, you have to traverse over smooth and wet slabs under a big neve. That's quite delicate, so that we belayed a pitch there (the day after our climb, a Russian climber fell about 60m there and suffered from life threatening injuries). Also, there is always the slight risk that the neve either collapses or slides down just in the very moment you are under it... this has also led to accidents in the past.

After the neve, some more traversing/scrambling is required, but the terrain gets a little easier and less exposed again. However, there was a quite competitive atmosphere, since everybody wanted to get on the route first... That's also the reason why I don't have any pictures of the traverse. Finally, at  around 7.15am we started with the first pitch.


There were five parties in front of us and around seven or eight more following. The crowds all seemed to do the Rebuffat diedre, a (nowadays common) variation to the original start of Ricardo Cassin. So it was logical for us to choose the Cassin start, which is a bit harder. The first couple of moves into the crack are in the 5c range. They are protected by 2 old pegs.
 
Here Kathrin is following our second pitch. Still off of the nowadays common route, I took a direct up some slabs. They were smoother than I first thought (maybe 5a/5b) and protection was marginal. But it paid off in the sense that at belay 2 of the nowadays common route, we had bypassed two parties and had advanced to position 4 in the queue.


We then simu-climbed until the first 5c+ pitch, which follows a steep dihedral. Not really hard, but not overly simple either. Some old pegs are in-situ there, but a few pieces have to be placed. As this is the first harder/steeper bit after some easy terrain, expect a bunch-up there. So it was the case and actually 3 parties were simultaneously leading the pitch. So never say that speed climbing is an unimportant skill! Fortunately, everybody was in good humour and all went well.


The last 2 parties that were in front of us then took a wrong turn. After the first 5c+ pitch, they first climbed too high towards Cassin's first bivy site. Then, they overcompensated their mistake with a long traverse to the left a definitely got off route. So after only 4 pitches of climbing, we had taken the lead and from now on could enjoy the route in solitude, without ever sharing a belay station with another party again!

However, be aware of the fact that routefinding in the NE face of Pizzo Badile is far from easy. The terrain looks (and actually is) climbable just about everywhere. There is hardly any in-situ gear that guides you, and if you find fixed gear, you are not necessarily on route. The bolted belays, they don't help with routefinding at all. They are each at least 50m apart and often hidden, too.


One of the two Polish climbers who used to be in front of us and then traversed off route took a bad fall and had to be rescued by helicopter. It wasn't half an hour earlier that I had still small talked to him on the belay in a good mood. To be quick, he lead in a rather bold style, almost without placing pro at all. I even had made a remark about how dangerous his climbing was, but he overplayed it. He then either slipped or broke a hold, so that he fell for about 20m. I watched it and it looked truly horrible, because he tumbled and hit the rock multiple times, totally out of control. We feared the worst, but fortunately the climber had no life threatening injuries.


We continued, and this is Kathrin following in pitch 8, graded 5a. The climbing in the Cassin route is not overly hard on "our" sport climbing scale. It's more an alpinistic challenge: routefinding, marginal protection, the length of the route. The rock is of good, sometimes even excellent quality. But nevertheless, there is one or the other loose flake and each ledge holds some "missiles". It wasn't an issue for us who were leading the pack at that point, but I guess with careless climbers above, rockfall could be problematic.


One then reaches the big ledge (called "Cengia Mediana"). Don't fool yourself that this is the halfway mark, it's at most at one third from the start to the summit and the climbing above is harder. Some advice for routefinding: you have to traverse the ledge almost to its left end, i.e. straight under the big roof, which is about 50m above. The belay is then about 10m higher at the beginning of the obvious dihedral.

The following pitch is the crux (6a). First, some old pitons can be clipped, then some cams are required. Finally, the dihedral has to be left early enough (after about 25m of climbing) towards the right. Don't go too high, even though there is more in-situ gear!

You then have to follow a faint ramp that traverses up and right. Climb over a tiny dihedral system and towards the obvious, big and steep corner. The bolted belay station is at its beginning and is not visible before you are there. Note that this pitch is close to 50m long.



The second pitch after "Cengia Mediana" follows the steep and impressive corner that nevertheless passes quite easily (several old pitons, 5b). After it ends, you again follow some sort of ramp (see Kathrin doing it) to the right and up. The belay bolts again are not visible from below, and the pitch is again 50m.


As mentioned, the rock quality is often excellent with very textured and structured granite. The slab routes here on the NE face of Pizzo Badile must be awesome to climb! However, the Cassin route mostly follows a classical line with dihedrals, cracks and chimneys. But I bet that "Another Day in Paradise" in the same face must be stellar...


This is Kathrin following the 4th pitch after "Cengia Mediana". It first takes a horizontal crack to the left. Then you have to head up, more or less taking the way of least resistance (no in-situ gear). The tower to the left and below Kathrin is the second bivy site of Cassin.

Note that the bolted belay isn't there (where you would maybe expect it), but about 15m higher, pretty much straight above. I found it to be a little "off route", i.e. to the right of the easiest line of climbing. The length of this pitch is again almost exactly 50m.


From the belay above the 2nd Cassin bivy, the route is obvious. Just follow the crack line towards the infamous chimney system. It starts with a benign crack (visible to the left of Kathrin's legs). Although there were some intermediate belay possibilities on pitons (really old and crappy ones, though), we decided to simu-climb for about 20-30m, such that I could make it to the next bolted belay. It's on the right of the crack and just before the start of the V-shaped section, about 70-80m from the last one...

The first pitch in the chimney that Kathrin is climbing here is quite awkward. It's the V-shaped part and if you stay in its ground, you will inevitably get jammed, stuck the rope and struggle. On the other hand, staying on the outside might be easier, but the you cannot place any protection at all... really I wish I had a movie of myself doing it, though it could well have a parental advisory mark ;-)



After the first belay in the chimney (which is an OK bivy site), it gets wider. The climbing is steep with bulges to pass, but surprisingly easy (a few pitons, around 5a/b), and it's again almost 50m to the next bolts. Not that this was the only pitch that we were in the shade. Here, it was quite chilly, but for the entire rest of the route, we were in the sun and (certainly for a north face), it was nicely warm, such that we could climb in T-shirts.


From the belay after the bulges pitch, there is another half of a pitch in the chimney (pitons, 5b). After about 20m you reach a narrow ledge, from where you can find pitons in really every direction. Note the climber below Kathrin just shortly before reaching that ledge. The "correct" route (i.e. the one which has bolted belays) goes straight up after the chimney and first offers face climbing, aiming for a prominent fissure. 


After the exit from the chimney, it's about 100 more climbing meters to reach the ridge, followed by another 4-5 pitches of easier climbing to the summit. The ambiance here was absolutely stellar, we felt closer to the sky than to earth. It had taken us a bit less than 8 hours to tackle the ~25 pitches from the start of the Cassin route to the summit. 


Almost down again! We descended over the south side which involves some exposed scrambling first and later some rappels from the prominent shoulder above Kathrin. Apparently, one can also abseil over the sunny slabs from higher up, but this requires 2x60m ropes (which we did not have). The downclimb to the Gianetti hut took us around 2.5 hours.


Many parties try to (or have to) head home after an ascent of Pizzo Badile as quickly as possible. That's a bit of a pain in the ass, since the way back from the south side to Bondo is long and quite laborious, no matter which option you choose. It's certainly much nicer if you have some extra time and do not need to rush. There are some excellent climbing objectives from Rifugio Gianetti, so it certainly pays off to spend a couple of extra nights there. That was exactly our plan and for the day after the Cassin, we had the objective of scaling this sawtooth named Dente della Vecchia.


The route we chose is named Polident (6a+, 7 pitches). It offers leisurely and well protected climbing in excellent rock. For is it was the ideal choice to savour our ascent of the Cassin even more. The approach is short, the climbing pleasant and the summit offers an ideal place for a long rest.


This very characteristic quartz vein is another prominent feature of the Polident route. In case you were still hungry after only 7 pitches of climbing, there are a couple of more routes on Dente della Vecchia (see the Plaisir Sud guidebook).


This is shortly before reaching the top on Polident. Other objectives from the Gianetti hut involve climbing Punta Torelli, Pizzo Cengalo or even Pizzo Badile again over one of the routes on the south side. So many things still to do there...


The area around Rifugio Gianetti also offers some cool blocs for bouldering. Of course I couldn't resist to pull some hard moves as well. This project with a sit start kept me busy for a little longer, I would guesstimate it around Fb 7A. Just in time for dinner I managed a successful ascent, maybe even a first ascent?!?


We spent a second night at Rifugio Gianetti and then, due to a poor weather forecast, decided to head back to Bondo/Switzerland again. It's quite a long hike in mountain terrain over the two passes Porcellizzo and Trubinasca. However, we did not just want to walk, but do some climbing again. A very nice option to shorten the hike is to climb the route Castelli Romani (6b, 5 pitches) in the SE face of Pizzo Porcellizzo (the one in the left half of the picture above!). From the top of this route, it's just a short scramble down the backside and you are already at Passo Porcellizzo. What better than this?!? Rather than hiking the pass, we climbed it!




Some impressions from Castelli Romani, I cannot recall all details after that much time. In any case, it's a nice route in good rock with adequate bolt protection and homogeneous difficulties. It had been opened just a few days before our ascent, I had spotted the freshly drawn topo in the logbook at Rifugio Gianetti. So perhaps we did even the first repetition of the route.


This picture was taken in Val Codera, must have been somewhere in the vicinity of the Bivacco Pedroni. The Castelli Romani route led to the ridge in the left half of the picture. We then downclimbed to the V-shaped dip in the ridge which is Passo Porcellizzo. The downclimb on its north side (i.e. the snow line in the couloir) is quite rugged. Early in the season, it may even require crampons and an ice axe. On the day of our descent, we could avoid any snow contact, so in fact we had hauled the alpine gear over Pizzo Badile in vain (but we had just followed the inaccurate advice from the hut keeper at Sasc Furä...). However, even if you don't have to touch snow on the descent from Porcellizzo, it's alpine terrain which is steep with lots of loose scree, instable blocks and the like... not exactly the most fun part of a Badile ascent and return.


This is the contuation towards Passo Trubinasca. Though it looks quite demanding from this perspective, there is a well-worn trail and you get to the V-shaped dip quite easily. 


This is the last part to Passo Trubinasca. As you can see, it's well marked and there are even some chains and cables.


At this point, we were already approaching the Sasc Furä again and watch the impressive NW face of Pizzo Badile. It also hosts a number of routes which are only rarely done. However, I'm sure that a route such as Ringo Starr would provide a faboulous challenge! It's supposed to be of similar difficulties than the Cassin, but without bolted belays and certainly without the crowds of the Cassin route. The disadvantage of the NW face however is that it's shady and cold in the morning.


After coming back from the mountains, we checked into a hotel in Soglio. After some long climbing and walking days and some nights in the dorm beds of mountain huts, this was exactly the right decision. We refuelled at the breakfast buffett, then took a few leisurely hours and made plans...


And the plan was to hike to the Sciora hut on the very same afternoon to spend the night there and climb on the famous Bügeleisen on the next day. Unfortunately, after the big rockslide the hut is now closed, the access to it via Valle Bondasca is off limits and even climbing at Bügeleisen does not seem like a good idea any longer.


Here's the Bügeleisen on the Pizzi Gemelli. Our objective was Cuore di Ferro, a recent sport route that leads through the shady NE face, directly to the summit of Bügeleisen. Much more popular at those times was the normal route on Bügeleisen, leading over the sunny arete.


However, with an early start, also the NE face of Bügeleisen provides ample sunshine and cozy temperatures, at least for what is called a north face in alpine environment at more than 3000m of elevation. As you can see here, the rock is textured and structured - superb!


We had great pleasure in the route and managed a free ascent. You can find my original report (in German) here. In short summary, it praises the beauty of this 14 pitch route with 530 meters of climbing an difficulties up to 6c, but also states that the bolt protection is rather sparse. 


'nuff said, that was just a stellar trip!