Quasi schon wieder an die Schafbergwand - das ist in der Tat etwas erstaunlich wenn man weiss, dass ich die Vielfalt der Gebiete bevorzuge und ungern kurz hintereinander dieselben Felsen besuche. Zudem ist der Schafberg auch eher ein Ziel für die Nebensaison, bzw. lässt es sich hier früh und spät im Jahr gut klettern. Im Juli hingegen, da kann man grössere Ambitionen zeigen. Doch leider nicht an diesem Tag, starker Föhn war angesagt, dazu heftige Gewitter am Nachmittag und sowieso hiessen uns familiäre Verpflichtungen, am späteren Nachmittag wieder daheim zu sein. Trotzdem wollten wir eine spannende MSL klettern, und da ist die Schafbergwand unter diesen Voraussetzungen dann eben das logische Ziel.
Hinweis: die Inhalte in diesem Bericht und die Routenbeschreibung sind nicht mehr aktuell, weil ich die Route zusammen mit Werner Küng im Juli 2014 saniert habe. Aus Gründen der Vollständigkeit lasse ich das hier geschriebene aber unverändert stehen. Wer sich über die aktuelle Route informieren will, findet im neuen Bericht Erhellung.
Hinweis: die Inhalte in diesem Bericht und die Routenbeschreibung sind nicht mehr aktuell, weil ich die Route zusammen mit Werner Küng im Juli 2014 saniert habe. Aus Gründen der Vollständigkeit lasse ich das hier geschriebene aber unverändert stehen. Wer sich über die aktuelle Route informieren will, findet im neuen Bericht Erhellung.
Die Schafbergwand mit der Route Garten Eden. Das Foto ist vom April 2012, inzwischen liegt natürlich längst kein Schnee mehr. |
Bei Föhnlagen ist die Schafbergwand ein sehr gutes Ziel. Das Ost/West ausgerichtete Toggenburg ist kein Föhnkanal, zudem ist die Gegend um Wildhaus offen, man befindet sich auf der Luvseite des Mini-Gebirges Alpstein und die Wand ist weit von einer Kammlage entfernt. Während anderswo Windspitzen von über 100km/h registriert wurden, blieben wir tatsächlich unbehelligt, der Föhn war kein Faktor. Und da auch bald hohe Schleierwolken den Himmel überzogen und die Gewitter bis abends ausblieben, konnten wir tatsächlich bei besten Bedingungen agieren. Der Tag begann mit (den Umständen geschuldetem frühem) Aufstehen um 5.15 Uhr, so dass wir um rund 8.30 Uhr mit dem Klettern beginnen konnten. Der Einstieg befindet sich ganz rechts bei den östlichen Südwandplatten, dort wo das Band am Wandfuss in einer kaminartigen Rinne aufgeht.
L1, 30m, 6b: Schöne Kletterei, auch wenn der Fels noch nicht ganz so kompakt ist und man ab und zu an einem Grasbüschel vorbeiklettert. Die Schwierigkeiten bestehen aus einer plattigen Querung am dritten BH und einem zwingenden, etwas kühnen Mantle weiter oben. Der Stand ist sehr unbequem.
In L1 (6b) bereits schöne Kletterei, auch wenn hier noch der eine oder andere Grasbüschel auf der Linie spriesst. |
L2, 25m, 6a: Vom Charakter ähnlich wie L1, mit einer für 6a schweren Stelle in der ersten Hälfte. Man steigt dann aufs Grasband aus, klippt dort einen Haken an der oberen Wand und steigt am besten etwas nach links ab, wo man direkt unter der BH-Linie von L3 einen einsamen Stand-BH im Gemüse findet.
L2 (6a, etwas unterbewertet, eher 6a+) ist von Charakter und Schönheit her ähnlich wie L1. |
L3, 30m, 7a: Die Cruxlänge bietet sehr schöne Steilplattenkletterei in kompaktem Fels. Bei anhaltender Kletterei gibt es 3 deutliche Schlüsselstellen, wobei die ersten beiden absolut zwingend zwischen den BH zu meistern sind. Schwerer wie 7a sind die Moves nicht, dafür aber ein klarer Fall von 7a obligatorisch! Der Stand ist sehr unbequem.
Anhaltende Kletterei durch die kompakte Knallerplatte von L3 (7a), welche zusätzlich 3 markant schwere Einzelstellen bereithält. |
L4, 25m, 6c: Ebenfalls eine sehr schöne Länge in perfektem Fels. Die Crux liegt in einem heiklen Aufsteher zwischen erstem und zweitem BH. Wer das nicht gebacken kriegt, prallt mit der Sicherungsperson zusammen. Mein Kletterpartner rutschte "zum Glück" schon früh genug ab, d.h. schon 1m vor der schwersten Stelle, und verfehlte mich um Haaresbreite. Der Stand ist unbequem.
Ich habe geschrieben, der Fels sei perfekt und die Kletterei super. Sieht man dieses Bild aus L4 (6c), so glaubt man es wohl auch?! |
L5, 30m, 6c+: Erneut fantastische Plattenkletterei in kompaktem Fels. Der Auftakt an der SU vorbei geht noch gut, doch bald darauf sind die BH sehr ungünstig platziert, so dass die heikle Reibungscrux zwingend gemeistert werden muss. Zuletzt dann gut abgesichert in anhaltender 6b-Kletterei zum sehr unbequemen Stand.
Für einmal die Gegenperspektive, yours truly im Vorstieg in L5 (6c+). |
L6, 25m, 6c+: Das Schlussbouquet wartet nochmals mit prima Kletterei auf, auch wenn die Qualität hier nicht mehr ganz so gut ist wie in L2-L5. Geht es erst noch gut dahin, nur das Einhängen eines suboptimal platzierten BH stellt Probleme, so ist die Wand vom letzten BH zum sehr unbequem und unlogisch platzierten Ausstiegsstand dann total glatt. Diese Stelle war nach unserem Dafürhalten die schwerste Einzelstelle der Tour. Vielleicht ging es mal besser, als die Griffe an der Kante zur Vegetation rechts oben/aussen geputzt und nutzbar waren, aber dem ist leider längst nicht mehr so.
Zum Abschluss noch die tolle L6 (6c+), gegen Ende wird der Fels immer glatter und Struktur/Rauhigkeit verschwinden. |
Erst um 13.30 Uhr waren wir am Top angekommen, die Kletterei hatte also doch 5 Stunden in Anspruch genommen. Erklären lässt sich dies gut, die Kletterei ist nämlich anhaltend schwer und knifflig. Auch wenn die Schwierigkeiten etwas tiefer liegen als im kürzlich von mir gekletterten Tanz auf dem Regenbogen, so gibt es doch keine "geschenkten Meter" und der Weiterweg will stets sorgfältig überlegt sein. Und dann vor allem eines: die Qualität des Hakenmaterials ist einfach grottenschlecht, was doch einige Zusatzmanöver erforderte! Es handelt sich um total verrostete M8-Kronenbohrhaken, welche entweder mit Gerüstösen oder Eigenbau-Plättli ausgestattet sind. Wie viel wohl deren Haltekraft noch beträgt?! Man kann nur darüber mutmassen. Wir behalfen uns mit der Taktik, dass immer mindestens 3 BH eingehängt sein müssen, und ein Sturz in den Stand absolut tabu ist. Dies liess sich mit dem Vorklippen des jeweils ersten BH der nachfolgenden Länge bewerkstelligen. Zudem wollten wir auch weite Stürze in die schlechten Haken vermeiden, und da uns insbesondere auch die Kunde von teils ungünstig platzierten, schlecht zu klippenden BH und zwingenden Schlüsselstellen zu Ohr getraten war, führten wir auch unseren Zauberstab mit. Ich hatte ihn im Vorstieg 4x eingesetzt, um jeweils schon deutlich über dem letzten BH aus der Kletterstellung ein paar Exen in die schlecht platzierten BH einzuhängen, konnte dann das Seil von einem guten Tritt aus entspannt klippen und jeweils sogar ohne die Sicherungskette zu belasten weiterklettern. Man halte davon, was man will, ich hätte mich jedenfalls bei diesem schlechten Hakenmaterial diese 4 Stellen ohne das Hilfsmittel nicht getraut.
Sanierungsappell
In diesem Zustand fällt es mir schwer, die Route zu empfehlen. Ich würde nur unter den entsprechenden Vorsichtsmassnahmen einsteigen, bzw. wenn man die Schwierigkeiten absolut im Griff hat. Auch dann bleibt wegen dem Material ein gewisses, nicht exakt bezifferbares Risiko. Dies ist eigentlich total schade, denn die Kletterei ist echt sehr schön und es handelt sich mit Sicherheit um eine der besten Routen in der östlichen Südwandplatte. Als Fazit verbleibt, dass man diese Tour dringend sanieren sollte, damit man sie wieder sicher beklettern und auch entsprechend geniessen kann. Was gibt es dabei zu tun? Ganz zwingend müssen alle BH durch solides Inoxmaterial ersetzt werden. Zudem sollte man auch die Standplätze unbedingt an bessere Orte verschieben. Aktuell sind diese wirklich total doof inmitten von plattigstem Gelände platziert, einfach total unbequem und meist auch sehr ungünstig fürs Los- und Weiterklettern. Und der Witz ist noch, dass in jedem Fall in maximal 2-3m Umkreis der jetzigen Stände eine bessere Lösung gefunden werden könnte, wo man zumindest einigermassen bequem auf den Füssen stehen kann. Während die meisten Zwischensicherungen brauchbar platziert sind und man diese relativ problemlos 1:1 ersetzen kann, so gibt es doch auch ein paar wenige BH, welche ungünstig stecken, deswegen zwingende Schlüsselstellen 2-3m über dem Haken kreieren und absolute Beherrschung einer plattigen 7a erfordern. Würde man hier die Bolts logisch und für die Wiederholer freundlich setzen, was sich wohl sogar bei Beibehaltung der aktuellen Hakenzahl realisieren lässt, so käme man mit einer 6b/+ obligatorisch durch und hätte eine xxxx-Absicherung. Angesichts der Tatsache, dass die Route gemäss meinen Informationen von oben kommend eingebohrt wurde und eh schon 50 BH stecken, wäre es meines Erachtens sogar ein Muss, dies zu tun - ansonsten ist es einfach unfaire Hartmacherei, vor allem wenn der Erschliesser die zwingenden Stellen gar nicht im Vorstieg erstbegangen hat.
Typischer Standplatz in der Route. Die BH sind nur M8, die Plättli Marke Eigenbau oder kletterfremdes Material. |
Nun denn, aufs Internet kann man natürlich noch viel schreiben, deswegen wachsen an der Schafbergwand keine neuen Bolts aus dem Fels. Die Sanierung der Garten Eden stellt doch eine gewisse Aufgabe dar, denn schliesslich fallen Materialkosten von 300-400 CHF an, dazu 2 Tage Arbeit für 2 Personen (à je 600 CHF), sowie die Fahrspesen. Wenn man die Arbeit mitrechnet, so ist man summa summarum rasch bei einem Betrag von rund 3000 CHF, welche diese Sanierung kostet. Die Frage ist halt, wer wirft das auf, oder wer macht sowas freiwillig und unentgeltlich?!? Ich für meinen Teil hätte jetzt durchaus Motivation, Zeit, Können, Material und einen Partner, um diese Route aufzupeppen. Unsere Arbeitskraft müsste man nicht bezahlen, das wäre quasi unser Beitrag ans Gemeinwohl und schliesslich ist es doch ein Tag in den Bergen, an welchen man sich erinnern wird, und der trotz der harten Arbeit Erlebnis- und Erholungswert besitzt. Andererseits habe ich aber auch wenig Lust, mich bei diesem Service für die Allgemeinheit noch in Unkosten zu stürzen, und die BH selber zu berappen. Für Erstbegehungen keine Frage, da zahle ich jeweils alles Material selbst und habe über die letzten Jahre stets einen Tausender pro Jahr aus der eigenen Kasse finanziert (und bis auf ganz wenige kleine Spenden von wohlgesinnten Einzelpersonen nie etwas zurückerhalten). Darum möchte ich an dieser Stelle einen Spendenaufruf für die Sanierung des Garten Eden platzieren. Sobald die Materialkosten von 300-400 CHF zugesichert sind, werden wir diese Sanierung an die Hand nehmen. Ist jetzt auch nicht so, dass dies unbedingt von einer einzelnen Person finanziert werden muss/soll. 8x50 CHF oder 20x20 CHF ergeben schliesslich auch den benötigten Betrag, also kann hier jeder etwas beitragen, der von tollen, herausfordernden aber trotzdem sicheren alpinen Sportkletterrouten begeistert ist. Wer sich an den Kosten für die Sanierung beteiligen will, soll sich doch bitte bei mir melden (Kontaktmöglichkeit siehe beim Kommentarfeld). Es wäre doch super, wenn man mit einem Crowdfunding die Sanierung dieser tollen Route erreichen könnte!
Detail der üblichen Haken in der Route. Nur M8, dazu die Gerüstösen (oder sowas) mit wahrscheinlich sehr kurzer Schraube. |
Schafbergwand - Garten Eden 7a (7a obl.) - 6 SL, 165m - F. Umlauft et al. 1991 - ****; xxx
Material: 2x50m-Seil, 10 Express, evtl. Camalots 0.75 & 2 für 1-2 Stellen in L1 und 1 Stelle in L6.
Prächtige Steilplattenkletterei durch den rechten Teil der östlichen Südwandplatte in der Schafbergwand. Sie bietet anhaltende Schwierigkeiten und vorzüglichen, meist kompakten und weitgehend grasfreien Fels. Die BH-Absicherung ist an sich recht gut, leider ist das unzuverlässige Eigenbau-Material inzwischen total verrostet. Ebenso warten 3-4 erzwungene Hartmacher-Einlagen wegen ungünstig platzierten Bolts, so dass schwere Stellen weit über der letzten Sicherung zu meistern sind und der Grad 7a obligatorisch ist. Hier kann man sich bei einem unkontrollierten Sturz auf dem rauhen, wasserzerfressenen Fels schon wehtun, selbst wenn die aktuell schlechten Haken halten sollten. Die (soweit möglich von uns entfernten) Umkehr-Karabiner und -Maillons in L3 sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache.
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