Die Führe durch die imposante und glatte Scheienwand hoch über dem Partnunsee ist ein Meisterwerk von Peter Diener und Max Niedermann aus dem Jahr 1957. Sie galt lange Zeit als schwierigste Route in der Ostschweiz und erheischt auch heute noch gehörigen Respekt. Mittels einer Reihe von anspruchsvollen Rissen, welche die glatte Marmorwand durchziehen, erreicht man die steile Verschneidung, welche die ganze Wand durchzieht. Während man sich früher über weite Strecken an Normalhaken und Holzkeilen bediente, wurde die Route anscheinend in den 1980er-Jahren nach einem Konkurrenzkampf zwischen mehreren Seilschaften rotpunkt begangen. Details zu dieser ersten freien Begehung sind jedoch nur wenige bekannt. Es wäre schön, wenn sich diese Geheimnisse lüften liessen (siehe Kommentare).
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Die Schijenflue Westwand mit dem Verlauf der klassischen Westverschneidung. |
Auch heute noch stellt die Route ein sehr lohnendes Kletterziel von dolomitischem Ausmass dar. Weil sie zudem Teil der 100-Touren-Sammelserie von Walter Pauses "Im extremen Fels" ist, verirren sich jedes Jahr im Schnitt etwa 5 Seilschaften hierhin. Meinereiner hatte ich diese Wand und Route schon lange auf dem Radar. Die Realisierung scheiterte lange an der fehlenden Sanierung des oberen Wandteils, der häufig massiv aus den Rissen drückenden Nässe die eine Begehung nur nach Trockenperioden sinnvoll macht, der schattigen Lage auf 2500m die hochsommerliche Temperaturen erfordert und einem Kletterpartner der gewillt war, dieses anspruchsvolle Husarenstück mit seiner klassischen Kletterei anzugreifen.
Umso dankbarer war ich daher für die Anfrage von Tobias. Auch wenn ich noch mit dem Verdauen meiner
Süpervitamin-Injektion beschäftigt war, so wollte ich mich hier nicht lumpen lassen. Zumal hier mit einer 7a, zwei 6c und ein paar einfacheren Längen auf dem Papier keine übergrossen Herausforderungen warteten. So wurde der Wecker wieder früh gestellt, so dass wir um 7.10 Uhr vom P6 ob Sankt Antönien (bei Äbi, ca. 1600m, 6 CHF/Tag) starten konnten. Unser Marsch führte am Gasthaus Alpenrösli vorbei zum Partnunsee. An dessen Beginn stiegen wir weglos über Wiesen, Alpenrosenstauden und Geröll mehr oder weniger in Falllinie gegen die Wand hinauf. Das Gelände ist an sich gut begehbar, doch wir trafen weiter oben auf einen von weiter hinten (am Partnunsee) kommenden und zum Schijenzahn führenden Pfad, womöglich lohnt es sich auch, dessen Beginn zu suchen. Um 8.45 Uhr waren wir nach einer viertelstündigen Pause am Einstieg schliesslich bereit und stiegen ein.
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Bald geht's los. Die Rissreihe zieht vom linken Bildrand diagonal nach rechts oben. |
L1, 25m, 5c: Während original bzw. zu früheren Zeiten von links her (heikel) über eine grasige Rampe eingestiegen wurde, verfolgt man spätestens seit der Sanierung (und mindestens teilweise auch schon davor) den Riss direkt von unten. Die Felsqualität ist hier nicht überragend, jedoch genügend fest um sicher klettern zu können. Die steilen Risse im oberen Teil erfordern das erste Mal ein herzhaftes Zupacken (eher 6a).
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Auftakt in L1 (5c), bereits steile und anspruchsvolle Kletterei. Der schuppige Fels teils auch nicht über jeden Zweifel erhaben. |
L2, 35m, 6c: Nun folgt bereits eine der nominell schwersten Passagen und schon vom Stand aus lässt sich erkennen, was es geschlagen hat. Eine überhängende Verschneidung mit glatter Seitenwand und einem parallelen Riss im Grund will erklettert werden. Der Riss startet mit Faustbreite und wird dann weiter. Ich gebe meine Ambitionen bald auf und bediene mich der 3 nahe steckenden BH, welche etwas rechts aussen stecken. Wer freiklettern will, sichert hier besser mit grossen Cams direkt im Riss, ansonsten ist der wichtige dritte BH nämlich kaum einzuhängen und der Seilverlauf stört bei der Kletterei. Der Rest der Seillänge bietet dann nicht mehr ganz so schwere, jedoch weiterhin anspruchsvolle Kletterei. Es steckt nach der Anfangscrux dann auch nur noch 1 BH, so dass selber abgesichert werden will.
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Schwere Kletterstelle hier am Anfang von L2 (6c). Irgendwie sieht's auf dem Foto gar nicht so schlimm aus, aber hier durchzusteigen ist nicht trivial. In dieser Spreizposition geht's meines Erachtens nicht, wenn dann muss direkt im Riss gejamt werden (Hände tapen empfehlenswert). Zudem braucht's dann grosse Friends, um im Riss zu sichern, da man während dem Jamming die Bolts nicht einhängen kann. Die linke Seitenwand ist total glatt, die rechte offeriert leider auch keine wirklich nutzbaren Griffe. |
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Im oberen Teil von L2 (6c) folgt weiterhin anspruchsvolle Risskletterei, die grösstenteils selber abzusichern ist. |
L3, 30m, 5c: Ja gell, eine 5c, da könnte man meinen das sei rasch und billig erledigt. Sie entpuppt sich jedoch als anspruchsvolle, etwas rampfige Kletterei an einem breiten, v-förmigen Riss, der durchaus ziemlich Engagement verlangt.
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So sieht L3 (5c) von unten aus, aus dieser Perspektive kaum zu sagen, wie schwer/mühsam die Länge ist... |
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...aufgrund von diesem Bild lässt sich hingegen erahnen, dass der Autor auch schon einfachere 5c-Längen geklettert hat. Gut zu sehen auf diesem Bild, dass die glatten Seitenwände hier keine Griffe hergeben, die äusseren Kanten vom Riss rund sind und man sich deshalb in einer Mischung von menschlichem Klemmkeil und Raupe nach oben arbeitet. |
L4, 45m, 4a: Der Riss verläuft nun nicht mehr so steil aufwärts, sondern zieht mehr horizontal nach rechts und weitet sich zu einer Art Band. Die Felsqualität ist hier nicht berauschend, es hat doch einiges an losem Material. Fixe Sicherungen stecken keine und selber Absichern geht auch nicht perfekt, sicheres Klettern ist Pflicht. Der Stand auf dem Pfeilerkopf für einmal nicht an einem Muniring, sondern an den Expansionsankern die zur Route Kaiserschnitt gehören.
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L4 ist zwar nur mit 4a bewertet, aber auch nicht ganz einfach... |
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...im oberen Teil wartet dann klassisch-alpines Gelände. |
L5, 35m, 6b: Mit einem einfachen Quergang geht's rechts um die Ecke und man bekommt endlich die grosse Verschneidung in Sicht. Hat man diese nach einer weiteren, etwas flechtig-dreckigen Traverse erreicht, wartet gleich eine anspruchsvolle Freikletterstelle. Die linke Wand ist wie so oft ziemlich glatt, rechts ist's dafür etwas splittrig und besonders griffig auch nicht - schwer für den Grad!
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Vom Pfeilerkopf führt ein Quergang in die grosse Verschneidung hinein. Der erste Teil von L5 (6b) ist gutmütig und schön... |
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...danach folgt die flechtig-dreckige Traverse, und unmittelbar darauf eine schwere Kletterstelle (im Vordergrund zu erahnen). |
L6, 35m, 6c: Ziemlich kompromisslose, steile und anhaltende Verschneidungskletterei. Die Crux nach etwa einem Drittel der Seillänge - glatter, trittarmer Fels, schlechte Griffe, komplexe Moves. Die vier BH stecken hier gefühlt recht weit auseinander, dazwischen gibt's noch alte Rosthaken und zwei, drei Gelegenheiten um selber zu legen. Für 6c auch eher hart.
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Anspruchsvolle Verschneidungskletterei im glatten Marmorfels von L6 (6c). |
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Detail aus L6 (6c). Selten mal ein BH, ein paar alte Gurken im Riss, marmoriert-glatte Seitenwand, steile Kletterei. |
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Das letzte Teilstück in L6 (6c) dann etwas einfacher, dafür mit vielen orangen Flechten überzogen. |
L7, 30m, 5b: Hier erreicht man eine kurze, nicht ganz so steile Zone der Verschneidung. Die Länge bietet einen herbalpinen, grasigen Auftakt und danach für einmal wirklich nicht allzu schwere Kletterei mit weiteren Gras-Intermezzi zu einem Podest, das einen tollen Blick auf die Cruxlänge erlaubt.
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Der grasige Auftakt von L7 (5b) ist gemeistert, danach folgt schöne Kletterei... |
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...und am Ende gibt's nochmals eine knifflige Stelle in der Verschneidung. |
L8, 25m, 7a: Mit Freude stellten wir fest, dass der grosse Verschneidungsüberhang auf den ersten Blick ziemlich trocken schien. Wobei sich schliesslich zeigte, dass die Stelle eben halt nur ziemlich trocken war, denn in ihrem Grund war die Verschneidung weiterhin feucht bis nass und auch reichlich schmierig. Im ersten Teil stört das durchaus, sind doch Klemmer und Piazmoves am Riss durchzuführen. Aber wir sollten nicht klagen, nachdem der Sommer 2015 nun wirklich sehr heiss und trocken war, ist es wohl beinahe illusorisch, hier auf perfekt trockene Verhältnisse zu hoffen. Meine Aspirationen für eine Onsight-Begehung wollte ich deswegen jedoch nicht vorschnell aufgeben und tatsächlich gelang es mir, in sauberem Stil bis in den inneren Dachwinkel hinaufzukommen. Dort kam meine Begehung aber dann ins Stocken. Erst sind einige Kaminmoves zwingend, um dann auf Gegendruck am Riss im Dachgrund nach links hinaus zu queren. Leider stecken hier die BH sehr tief unten, bei den Kaminmoves ist nicht klar, auf welche Seite man sich am besten dreht und wodurch man das Seil führt. Auch hat man sich zu entscheiden, ob man die BH einhängen will oder das alte Gelump im Riss unter dem Dach. Ersteres ist natürlich sicherer, zweiteres dagegen für die Psyche, Seilführung und Kletterei viel angenehmer. Schliesslich läuft es darauf hinaus, dass ich an den BH sichere und die im alten Material eingehängten Exen als Griffe benutze. In der Not frisst der Teufel Fliegen und säuft Weihwasser... Am Ende vom Dach, dort wo der Riss wieder mehr gerade hinaufführt, lässt sich diese Strategie jedoch nicht mehr fortsetzen. Altes Material hat es nämlich plötzlich keines mehr, ob diese Stelle wohl freigestürzt wurde? Klar ist jedenfalls, dass die 4m zum nächsten BH nun ehrlich und zwingend freigeklettert sein wollen. Es sind knackige Moves, mindestens 6b oder eher sogar 6c ist obligatorisch und vor allem steckt auch der BH danach eher hoch und ist mühsam zu klippen. Nachdem das gemeistert ist, warten noch einige steile, aber etwas einfachere Moves, bevor es nach rechts raus zu Stand auf einem schmalen Band in sehr luftiger Position über dem Überhang geht. Wir können uns ins Wandbuch eintragen und notieren die 370. Begehung von diesem Testpiece. Ob diese Seillänge mit 7a korrekt bewertet ist, vermag ist nicht wirklich zu sagen - auf jeden Fall hat sie meine Onsight-Fähigkeiten überstiegen, was bei normalen Sportkletter-7a's jetzt eher selten passiert. Aber es ist halt auch keine normale Sportkletter-Seillänge...
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Schon zu Beginn von L8 (7a) wartet anspruchsvolle Kletterei, die Crux folgt dann oben am Überhang. |
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Luftige, psychisch anspruchsvolle Kletterei. Hier im Teilstück, wo kein altes Material steckt und zwingend geklettert werden muss. |
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Ziemlich trocken... der alte Holzkeil mit vermoderter Schlinge hilft wenn nötig über die Stelle hinweg. |
L9, 20m, 5c: Steile und schöne Risskletterei, für einmal entsprechen die angetroffenen Schwierigkeiten in etwa dem, was auf dem Papier steht. Es geht übrigens dem rechten Sekundärriss entlang, nicht dem Hauptriss im Grunde der Verschneidung. Der Stand dann sehr luftig auf einem Sitzpodest, der Blick geht frei hinunter bis zum Wandfuss.
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Tobias sichert am Stand nach L9 (5c), nachher geht's links in der steilen Verschneidung weiter. |
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Luftiger Sitz nach L9 (5c), von hier geht's frei bis zum Wandfuss hinunter. |
L10, 25m, 6b: Steile, sehr athletische Seillänge an grossgriffigen Schuppen und Rissen. Schon der Anfang verlangt den Griff in die Trickkiste, mit einem Heelhook geht's deutlich am einfachsten, auch noch speziell in einer Route von 1957. Pumpig ist es, doch ich kämpfe mich durch, um diese Seillänge sauber freiklettern zu können. Doch am Abschlussüberhang scheitert dies: es ist steil, kleingriffig, sehr athletisch. Mit 2x Exe in den dort steckenden NH als Griff benutzt, passt's für mich etwa mit 6b - freigeklettern kann man das definitiv nicht in diesem Grad.
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Tobias kämpft sich die überhängende Verschneidung von L10 (6b) hinauf. |
L11, 20m, 4a: Am Ende der vorangehenden Seillänge überwindet man den Abschlussüberhang und erreicht eine schöne Wasserrillen-Platte. Hier wird man sich bewusst, dass der Gipfel nicht mehr weit entfernt ist. Das trifft dann auch zu, im schönsten Fels der gesamten Routen steigt man genussvoll zum Ausstiegsstand am Rand vom flachen Gipfelplateau, zum Steinmann am Top sind es nur wenige Meter.
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Die letzten 20m bieten Wasserrillenkletterei in perfektem Fels. Der Rest vom rauhen, strukturierten Fels liegt hingegen am Wandfuss, d.h. ist vor langer mit einem Bergsturz verloren gegangen. Daher klettert man in L1-L10 auf dem marmorierten Gestein, welches früher im Bergesinneren lag. |
Um 13.15 Uhr nach 4:30 Stunden in der Wand hatten wir es geschafft. Das war nun eine echt fordernde Tour gewesen, ja grossartiges Kino. Ich für meinen Teil hatte die Route doch etwas unterschätzt. Eine 7a und ein paar einfachere Seillängen, 1957 erstbegangen, das sollte wohl im Angesicht der jüngst gekletterten Routen eine machbare Aufgabe darstellen. Doch mit der ungewohnten Kletterei und den eher tiefgestapelten Freikletterbewertungen musste dann bald einmal in den Modus von klassischer Alpinkletterei umgestellt werden. Doch auch so war die Route eine interessante Herausforderung - die Erstbegeher hatten hier wirklich grossen Mut und Kühnheit bewiesen, sich mit dem damaligen Material in eine solche steile Linie zu wagen erforderte grosse Bereitschaft.
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Blick vom Stand nach L11 auf den Gipfelsteinmann, der nur wenige Meter entfernt ist. |
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Perspektive aus der Gegenrichtung, hier oben wäre beinahe Platz für ein Fussballspiel... |
Nach einer bequemen Zmittags-Rast auf der flachen Gipfelwiese liefen wir dann talwärts. Dazu steigt man erst in teilweise leichter Kletterei über die Südflanke der Schijenflue ab, bis man den Grassattel vor dem südlichen Nebengipfel erreicht. Hier hat man einen tollen Einblick in den oberen Wandteil. Vom Sattel wendet man sich dann gegen Osten und steigt auf Wegspuren in die weite Ebene beim Plasseggenpass ab. Ein Stück weit wandert man exakt auf der Grenze zwischen dem Rätikon-Kalk und dem Urgestein der Silvretta-Gruppe und auch sonst ist es eine malerische Gegend, die Wanderung ist wirklich genussvoll. Nach der Ebene geht's dann eine steile Kehle hinunter, am Klettergarten der Wäberlisch Höhli vorbei zurück an den Rand von Partnun. Nach 1:20 Stunden ab dem Gipfel treffen wir ein paar Minuten nach 15.00 beim Parkplatz in Äbi ein und der Kreis schliesst sich. Ich bin ziemlich platt, das Abenteuer mit meiner 14. Pausetour und die Efforts in der
Süpervitamin machen sich bemerkbar.
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Schöne, weite Gegend beim Plasseggenpass. |
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Sicht auf die Sulzfluh (links) und das Karstgelände der Schijenflue-Ostseite (rechts). |
Facts
Schijenflue - Westverschneidung 7a oder 6b+ A0 (6b+ obl.) - 11 SL, 325m - Diener/Niedermann 1957 - ***;xx(x)
Material: 1x50m-Seil, 14 Express, Camalots 0.3-2, Keile nicht nötig
Eindrückliche, sehr steile Kletterei von dolomitischem Zuschnitt, bei der Risse und Verschneidungen dominieren und Wandkletterei eher selten auftritt. Der Fels ist meistens fest, oft jedoch ziemlich glatt, manchmal auch splittrig oder flechtenbewachsen und daher selten wirklich schön. Grundsätzlich ist die Route aber auch nach heutiger Vorstellung ohne grössere Gefahrenmomente begehbar. Will man die Tour komplett in freier Kletterei gehen, so muss man schon einiges an Können aufbringen. Die offiziellen, auch hier angegebenen Freikletterbewertungen dünkten mich doch arg tiefgestapelt, zudem handelt es sich um für die heutige Generation sehr ungewohnte und oft auch etwas unangenehme Kletterei. Die Absicherung kann man als gut bezeichnen. Mit Muniringen sanierte Stände und jeweils ein paar wenige BH pro Seillänge sorgen dafür, dass Seilschaftsabstürze und gefährliche Flüge mit langen Ausnagelaktionen nicht möglich sind. Als zu üppig empfand ich die Sanierung keineswegs, auch im unteren Wandteil nicht. Klar, am Anfang von L2 wäre es auch mit weniger als den 3 BH gegangen, ansonsten stecken die Bolts im unteren Teil aber nicht wesentlich dichter wie oben. Für eine komplett technische Begehung, wo der sechste Freiklettergrad nicht überstiegen wird, steckt inzwischen stellenweise eher zu wenig Material. Da müsste man dann teilweise schon arg in die Trickkiste greifen oder Hammer und Haken mitführen. Als realistischere Anforderung würde ich da schon 6b+ A0 angeben, wobei wie im Text erwähnt ein Teilstück in diesem Grad dann zwingend zu klettern ist. Ebenfalls zu beachten: ein Rückzug aus der Tour ist eher schwierig.
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Die Geschichte der Route, erstbegangen durch die Spitzeleute der damaligen Schweizer Alpinklettergeneration. |
Topo
Anstiegsskizzen finden sich im alten SAC-Führer Rätikon von Vital Eggenberger, hier ist noch der Zustand vor der Sanierung und die klassischen Bewertungen angegeben. Im neuen SAC-Führer Graubünden ist die Route ebenfalls aufgeführt, hier leider ohne Symbole für die Zwischensicherungen und mit eher generalisierter Linie. Ein weiteres Topo findet sich im Panico-Führer Rätikon Süd. Langer Rede kurzer Sinn, ich habe ebenfalls ein Topo angefertigt. Es steht zum Download zur Verfügung:
klick!
Im September 2020 hat mich ein E-Mail von Bonny Mason erreicht, welcher sich nach der ersten freien Begehung erkundigt hat. Er meint sich zu erinnern, dass sein inzwischen verstorbener Kletterpartner Pete Gommersall zusammen mit Nico Mailänder die Route zusammen in den frühen 1980er-Jahren begangen haben. Nico sei auf diesem Trip mit der Absicht unterwegs gewesen, alle Pause-Klassiker aus "im extremen Fels" freizuklettern.
AntwortenLöschenIch habe dann ein wenig nachgeforscht und versucht herauszufinden, wer denn diese erste freie Begehung der Diener/Niedermann an der Schijenflue gemacht haben könnte. Das ist aber bisher ergebnislos geblieben. Im Zuge dieser Recherchen hatte ich Kontakt mit Vital Eggenberger, der bei der Sanierung mit dabei war und auch das originale Wandbuch ins Tal gebracht und mit einem neuen Exemplar ersetzt hat.
In diesem Original-Wandbuch lässt sich nicht eruieren, wer die Route zuerst freigeklettert hat. Ein Eintrag von Nico Mailänder ist zu finden, allerdings nicht aus den frühen 1980er-Jahren, sondern am 4.7.1977 mit Bernd Neubauer für die Begehung #134. Ein späterer Eintrag von Nico Mailänder ist im Wandbuch nicht ersichtlich. Interessanterweise fällt die darauf folgende Begehung #135 auf Martin Scheel - doch auch er habe die Route laut mündlicher Überlieferung nicht freigeklettert, im Wandbuch ist auch keine freie Begehung eingetragen.
Wer kann die Sache aufklären? Wenn's einen Konkurrenzkampf um die freie Begehung gab, so müssten doch etliche Leute wissen, was Sache ist!
Manchmal klären sich die Dinge schneller, wie man meint! Peter Diener senior (der Erstbegeher, heute 91-jährig) hat das sich bei ihm daheim stationierte Original-Wandbuch nochmals durchgearbeitet. Als erste RP-Begeher ist tatsächlich Nico Mailänder am 20.8.1981 eingetragen, meine Aussage im obigen Kommentar war also falsch. Der Name des Begleiters sei nur schlecht lesbar, der Name Pete Gommersall aber gut mit dem Gekritzel zu vereinbaren.
LöschenOb damit das letzte Wort in Bezug auf die Freiklettergeschichte dieser Route gesprochen ist?!? Ich bin jedenfalls gespannt, weitere Hinweise sind gerne willkommen.
Hallo, danke für den tollen Bericht! Kannst du deine Topo nochmal teilen? Der Link funktioniert leider nicht mehr.
AntwortenLöschenHabe den Dropbox-Link gefixt (die ändern leider ständig wieder, ist kein geeignetes Medium für sowas). Das PDF ist allerdings identisch zur Bilddatei, welche im Bericht enthalten ist. Man kann also auch einfach das .jpg verwenden (dies v.a. als prophylaktische Bemerkung, falls der Link später einmal wieder nicht mehr gehen sollte).
LöschenSchöner Bericht; nur eine Korrektur zur 1. Seillänge: Der Riss wurde auch schon vor der Sanierungszeit direkt geklettert! VG, Joachim Kleiner
AntwortenLöschenHallo Joachim. Danke für den Hinweis, das glaube ich gern! Habe die Textpassage nun etwas angepasst. Lg, Marcel
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