Der finale Wettkampf aus der Serie der Zürcher Klettermeisterschaft 2018 war in der Disziplin Bouldern im Minimum angesagt. Der Termin war in der Familie Dettling dick in der Agenda angestrichen, galt es doch für die einen, ihre vorderen Plätze in der Gesamtrangliste zu verteidigen. So reisten wir frühmorgens topmotiviert für einen langen Tag an, verstärkt um ein weiteres Mädchen, welches sich unserem Team angeschlossen hatte...
Die Kinder bereit, hellwach und bis in die Haarspitzen motiviert. Allez! |
Zuerst waren die Kinder an der Reihe. Ihre Qualifikation bestand aus 20 Bouldern, die während 2 Stunden frei probiert werden konnten. Gewertet wurde nur der Durchstieg, wobei eine fixe, für alle Boulder identische Gesamtpunktzahl auf alle Begeher verteilt wurde. Drei Kinder gleichzeitig zu coachen war eine fordernde Aufgabe! Es galt, Beratung zur Strategie zu geben: wo werden wie viele Versuche investiert? Welche Boulder sind "nicht lösbar" und lohnen den Aufwand nicht? Wann und wie lange mache ich Pause? Erschwert wurden diese Überlegungen auch durch den Fakt, dass rund 200 Kinder gleichzeitig an den Bouldern aktiv waren und man seine Versuche nicht nach freiem Belieben timen konnte. In Bezug auf die Moves hingegen, da ist es erstaunlich, wie selbständig die Kinder bereits die für sie optimale Lösung identifizieren können. Da lässt sich höchstens noch punktuell der eine oder andere Tipp für eine Effizienzsteigerung geben.
Schlussendlich resultierte für eines der drei Kinder ein Finalplatz. Inzwischen auch ein gewohntes Prozedere, dass ich als Begleiter in die Isolation mitgehe und beim physischen Aufwärmen und bei der mentalen Vorbereitung mithelfe. Die investierte Zeit lohnte sich ganz bestimmt: um den ersten Platz in der Gesamtwertung ging es nämlich hart auf hart. Schliesslich zählte jeder Versuch und jede Zone. Ich fürchtete schon Böses, als meine Tochter wegen einem Fehlversuch (Fuss war nach Empfinden der Schiedsrichterin zu wenig lange/kontrolliert auf dem zweiten Starttritt) zurückgepfiffen wurde und so aus einem Flash ein Second Go wurde. Doch schlussendlich reichte es trotzdem, die lange ersehnte Goldmedaille wurde Realität. Beste Kletterin unter 10 Jahren im Kanton Zürich, yeehaa! Nebenbei gab's fürs Team Dettling noch zwei fünfte Plätze, auch eine saubere Leistung. Vor allem für meinen Sohn, der eigentlich noch in die U8 gehört. Diese Kategorie gibt's jedoch nicht, somit kämpft er in der U10 gegen 2 Jahre ältere Jungs, c'est la vie!
Alle 3 durften bei der Siegerehrung nach vorne und stolz ein Diplom oder eine Medaille empfangen. Pic: vladekzumr.com |
Am Nachmittag waren dann die Erwachsenen an der Reihe. Ich persönlich hatte mir vorgenommen, die ganze ZKM-Serie im 2018 in der Elite-Kategorie zu bestreiten. Hier wurde ich nun jedoch schwach. Nach 2 Wochen Kalymnos und 3 Wochen krankheitsbedingter Zwangspause war mein Kraftlevel auf ein bescheidenes Niveau geschmolzen und ich fühlte mich zur Zeit des Anmeldeschlusses, eine Woche vor dem Event, nicht konkurrenzfähig. Zusätzlich befeuert wurde der Entscheid durch die Tatsache, dass es auch einen attraktiven Plauschwettkampf gab. Während dort 51 Boulder zu meistern waren, so waren es in der Elite-Quali bloss 20 Stück. Tatsächlich war es dann so, dass es in der Elite halt einfach die 20 härtesten aus den total 51 geschraubten waren. Wiederum konnte man während 5:30 Stunden frei probieren, wobei erneut für jeden Boulder eine fixe Gesamtpunktzahl unter allen Begehern verteilt wurde.
Dies ist ein optimaler Modus für mich: man kann's auch mit Köpfchen und der Masse statt mit der Klasse machen, Ausdauer und Strategie sind ebenso wichtig wie rohe Kraft. In meinem Beruf dreht sich vieles um Optimierung in einem stochastischen Setting und so macht es mir auch mega Spass, neben den Moves am optimalen Ablauf zu tüfteln, damit am Ende möglichst viele und möglichst exklusive Boulder auf der Scorecard stehen. Das alles gelang mir ganz leidlich, so dass am Schluss Platz 5 unter 39 Teilnehmern resultierte. Damit hatte ich im Minimum, dem Hort der starken Männer und Frauen, niemals gerechnet. Erst recht nicht nach dieser Vorgeschichte - doch es ist schon erstaunlich, wie's auch wieder aufwärts geht, wenn man Fieber und Gebrechen endlich einmal richtig hinter sich gelassen hat. So machten wir uns spätabends, bereichert um viele positive Erlebnisse und reich beschenkt aus der Preisverteilung höchst zufrieden nach Hause. Es sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass auch wenn Titel und Medaillen natürlich eine sehr schöne Sache sind, es in erster Linie um anderes geht. Nämlich darum, dass die Kinder Freude, Begeisterung und Motivation für den Klettersport entdeckt haben. Ich schätze die gemeinsame Zeit bei Trainings, Ausflügen, Klettertrips und Wettkämpfen (mit allen Höhen und Tiefen) viel mehr als die Titel an sich. Ein herzlicher Dank gebührt auch dem Team vom Minimum für die vielen, exzellent geschraubten Boulder auf allen Niveaus und den tollen Preisen. Ebenso herzlichen Dank ans Team vom Regionalzentrum Zürich für die hervorragende Organisation der ganzen Wettkampfserie!
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