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Mittwoch, 10. Februar 2021

Skitour Jörihorn (2844m) & Gorigrat (2872m)

Ja, manchmal braucht es das einfach! Nachdem anhaltender Regen bei uns daheim die gesamte Schneedecke weggewaschen hatte, sich die Sonne schon länger nicht zum Vorschein gekommen war und wir outdoor nur gerade ein paar Kletterrouten in eher marginalen Bedingungen hatten machen können, ergab sich ein kleines Fenster für eine Skitour. Die Schnittmenge von mit Sicherheit sonnigem Himmel, gutem Pulverschnee und relativer Erreichbarkeit konvergierte auf die Region am Flüelapass.

Manchmal braucht's eine Dosis... Sonne, blauer Himmel, glitzernder Pulver und Bergeinsamkeit.

Nachdem ich erst noch einige Arbeitsstunden leisten musste, lief ich um 12.45 Uhr bei der Barriere (P.1964m) etwas oberhalb vom Tschuggen los. Um meine Wünsche nach etwas Vitamin D Auffrischung auch wirklich zu erfüllen, empfahl sich eine Tour über die SW-Hänge im Gebiet - dank Schneefall am Vortag und tiefen Temperaturen lockten auch diese noch mit lockerem Schnee. Zum Pischahorn sowie zum Gorihorn/Isentällispitz war ich früher schon einmal getourt, dito zum Flüela Wisshorn, wobei vom Aufstieg via Winterlücke aufgrund der Gefahr eines grösseren Bergsturzes zur Zeit sowieso abgeraten wird. Somit war das Jörihorn die logische Wahl. 

Im Aufstieg entlang der Passstrasse. Flach und langweilig, ja gar Latscherei liest man dazu oft. Mir gefällt das jeweils, da man sich auf diese Weise umso zügiger von der Zivilisation entfernt und in "neue" Gegenden vorstösst.

Dafür folgt man zuerst eine fast eine dreiviertel Stunde lang (2.5km/200hm) der Passstrasse bis zum Rossboden, wo man sich dann über ideale Skihänge hinauf Richtung Müllersch Täli hält. Über nochmals flacheres Gelände geht man bis unter die Jöriflüelafurgga und pirscht sich an den Gipfelhang heran. Hier erreicht bzw. übersteigt das Gelände teilweise die Marke von 30 Grad, aber mit einer guten Spuranalage wird man den Gipfel meistens erreichen können. Um etwa 14.25 Uhr und damit nach rund 1:40h Aufstieg war das für mich der Fall. 

Blick vom Jörihorn zum Flüela Wisshorn (Bildmitte), sichtbar die Aufstiegsspur im Müllersch Täli.

Ganz zufrieden war ich damit noch nicht. Auf der Landeskarte hatte ich ausgetüftelt, dass man nordseitig in die 2820m hohe Scharte absteigen und von dort mit dem P.2872 am Gorigrat einen weiteren Gipfel mitnehmen könnte. Während diese Erhebung auf der Karte zwar keinen eigenen Namen trägt, so ist sie doch deutlich selbständiger wie das Jörihorn selber (Schartenhöhe 66m vs. 25m, Dominanz 500m vs. 200m) und somit ein richtiger Gipfel. Vor allem aber lockt auch ein kecker Felsbug am Top, der eine kleine alpinistische Herausforderung bietet.

Links der Isentällispitz (2985m), in Bildmitte Gorigrat (2872m) mit seinem Felsbug, rechts Jörihorn (2844m).

Den Abstieg in die Scharte konnte ich komplett mit den Ski an den Füssen erledigen, auch an den Fuss vom Felsbug gelangte ich zügig. Um diesen aber auch wirklich zu erklettern, musste tatsächlich Hand an den Fels gelegt werden und ein paar Züge im 3./4. Grad waren unumgänglich. Da wenig exponiert, nicht allzu hoch und mit einer soliden Schneedecke als Crashpad durfte man diese Einlage wagen - ein cooles, kleines Abenteuer, um die einfache Standard-Skitour ein wenig zu würzen. Weiter könnte man dies auch auf dem Rückweg tun, indem man die Abfahrt über die Westhänge ins Tschuggentäli legt. Doch mit 100hm in 35 Grad steilem Gelände schien das bei LWS 3 nicht die richtige Wahl.

Der "rückseitige" Abstieg vom Jörihorn in die Scharte 2820m.

So stieg ich zurück aufs Jörihorn und fellte ab, inzwischen war die Uhr auf 15.15 Uhr vorgerückt. Auch von hier gäbe es einige kreative Abfahrtsvarianten, doch war dies gar nicht wirklich nötig. Vor mir waren zwar bereits ca. 20 Tourengänger abgefahren, aber sie hatten ihre Linien alle in einen engen Korridor um die Aufstiegsspur gelegt. So war es ein leichtes, durch eine komplett unberührte Geländekammer zu fahren, was ja den Pulverzauber jeweils ungleich verstärkt. Genial war's, anders kann man es nicht ausdrücken, das Foto unten sagt alles!

First Line und Top-Bedingungen!

Zu bald war ich wieder unten an der Passstrasse. Ursprünglich hatte ich mir ausgemalt, auf dem Rückweg noch den Baslersch Chopf mitzunehmen. Doch diese Hänge lagen nun bereits komplett im Schatten. Klar wäre es noch möglich gewesen, doch es schien mir nun genussreicher, einer Spur an den SW-Hängen zu folgen, welche ins "Nichts" des Kessels zwischen P.2784 und P.2818 führte. Noch während ich im Aufstieg zum Jörihorn war, hatten 3 Tourengänger von dort her kommend drei super Linien in den Hang gelegt. So ging's nochmals gute 400hm hinauf, auf 2600m endete die Spur und Weiterweg war (zumindest beim vorherrschenden Lawinenbulletin) nicht mehr möglich. Wie vermutet wurde dieser zweite Aufstieg mit einer erneut hervorragenden Pulverabfahrt vergolten. Zum Schluss blieb noch die Schussfahrt über die Passstrasse, bevor ich um schlag 17.00 Uhr zurück beim Ausgangspunkt war.

Zweiter Aufstieg in den Kessel zwischen P.2784 und P.2818 - ohne Gipfel, aber mit gutem Schnee.

Facts

Jörihorn (2844m) vom Tschuggen
900hm, Ski-Schwierigkeit WS, auch bei ungünstigen Bedingungen machbar

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