Dieser Beitrag kommt mit Verspätung... zeitlich sind 3 Tage zwischen Aktivität und Publikation zwar nicht sehr viel, aber gefühlt hat sich da schon wieder eine Menge getan. Diese kurze Zeitperiode hat gereicht, um die Wiese vor der Haustür von skifahrbar zu grün zu machen und das gesamte Eis im Tösstal den Bach hinunter zu senden. Interessant ist, dass es vor genau einer Woche ebenfalls noch grün und warm war. Dazwischen liegt eine Mini-Eiszeit von gerade einmal ein vier Tagen, während welcher sich im Tösstal kletterbare Bedingungen einstellten.
Larina in Swandive (WI5), die doch schon ein paar Meter senkrechte Kletterei erfordert. |
Ob ich an diesem grandiosen Winter-Weekend, während welchem auch Top-Skitourenbedingungen herrschten, wirklich wieder einmal im Eis im Tösstal geklettert wäre (das letzte Mal liegt doch schon 3 Jahre zurück), wenn nicht die Anfrage vom Tages-Anzeiger gekommen wäre, das steht in den Sternen. Doch Helene, Reporterin bei einer der grössten Tageszeitungen der Schweiz, hatte mich mit ein paar Tagen Vorlauf gefragt, ob man am Weekend in der Tössscheidi Eisklettern könnte. Ich war etwas unsicher, vermutete aber doch, dass sich machbare Bedingungen ergeben würden. Schliesslich trat dann die Frage auf den Plan, was für eine Story man daraus konstruieren könnte... tja, das wusste ich auch nicht so genau, das Resultat bestand einfach darin, dass der nicht im Skisprung-Trainingsweekend weilende Teil der Familie Reporterin und Fotografin am Sonntag in die Tössscheidi begleiten würde.
Gut vorbereitet ist halb geklettert... Tooly-Session daheim an der Wand. |
Zuerst allerdings ging ich vorsichtshalber am Samstag Abend nach der Skitour noch nachschauen - für mich zum Glück per Bike machbar. Es war zwar alles noch dünn und fragil, doch zum Klettern würde man sicherlich etwas finden - insbesondere da nochmals eine extrakalte Nacht mit zweistelligen Minusgraden folgen sollte. So war es dann auch. Den Zustieg ins Gebiet muss man sich im Moment allerdings etwas verdienen, Parkmöglichkeiten gibt's derzeit nur beim Skilift Steg, alles weiter hinten befindet sich entweder im Park- oder im neuerdings auch wochentags gültigen Fahrverbot. So heisst es entweder, nochmals 20 Minuten zusätzlichen Fussmarsch einzukalkulieren (Zustieg total dann ca. 1h) oder ein Bike mitzubringen.
Wie schon erwähnt, das Eis hatte über Nacht nochmals deutlich aufgebaut, so dass doch die meisten der klassischen Möglichkeiten begehbar waren. Einige wenige Linien waren sogar schon im Vorstieg safe (d.h. mit genügend und soliden Schrauben) machbar. Oder, und das ist ja der grosse Vorteil an diesem Gebiet, natürlich auch im Toprope. Wobei in der vergangenen Jahren im Zuge von Holerzarbeiten manch ein Baum gestutzt wurde, so dass ein zusätzliches Verlängerungsseil für etliche Touren durchaus vorteilhaft ist. Neben uns waren übrigens auch noch 2-3 weitere Seilschaften im Gebiet, welche sich eine dieser rarer und rarer werdenden Gelegenheiten nicht entgehen lassen wollten.
Sieht doch schon ganz ordentlich aus - schöne Kompakteisstufen zum Einstieg. |
Den Auftakt machten wir in moderat schwierigem Gelände, Kathrin und Larina waren ja schliesslich schon eine Weile nicht mehr in diesem Metier aktiv gewesen. Bzw. im Falle von Larina handelte es sich mehr um ein Schnuppern bei früheren Tössscheidi-Besuchen vor doch auch schon wieder 4-5 Jahren (siehe hier und da). Immerhin, pflichtbewusst und smart hatte sie sich entschieden, daheim zuerst noch eine Drytool-Session einzulegen. Dazu musste ich aber auch zuerst die entsprechenden "Griffe" an unserer Wand wieder montieren. Tja, die Kletterei mit den Geräten in Eis und Fels ist auch bei mir etwas in den Hintergrund gerückt, was vermutlich nicht nur am globalen Klimawandel liegt, sondern auch noch andere Gründe hat.
Quelle: Frontseite Tages-Anzeiger am 15.2.2021 |
Auf jeden Fall, nach drei Routen waren die Fotos im Kasten und alle Notizen gemacht, d.h. wir verabschiedeten die beiden Reporterinnen vor Ort. Unsereins kletterten wir noch ein wenig weiter. Wobei die Sonne das enge Tal in den frühen Nachmittagsstunden definitiv verlässt, was eindeutig zu Lasten von Ambiance und Temperatur ging. So hatten wir nach einer Weile auch genug, schwangen und auf die Räder und düsten im Nu zurück nach Steg. Es verblieb noch Zeit, um die Beine auf einer schönen Züri Oberland Skitour zu vertreten (möglicherweise ja auch eine Saison-Letztbegehung) und dann gespannt auf den Artikel zu harren. Um 18.30 Uhr traf der Entwurf bei mir ein - faszinierend, dass die Endversion schon am folgenden Morgen um 6 Uhr gedruckt im Briefkasten lag! Sogar auf die Frontseite hatten wir es geschafft - natürlich der Verdienst der beiden Reporterinnen, die hier den richtigen Riecher hatten und den Zeitpunkt genau getroffen haben. Herzlichen Dank den beiden für den lässigen Tag und die tolle Zusammenarbeit.
Quelle: Tages-Anzeiger vom 15.2.2021 |
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