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Montag, 2. Januar 2023

Bimano Bärecöp 2022

Obwohl es nicht gerade um die nächste Hausecke liegt, haben wir zum Bimano in Bern eine besondere Beziehung. Irgendwie gefällt es mir da einfach: die Anlage in einer alten Industriehalle hat einen speziellen Charme. Alles wirkt leicht scruffy, der Mix von Boulderhalle, Kreativ-Kinderspielplatz, Skateranlage und vegetarischem Restaurant ist eigen. Es ist definitiv kein polierter Hochglanzschuppen, dementsprechend alternativ angehaucht ist auch das Publikum. Eigentlich passen Boulder-Wettkämpfe nicht so ganz in diese Welt. So sind sie denn auch mehr ein 'get together' zum Rupfen in einer komplett frisch beschraubten Halle, ganz so ernst wird der Wettstreit hier jeweils nicht genommen. Auf jeden Fall, wir waren bisher bei jeder Ausgabe dabei und jetzt, wo es nach >2.5 Jahren Coronabreak wieder einmal einen Bärecöp gab, durften wir natürlich nicht kneifen.

Da muss man schon etwas bieten - athletischer Boulder mit Bimano-Schwierigkeitsgrad 7.

Der Modus ist jeweils denkbar einfach: die riesige Halle ist jeweils komplett neu beschraubt und es heisst "mach was du kannst". Die Aufgabe umfasste dieses Mal die unglaubliche Zahl von 112 Bouldern, die es zu bewältigen galt. Vom einfachen Aufwärmer bis zum nahezu unmöglichen Problem für die nationalen Spitzenleute war da alles dabei. Am Vormittag galt es zuerst für die Kids ernst. Larina hatte eben ihre jährliches Kletterbreak hinter sich. Eigentlich sagt einem die Trainingswissenschaft ja genau, wie sinnvoll so etwas sei. Das meinige "Allzeit-Bereit"-Motto mit der Vorstellung jeden Tag eine Höchstleistung vollbringen zu können, führe hingegen eher dazu, dass man sich ganzjährig auf einem Plateau unterhalb seiner Peakleistung bewege. Na gut, ich fasle jetzt etwas im Zeug herum... erst lief es ihr noch ganz gut, aber irgendwann kam der Hammer und plötzlich fielen ihr Boulder schwer, die es eigentlich gar nicht waren. 57 Tops waren die Ausbeute, für die Teilnahme im 3er-Final reichte es schliesslich doch. Nachdem der erste Boulder mehr nach dem Motto 'trickreich und überleg genau wie das geht' war und sich auch entkräftet toppen liess, hätte es sogar für mehr reichen können. Mehr als einen Flash in einem nicht allzu schweren Athletikboulder hätte es nicht gebraucht... still und leise fühlte ich mich wieder einmal darin bestätigt, dass ich das Kletterbreak auch in diesem Jahr erneut lieber den anderen überlasse.

Das ist der zweite Finalboulder, ein Flash wäre ziemlich hilfreich gewesen... (Bimano-Grad 7).  

Nachmittags galt es dann für die Erwachsenen ernst. Tops und Punkte sammeln, das war die Devise. Es waren Schwierigkeiten von 3-11 geschraubt (die Bimano-Skala geht wohl von 1-12 🤓, vermutlich sind etwas softe V-Grades), das Punktesystem war progressiv, d.h. ein Grad höher ergab ca. die doppelte Punktzahl. Schwierig zu bouldern wurde also schon belohnt, wobei die Frage halt schlussendlich war, ob man lieber x Boulder von Grad y macht, 2x vom Grad (y-1) oder 4x vom Grad (y-2). Plus natürlich auch, wo sich denn der Grad y der persönlichen Machbarkeitsskala befindet. Ich entschloss mich, die erste Hälfte (1:30h) der Qualizeit in schwierige Boulder der Grade 8 und 9 zu investieren und nachher noch möglichst alle der tieferen Niveaus zu erledigen. Das gelang mir wie folgt...

Der Vergleich von Soll und Haben...

Wer den Plot sauber liest, erkennt total 70 Tops auf 112 Boulder. Unter dem Strich wendete ich wohl eher zu viel Zeit für die schwierigen Boulder auf. Denn den angepeilten Clean Sweep im Grad 7 und tiefer verpasste ich schlussendlich doch relativ deutlich. Es war aber auch eine Herkulesaufgabe in den 90 verbleibenden Minuten alle 70 einfacheren Boulder zu toppen. Irgendwann drehte der Motor langsam im roten Bereich. Pausen wären hilfreich gewesen, aber die Zeit lief ja eh schon davon. Und schlussendlich fielen mir auch ganz ohne ein jährliches Kletterbreak Boulder schwer, die es eigentlich gar nicht so unbedingt waren 😁

Bouldern bis der Bizeps glüht und die Fingerspitzen rauchen... love it!

Nicht unglücklich war ich im Angesicht meines ausgepowerten Zustands über die Ankündigung, dass es in der Ü40-Kategorie keinen Final geben würde, sondern die Qualifikation die Schlussrangliste darstellen würde. Doch die Spannung wurde hochgehalten: zuerst wurde die Rangliste der Elite zwecks Bestimmung der Finalteilnehmer publiziert. Da hätte es mir auf Rang 5 von 48 Teilnehmern gereicht. Das weckte ja schon einmal die Hoffnung, dass es auch bei den Senioren wohl nicht so schlecht stünde (wobei man halt eben nie einen Vecchio Leone unterschätzen darf!). So feuerten wird dann die starken Damen und Herren bei ihren Bemühungen an den kniffligen Finalbouldern an. Es setzten sich bei beiden Geschlechtern Mitglieder der Nationalmannschaft durch. Bei der Rangverkündigung wurde das Geheimnis dann schliesslich gelüftet: der Seniorenpokal ging mit einem soliden Vorsprung an den Autor 😃. Noch dazu gab es einen zweiten Rang für Kathrin (mit ihren 51 Tops) in der femininen Ausgabe dieser Kategorie. Bronze hatte sich ja schon Larina gesichert, somit konnten wir mit einem kompletten Satz an Podestplätzen und mit tollen Preisen reich beschenkt den Heimweg antreten. Insbesondere das "Climb More, Work Less"-Shirt zog ich natürlich nur zu gerne gleich am nächsten Arbeitstag an 😛. Es war wieder einmal der Hammer im Bimano, wir freuen uns schon auf's nächste Mal!

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