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Mittwoch, 7. Februar 2024

Föhnmauer - Je Suis (7a)

Der Topspot der Ostschweiz für das ambitionierte MSL-Klettern im Winter ist die Föhnmauer am Fläscherberg. Zuletzt hatte ich sie für die harten Geräte von Daniel besucht: Vaterland (8b) und Buben im Sturm (8a). Nach dem Sparta Fight am Tag zuvor war nicht mehr ganz so viel Haut und Kraft übrig um beim Sportklettern so richtig auf die Tube zu drücken und die Schneeverhältnisse waren vielerorts bescheiden. Der richtige Tag also um mehr auf die Karte "Erlebnis" zu setzen und mit Kathrin an der Föhnmauer anzugreifen. Aufgrund der Gegebenheiten entschieden wir uns nicht für maximale Ambition, sondern wollten der mir noch unbekannten Je Suis (4 SL, 7a) einen Go geben.

Der Fläscherberg ist oft eine gute Wahl im Winter. In der linken Bildhälfte der Tschingelpfeiler. 

Neu sind die Parkplätze beim üblichen Ausgangspunkt vom Badguet kostenpflichtig (1 CHF/Stunde, nur per Smartphone bezahlbar). Ob der Kürze von Anmarsch und Routen muss man zum Glück nicht eine allzu hohe Rechnung befürchten. Der Zustieg umfasst ca. 1km Luftlinie an Distanz und nur ca. 30hm. Wichtig ist es dabei, die Abzweigung zum Climbers Trail in der ersten Kehre am Weg ins Mozentobel nicht zu verpassen. Sonst kann aber kaum etwas schiefgehen, so steht man in 15 Minuten unter der Wand. Los geht's (sofern man eine der eigentlich nicht zur Je Suis gehörigen Einstiegslängen mitnimmt) gleich bei der zerfallenen Hütte. Um 11.30 Uhr hatten wir alles parat und legten los.

L1, 15m, 6b+: Die erste Stufe beherbergt 4 kurze Touren, welche erst später erschlossen wurden. Die Kletterei ist vielleicht nicht ganz so gut wie in der Je Suis. Aber es handelt sich doch um lässige Moves an Leisten. Vor allem handelt es sich um eine ideale Aufwärmlänge, um nicht gleich volle Kanne mit einer 7a loslegen zu müssen. Und weiter scheint das Einqueren von rechts her über das Band auch etwas murksig. Der einzige Nachteil (bei frischen Wintertemperaturen) besteht etwas darin, dass sich die Sache im Schatten der Bäume abspielt. Wir stiegen beim rechten Start ein und querten dann nach links hinüber, was in der Topos als Sepultura (6b+) vermerkt ist.

Kathrin folgt in der ersten Länge (eigentlich Sepultura 6b+, aber der absolut logische Start).

L2, 30m, 7a: Kurz zum Band hoch, dann wartet das erste Dächli und schon heisst es an Leisten kräftig zupacken und das Geläuf ins vertikale Terrain darob hochbringen, wo es gleich mal dranzubleiben gilt. Hier hat eine gute Seele bei einer Sanierung jeweils einen Zusatzbolt zwischen die alten (wohl erst später sanierten) Kronenbohrhaken gesetzt, sprich es ist komfortabel gesichert. Das ändert sich im oberen Teil der Länge, wo erst an Seitgriffen etwas engagiert gepiazt werden muss. Dann folgt eine etwas ungeschmeidige, zwingende Stelle, wo man mit Untergriffen an der glatten Wand anläuft. Schlussendlich ist es nicht so schwierig, aber da könnte man doch sehr unangenehm abfliegen. Ein weiteres Feature ist dann der coole Abschlussquergang nach links hinaus an einem sloprigen Rail. Viel Programm, anhaltend schwierig, super Fels - geile Sache!

Der letzte Test mit der Hangelquerung am Sloper-Rail am Ende von L2 (7a).

L3, 25m, 7a: Keine Zeit zum Relaxen, das Wändchen ob dem Stand sieht gleich fordernd aus. Einsteigen geht noch, aber um den dritten Haken rum sind die Griffe klein und die Tritte rar. Einen guten Plan machen und entschlossen durchmoven muss die Devise lauten. Danach geht's vorerst relativ griffig dahin, bis gerade voraus plötzlich keine Haken mehr sichtbar sind. Dann sollte man sich horizontal nach rechts auf's Podest hinüber orientieren, eine knifflig-athletische Kletterstelle verteidigt den Zugang zu diesem bequemen Standplatz.

Diese kräftige Querung wartet am Ende von L3 (7a).

L4, 30m, 7a: Hier hat man alles Wesentliche im Blickfeld, wenn man loslegt. Schon bald einmal musste ich ziemlich in die Trickkiste greifen - meine holde Angetraute beschied mir später, ich hätte das unnötig kompliziert angestellt, ihre propagierte einfachere Lösung war für mich jedoch nicht nachvollziehbar. Naja, Frauen versteht man halt nicht immer 😁 Danach ist der Fels mit coolen Silex-Einschlüssen garniert, ein kniffliger Move aus einem Untergriff in die Schulter mit folgendem Aufrichter stellt die Crux dar, super! Danach wird das Gelände einfacher, stecken tut nur noch ein Schlaghaken. Klar ist der Ausstieg ins Gras zu Stand an Baum unschwierig, aber ein Sturz liegt da definitiv nicht drin. Mit kleinen bis mittleren Cams könnte man wohl mobil sichern, ganz so dumm wäre das nicht...

Kurz vor dem Top (L4, 7a), der Ausstieg ins Gras easy, aber weit über dem letzten Haken.

Vom Top der Route sind es nur wenige Meter an Traverse (Fixseil) hinüber zum Wanderweg. Die Sonne neigte sich bereits der Gratlinie vom Pizol entgegen, viel länger hätte sie uns gar nicht mehr erwärmt. So schnürten wir die in weiser Voraussicht mitgeführten Schuhe und stiegen ab. Am besten ist es, auf dem Hinweg sämtliches Material 'on person' mitzuführen, so kann man sich auch gleich noch den Umweg zurück zum Einstieg ersparen. Bald waren wir zurück beim Badguet und machten uns auf den Heimweg. Meine schon am Vortag abgeraspelten Pfoten hatten hier an den rauen Kleingriffen nochmals eine gehörige Abreibung erhalten und brannten wie verrückt - genau so wie unsere Begeisterung über diese tolle Kletterpartie mitten im Winter. Das war jetzt echt eine geniale Abwechslung zu den Skitouren, den Wettkämpfen und dem Bouldern gewesen!

Blick vom Ausstieg hinüber zur Wand, wo noch eine Seilschaft aktiv ist.

Facts

Föhnmauer - Je Suis 7a (6c/+ obl.) - 4 SL, 100m - Graf/Moosberger 1987 (saniert 2011) - ****;xxxx
Material: 1x40m-Seil, 12 Express, evtl. Cams 0.3-0.75

Kurze Route, die sich aber gar nicht einmal so kurz anfühlt! Die Kletterei ist anhaltend steil und sehr schön homogen schwierig. Bald einmal weist man auch eine gewisse Exposition auf, so dass man sich richtig 'in der Wand' wähnt. Die Felsqualität ist prima, der Fels noch 'wie neu' und weitgehend rau/scharf strukturiert. Nur vereinzelt hat es etwas Brösmelibelag und am Ende ein paar Grasbüschel. Die Absicherung ist weitestgehend klettergartenmässig. Einzig in L2 sind die Abstände im zweiten Drittel der Länge fordernder. Hier gilt es auch eine etwas unangenehm-unsichere Passage nahe der Hauptschwierigkeiten zwingend zu klettern. Mobiles Material kann man nur auf den letzten 10-15m zum Ausstieg hin einsetzen. Diese sind zwar einfach (5b/5c-Gelände), weisen aber keine Haken mehr auf. Ein Topo zur Föhnmauer mit einer Auswahl der Routen gibt's im Extrem Ost, für die volle und aktualisierte Übersicht ist der Kletterführer St. Galler Oberland die richtige Wahl.

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