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Dienstag, 24. August 2021

Tofana - Aspettando la Vetta (6c)

Tja, wenn frau das Arrangement bucht, dann ist das Frühstücksbuffett inbegriffen und somit wird es nichts mit einem frühen Tourenstart. Wobei, das sei erwähnt, ich auch nichts gegen ausreichend Schlaf habe, vor allem wenn ja nachher sowieso der ganze Tag zum Klettern zur Verfügung steht. Nach unseren Eskapaden am Vortag, bzw. bis in den späteren Abend hinein, war so eine richtige Hammertour auch nicht zwingend angezeigt. Auf eine Tour an der Tofana konnten wir uns dann doch einigen, ist doch der Zustieg kurz und der Gesamtrahmen überschaubar. Knappe 7 Jahre waren seit unserem letzten Besuch vergangen. Damals, anlässlich der Begehung der Vecchio Leone, hatte ich noch mit den fordernden 7b-Routen kokettiert. Daraus sollte an diesem Tag abermals nichts werden, "Genuss" mit moderat schwieriger Kletterei war angesagt. Der Plaisir steht in Anführungszeichen, weil die Sicherungen nicht allzu üppig vorhanden sind. Womit ja aber in erster Linie der Vorsteiger klar kommen muss - und wenn er das tut, so steht dem Spass nichts im Wege.

Blick auf die gewaltigen Wände der Tofana mit dem Verlauf von 'Aspettando la Vetta' (6c)

Unsere Tour startete um 10.50 Uhr beim Rifugio Dibona. Da gibt es zwar viele kostenlose Parkplätze, es waren aber trotzdem fast alle belegt. Jedoch nicht in erster Linie von Kletterern, sondern viel mehr von Wanderern und anderen Luftschnappern. Auf dem breiten Fahrweg geht's in Richtung Rifugio Giussani, bevor man schliesslich horizontal auf einem gut ausgetretenen Pfad Richtung Einstieg quert. Nach einer halben Stunde Gehzeit hatten wir diesen erreicht. Dieser befindet sich direkt am Weg, etwa 10m links der Aufschrift "Castelletto" (nicht 25m, wie im Topoguide steht!) bei der einfachsten Rampe, welcher dieser Wandbereich zu bieten hat. Eine Anschrift oder fixes Material zur Orientierung gibt es allerdings nicht. Nach kurzer Vorbereitung stiegen wir ein, wir hatten entschieden am Einstieg kein Depot anzulegen, obwohl im Abstieg nur ein kurzer Umweg nötig wäre, um die Sachen wieder aufzulesen.

L1, 55m, 3b: Unschwierige Kletterei über die Rampe, welche aber v.a. auf den ersten 30m nicht wirklich gut abzusichern ist. Da das Gestein auch nicht überall über jeden Zweifel erhaben ist, sind keine Fehler erlaubt. Am Ende geht's dann auf logischer Fährte direkt hinauf, da lässt sich auch mal ein solider Cam/Keil installieren und die Standhaken rücken ins Blickfeld.

Wenig attraktives Foto, aber nicht meine Schuld, dass L1 über diese etwas grasig-brüchige Rampe führt ;-)

L2, 50m, 6b: Die von der Absicherung her heikelste und anspruchsvollste Seillänge der Tour! Bohrhaken, Rissspur (Cam), Bohrhaken, dann ein fragwürdiger Schlaghaken - das tönt mehr nach Klippen als nach Moven, aber da liegt schon eine Menge an anspruchsvoller Kletterei dazwischen. Doch die haarigste Stelle kommt nach dem NH, entweder direkt an Seitgriffen trittarm und schwierig hinauf oder alternativ mit einer grösseren Linksschleife. Wobei man sich bei jener weit von der letzten Sicherung entfernt und zusätzlich mit dem Bammel umgehen muss, dass es nicht aufgeht... tut es aber dann doch. Trotzdem, diese Stelle fand ich unangenehm. Es folgt eine deutliche Rechtsquerung zum letzten BH, gefolgt von einer nochmals schwierigen Kletterstelle wo man unter mehreren Optionen die (für sich) richtige Beta wählen muss (es gehen hier wohl alle Optionen bei +/- ähnlichen Schwierigkeiten).

Coole, athletische Kletterstelle in sehr gutem Fels am Ende von L2 (6b).

L3, 40m, 6c: Nun geht es über das grosse Dach hinweg, was von Weitem sehr eindrücklich aussieht, die nominelle Schlüsselstelle der Route bereithält, sich aber schlussendlich alles sehr gut auflöst. Im Einzelnen steigt man ohne besondere Schwierigkeiten im grauen Fels hinauf in den gelben Wandbereich. Da Gestein ebenda ist nicht bombensolide und etwas splittrig, aber doch absolut vernünftig bekletterbar - einfach nur die hier permanent weiss markierten Griffe nehmen, fast wie in der Kletterhalle ;-) Einzig die Bolts sind etwas verwunderlich platziert... irgendwie sowohl für den Vor- wie den Nachstieg leicht suboptimal, passt aber schon - gut verlängern hilft, um den Seilzug einzudämmen. Am schwierigsten ist eigentlich gleich die Stelle am Wulst zu Beginn (nicht nur wegen der Behakung), nachher greift man immer zu anständigem Material und das Dach wird mehr an einer Fuge gequert als wirklich überstiegen. Mit einer Rechtsquerung oberhalb und ein paar Meter obsig erreicht man den nächsten Stand. Eine 6c ist das wohl eher nicht, 6b dürfte auch reichen, wir empfanden die Länge auch einfacher wie L2.

Holla, hier geht's in L3 (6c) drüber hinweg - an der Schwachstelle natürlich!

L4, 45m, 6a: Hier stecken nur gerade 2 BH für eine ziemlich lange Reise. Darum wohl ist am Stand ein Pfeil eingeritzt, damit man nicht in eine unbekannte Route rechts abdriftet, wo SU-Schlingen erkennbar sind. Wer genau hinschaut, sieht aber den ersten Haken der Aspettando direkt voraus. Die Hauptschwierigkeiten warten im ersten Teil, wo es bald recht steil wird - man sichert erst mit Cams, der Bolt kommt dann genau an der entscheidenden Stelle. Nach einem weiteren BH am nächsten Wulst (erneut perfekt platziert) gibt's zum Stand hin dann ziemlich freie Linienwahl. "Logische Linie leicht rechts ansteigend" meint Volker im Topoguide. Diese kletterte ich (vermeintlich?), zum Ende musste ich auf dem Band dann deutlich einige Meter nach links zum Stand queren. Ginge also vielleicht auch direkter im zweiten Teil?!? Zur Bewertung kann man sagen, dass diese Länge kaum einfacher wie die anderen ist, somit eher 6a+.

Auftakt zu L4 (6a/+) mit sehr schöner Kletterei, Cams zwingend erforderlich.

L5, 40m, 6a+: Vier Bolts stecken auf dieser Länge, d.h. nicht allzu viele für 40m Kletterstrecke. Aber erneut genau am richtigen Ort, d.h. da wo unmittelbar danach eine schwierigere Stelle kommt. Der Rest lässt sich hier für einmal sogar recht üppig mit Keilen und Cams sichern, somit steigt man ziemlich unbeschwert in henkligem Gelände.

Kathrin folgt in L5 (6a+), die Wand wie man sieht ab frühem Nachmittag im Schatten!

L6, 50m, 6b: Steile, sehr griffige Kletterei in perfektem, schwarzem Dolomit! Hier liegt nun wieder nicht mehr ganz so viel wie in der Länge davor, d.h. man kommt nicht um den einen oder anderen Runout herum - was aber in diesem extrem strukturierten Henkelgestein bei Schwierigkeiten um 6a schon fast Freude macht, da man einfach frei steigen kann. Die Crux der Länge kommt dann erst am Schlusswanderl und erscheint etwas gesucht. Linksherum wäre es wohl deutlich einfacher zu haben, doch da sonst massiver Seilzug droht und man im besseren Gestein operiert, klettert man sicherlich am besten direkt über den Bolt.

Dieses Foto stammt von L5 (6a+) - nicht so entscheidend, es sieht überall ähnlich aus ;-)

L7, 55m, 3a: Überführungslänge, welche nach den ersten Metern Gehgelände über das Schuttband bietet. Den Stand findet man links oberhalb eines markanten Pfeilerleins an einer Sanduhr (wie auf diversen Webseiten erwähnt, wurden die BH ab hier von Traditionalisten entfernt!). Die Route führt nachher leicht rechtshaltend durch den dunklen, soliden Streifen zwischen zwei orangen, wohl splittrig-brüchigen Flecken hindurch.

Blick auf die Fortsetzung in L8 (6a), im grauen Streifen leicht rechts der Bildmitte verläuft die Route.

L8, 50m, 6a: Man quert hier zuerst ein paar Meter diagonal nach rechts oben - nicht sehr schwierig, aber auch nicht ganz einwandfrei zu sichern und unterhalb ist halt das Band... Dort wo es steiler wird, kommen dann aber gut sichtbar NH, eine SU und auch mobile Möglichkeiten, es löst sich alles gut auf. Man erreicht eine Nische, klettert rechts aus dieser hinaus über die nächste Stufe hinweg und dann ist irgendwann Bastelstunde angesagt, um einen sicheren Stand zu bauen. Die 2 (dünnen) SU laut Topoguide waren identifizierbar, aber so richtig safe schien mir das nur mit denen nicht - also hier und da noch ein Placement gefunden, alles aufwändig verkabelt und dann in unbequemer Sitzposition nachgesichert... hach die Annehmlichkeiten eines vernünftigen BH-Standes weiss man schon recht bald zu schätzen.

Unbequemes Nachsichern am selbstgebauten Stand nach L8 (6a).

L9, 50-60m, 5b: Wandkletterei ohne fixe Absicherung und daher offener Linienführung. Es geht +/- gerade hinauf, eine Rippe ermöglicht mobile Absicherung, wobei die perfekten Placements hier nicht abundant sind... Man erreicht schliesslich ein Band, wo man mit der klassischen Pfeilerroute von Alvera/Pompanin zusammen trifft. Da sich dort Leute befanden, habe ich etwas weiter rechts mit mobilen Mitteln einen guten Stand eingerichtet.

Schon eine tolle Gegend, diese Dolomiten! Hier an der Stelle, wo man auf die Alvera/Pompanin trifft.

L10, 20m, 4a: Wohl etwas rechts der klassischen Linie sind wir hier über eine Stufe gestiegen - gut möglich und ohne grössere Schwierigkeiten. Weil erstens die Fortsetzung blockiert war (mehr dazu gleich...) und zweitens wieder gebohrte Standhaken vorhanden waren, nahm ich Kathrin nochmals nach.

L11, 50m, 5c+: In der ganzen Zeit, während ich am Stand nach L10 war, bewegte sich der Kletterer in der folgenden Länge keinen Zentimeter weiter. Zu warten wäre einfach aussichtslos gewesen und so stieg ich los. Es stellte sich heraus, dass der Nachsteiger einer rumänischen Seilschaft komplett erschöpft und dem Kollaps nahe war. Er steckte an der henkligen Steilstufe fest, die er einfach nicht mehr überwinden konnte. Zwei, drei Meter rechts stieg ich athletisch an ihm vorbei - da wohl eher im 6ab-Bereich, aber cool. Von oben versuchte ich ihm die besten Griffe anzuzeigen, aber es nützte nichts. "My fingers don't work anymore" war sein verzweifelter Kommentar. Sein Kamerad konnte auch nicht helfen, der befand sich 40m weiter oben am Stand und hatte einen solchen Zickzack in den Seilverlauf gelegt, dass von seinem ganzen Zerren kein Newton an Erleichterung am unteren Seilende ankam. Naja, so stieg ich eben in schöner und nicht ganz trivialer Kletterei (wenige NH) hinauf zur Kanzel unter dem Abschlusskamin, wo sich nochmals 1 BH für den Stand befindet. Ich hiess Kathrin nachkommen und diese hatte sich am Stand unten mit einer weiteren, sich dort einfindenden Seilschaft aus Polen eine Taktik überlegt, wie man dem armen Kerl behilflich sein könnte. Dies war mittels Schulterstand, was nach erster Ablehnung schliesslich zögerlich als Lösungsmöglichkeit akzeptiert wurde und auch tatsächlich über den Überhang half...

Ausblick vom Stand nach L11 auf die letzten Meter und den markanten Fungo.

L12, 30m, 2a: Über eine einfache Rippe und im Kamin steigt man hinauf zum Ausstieg, links vom markanten Pilz - macht keine Schwierigkeiten mehr, ich hatte auch bereits auf die Zustiegsschuhe gewechselt.

Geschafft!

Um 18.00 Uhr und somit nach rund 6:30 Stunden Kletterei waren wir am Top - mit einer beiderseits perfekten Onsight/Flash-Begehung. Wir schossen gleich die Seile auf und liefen los. Erst geht's über einen gut ausgetretenen Geröllpfad nordwärts horizontal hinüber, wobei sogar noch letzte Schneefelder gequert werden mussten. Ziel ist der Steig, welcher auf einem Band durch die Wand der Punta Marietta quert. Das Gelände ist exponiert, die heikelste Stelle da wo sich ein Schuttkegel in den Weg stellt, es stecken jedoch diverse (Klebe-)haken, an welchen man am laufenden Seil sichern kann. Schliesslich biegt man um die Ecke und steigt in einfacherem Gelände entweder zum Rifugio Giussiani (kleiner Umweg) oder direkt hinab zu alten, verfallenen Gebäuden, um den markanten Weg zu erreichen. Auf diesem in einfacher Wanderung mit sehr schönen Ausblicken zur Croda da Lago retour zum Ausgangspunkt wo sich der Kreis um 19.00 Uhr schloss. Wir fuhren hinab nach Cortina, um dort noch den Abend auf einer Terrasse mit feiner Pizza, Birra, Dolce, Caffè und prima Sound zu geniessen :-)

Impression vom Abstieg: Bandquerung unter der Punta Marietta (nach Ende des schwierigsten Abschnitts).

Blick zur Croda da Lago und Lastoni di Formin, wo wir auch schon kletterten (1, 2)

Facts

Tofana - Aspettando la Vetta 6c (6b obl.) - 12 SL, 500m - Da Pozzo/Meneghin 2004 - ****;xx
Material: 1x oder 2x60m-Seil, 10-12 Exen (div. verlängerbar), Keile, Cams 0.2-1 plus evtl. 2

Eindrückliche Kletterei mitten durch die lotrechte erste Pfeilerwand der Tofana. Bohrhaken wurden nur spärlich gesetzt und fehlen im Ausstieg komplett, was die Route zu einem Hybrid zwischen einer MSL-Sportkletterei und einem alpinen Unternehmen macht. Da die Kletterei aber eigentlich stets gut kontrollierbar, d.h. griffig und trittig ist, die wenigen BH fair und intelligent platziert sind und man zwar nicht sehr üppig, aber doch immer wieder mobile Placements findet, geht das Ganze doch in Minne über die Bühne, sprich ohne dass der Haarschopf ergrauen würde. Mir reichten ein Satz Keile und Cams von 0.2-1 gut aus. Grössere Cams werden teils in der Literatur empfohlen, sie sind aber kaum einsetzbar und erscheinen mir nicht nötig. In Bezug auf die Schönheit ist noch zu erwähnen, dass die Route in meist sehr gutem Dolomit verläuft. Unvorsichtige werden aber sicher problemlos Griffe zum Ausreissen finden, was bei den vorhandenen Sicherungsabständen nicht vollständig unbedenklich ist und den alpinistischen Anspruch der Linie nur unterstreicht. Ebenso ist die durchgehende Henkelkletterei zwar toll, aber auch etwas monoton - mit Ausnahme vom Dach in L3 bleiben schlussendlich nicht viele, markant-eindrückliche Kletterstellen haften, sondern es handelt sich viel mehr um Cruising-Genuss. Das Topo von Planetmountain ist hier verlinkt - passt so schon, aber Details zeigt es halt nicht wirklich. Weiter ist die Route mit meist stark generalisierten, wenig informativen Topos in manchen (Auswahl)führern aufgeführt. Das beste schematische Topo findet man im Topoguide Band 3 - sicherlich empfehlenswert für all jene, die sich nicht komplett selber orientieren können/wollen.

Topo by Planetmountain.com

Montag, 4. August 2014

Tofana - Il vecchio leone e la giovane fifona (7a)

Das alpine Sportklettern an der Tofana trägt die Handschrift von Massimo Da Pozzo. Er ist der Erstbegeher der meisten Routen vor Ort, und pflegt seine Touren zwar mit Bohrhaken abzusichern, setzt diese jedoch nur sparsam ein. Dementsprechend viel kann man darüber lesen, seine Routen sind je nach Quelle begeisternd, einschüchternd oder brandgefährlich. Bisher hatte ich selber noch keine einschlägigen Erfahrungen mit den Routen von Mox gemacht. Doch einerseits wollte ich mich dieser Herausforderung stellen um mir selber einen Eindruck machen zu können, andererseits kommt man an diesen imposanten Führen rein aus Qualitätsgründen nicht vorbei.

Die Südwand der Tofana di Rozes mit ihren massiven Wänden und Pfeilern. Ein ideales Klettergelände!
Im Vorfeld hatte ich lange überlegt, ob wir zum Angewöhnen eine der drei zahmeren Tofana-Routen wie Aspettando la Vetta, Vecchio Leone oder Spigolo Sam machen sollten. Oder ob es wohl besser wäre, gleich eines der mit 7b bewerteten Testpieces à la Goodbye 1999, Compagni di Merenda, usw. zu versuchen. Schliesslich machten Wetter und Verhältnisse für uns die Rechnung. Zwar war ein trockener und teilweise sonniger Tag angesagt, in der Nacht zuvor hatte es aber noch geregnet. Vom Ausgangspunkt, dem Rifugio Dibona, präsentierte sich die Lage denn auch nicht einwandfrei. Letzte Nebel schlichen am Berg herum und beim Abgleich zwischen Berg und Topo zeigte sich, dass wohl nur gerade die Vecchio Leone einwandfrei trocken war. Los ging's, in einer halben Stunde Marsch auf einer bequemen Bergstrasse erreichten wir den Einstieg, wo gerade der Seilzweite eines schwedischen Vorgänger-Teams den Boden verliess. Um 11.50 Uhr waren wir kletterfertig und stiegen, etwa 30m links der Aufschrift "Castelletto" ein.

Verlauf der von uns gekletterten Route am ersten Tofanapfeiler.
L1, 50m, 6c: Der erste BH steckt nicht gerade in Reichweite, die ersten 7-8m sind zwingend im Grad 6a+ zu meistern. Danach über die rauhe Platte zum gut abgesicherten (2 BH) und markanten Cruxdach, das an Henkeln überwunden wird. Man hält sich kurz etwas rechts (schlechter NH) und dann der Nase nach hinauf. Zum Stand sind es noch gute 30m, mit scharfen Augen findet man hoffentlich noch 1 BH und 1 NH. Die Kletterei da ist zwar einfach (ca. 5b) und der Fels durchaus solide, aber auch etwas grasig und nicht optimal abzusichern. Sicheres Klettern ist Pflicht, ein Sturz in diesem oberen Teil wäre sehr gefährlich.

Imposante Kletterei in L1 (6c). Als wir am Einstieg ankommen, überwindet der Nachsteiger des schwedischen Teams gerade das Cruxdach.
L2, 30m, 5c: Nach rechts geht's 10m zum gut sichtbaren BH hoch, und in gerader Linie weiter. Just vor der schwierigsten Stelle folgt ein weiterer BH, bevor man mit einem weiteren 10m-Abstand an den nächsten Stand klettert. Auch hier, solider Fels, stellenweise noch etwas grasig. Zusätzlich absichern ist schwierig, hier aber auch nicht unbedingt nötig.

Einfachere Kletterei in L2 (5c). Der Fels ist solide und griffig, aber irgendwie mit den Grasbüscheln noch nicht restlos überzeugend.
L3, 50m, 6b: Tja, eine volle Seillänge im Grad 6b und es stecken nur gerade 4 Bolts, sagt das Topo. Und dementsprechend weit sehen die Abstände dann auch aus. Die Kletterei ist steil-geil, optimal griffig und für den Grad 6b sehr dankbar. Allerdings, stürzen sollte man hier auch lieber nicht. Die letzten 20m zum Stand (ca. 5bc) sind dann in weniger schönem Gelände wieder etwas durchzogen und müssen komplett selber abgesichert werden, was jedoch nicht optimal möglich ist. 

L4, 40m, 7a: Wer vom bequem auf einem Band gelegenen Stand nach oben blickt, könnte graue Haare bekommen. Der erste BH steckt in etwa 12m Höhe und die Kletterei sieht gar nicht einfach aus. Aber naja mal gucken: die Moves (ca. 6a) gehen dann doch gut, und man bringt sogar vernünftig zwei, drei Sicherungen unter. Auch bis zum dritten BH ist es noch nicht wirklich schwer, dann steilt es aber auf und in anhaltender Ausdauerkletterei an Leisten muss man dranbleiben. Auch hier ist Luft zwischen den Bolts, aber wer der Schwierigkeit gewachsen ist, kann von guter Absicherung sprechen. Die Haken sind solide und optimal platziert. Und ja, hier ist es für 7a dankbar - an den Wendenstöcken kommen mir ein paar harte 6b-Seillängen in den Sinn, die ich schwerer fand. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen...

Sicht auf L4 (7a) von unten. Steiles, gelbes Gemäuer wartet hier auf den Kletterer.
Und so sieht L4 (7a) von oben aus. Nix gelb, alles grau. Wie immer im Leben ist auch das eine Frage der Perspektive.
L5, 35m, 6a: Schöne Kletterei an steilem, griffigem Fels, für einmal gar nicht so easy für den Grad. Auch hier stecken die Haken nicht gerade in Plaisir-Abständen, allzu weit sind sie aber für einmal nicht auseinander. Nach dem dritten und letzten BH hält man dann scharf 10m nach rechts zum Stand. Hierzu muss man sagen, dass auch der Nachsteiger die Crux nach dem letzten BH sauber sollte freiklettern können. Bei einem Fail gibt's sonst einen massiven Pendler, eine verlässliche mobile Sicherung lässt sich nämlich nicht anbringen.

Über den Wäldern der Passi Falzarego und Giau, die heikle Nachsteiger-Crux in L5 (6a) gemeistert.
L6, 30m, 6c: Eine attraktive, rotgelbe Wand wartet auf uns und wie gewohnt steckt der erste BH hoch. Gut, ein paar Meter gibt's billig am Pfeilerlein links wo man Keil und Cam legen kann, aber zuletzt muss der Bohri ehrlich, nicht ganz einfach und mit Potential für einen unangenehmen Sturz angeklettert werden. Weiter dann in anhaltender, ausdauernder Kletterei an meist guten Griffen in gerader Linie aufwärts zum Stand auf der Pfeilerkante. Hier wurden offenbar die einst steckenden Stand-BH von Traditionalisten wieder entfernt, da dort auch die klassische Pfeilerroute von Alvera/Pompanin durchführt. Pssst, aktuell sind aber wieder 2 Stück vorhanden, aber bitte ja nicht dem Flexer weitersagen... die Möglichkeiten für einen "natürlichen" Stand schienen mir jedenfalls sehr bescheiden und unsicher.

Blick auf L7 (6b). Erst der Kante nach, vor dem Spitz mit Dach dann rechts hinaus in den grauen Fels klettern.
L7, 40m, 6b: In kühner Linie geht's erst entlang der Kante aufwärts zu einem BH. Nach diesem verlässt man sie jedoch und hält sich in recht steilem Gelände diagonal rechts hoch zu zwei weiteren BH. Danach wirkt das Gelände etwas beliebig und Sicherungen sind wieder mal keine sichtbar. Man klettere aber in schöner, griffiger Wandkletterei einfach geradeaus weiter, irgendwann kommt dann nochmals ein BH, bevor man über eine letzte Steilstufe den Stand direkt auf der Pfeilerkante kurz vor dem breiten Band erreicht.

Zum Schluss in L7 (6b) ist's noch richtig luftig, sowohl bis zum Einstieg runter als auch zwischen den Sicherungspunkten.
Hier endet die Route, wer wollte könnte in 4-5 weiteren, einfachen Seillängen (max. 4b) über die klassische Alvera/Pompanin den Pfeilergipfel erreichen. Darauf haben wir keine Lust, auch weil der nordseitige Abstieg über den alten Kriegssteig offenbar durch einen Bergsturz verschüttet wurde, die Situation dort unklar ist und möglicherweise ein grösserer Umweg nötig ist. Zudem zeigt auch die Uhr schon 16.20 Uhr. In fünf langen und einem kurzen Manöver gelangen wir zügig wieder an den Einstieg. Wir schnüren die Schuhe und wählen für den Abstieg die Schuttreisse mehr oder weniger direkt unter der Route. Ganz so fein wie gewünscht ist die Körnung leider nicht, trotzdem sparen wir uns hier noch ein paar Minuten beim Abstieg. Nun folgt nur noch die Gurkerei retour über die Pässe. Da bleibt ausreichend Zeit, um das Fazit zu ziehen. Es war eine wirklich schöne Route, zur höchsten Güteklasse fehlt aber doch ein bisschen etwas. Bezüglich der Absicherung ist es schon so, dass die BH eher sparsam verwendet wurden. Konkret steckt im einfachen Gelände (<6a) wenig bis nix, dort wären Stürze meistens gefährlich und zusätzlich Absichern geht nicht nach Belieben. An den schweren Kletterstellen wurde dann aber schon regelmässig gebohrt, die BH stecken fair und zuverlässig. Zusammen mit der einwandfreien Onsight-Begehung und den als gutmütig empfundenen Bewertungen kommen wir zum Fazit, dass das Brevet für die Mox-Touren bestanden ist und ein Versuch in einer mit 7b bewerteten Route von ihm zumindest nicht aussichtslos sein sollte.

Tolle Stimmung und Aussicht zu Croda da Lago und Lastoni di Formin. Auch dort gibt's tolle Klettereien.
Facts

Tofana - Il vecchio leone e la giovane fifona 7a (6b+ obl.) - 7 SL, 275m - Da Pozzo/Alexander 2006 - ***; x(x)-xxx
Material: 14 Express, 2x50m-Seile, Keile 4-9, Camalots 0.3-3, Schlingen zum Verlängern

Schöne, etwas alpine Bohrhakentour am formschönen und sonnigen ersten Tofanapfeiler. Die ersten beiden und auch die obere Hälfte der dritten Seillänge sind noch etwas durchzogen. Der Fels ist zwar von guter Qualität und schön rauh, teilweise aber auch etwas grasig und einfach nicht so richtig eindrücklich. Oben raus wartet dann steile Kletterei in griffigem, meist festem und gutem Dolomit, die Linie gewinnt dann auch an Exposition. Wie erwähnt ist fällt die Absicherung in den einfacheren Passagen teils mangelhaft aus. Auch mit Griff in die Sicherungs-Trickkiste ist das doch eher nur xx und ein Sturz wäre oft ungünstig. Die schweren Kletterstellen sind einigermassen solide auf Niveau xxx gebohrt. Zu erwähnen ist auch noch, dass wir die Bewertungen als dankbar empfunden haben. Das Topo zur Route findet man bei Planetmountain.