Den Eiger mit Sportklettern zu assoziieren, da denken viele, das sei grundfalsch. Doch dabei ist es gerade anders herum: wenn man es nicht tut, so verpasst man etwas! Nämlich zum Beispiel die Deep Blue Sea. Ich habe ja nun wirklich schon sehr, sehr viele MSL-Touren in vielen verschiedenen Gebieten beklettert. Doch nicht nur aus einer Laune heraus, sondern nach reiflicher Überlegung kann ich sagen: die Deep Blue Sea ist echt das Beste, was mir bisher unter die Finger gekommen ist. Ambiente, Linie, Ausgesetztheit, der gerade im richtigen Mass griffige Fels mit Leisten, Löchern und Querschlitzen, die beständig athletisch-anhaltende Kletterei, das wird einfach kaum mehr zu toppen sein!
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Übersicht und Fototopo mit Routenverlauf der Deep Blue Sea am Genfer Pfeiler des Eigers |
Bei all dem Lob, um die Route zu wiederholen, müssen die Bedingungen gegeben sein. Das heisst, eine stabile Wetterlage, ohne Gewitter, hochsommerlich warm (>= 30 Grad im Flachland, möglichst hohe Nullgradgrenze und wenig Wind), und auch möglichst trocken im Vorfeld, denn sonst könnte noch Nässe drücken. Und nicht zu vergessen: "Strom i dä Hosä", sprich Fingerkraft, Ausdauer, technische Fertigkeit und eine solide Vorsteigerpsyche.
Da kam das Weekend mit der
perfekten Wetterlage, mit Hans war auch ein motivierter Tourenpartner bereit. Obwohl die Route schon lange einen Traum von mir darstellt, entschied ich mich nach reiflicher Überlegung dagegen - ich schien einfach (noch?) nicht bereit, die ganze Herausforderung im Vorstieg zu meistern. Geändert wurden die Pläne dann mit einen SMS von Dani, der kurzfristig einen Partner für den Eiger suchte. Statt einem einzigen konnte ich ihm nach kurzer Rücksprache mit Hans zwei anbieten, und nach einigen Telefonaten war es dann gebongt, und der Aufbruch schon nahe.
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Doppelter Eiger. Von oben gesehen ist das Beschneiungs-Reservoir allerdings keine Zierde. |
Wir entschieden uns schon am Vortag anzureisen. Einerseits, um genügend Zeitreserven für die Tour selbst zu haben und sie auch sicher zu Ende klettern zu können. Andererseits erwarteten wir auch mehrere Seilschaften mit dem gleichen Ziel wie wir, und so wollten wir uns mit einem frühen Aufbruch die Pole Position sichern, um nicht ins Gedränge zu kommen. Weil das Guesthouse am Eigergletscher nicht mehr geöffnet ist, muss entweder auf der Kleinen Scheidegg übernachtet werden, oder dann ist ein Biwak fällig.
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Der aussichtsreiche und komfortable Biwakplatz auf dem Rotstock (2663m) ist erreicht. |
Wegen dem perfekten Wetter entschieden wir uns für das Biwak. Unmittelbar oberhalb der Station Eigergletscher gibt es sehr gute Möglichkeiten dazu, und bei entsprechendem Verhalten wird dies auch toleriert. Man kann aber gut auch noch weiter oben schlafen, eigentlich auf dem ganzen Zustieg zum Genfer Pfeiler findet man geeignete Möglichkeiten. Wir stiegen schliesslich auf den Rotstock und legten unsere Matten und Schlafsäcke auf die flachen Platten an dessen Gipfel. Hier gab es Abendsonne und Panorama satt, einfach perfekt!
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Sonnenuntergang, danach Tausende Sterne und Sternschnuppen satt. Fantastico! |
Nach einem Travel Lunch legten wir uns schon bald aufs Ohr. Am nächsten Morgen brachen wir um 6.40 Uhr auf und erreichten in ca. 30 Minuten den Fuss des Pfeilers. Wir entschieden uns für das Abseilen über die
Freakonomics. Hier erreicht man in 3 steilen, ja gar überhängenden Abseilern das Einstiegsband. Meines Erachtens die viel bessere und auch schnellere Option als die alte Piste weiter westlich, da nicht geröllig und von Steinschlag gefährdet, besseres Hakenmaterial, und die lange Querung zum Einstieg entfällt auch. Bis wir aufgerödelt und zum Einstieg bereit waren, verging nach unserer Ankunft nochmals rund eine Stunde, d.h. um ca. 8.10 Uhr konnte es losgehen.
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So sieht es am Einstieg aus. Wenn man über Freakonomics abseilt, muss man nur etwa 40m weit queren. |
SL 1, 6b+: Die Einstiegsplatte ist für alle Touren am Pfeiler ähnlich. Die Kletterei knapp senkrecht, mit guten Horizontalleisten gespickt und genussvoll. Während der Beginn gut abgesichert ist, wartet nach dem 5. BH ein 15m-Runout. Die Kletterei dort ist aber recht easy (ca. 6a+) und man kann auch mal einen zweifelhaften Camalot in einen Querschlitz stopfen. Ein Sturz ist aber keine Option. Die Crux dann vom letzten Bolt an den Stand, technisch anspruchsvolle Wandkletterei, mit den schwersten Moves etwa 2-3m über dem Haken. (50m, 6 BH, xx).
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Blickt man vom Einstieg nach oben, dann schluckt man schon leer. Sieht irre steil aus die Wand... |
SL 2, 6b+: Hier wird das Gelände nun schon überhängend. In einem geschickten Rechtsbogen führt die Route aber noch mit gemässigten Schwierigkeiten hoch. Der Fels ist recht gut, rötlich und mit Tropflöchern. Wohl ist nicht alles zu 100% solide, aber für einen geübten alpinen Sportkletterer sollte das total problemlos sein. (4 BH, 35m, xxx).
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Die ersten beiden Längen sind ideal zum Aufwärmen. Dani in SL 2, 6b+. |
SL 3, 7a: Achtung, nicht nach links zum Verhauer-BH klettern, sondern rechts über das Dacherl hinweg. Es ist gar nicht so einfach, den Henkel an der Dachkante zu erlangen, danach gilt es, sehr athletisch und powerig darüber hinweg zu kommen. Am einfachsten geht es, indem man in den Spalt eines etwas abgetrennten Blocks greift und volle Pulle dülfert. Man versucht ihn so nun aber wirklich, mit voller Kraft aus der Wand zu reissen. Zum Glück aber blieb er dort..., denn die Nachfolger-Seilschaft war gerade mit der Einstiegsplatte beschäftigt und exakt in Schusslinie (!!!). Nach der Dachcrux geht es erst etwas einfacher und griffig dahin, vor dem Stand fordert dann eine athletische Passage an Leisten und Seitgriffen nochmals Power (6 BH, 35m, xxx). Hinweis: offenbar ist es nach dem Einstiegsdach ziemlich logisch, gerade hinauf in der hier sehr nahe verlaufenden Merci la vie (Schäli/Vilanueva/Caprez 2020, 8a) weiterzuklettern, was regelmässig zu Verhauern führt. Die Deep Blue Sea quert nach dem dritten BH dieser Länge deutlich nach rechts, siehe Topo unten!
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Kleiner Stunt zu Beginn von SL 3, 7a. Aber kein Problem für ihn, er putzt ja jeweils seine Zähne auch in dieser Stellung ;-) |
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Toposkizze der unteren Längen der Deep Blue Sea. |
SL 4, 7b+: Vom Stand deutlich nach links queren und dann gerade hoch. Hier folgt gleich die Cruxzone mit sehr athletischer Kletterei an eigentlich ganz guten, aber kleinen Leisten und ordentlicher Steilheit. Saumässig pumpig, und so muss ich mich prompt kurz bevor es wieder etwas griffiger wird ins Seil setzen - schade, mit dem kompletten Flash-Nachstieg wird also nix. Anhaltend kräftig geht es weiter, wer Reserven hat, kann hier und da etwas schütteln. Nach einer Rechts-Links-Ecke wird es kurz nochmals markant schwerer, bevor es dann etwas einfacher, zuletzt einem Riss entlang (dort weiter Runout, aber gute Cam-Möglichkeit), zum Stand geht (7 BH, 35m, xxx(x)).
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Hans steigt nach in SL 3, 7a. Nach dem Dach zu Beginn hier nochmals kräftig. Unten die Nachfolger in SL 1, genau in Schusslinie. |
SL 5, 7a+: Man schaut hoch, sieht die weiträumige Absicherung und denkt "dann wird es vermutlich nicht so schwer sein". Ist nicht ganz falsch, die 15-20m bis zum 3. BH sind ca. 6c+, griffig-steil-anhaltend, runterfallen ist eher weniger empfehlenswert. Vom 3. BH geht es dann nur 1m zum 4. BH, über den Wulst hinweg folgt die erste Crux, powerige Leistenkletterei. Nach 2-3m wird es wieder griffiger, aber es bleibt anhaltend (ca. 6c+/7a-Gelände) und der nächste Bolt folgt erst etwa 6m später (!!!). Ein Sturz wäre ungefährlich, aber weit. Dann nochmals ein weiter Abstand in Henkelgelände, etwas rechts halten, BH klippen, athletisch hoch, nochmals klippen und dann die zweite, kühne Crux: nach rechts traversieren, dynamisch hochschnappen (BH ist ca. 1.5m links bei den Füssen), auflösen und an griffigen Leisten anhaltend hoch zum bequemen Stand in der Nische. Das Beste vom Allerbesten: einfach der Oberhammer, diese SL (7 BH, 50m, xx)!!!
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Anspruchsvoll, aber der Oberhammer: SL 5, 7a+. Dani auf dem weiten Weg zum 2. BH dieser Länge. Bitte nicht runterfallen... |
SL 6, 7a+: Linksquerung aus der Nische raus, und athletisch-griffig über den Wulst hinweg. Es folgt athletische Ausdauerkletterei an schönen Leisten, Löchern und Querschlitzen. Auch hier muss deutlich über die Haken gestiegen werden, jedoch ist das hier für die Psyche deutlich komfortabler als die SL zuvor. Die Crux folgt dann vom letzten BH zum Stand: entweder rechtsrum an Seitgriffen oder gerade hoch an kleinen Leisten mit Abschlussschnapper. Beides geht, Dani schien es rechtsrum logisch/einfacher, mir hingegen direkt (30m, 5 BH, xxx).
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Quergang zu Beginn von SL 7, 7a. Hier kann auch der Nachsteiger einen ordentlichen Sturz hinlegen. Aber Hans packt's! |
SL 7, 7a: Vom Stand weg mehrere Meter nach rechts-abwärts queren, hier muss auch der Nachsteiger parat sein, auch wenn es nicht so schwer ist (ca. 6b/c). Danach geht es los, und es hört bis zum Stand nicht mehr auf mit der anhaltend anspruchsvollen Kletterei. Erst athletisch an Leisten, dann einem kniffligen Riss entlang, schliesslich etwas weniger steil und technischer/feiner werdend an Tropflöchern, mit einer kühnen Surprise zum Schluss, wo ein Dach in einem Linksbogen um- bzw. überklettert wird. Die Absicherung auf der ganzen Länge voll obligatorisch und teilweise richtig weit! Gut, ich bin ja im Nachstieg, muss mich aber an einer Stelle wegen ausgehendem Saft ins Seil setzen, wo ich kaum daran zu denken wage, wie weit da ein Sturz geworden wäre. Aber, das muss man auch sagen, er wäre ins Leere gegangen und ungefährlich gewesen. Auch schien mir diese SL im Vergleich zum Rest hart bewertet, sprich sogar schwerer als die beiden 7a+ zuvor. Dieser Eindruck liegt aber vielleicht daran, dass ich die beiden 7a+ mit vollem Einsatz auf dem letzten Hemd geflasht hatte, und nun bereits platt war (50m, 8 BH, xx).
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Die letzten Meter von SL 7, 7a. Hans steht schon über dem letzten BH, und zum Stand hin ist es noch echt schwer! |
SL 8, 7b+: Hier hat sich wohl schon manch einer gedacht "würde die Route doch dem einfacher wirkenden (dafür wohl etwas brüchigen) Riss entlang führen". Aber nein, die Erstbegeher haben den schweren Weg links durch die kompakte Wand gewählt. Und da wartet nochmals eine Stelle im Grad 7b+, pressig an Seitgriffen, schwer zum Hinstehen, kräftig und technisch zugleich. Erst ganz gut unterwegs, flatze ich doch plötzlich ab... wird wohl schon manchem so gegangen sein. Nach dieser Passage quert man an guten Löchern in den Riss, folgt diesem kurz und hält dann rechts in die leicht splittrig/schuppige Wand hinaus, wo nochmals eine athletische Passage über 2 BH (ca. 7a) folgt. Dann erreicht man endlich weniger steiles Gelände, quert nach rechts hoch (!!!) und klettert über eine Reibungsplatte mit schönem, rauhen Fels zum Stand (7 BH, 50m, unten xxxx, oben xxx).
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Hier darf die Anspannung nun abfallen. Gemütliche Reibungsplatte mit Tiefblick zum Schluss von SL 8, 7b+. |
SL 9, 4c: Abschlusslänge zum Gipfel. Der Beginn in einer engen Rissverschneidung gar nicht so einfach, ob das jetzt wirklich eine 4c ist? Keine Ahnung, ist aber auch egal. Danach wird das Gelände markant einfacher, der Fels ist nicht mehr so solide, insgesamt aber problemlos. Weit oben steckt nochmals ein BH als Zwischensicherung, ganz oben einer zum Nachnehmen. Diese sind offensichtlich gesetzt und gut auffindbar (2 BH, 50m).
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Top of Geneva Pillar, ein wahrer Rummelplatz. Die werte Dame in Strassenschuhen hat eben ihren Basejumper-Freund zum Pilz begleitet. |
Um 16.30 Uhr erreichen wir begeistert das Top. Das war jetzt einfach genial! Wir haben wohl viel Zeit gebraucht, aber sie uns (vor allem im oberen Teil) auch genommen, denn es war klar, dass es auf den letzten Zug um 18.10 Uhr reichen würde. So haben wir uns an den Standplätzen stets etwas verpflegt, und Unterarmen und Bizeps die nötigen Ruhepausen gegeben. Wie vermutet waren die Kletterbedingungen sehr angenehm. Zum Sichern war eine Softshell auf jeden Fall dienlich, geklettert bin ich jeweils im leichten Faserpelz-Pulli. Und ja genau, ich hatte mich für eine dünne, lange Unterziehhose entschieden, was goldrichtig war. Für "Hitzige" wäre es bei diesen Rekordtemperaturen auch ohne gegangen, denke ich.
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Die Abstiegsrinne mit den Fixseilen. Diese und die Personen sind mit scharfem Blick knapp erkennbar. |
Etwas verblüfft sind wir zu sehen, wie viel Volk sich in der Eiger-Westflanke tummelt. Bergsteiger im Abstieg vom Mittellegi, Base-Jumper und ihr Anhang, teilweise Leute die null Alpinerfahrung haben und mit Halbschuhen unterwegs sind! Aber OK, es ist auch niemand in Schwierigkeiten und wir selber sind auch nicht viel besser, machen wir uns doch in den Kletterfinken auf den Weg zurück zum Depot. Das geht problemlos, natürlich muss jeder für sich selber entscheiden, ob er (Turn!)schuhe mit die Route hochnehmen will, nötig ist es auf jeden Fall nicht. Erwähnt sei hier auch noch, dass die Route auch gut mit Hilfsseil und Haulbag gemacht werden kann, ausser in SL 1 und SL 9 ist es stets überhängend.
Für den Abstieg quert man etwas in die Westflanke hinein und hält dann sobald wie möglich nach unten (Steigspuren und Steinmänner vorhanden). Dies führt einen zur Rinne, wo ein Fixseil ein rasches Absteigen bzw. Abseilen erlaubt, so dass man vom Fuss der Westwand des Genfer Pfeilers in einer kurzen Traverse rasch das Depot beim Freakonomics-Abseilstand erreicht. Man könnte scheints auch weiter in die Westflanke hineinqueren und dort in etwas einfacherem, aber unversichertem Gelände absteigen - dazu kann ich mich aber nicht genauer äussern.
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Der m.E. beste/einfachste Zu- und Abstieg zum/vom Genfer Pfeiler, ca. T5, Fixseil-Rinne ist gepunktet. Andere Varianten sind auch möglich. |
Wir indessen machen uns an den Abstieg, laden unterwegs noch unser zurückgelassenes Biwakmaterial auf und wünschen der Seilschaft, die mit dem gleichen Ziel wie wir dort inzwischen Lager bezogen hat, für die morgige Tour viel Glück. Mit komfortabler Reserve erreichen wir die Station Eigergletscher, es reicht noch für einen Most zu trinken und ein Souvenir für die Familie zu kaufen. Die Kinder müssen zwar heute leider nochmals ohne Papi ins Bett, bzw. er muss das Schlaflied via Telefon singen, doch für diese Tour hat sich jeder Aufwand und jede Unannehmlichkeit mehr als gelohnt!
Mein Traum, mein Ziel und gleichzeitig mein Vorsatz ist es, Kraft, Technik und Psyche weiter zu verbessern, so dass ich diese Route dereinst komplett im Vorstieg Rotpunkt werde meistern können! Mal sehen... und ab in den Boulderkeller.
Facts
Eiger - Genfer Pfeiler - Deep Blue Sea (7b+, 7a obl.) - 9 SL, 320m - Ruhstaller/Rathmayr 2001/2002 -
*****,
xx-xxx
Material: 12 Express, Camalots 0.3-1, evtl. 2. 2x50m Seile reichen gut, ein Rückzug ab Stand 7 erfordert 2x60m oder Bastelei.
Mit Sicherheit eine der besten und eindrücklichsten MSL-Touren im ganzen Alpenraum, besser geht es kaum mehr. Die Kletterei ist fast durchgehend überhängend und athletisch, der Fels vorzüglich und griffig mit Henkeln, Leisten, Tropfloch-Kratzern und teilweise grossen, sloprigen Löchern. Linie, Erlebniswert und Ausgesetztheit sind einmalig. Die Absicherung ist als eher fordernd zu bezeichnen: es stecken solide Bolts, welche die Schlüsselstellen gut absichern und für Wiederholer fair platziert sind. Den Grad 7a sollte man allerdings auch 3m über der letzten Sicherung draufhaben, sonst kann man sich auf viele Flugmeter einstellen. Dank der steilen, kaum gegliederten Wand würden aber auch weite Stürze bei entsprechend dynamischer Sicherung vermutlich glimpflich ausgehen.
Wissenwertes
- Der Einstieg der Route befindet sich zentral am Genfer Pfeiler und ist mir einem einzelnen Bohrhaken (verzinktes, nicht-kommerzielles Plättli mit kleiner Öse, wo nur 1 Karabiner Platz findet) markiert. Von Westen her kommend passiert man zuerst den Einstieg der Freakonomics (1 Inox-BH, Cassin-Plättli mit grosser Öse), und danach 1 Projekt (1 Inox-BH, nicht-kommerzielles (Irniger)-Plättli) mit grosser Öffnung.
- Eine in Stil und Sicherungsabständen ähnliche Route finde ich die Sternschnuppe an den Wendenstöcken. Auch dort will im einfachen, griffigen Gelände oft weit über die Sicherungen hinausgestiegen werden, die Bolts kommen aber zuverlässig, bevor es wieder schwer wird. Man beachte bei diesem Vergleich: die Sternschnuppe ist 2 volle Buchstabengrade einfacher (6c+, 6b obl.), also eine ganz andere Schuhnummer.
- Der Fels ist wie erwähnt fast durchgehend sehr gut, und Steinschlag aus höheren Zonen droht ob der Steilheit keiner, d.h. die Route ist mindestens ebenso sicher wie jede Tour an den Wendenstöcken oder im Rätikon. Man beachte jedoch, dass in den SL 2-3 gelöste Steine exakt die Einstiegslänge bzw. den Stand am Routenanfang treffen. Klettert jemand dort, ist es durchaus denkbar, dass in den SL 2-3 ein Griff oder Tritt ausbricht.
- Obwohl nur 9 SL, bzw. sogar nur 6 schwere SL warten, braucht eine Begehung ihre Zeit. Die Schwierigkeiten sind anhaltend und die Seillängen lang. Die 10 Stunden von Ankunft der ersten Bahn auf Eigergletscher (8.10 Uhr) bis zur Abfahrt der letzten (18.10 Uhr) sind für schnelle Seilschaften gut machbar. Grosse Verzögerungen und Wartezeiten liegen aber nicht drin, denn der Zustieg zum Depot dauert etwa 1 Stunde, Bereitmachen und Abseilen etwa 45-60 Minuten, und der Abstieg auch nochmals etwa 1 Stunde.
- Ein Rückzug aus dem unteren Teil der Route erfordert Abseilen auf das Einstiegsband, eine Traverse auf dem Band (teilweise Fixseile und einige BH) und danach ein Hochklettern der alten Abseilpiste. Diese umfasst 3 SL (35m, 35m, 10m) mit Schwierigkeiten von ungefähr 4a. In den steilen, schwereren Abschnitten ist der Fels meist fest, in den flacheren Abschnitten hingegen von viel Geröll bedeckt. Auch ist die Wand oft nass. Fixe Zwischensicherungen sind keine vorhanden, in der untersten SL sind aktuell (Sommer 2012) einige Seile in desolatem Zustand präsent. Der erste und der zweite Stand weisen je 1 Inox-BH auf, plus NH, sowie alte 8er-BH. Fazit: im Notfall machbar, aber nicht wirklich empfehlenswert!
- Wie oben im Text erwähnt, ist es nicht hochsommerlich warm, windstill und mit trockenen Vortagen, so ist die Kletterei höchstens für Hartgesottene geniessbar. Die Sonne bescheint den Genfer Pfeiler erst ab dem späteren Nachmittag (ca. 17.00 Uhr), man wird also praktisch den ganzen Tag im Schatten klettern.
- Im Zu- und Abstieg von dieser Route befindet man sich im Gefahrenbereich des grossen Hängegletschers, der immer wieder Brocken abwirft. Daher ist ein Abstieg über den Klettersteig Rotstock keine dumme Idee. Man kommt so auch wieder in der Nähe des Einstiegs vorbei und kann ein allfälliges Depot aufheben. Mein Beitrag gibt noch mehr Hinweise.
- Hier geht es zur Galerie mit weiteren Fotos und einem Video aus der Route.