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Freitag, 4. Juli 2025

Bockmattli - Skyrace (7b+ oder 6c+ A0)

Beim Skyrace handelt es sich um drei neue Seillängen (6b, 6c, 7a+ oder 6b 1pa), welche im Jahr 2025 am Wandsockel des Kleinen Bockmattliturms eingerichtet wurden. Diese ermöglichen eine sehr attraktive und gut zugängliche Routenkombination direkt an der kühnen NW-Kante des Kleinen Turms. Der Weiterweg über die Himmelskante hinauf zur Westschulter bietet sich absolut an. So ergeben sich 8 genussreiche Seillängen für einen spannenden Klettertag am Schatten. Während zum Freiklettern der beiden kurzen Schlüsselstellen am Dach der Westkante und am Überhang in der Platte darunter Boulder-Kings und -Queens gefragt sind, so können diese kurzen Abschnitte auch mit Hakenhilfe bewältigt werden. So ergibt sich eine genussvolle Möglichkeit im gehobenen Plaisirbereich mit maximaler Freikletterschwierigkeit von 6c+, bzw. 6b obligatorisch. 

Das Topo mit Routenverlauf und allen Infos (gibt's auch im PDF-Format!)

Erschliessung

Die Vision mit dem Skyrace kam wir während meinem Ausflug in die Gumpiroute. Die Idee verschwand nicht mehr aus meinem Kopf und so machte ich mich gute zwei Wochen später am 19.5.2025 auf den Weg, um der Sache an einem sonnigen Frühlingsabend auf den Grund zu gehen. Ein Abseilen über Himmelskante und Prachtsexemplar sollte mir die nötigen Informationen für eine optimale Routenführung liefern. Sehr erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass mir die Klettergötter freundlich gesinnt waren und die angedachte Linie realistisch war. Wohlweislich hatte ich die Bohrausrüstung am Wandfuss deponiert und konnte umgehend loslegen. Im Ropesolo schaffte ich gleich noch den wesentlichen Teil von L1 bis über den markanten Überhang hinweg, bevor das Tageslicht erlosch.

Diese Türme müssen einen einfach in den Bann ziehen. Das Skyrace verläuft an der rechten Kante.

Die Fortsetzung wurde dann am heissen Freitag, den 13.6.2025 angepackt. Es hatte sich keine motivierte Begleitung ergeben, und gleichzeitig war ich auch positiv gestimmt, dass die Fortführung des Projekts sich innerhalb meiner Ropesolo-Kragenweite befinden würde. Ein stabil-sonniger Hitzetag war angekündigt, doch ich kalkulierte, die zweieinhalb Seillängen noch am kühlenden Schatten einrichten zu können. Wie sich zeigte, lag ich mit meiner Zeitbudgetierung weit daneben. Klettern, bohren, putzen, abseilen, jümaren, haulen und Material immer wieder neu sortieren nahmen viele Stunden in Anspruch, so dass mich die sengende Sonne irgendwann einholte. Das tat meiner Freude aber keinen Abbruch. Einmal am bequemen und noch teilweise schattigen Biwakplatz unter dem Dach der Westkante angekommen, konnte ich sehr zufrieden bilanzieren: alles war genau nach meinem Gusto aufgegangen. 

Nicht mehr ganz taufrisch, nach dem langen Solo-Bohrtag am 13.6.2025.

Der krönende Schlusspunkt zum Projekt mit der durchgehenden RP-Begehung der gesamten Kombination bis zur Schulter der Westkante erfolgte schliesslich am 2.7.2025 in Begleitung von Kathrin. Wiederum war ein Hitzetag angekündigt, dieses Mal sollte es aber (mehr oder weniger) zum Top reichen, ohne dass wir von der Sonne gegrillt würden. Die ersten beiden Seillängen liefen wie am Schnürchen, bevor die beiden Crux-Sequenzen viel Boulderstrom erforderten. Dieser war glücklicherweise in ausreichendem Mass vorhanden, und so blieb uns noch der Genuss der Himmelskante, welche wir auf den Tag genau 15 Jahre zuvor schon einmal gemeinsam erklettert hatten. Verrückt, wie die Zeit vergeht - die Erinnerungen bleiben aber und ganz sicher wird auch der erfolgreiche Tag im Skyrace einen prominenten Platz in unseren Hirnwindungen einnehmen.

Die Verschneidung am Start von L2 (6c) bei der RP-Begehung.

Zustieg

Vom Wägitalersee entweder zu Fuss oder bequemer per Bike zur Schwarzenegg und weiter auf dem markierten Wanderweg zum Fuss der Bockmattlitürme. Man wählt dabei vorteilhaft den unteren Weg links, nicht den Panoramaweg über den Kamm, welcher zur Kletterhütte Bockmattli führt. Der Einstieg befindet sich direkt bei der NW-Kante des Kleinen Turms, nur wenige Schritte vom Wanderweg entfernt. Von diesem quert man auf Pfadspuren ca. 30m hinüber zur Dole der Wasserfassung, wo sich ein ideales Depot befindet. Ab da geht man 5m nach links, kraxelt über eine 2m-Stufe hoch und findet ca. 10m weiter links den Einstiegsstand mit BH & NH, der Routenname ist angeschrieben (Stand 2025). Hinweis: 8m weiter links befindet sich bei der markanten Tanne der Start vom Prachtsexemplar. Zeit vom See zu Fuss ca. 60-75 Minuten, mit Bike ca. 30 Minuten schneller.

Per Bike unterwegs zum Bockmattli, welches sich direkt unterhalb der Sonne befindet.

Routenbeschreibung

Bockmattli/Kleiner Turm - Skyrace 7b+ (6b obl.) - Total 8 SL, 240m - M. Dettling 2025
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

L1, 45m, 6b: Dieser Abschnitt startet mit plattiger Wandkletterei an kleinen Crimps und Schüppli, aber das Gelände steilt sich immer mehr auf. Die Griffe werden aber auch besser. An wasserzerfressenem Fels findet man viele Seit- und Untergriffe, dann und wann auch kernige Henkel. Die Crux wartet am überhängenden Wulst, man lasse sich nicht abschütteln. Wenn dies gelingt, dann steigt man ungerupft auf den Pfeilerkopf aus. Von dort führt einfacheres, plattiges Gelände zum Stand.

Marcel packt gerade den steilen Wulst in L1 (6b) mit der Crux an.

L2, 35m, 6c: Steil und imposant geht's los in die Verschneidung hinein. Hier wurde nicht der klassische Weg gewählt, aus modernen Gesichtspunkten ist es definitiv attraktiver (und nicht verifiziert: auch einfacher), gleich wieder nach links über die Seitenwand auszubüxen. Dem Pfeiler und einigen Rissspuren entlang geht's in die Höhe. Nach einem Querband zieht's mit ein paar Bucchi di Céüse an, kulminieren tut die Sache in einem kniffligen Ausstieg in einem seichten Winkel.

Da hat Kathrin die Crux in L2 (6c) eben hinter sich. Eine durchaus etwas knifflige Sache!

L3, 25m, 7a+ oder 6b 1pa:  Grasig-einfach geht's ein paar Meter hinauf zum Plattenschild unter dem Dach. Wobei, "Platte" ist da die falsche Bezeichnung. Die Challenge und Crux dieser Länge besteht darin, aus der überhängenden Nische so richtig athletisch vom Boden abzuheben. Ein Power-Boulder erster Güte: ich meine, er ist auf ca. Fb 6B+/6C einzuschätzen. Falls nötig, geht's mit einer Trittschlinge auch mit 1pa und weil man nach gut 1 Körperlänge Kletterei wieder gute Griffe in der Hand hat, wird so nicht mehr als 6b verlangt. 

Bockmattli-Vibes während Kathrin die schöne Platte nach dem Boulder-Auftakt in L3 (7a+) klettert.

L4, 15m, 7b+ oder 6a A0: Dieser dachartige Überhang gehört zur Westkante. Wurde früher an Schlaghaken "geleiterlet", so erlauben heute eng steckende BH die freie Passage oder den leidlich bequemen Textilgriff. Wer genügend stark ist, kann das vielleicht sogar im Campus-Style erledigen? Für meine Disposition kommt das nicht in Frage. So sind nicht nur die Anforderungen an die Athletik hoch, sondern es gilt technisch geschickt die Füsse mal hier und mal da zu platzieren und mehr oder weniger alle gummierten Zonen der Kletterfinken einmal auf die eine oder andere Art an den Fels zu pressen, damit die freie Passage möglich wird. Meine Einschätzung: es ist eine echt geniale Bouldersequenz, welche bei ca. Fb 6C+/7A eincheckt.

Los geht's! Entschlossenheit, eine gute Sequenz und Power sind nötig für das Dach in L4 (7b+).

L5, 25m, 6a: Aus Dach mach gemütlich: hier, in der ersten Seillänge der Himmelskante, bewegt man sich wieder mehr auf den Füssen. Geschenkt ist aber trotz dem tiefen Grad gar nichts. Einige vertikale Kanten bzw. Rissspuren entpuppen sich als nicht so griffig und positive Tritte sind auch Mangelware, so dass man doch die grauen Zellen anstrengen muss, um eine funktionierende Sequenz zu finden. Erst zuletzt dann einfacher in kurz nicht ganz so bombigen Fels zum Stand an Irniger-Platte vor dem steilen Kantenteil. 

Im ersten Teil von L5 (6a) fühlt sich nicht jeder Meter gleich der vergebenen Schwierigkeit an.

L6, 20m, 6c: Die zweite Seillänge der Himmelskante pfeift direkt an der Ecke kühn in den Himmel. Formidabler Fels und tolle Moves warten. Kräftig, trickreich und anhaltend muss stets nach der optimalen Lösung gesucht werden. Und wenn sich diese nicht gleich offeriert, dann beginnt womöglich die Ausdaueruhr zu ticken. Erst zuletzt geht's dann an zwei kernigen Henkeln nach rechts in die Wand hinaus zu einem unbequemen Stand, welchen man aber zur Vermeidung von Seilzug zwingend nutzen muss.

Anhaltend, elegante und immer spannende Kletterei direkt an der (Himmels)kante in L6 (6c). 

L7, 25m, 6c+/7a: Hier haben wir es mit der dritten Seillänge der Himmelskante, der nominellen Crux zu tun. Diese offenbart sich gleich im steilen und kompakten Wandabschnitt oberhalb vom Standplatz. Es gilt einen abgefahrenen technischen Boulder zu bewältigen, dessen Lösung aber trotzdem recht gut erahnt werden kann. Hat man sich dann wieder an der Kante links etabliert, heisst es über 2-3 Haken an Untergriffen noch etwas dranzubleiben, bevor die Schwierigkeiten nachlassen. Über graduell einfacheres Gelände erreicht man den Stand direkt an der Kante, alternativ kann man auch 5m weiter nach links zum BH-Stand vom Prachtsexemplar weiter.

In L7 (6c+/7a) kommt die Crux gleich zu Beginn, danach lässt's mehr und mehr nach.

L8, 50m 5c: Wer noch eine gemütliche Seillänge zum Ausklettern machen, den bequemen Rastplatz auf der Westschulter erreichen und zu Fuss absteigen möchte, wählt idealerweise das letzte Teilstück vom Prachtsexemplar. Dieses bietet vergnügliche Kletterei an guten Griffen, die Crux befindet sich mittig bei einem steileren Abschnitt. Achtung, 50m-Seile sind vom Stand der Himmelskante knapp: entweder wie bei L7 schon erwähnt den Stand vom Prachtsexemplar nutzen, alternativ kann der/die Seilzweite auch die ersten paar Meter nachfolgen (einfaches Gehgelände). 

Geschafft! Die letzte Seillänge (L8, 5c) bietet ein gemütliches Ausklettern.

Abstieg

Vom letzten Stand noch ca. 20m hochsteigen auf die bequeme Fläche der Westschulter. Von dort kann man bequem in 15 Minuten zu Fuss absteigen. Auf deutlichen Wegspuren geht's südseitig über das Schrägband in die Kleine Chälen und dann durch diese hinunter. Das Abseilen mit 2x50m funktioniert auch gut. Von L8 kann man entweder direkt über das Prachtsexemplar abseilen (siehe Topo), oder auch zurück zu Stand 7 und dann über die gekletterte Route (S8 -> S7 -> S5 -> S2 -> S1 -> Einstieg). 

Der Abstieg über das Schrägband in die Klein Chälen, die Wegspur ist gut sichtbar.

Planungsgrundlagen, Absicherung & Topo

Die ersten 3, von mir neu erschlossenen Skyrace-Seillängen sind sehr gut mit rostfreien Bohrhaken und Raumer-Kettenständen abgesichert (Niveau xxxx). Im Dach der Westkante stecken die BH im 50cm-Abstand. Die Himmelskante wurde 1995 und 2004 von Benno Kälin mit rostfreien BH saniert. Während die Sicherungen im einfachen Gelände (L5, zweiter Teil von L7) nicht so dicht präsent sind, gibt es im Hauptteil eine enge Absicherung (Niveau xxxx-xxxxx). Zwingend schwierige Stellen kommen meines Erachtens nirgends vor, mehr als 6b ist kaum obligatorisch zu meistern. Wer möchte, kann hier und da sicherlich noch eine mobile Sicherung unterbringen. Aus meiner Optik ist dies jedoch nicht nötig und deshalb lautet meine Empfehlung, Cams und Keile daheim zu lassen. 

Unzweifelhaft, hier geht's los - auch wenn die Farbe dereinst verblasst sein sollte.

Die NW-seitig ausgerichtete Route liegt auch im Hochsommer bis am frühen Nachmittag am Schatten. Der obere Teil der Himmelskante erhält ab ca. 13.00 Uhr die erste Einstrahlung. Somit besteht eine mögliche Strategie darin, an heissen Tagen früh einzusteigen. Dank einfachem Zugang, moderater Länge, guter Rückzugsmöglichkeit und der Schutz bietenden Kletterhütte lässt sich möglicherweise auch an gewittrigen Tagen noch ein Punkt holen. Wichtig ist da eher, dass es am Vorabend nicht intensiv geregnet hat. Generell sind die Verhältnisse am Bockmattli besser, wenn es nicht unmittelbar zuvor sehr feucht war. Für lokale Verhältnisse ist das Skyrace aber schnell trocken und kletterbar. Eine von mir gerne gewählte Strategie fürs Bockmattli besteht an nicht ganz so heissen Tagen darin, erst Mitte Nachmittag einzusteigen und bis spätabends im goldenen Licht der Sonne zu klettern, man geniesst in diesem Fall ein fantastisches Ambiente mit Blick auf den leuchtenden Zürisee. Zum Ende interessieren sich bestimmt alle brennend für das Topo der Route - gerne, hier ist es!

Klettern am Bockmattli, immer wieder ein grosser Genuss!

Als Endpunkt noch ein Disclaimer für all jene, die oben nicht genau gelesen haben: neu am Skyrace sind drei komplett eigenständige, von mir im 2025 erschlossene Seillängen unter das Dach der Westkante. Der Weiterweg ist absolut logisch und bezieht wie in Bericht und Topo dargestellt Seillängen der Westkante, der Himmelskante und vom Prachtsexemplar mit ein. Es stellt sich natürlich die Frage, welcher Name für das Ensemble der treffendste ist: Himmelskante, Skyrace oder eine traditionell inspirierte Neukonstruktion à la Direkte NW-Kante?!? Ich habe keine starke Meinung dazu und kann mit jeder Option gut leben. Im Sinne der Transparenz sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich die Erschliesser im Fall des 2015 eingerichteten Direkteinstiegs zum Element of Slime gewünscht haben, den ursprünglichen Namen für die neue Version beizubehalten. Im vorliegenden Case erhielt ich jedoch keine Rückmeldung in dieser Hinsicht. Dementsprechend bleibt mir keine andere Option, als einen neuen Namen zu wählen. Ohne das explizite Einverständnis scheint es mir nicht legitim, die etablierte Route Himmelskante neu zu definieren.  

Freitag, 27. Juni 2025

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen (7c+)

Brandheisse News aus den Churfirsten: diese neue Route aus dem Jahr 2024/2025 wurde von Daniel und Fabian eingerichtet. Sie führt durch den steilsten Bereich an der Hohwand und bietet durchwegs sehr fordernde Kletterei und stellt damit ein währschaftes alpines Sportkletter-Testpiece dar. Ich hatte die Ehre, bei der ersten durchgehenden Begehung dabei sein zu können und Daniel bei seinem Rotpunkt-Versuch zu sichern.

Die steile Hohwand mit dem Verlauf der Route 'Alte Affen' und dem Zustieg dahin.

Wie schon letztes Jahr für unsere Neutouren an der Roskirche reisten wir wiederum von Walenstadt per E-Bike bis zum P.1544 am Tschinglaweg (9km, 1100hm, für die anderen Zustiegsoptionen lese man meinen damaligen Beitrag). Via Chammsässli ging's hinauf zu den Felsen am Fuss vom Valsloch, wo links die deutliche Spur vom Schnüerliweg abzweigt. Man folgt diesem für ca. 200m und steigt dann, nachdem man um eine Ecke gequert ist, über Schrofen zur Wand hinauf, wo man den angeschriebenen Einstieg vom Bandwurm findet. Nun gilt es weiter nach links hinauf zu steigen, eine Felsstufe stellt sich in den Weg (T6, II, zwei BH zur Sicherung vorhanden, Standmöglichkeit am Einstieg der Etter-Direktroute). Nach diesem Hindernis geht es vorerst wieder einfacher am Einstieg der Tschingla vorbei der Wand entlang, zum Schluss wartet dann nochmals eine steile, exponierte Passage (T5). Der Einstieg von Alte Affen ist nicht bezeichnet, 10m rechts befindet sich eine Standkette (zum Abseilen über die T5-Passage), 3-4m links ein einzelner, rostfreier BH am Einstieg der Pfeilerroute Scherrer. Um ca. 9.15 Uhr starteten wir im erwünschten, aber doch recht kühlen Schatten mit der Kletterei.

L1, 30m, 7c+: Die ersten Meter sind noch nicht ganz so schwierig, dafür erfordert der Fels etwas Aufmerksamkeit. Doch schon bald zieht es an mit technisch fordernder, trittarmer und deshalb athletischer Kletterei. Eine markante Schuppe will erhascht werden, die zu einem Rastpunkt vor der Cruxsequenz führt. Im letzten Drittel folgt dann eine heftige Stelle, trittarm gilt es kleine, scharfe Tropflochgriffe zu riegeln, was für mich nicht dechiffrierbar war. Am Ende wird man dann dafür mit grossen Tropflöchern in bestem Fels belohnt.

"Endlich" kommen am Ende von L1 (7c+) ein paar so richtig griffige Tropflochtaschen.

L2, 30m, 7b+: Hier geht's auch schon bald mit einer technoathletischen Stelle los. Daniels Lösung konnte ich dabei nicht replizieren, ich fand aber eine andere Möglichkeit (die aber evtl. morpho ist). Dann kommt man vorerst besser voran bis zu einem Wulst im letzten Drittel. Leider bietet diese Crux wenige taugliche Griffe und besteht aus eher "knusprigem" Fels. Nach diesem Hindernis (von mir nicht in freier Kletterei gemeistert), folgt zum Glück wieder gut kletterbares Gelände, es gilt jedoch einen weiten Hakenabstand zu meistern.

Der Akteur im Runout nach dem Knusper-Wulst im oberen Teil von L2 (7b+).

L3, 15m, 7b: Es geht gleich kräftig übers Dach hinweg, diese vermutlich etwas grössenabhängige Passage war für mich gut durchführbar. Heftig wird es unmittelbar danach: der von orangen Flechten überzogene Fels bietet (nachdem ich die einzige Leiste leider in die Tiefe befördert habe) nur scharfe Minikratzer und erfordert technische Zauberei, welche ich nicht ausführen konnte. Der letzte Teil der Querung zum Stand verdient dann zwar nicht das Attribut "einfach", aber dank wieder besserer Griffe für mich doch wieder die Bezeichnung "machbar".

Die Rechtsquerung in L3 (7b+) ist hart, aber dafür sehr gut abgesichert.

L4, 20m, 7b: Auch hier geht's gleich wieder mit einer richtig taffen Stelle los: wie gehabt sehr trittarm und ein paar sloprige Rauigkeiten für die Griffel müssen für den Fortschritt ausreichen. Auch diese Stelle gelang mir nicht, aber bald danach im zum Stand führenden Quergang muss dann auch der Nachsteiger parat sein. Der ist einfacher, aber dafür luftiger gesichert, im letzten Teil gibt's sogar nur einen Cam als Stopper für eine allfällige Flugeinlage.

Hier muss man auch im Nachstieg parat sein (L4, 7b+).

L5, 30m, 7a+: Immerhin, in dieser schönen, etwas einfacheren, aber doch anhaltenden und alles andere als geschenkten Seillänge konnte ich doch noch einen kleinen Erfolg im Sinne von einem Nachstiegs-Flash feiern. Allerdings auch nur, indem ich an entscheidender Stelle eine ganz andere Option wie Daniel wählte (sozusagen ein Beta Break, seine Lösung hätte ich vermutlich nicht hingekriegt). Die Kletterei spielt sich oft an Seit- und Untergriffen ab, ein paar Verschneidungen gilt es geschickt zu nutzen und gegen das Ende hin wird es einfacher.

Daniel klettert in L5 (7a+) an vielen Seit- und Untergriffen der Sonne entgegen.

Um ca. 12.45 Uhr waren wir nach 3:30h der Kletterei am Top. Obwohl Daniel alles kannte und eingeübt hatte und trotz meinem Verzicht auf das Entschlüsseln aller Passagen war einiges an Zeit verstrichen. Zwar hatten wir die Route wie gewünscht noch weitestgehend im Schatten komplettieren können. Doch Daniel musste sich zwecks weltlicher Pflichten subito aus dem Staub machen. Ich nahm mir mehr Zeit, legte am bequemen Ausstieg erst mal eine Siesta ein. Die aufkommende Hitze machte es nach einer Weile ungemütlich, so war dann auch meine Lust verflogen, noch einige der im Verdon-Prinzip zu kletternden Hohwand-Seillängen zu versuchen. Sowieso hatte ich mit der fordernden Route schon ein ausführliches Programm gehabt und meine Fingerhaut auf ein Minimum reduziert. Somit ramisierte ich meine Ware zusammen und stieg durchs Valsloch gemütlich ins Tal zu einem Glacé ab.

Ein guter Platz für eine Siesta!

Facts

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen 7c+ (7a obl.) - 5 SL, 125m - Benz/Guntli 2025 - ****;xxxx
Material: 2x50m oder 1x60m-Seil (knapp zum Abseilen!), 10 Express, Cams 0.4 und 1, evtl. 0.2-0.3

Steile und sehr fordernde alpine Sportklettertour. Die schwierigen Stellen sind alle sehr technisch und spielen sich bei Trittarmut an kleinen und scharfen Griffen ab. Hohe Fertigkeiten und eine gewisse Schmerztoleranz scheinen mir für einen Freiklettererfolg unerlässlich. Der Fels ist überwiegend sehr gut, oft rau bzw. scharf, an vereinzelten Stellen jedoch auch etwas splittrig. Die Absicherung mit rostfreien BH ist an den schwierigen Stellen sehr gut, nur an ein paar einfacheren Stellen weiter. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten und der Art der Kletterei ist aber trotzdem Engagement gefragt, die Strategie A0 hilft nur beschränkt. Die Cams kommen nur an zwei Stellen zum Einsatz, sind dort aber zwingend nötig. Das Topo von Daniel (auf Grundlage des Kletterführers St. Galler Oberland von Thomas Wälti) kann hier heruntergeladen werden.

Montag, 24. März 2025

Gonzen / Wangwand - Heimspiel (7c, 8 SL, Erstbegehung)

Die Wangwand ist quasi die "zweite Wand" am Gonzen, während langer Zeit wurde sie wenig beachtet und bisher gab es mit der kaum begangenen Milzbrand (10 SL, 7c) nur eine einzige Route aus dem Jahre 2001, welche sie komplett durchstieg. Mit einer Höhendifferenz von ~260m und einer Kletterlänge von deutlich über 300m handelt es sich aber doch um ein grosses und eindrückliches Gemäuer. Dass sich da noch Potenzial für Neutouren bieten würde, war offensichtlich. Und es waren sogar noch sehr logische Linie zu holen, z.B. entlang von einem grossen System von Rampen und Verschneidungen. Genau das war die Absicht, als wir uns auf den Weg zur Wangwand machten. Daraus geworden ist eine anspruchsvolle alpine Sportkletterroute, die mit eindrücklicher Kletterei in weitestgehend tipptoppem Gonzenfels aufwartet.

Der Überblick über das Gonzenmassiv mit einigen Ortsbezeichnungen und dem Verlauf von unserer Route Heimspiel (7c, 8 SL). Im Vergleich zum veritablen Bigwall der Gonzen SE-Wand sieht die Wangwand schon beinahe klein aus. Das täuscht aber durchaus, es handelt sich um ein eindrückliches Gemäuer.

Erschliessung

Die Erschliessungsgeschichte vom Heimspiel umfasst drei Bohrtage und die erste komplette Durchsteigung der gesamten Route, welche gleich im erhofften, einwandfreien Rotpunkt-Durchstieg endete. Diese Geschehnisse werden hier im Tagebuch-Stil protokolliert. Es sei erwähnt, dass sich Daniel schon zuvor ausgiebig mit der Wangwand beschäftigt hatte, u.a. mit einer früheren Begehung von Milzbrand, zeitnäher dem Erschliessen der kürzeren Lektionen in Demut (4 SL, 7b+) und auch der kompletten Begehung des Wangwandbands

1. Juli 2023: Daniel hatte den Plan zwar schon lange in petto, aber unsere Verabredung entsteht spontan an diesem Samstagmittag: wir gehen auf Erstbegehung in der Wangwand! Der Fokus liegt dabei auf dem oberen, steileren Wandteil. Der Weg dahin ist weit: mit schweren Gepäck geht es mühsam am Nasenloch vorbei auf einer alpinen Kraxelroute mit vielen gemüsig-brüchigen Stellen bis zum fünften Grad aufs Band hoch und auf diesem querend zum Einstieg, Zeitbedarf vom Wandfuss rund 2.5 Stunden. Um 16.45 Uhr rattert der Bohrer endlich und die erste Zwischensicherung fährt in den Fels. Die nachmalige L5 entpuppt sich als eine ziemliche Herausforderung für das Einbohren im Vorstieg, so verrinnt die Zeit zügig und wir müssen nach dieser Seillänge bereits die Segel streichen. Als schnellsten Weg nach Hause identifizieren wir das Abseilen über den unteren Wandteil. Mit 4x60m-Strecken gelingt und das zügig und recht bequem. Vor allem eröffnet es auch die Perspektive, dass sich da durchaus eine lohnende Kletterlinie als "Zustieg" finden lässt. Mit dem komplizierten und aufwändigen Zugang über das Nasenloch wäre die Route kaum ein Hit geworden.

Impressionen von unserem ersten Bohrtag an der Wangwand. Der schwer bepackte Zustieg bei feuchter Hitze in mühsam krautigem Kraxelgelände mit einzelnen Kletterstellen bis zum fünften Grad bei nicht ganz so optimaler Felsqualität war kein Zuckerschlecken. Umso glücklicher waren wir dann, als wir endlich richtig loslegen konnten und sich schon die ersten Meter der Route als nach unserem Gusto entpuppten.

29. Dezember 2023: Die Altjahreswoche 2023 ist sehr mild, die Wangwand weitestgehend schneefrei und auf unserer Linie einwandfrei trocken, wiederum sehr spontan entsteht eine Verabredung zum Einbohren. Trotz der kurzen Tageslänge können wir einen Versuch im unteren Wandteil wagen und wollen sehen, wie weit wir kommen. Es kommt viel besser wie erwartet: wir sind sehr effizient und schaffen es tatsächlich, die 230 Klettermeter bis aufs Wangwandband und dem Start von L5 in einem Zug zu erschliessen. Das Terrain lässt es zu, dass wir sehr lange, an die 60m heranreichende Seillängen einrichten. Die Standplätze entsprechen dabei genau den Punkten, an welchen wir am 1. Juli abgeseilt haben - natürlich damals schon mit dem Blick auf die ideale Kletterlinie und bequemen Stationen. 

Impressionen von unserem zweiten Bohrtag Ende Dezember 2023. V.l.n.r sieht man L2, L3 und L4. 

7. April 2024: Wir starten den nächsten Angriff. Abschätzungen zu Folge sind es wohl nur noch 60-70m, welche uns noch fehlen bis zum Top der Wand. Steil und schwierig aber, und damit ein happiger Brocken. Doch die Tage sind schon deutlich länger, gutes Wetter ist uns hold und so würde es uns im Idealfall gelingen, die Route zu vollenden. Wir steigen reichlich bepackt über die Gemsweid hinauf (für mich die erste Begehung dieses T6-Klassikers) und wollen den Vortriebspunkt vom mutmasslichen Ausstieg der Route her abseilend erreichen. Das geht viel einfacher wie gedacht, mit einem gestreckten 60m-Manöver gelangen wir zu Stand 5 und damit direkt zur gewünschten Stelle. Eigentlich besteht die Aufgabe aus einer überschaubaren Distanz, doch beim Einbohren machen Schwierigkeit und Steilheit die Sache aus, nicht die Klettermeter. Es geht aber auf, mit vereinten und letzten Kräften schaffen wir es ans Top, die Route ist komplett erschlossen.

Und das ist der dritte Bohrtag in kurzer Zusammenfassung. Links der steile Fels mit Blick zum Fläscherberg, fotografiert ab Stand 5. Mittig der Ausblick von der Wang (d.h. oberhalb der Wand) nach Mels und ins Weisstannental. Rechts: vom Aufstieg über die Gemsweid konnten wir sehr gut Einblicke in die nach links geöffnete Wand der grossen Verschneidung (d.h. unseren Routenverlauf) erhalten. Und wie man im Zoom klar sehen kann: unserer Route haftet ganz klar ein Hauch von Blaue Lagune an.

19. Januar 2025: Es vergeht viel Zeit bis zu einem ersten Durchstiegsversuch. Die Gründe: im Sommer ist es zu heiss und im Herbst passten weder die Gelegenheiten noch die Vorbereitung. So machen wir uns wieder einmal mitten im Winter auf den Weg. Abgesehen von der zur Zeit fehlenden MSL-Routine kein Problem, denn Zustiegsgelände und Wand sind schneefrei. Bald stehen wir gemeinsam am Einstieg und stellen fest: ein paar fehlende Kletterfinken verhindern den Go. Wir disponieren zur nahe gelegenen Nasenlochplatte um. Das beschert uns einen genialen Klettertag und sowieso: Daniel hatte zu diesem Zeitpunkt seine "Hausaufgaben" noch nicht gemacht. Diese bestanden im sorgfältigen Ausbouldern der Seillängen im oberen Teil, damit auch überall eine tragfähige Durchstiegslösung vorhanden war. Auch mit vorhandenen Kletterfinken wäre uns ein Erfolg an diesem Tag nicht sicher gewesen.

Der Zustieg voller Hoffnung im Januar 2025, die fehlenden Kletterfinken im reich befüllten Haulbag waren da noch nicht bemerkt. Es gibt jedoch nichts zu verzagen hier: erstens gab es zumindest dieses sehr schöne Wandfoto und zweitens verbrachten wir dennoch einen sehr schönen Klettertag an der Nasenlochplatte, welche im Bereich des rechten Bildrandes sogar auf diesem Foto sichtbar ist.

8. März 2025: Nun soll es klappen! Bei Daniel sind die Hausaufgaben gemacht, die Bikes sind gepumpt und geladen und die Ausrüstung wird beim Ausgangspunkt vor der Garage von Daniel nochmals sorgfältig geprüft. Es fehlt an nichts und beste Bedingungen begleiten uns. Zudem würden die nun schon wieder längeren Tage auch den einen oder anderen Fehlversuch beim Punkten erlauben. Die einzigen Zweifel bestehen darin, dass an der MSL-Form noch kaum gefeilt werden konnte, womit die Kraftreserven womöglich vor Erreichen des Ausstiegs schon dahingeschmolzen wären - erst recht dann, wenn harte Längen mehrfach angegangen werden müssten. Schliesslich ist das alles aber kein Faktor. Wie ich es mir von wiederholtem Anschauungsunterricht reichlich gewohnt bin, ist Daniel auf der Höhe der Aufgabe und steigt alle Seillängen auf Anhieb durch. Das Resultat ist die erwünschte, komplett sturzfreie RP-Begehung und damit der krönende Abschluss des Projekts.

Die beiden Protagonisten bevor es mit der RP-Begehung zur Sache gehen soll. Im Bild gut sichtbar (näher bei Daniel wie bei mir) ist der Einstiegs-BH, welcher den nicht ganz trivialen Einstiegsboulder absichert. Der weitere Routenverlauf ist dann entlang der natürlichen Rampen- und Verschneidungslinie genau oberhalb dieses Bohrhakens.

Zustieg

Ab Sargans dem Gonzen entgegen, d.h. auf der Ratellerstrasse nach Prod. Auf einer Höhe von 680m geht's nach rechts hinauf in den Wald. Beim P.731, der sich 300m nach dem Waldeingang befindet, gilt geradeaus Fahrverbot. Entweder da stationieren, oder links auf steiler, schmaler Waldstrasse noch hinauf zum Holzplatz bei P.790, wo es ein paar wenige weitere Parkplätze gibt. Ab hier dem Wanderweg folgend zur Erzbildkapelle und weiter zur Waldstrasse bei P.965. Vorbei an der «Staatswald»-Hütte und weiter via P.1109 zum Cholplatz (P.1155). Dann dem markierten Weg zur Leiter folgen bis zur markanten Natursteinmauer in Falllinie der gut sichtbaren Wand. Nun direkt in oder neben der Geröllrunse hinauf zum Einstieg, welcher sich an deren Beginn/Ende auf einer Höhe von 1240m befindet. Total ca. 45-60 Minuten zu Fuss. Mit einem E-MTB kann mit entsprechendem Fahrkönnen gut bis zum P.1109 gefahren werden, von wo es nur noch ca. 15 Minuten zum Einstieg sind.

Ambiente im Zustieg.

Routenbeschreibung

Wangwand - Heimspiel 7c (7b obl.) - 8 SL, 325m - Marcel Dettling, Daniel Benz 2025
Material: 2x60m-Seile, 12 Express, Cams 0.3-0.75

L1, 50m, 6b: Mit einem Einstiegsboulder geht's los. Im Dezember 2023 wurde dieser das erste Mal ab einem 2m hohen Schneepodest (und damit nur halb) geklettert, so entpuppte sich die Sache bei aperen Verhältnissen im März 2025 doch als kniffliger wie gedacht. Der Rest der Seillänge verläuft über eher glatte, dafür flache Platten und ist deutlich einfacher. Die Bohrhaken erlauben es, sich über die kompakten Zonen zu bewegen und die grasigen und gerölligen Bänder weitgehend zu vermeiden.

Nicht gerade beste Werbung für L1 (6b)... der Fels auf der Kletterlinie ist kompakt, die Bänder geröllig.

L2, 60m, 6b+: Hier gibt's fast ein Fussballfeld voll typischer Gonzenplatte mit der charakteristischen, leicht diagonalen Felsschichtung. Mal kommt man erstaunlich einfach voran, dann wieder ist es plötzlich doch gar nicht so einfach. Zwischendurch heisst es auch zwischen den Haken in etwas verschärftem Stil zu moven, ein paar kleine Cams bringt man auch noch unter. Vom Fels her meist ganz ordentlich, wenn auch nicht top.

Diese grosse Platte gilt es in L2 (6b+) zu bewältigen. 60m Kletterei am Stück, es wird nicht langweilig.

L3, 60m, 6a+: Ca. 15 einfache Meter in geneigtem und teils etwas schuttigem Gelände führen an steileres Gelände heran. Über eine Wandstufe etabliert man sich in der hier ansetzenden Verschneidungsrampe. Den Winkel nutzt man aber schlussendlich kaum, weil der Fels auf der liegenden Rampe sehr griffig und gut strukturiert ist. Eine lässige Turnerei führt also in die Höhe. Nach dem drittletzten Haken hilft eine Rechtsschleife, die Schwierigkeiten homogen gemässigt zu halten.

Daniel auf der Verschneidungsrampe mit ihrem gut strukturierten Fels in L3 (6a+).

L4, 60m, 7a: Eine sehr lange und abwechslungsreiche Reise führt nun schon hinauf bis auf das Mittelband. Los geht's in der Rampenwand. Sieht zwar einfach aus, ist es aber nicht so wirklich. Weite Moves an Leisten, das Gleichgewicht wird auch gefordert, später heisst es eine kleine Verschneidung in die Sequenz einzubauen. Einfacher kommt man schliesslich zu dem Punkt, wo sich die Rampe verliert und wandartig steil geklettert werden muss. Erst gutgriffig, dann aber mit einer verzwickten 7a-Stelle an Slopern. Dieser entstiegen, geht's gerade voraus (Sicherung mit Cams) und erst unter dem folgenden Dach wieder nach links. Es kommen dort BH, welche von unten nicht sichtbar sind. Zuletzt der Ausstieg auf's grasige Band, hinauf und etwas nach rechts zum Stand ist das Motto.

Los geht's auf die weite Reise in L4 (7a).

L5, 35m, 7a+: Nun geht's ans Eingemachte, wirklich einfach ist's bis zum Ende der Route nie mehr. Das verspürt man schon gleich am Einstiegsüberhang, wo heftig an ein paar kleinen Leisten geriegelt werden muss. Vorerst geht's nochmals etwas zugänglicher hinauf und nach rechts in die Verschneidung hinein. Diese ist wohl bei einem grossen Felsausbruch entstanden und wartet mit sehr speziellem Gestein auf, welches von einer Calcit-Schicht überzogen ist. Bouldrige Passagen wechseln mit akzeptablen Ruhepunkten ab und bringen einen zur finalen Querung unter dem Dach: eine sehr knifflige Sache, welche auch solide Fusstechnik verlangt.

Daniel unterwegs in L5 (7a+). Bis zum Dach hinauf, da links, dann Richtung Segelflieger.

L6, 25m, 7c: Vom Stand weg geht's erst grad noch einigermassen, mit Leistenkletterei im 7a/+ Bereich. Gegen die Mitte hin zieht's dann massiv an. Kleinste Crimper wollen gekrallt sein und die Trittarmut verlangt abgefahrene Bewegungen plus die nötige Körperspannung, um den Druck an den Kontakpunkten mit dem Fels aufrecht zu erhalten. Leisten dübeln und sich ja nicht abschütteln lassen heisst's dann auch in der luftigen Rechtstraverse, die Ausdauer wird zum Faktor! Wer diese Passage meistert, wird bestimmt auch die finale Stelle an der Kante draussen noch packen. Hinweis: für den Nachsteiger ist es vorteilhaft, wenn der zweitletzte Haken lang geklippt (oder wieder ausgehängt ist), sonst droht ein ungeschmeidiger Pendler in den luftleeren Raum.

Luftiger Exit zu L6 (7c) an der Kante, hoch über Sargans.

L7, 20m, 7a: Mehr oder weniger das einzige Mal im oberen Wandteil tauchen hier so richtig gute Griffe auf an stark strukturiertem Fels auf. So wartet erst eine lässige, wenn auch nicht ganz triviale Turnerei. Mittig leitet ein cooler Toehook eine athletische Challenge ein, die zu einem eher schon wieder sloprigen Finale führt, wo man sich geschickt positionieren muss. Man erreicht so den an sich bequemen Zwischenstand, kann aber auch gleich weiterziehen in...

Aus L7 (7a) kommt eines vom Einbohren zum Zug.

L8, 20m, 7b: Gleich nach dem Stand geht's los, es wartet ein Slab-Boulderproblem, welches jeden Wettkampf bereichern würde. Und es lässt sogar mehrere Beta-Optionen offen: Daniel und ich präferieren da unterschiedliche Varianten. Man erreicht schliesslich eine Schuppe mit einem unter- bzw. seitgriffigen Schlitz, den man dankend annimmt. Ein paar gescheite Tritte anstatt nur glatter Wand wären auch noch nett, aber die gibt es halt leider nicht. So wird man vorgebrutzelt, in Konsequenz testet der heimtückische Exit ins flachere Ausstiegsterrain, wie viel Strom noch übrig geblieben ist. Man sei gewarnt, an diesen Slopern kann man gerne noch abgeworfen werden. Erst recht, wenn man die Optimallösung nicht kennt - aber nicht nur dann!

Im Schlussteil der Route (L8, 7b) wartet nochmals eine sehr knifflige Platte.

Abstieg

Die unseres Erachtens bequemste und wohl meistgenutzte Variante ist das Abseilen über die Route wie im Topo beschrieben: es sind 6 Manöver nötig, die ziemlich direkt verlaufen und nur wenig Seilpflege erfordern. Achtung, 2x60m-Seile sind dabei zwingend, sonst brennt man an (das gilt allerdings auch schon beim Klettern)! Es kann auch zu Fuss abgestiegen werden, folgende Optionen bestehen dabei:

  1. Vom Ausstieg auf ca. 1500m steil und zuerst linkshaltend durch den Wald hinab. Trotz teilweiser Spuren/Wildwechsel kann das heikel sein, bei schlechten Bedingungen oder wenn man die Optimallinie verliert sind Abseilmanöver an Bäumen in Betracht zu ziehen. Nach ca. 200hm Abstieg erreicht man den Weg zur Gonzenleiter, über welchen man in wenigen Minuten zurück unter die Wand bzw. zum Cholplatz gelangt.
  2. Vom Ausstieg mehr oder weniger der Wandkante entlang zum offenen Gelände von Wang aufsteigen, am einfachsten die ganzen ca. 80hm zur Hütte bzw. zum Beginn/Ende des Rieterwegs bei P.1583. Von dort auf dem Weg ca. 100m horizontal nordwärts halten, dann über Weidegelände mit recht guter Wegspur hinab nach Älpli, wo man auf ca. 1340m auf den Leiternweg trifft. Über diesen zurück unter die Wand bzw. zum Cholplatz. Dieser Weg bietet keine Schwierigkeiten, ist aber klar länger/weiter.

Vom Einstieg, bzw. der Natursteinmauer unterhalb dem Einstieg auf demselben Weg retour zum Ausgangspunkt wie man gekommen ist. Wer als Biker ein paar weitere Adrenalinausstösse wünscht, dem kann der Gonzen-Downhill empfohlen werden: vom Bikedepot bei P.1109 zu P.965 wie im Aufstieg, über den Wanderweg via die Erzbildkapelle zu P.790, über den Erzweg westwärts haltend zu P.678, runter zur Passatistrasse, dieser ostwärts folgen zu P.541, ab dort dem Singletrail folgend Richtung Städtli Sargans und unter dem Schloss durch ins Zentrum bzw. zum Bahnhof.

Material, Absicherung, Topo und Hinweise

Die Route ist durchgehend mit soliden, rostfreien Bohrhaken abgesichert. Im einfacheren Gelände des unteren Wandteils steckt nicht alle 2m ein Bolt. Die Absicherung ist aber vernünftig und als xxx zu werten: die BH sind alle gut sichtbar und auf derbe Runouts wurde verzichtet. Im oberen, schwierigeren Wandteil stecken die Haken enger. Dividiert man jeweils Meterlänge durch Anzahl Bohrhaken, so konstatiert man gute MSL-Absicherung auf Niveau xxxx. Trotzdem gibt's ein paar knackige, zwingende Passagen. Sprich, es muss auch zwischen den Haken bouldrig-schwierig-knifflig gemovt werden, die Strategie A0 funktioniert da nicht. Diese Stellen sind aber in sturzfreundlichem Gelände, die Standplätze sind genügend komfortabel, dass eine dynamische Sicherung möglich ist. Damit ist diese Art der Hakenplatzierung nicht ein Bug, sondern ein Feature der Route. 

Die Schlussquerung unter dem grossen Dach am Ende von L5 (7a+) ist nicht ohne.

Die Materialangaben kann man direkt dem PDF-Topo entnehmen. Wenn nicht gerade Schnee bis ins Tal liegt, kann die Route oft auch im Winterhalbjahr begangen werden. Das Band am Ende von L2 sollte jedoch schneefrei sein. Das lässt sich auf der Webcam vom Pizol gut überprüfen. Zu dieser Jahreszeit scheint die Sonne von ihrem Aufgang bis zum Untergang an die Wand. Im Sommer ist es ausser an bewölkten Tagen eher zu heiss, wobei Föhn, Bise oder starke Thermik für gute Durchlüftung Sorgen können.

Der spektakuläre Schlusspunkt zu diesem Beitrag, und zum zweiten Bohrtag am 29. Dezember 2023.

Freitag, 1. November 2024

Brisi - Donnerwetter (6b, 7 SL, Erstbegehung)

Der Brisi mit seiner wuchtig-breiten, steil-imposanten Südwand sieht aus der Ferne wie der perfekte Kletterspielplatz aus. Doch leider ist das Gestein dort wechselhaft, die wenigen modernen Routen verlangen einen Mix aus harter Sportkletterei und anspruchsvollem Alpingelände. Gemütlicher geht es auf der Westseite zu und her: mit der von Thomas Wälti erschlossenen Luky & Sina gibt es seit längerer Zeit eine Genusstour. Sie zeichnet sich durch soliden, kletterfreundlichen Fels, gute Absicherung und problemlosen Zugang aus, bietet aber doch ein eindrucksvolles und aussichtsreiches Gesamterlebnis. Im Sommer 2024 hat die Luky & Sina nun eine Nachbarroute erhalten, auf welche dieselben Attribute zutreffen. Hier der Bericht zur Erschliessung mit allen nötigen Infos über Zustieg, Kletterei, Material und dem Topo.

Blick von der Lücke zwischen Frümsel und Brisi auf die Westwand mit der Route Donnerwetter.

Erschliessung

Die Geschichte dieser Route beginnt mit meiner Sommerskitour auf den Brisi im Mai 2024. Nach der ersten Abfahrt gönnte ich mir noch einen Abstecher durchs Frümseltal in die Lücke zwischen Frümsel und Brisi. Dort deponierte ich meine Bretter und stieg hinauf zum Einstieg der Luky & Sina, welche ich dereinst mit Kathrin und Manuela im 2009 geklettert hatte. Weil sowohl der Grasboden nach der ersten wie auch nach der zweiten Seillänge zu Fuss zugänglich sind, konnte fast die gesamte Route bzw. das Felspotenzial daneben aus nächster Nähe inspiziert werden. Es kribbelte heftig in den Fingern und am liebsten hätte ich die Moves gleich freesolo in den Skischuhen ausprobiert. Die Vernunft (zum Umdrehen bevor der Point of no Return überschritten war 😂) war zum Glück gross genug, aber das Projekt mit einer Route durch die Brisi Westwand war lanciert. Mit Guido war auch bald ein Partner für das Vorhaben gefunden. So sassen wir in den Startlöchern und prüften täglich unsere Möglichkeiten. Doch im Vorsommer 2024 war der Brisi, wenn nicht Regenschauer eine Tour vereitelten, fast permanent in dicke Quellwolken gehüllt. Am 28. Juni 2024 sollte es dann klappen, die Prognose klang endlich einmal gut genug. Doch es war wieder nichts, ein isoliertes, nächtliches Gewitter lud über den Churfirsten viel Feuchtigkeit ab und wir mussten zum Bockmattli umdisponieren. Dort gelang uns an diesem Tag die Erstbegehung der Kairos, was natürlich ein absolut ebenbürtiges Programm war.

Auf geht's zum Brisi, wie immer per Bike - lange mussten wir auf diesen Moment warten!

Das Brisiprojekt war mit der Kairos natürlich nicht hinfällig geworden. Die Chance kam schliesslich zum Ende der Sommerferien. Am 15. August 2024 fuhren wir (wie immer) mit den Bikes von Unterwasser zur Alp Torloch und mühten uns mit sehr schwerem Gepäck zur Brisi Westwand. Meine Abschätzungen hatten ergeben, dass für dieses Projekt wohl ziemlich genau gleich viele Haken wie in der Kairos zu setzen wären. Somit lag eine 1-Tages-Erstbegehung im Bereich der Möglichkeiten. Auf jeden Fall wollten wir eine solche anstreben und sie sollte nicht an einem Detail scheitern. Voll beladen mit Material, Motivation und Power stiegen wir ein. Auf einen heftigen Bremser trafen wir jedoch bereits in der zweiten Seillänge. Ich leistete einen Verhauer von 4 Bohrhaken, den ich wieder abbauen musste. Unverhältnismässig schwierig war das in freier Kletterei, was viele Wiederholer nur zu einem Umweg über eine Schuppe gelockt hätte, von welcher man besser die Finger lässt. Das Malheur liess sich zum Glück mit einer neuen Routenführung in der oberen Hälfte des zweiten Abschnitts korrigieren. Dass dies an den Zeitreserven genagt hatte, wog weniger schwer wie die Hypothek von vier vergeudeten Bolts, die uns möglicherweise später fehlen und an der Komplettierung der Route hindern würden.

Der Startschuss ist gesetzt! Beim Bohren der dritten Zwischensicherung in L1 (5c+).

Es galt jedoch kein Trübsal zu blasen, sondern sich in die Komplettierung des Projekts zu engagieren. Nach einer Grasbandquerung nahmen wir die dritte Klettersequenz in Angriff. Steil war es da, die anhaltende 45m-Seillänge im Grad 6b forderte 10 Bohrhaken, entsprechend auch Zeit und Kraft. Sämtliche im Voraus fragliche Passagen lösten sich aber gut auf, das war die Hauptsache. Eine Verschneidung mit erstaunlich kniffliger Ausstiegspassage brachte uns schliesslich als fünfte Seillänge auf das oberste Grasband, mit freiem Blick auf den letzten Felsriegel. Diesen hatte ich bei meiner Reko anlässlich der Skitour nicht inspizieren können. Auf den Fotos von früher meinte ich zwar, eine Linie zu erkennen. Doch deren Steilheit und Details zur Felsqualität liessen sich auf den Pixeln am Bildschirm nur summarisch bewerten. Sprich es war unklar, bei welchen Schwierigkeiten es ging und wie lohnend es wäre. Das Schicksal war uns aber gnädig bestimmt: an einem scharf geschnittenen, griffigen Riss liess sich das steile Gelände wie gewünscht im 6b-Bereich bewältigen. Mit ein paar kraftraubenden Bohrmanövern gelangte ich zur finalen, genial zu kletternden Schuppe, setzte den allerletzten Bolt den wir mitführten und gelangte so zum Top. Wie gut, dass wir da, den finalen Stand der Luky & Sina nutzen konnten, sonst wäre unsere Route an diesem Tag nicht vollendet worden. Das war eine Punktlandung im wahrsten Sinne des Wortes gewesen, die mit einer genialen Abendstimmung am Top versüsst wurde. 

Besser kann es fast nicht aufgehen! Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das Top der Route, die Erstbegehung in einem einzigen Tag war geschafft. Und es ging bis auf das letzte Stück ganz genau auf mit den Bohrhaken, am Ende waren alle aufgebraucht - ohne dass ich auf Kompromisse und Sparerei setzen musste.

Noch ausstehend war damit nur die Krönung des Projekts durch eine Begehung mit leichtem Gepäck und Rotpunktambitionen. Erneut vereitelte instabiles Wetter die Pläne, erste Schneefälle ermöglichten sogar schon eine Voralpen-Skitour im September. Nach den Herbstferien hielt dann aber doch der gewünschte goldene Oktober seinen Einzug, so dass wir am 27. Oktober 2024 zur Tat schreiten konnten. Die erwünschte Rotpunktbegehung gelang ohne Schwierigkeiten, aber mit viel Freude. Wir genossen einen fantastischen Herbsttag bei bestem Wetter mit genussvoller Kletterei. Gold wert war auch die Erkenntnis, dass Route und ihre Moves sich noch besser anfühlten, als wir dies vom Tag der Erstbegehung in Erinnerung hatten. Das war ein tolles Projekt, vielen herzlichen Dank Guido für deine Mithilfe und Mitarbeit!

Bei erneut fantastischem Ambiente kurz vor dem Top in L7 (6b) - danke Guido!

Zustieg

Autofahrer erreichen von Unterwasser über die taxpflichtige Strasse (13 CHF/Tag, Taxautomat für Münzen, Twint oder Parkingpay-App vor Unterqueren der Iltiosbahn) die Selamatt und stationieren ihr Gefährt in der Gegend von P.1561 bei den Ställen vom Thurtalerstofel (Kartenlink, bitte den Alpbetrieb nicht behindern!). Dann auf markiertem Wanderweg via Brisizimmer und P.1798 am Fuss des Brisirückens ins Frümseltal zur Lücke P.2044. Nun der Krete ostwärts folgend hinauf, eine erste Gruppe von Felstürmen wird links umgangen. Man erreicht so den markanten Schacht am Grat. Im Sattel oberhalb von diesem findet man den Einstieg  (2 BH, Markierung "Luky & Sina"). Koordinaten CH LV95: 2'739'085, 1'223'995, Höhe 2110m, Kartenlink. Gehzeit ab P.1561 ca. 60-75 Minuten.

Hier im Sattel über dem markanten Schacht (durchgehendes Loch auf die Südseite!) starten Luky & Sina sowie auch unser Donnerwetter. Hier der Rückblick auf L1 (5c+) und Guido, der mich im Vorstieg sichert.

Mit dem Bike kann man bis Brisizimmer fahren, oder alternativ auch zur Alp Torloch (dorthin anscheinend Fahrverbot für Autos, v.a. gibt es keine Parkplätze). Die Alp Torloch als Ausgangspunkt macht jedoch nur dann Sinn, wenn man den Westabstieg vom Brisi (siehe unten) wählt. Beim Abstieg über den Brisi-Nordrücken ist ein Bikedepot bei Brisizimmer insgesamt vorteilhafter und schneller. Die Querung von Torloch zum markierten Wanderweg im Frümseltal kann auf der falschen Fährte durch Kraut, Stauden und mühsame Karren beschwerlich sein. Insidertipp: es gibt eine zurückhaltend mit pinken Punkten markierte Ideallinie (Startpunkt ostseitig, Startpunkt westseitig).

Bikedepot bei Brisizimmer, hinten nicht nur der Säntis, sondern mit Wildhauser Schafbergwand und Moor zwei Top-Klettergebiete in Sichtweite.

Routenbeschreibung

Donnerwetter 6b (6a obl) - 7 SL, 230m - Marcel Dettling & Guido Arnold 2024
Material: 1x50m-Seil, 12 Express, evtl. Cam 0.4

L1, 25m, 5c+, 3 BH: Vom Stand im Sattel ob dem Schacht startet Luky & Sina nach rechts, Donnerwetter steigt in die kompakte Platte etwas links oben ein. Die kurze Wandstufe beschäftigt einen vermutlich länger, wie man zuerst meint. Es ist doch recht steil, man muss sauber antreten und die positiven Crimps identifzieren, an welchen man sich festhalten kann. Nach 10m steigt man schon auf das Grasband aus und traversiert auf diesem 15m horizontal hinüber zum gemeinsamen Stand mit Luky & Sina. Dieser Abschnitt kann auch problemlos linksherum umgangen werden.

Guido im Exit von L1 (5c+), wo noch eine Grasbandquerung wartet. Zwei weitere Fotos von dieser Seillänge findet man weiter oben im Bericht in den Rubriken Erschliessung und Zustieg. Hinten der Frümsel.

L2, 35m, 6a+, 8 BH: Hier geht Luky & Sina mehr oder weniger direkt über dem Stand weiter, während Donnerwetter ein paar Meter links startet. Zur optimalen Sicherung des Vorsteigers sollte man sich vielleicht nicht gerade mit der kürzesten Selbstsicherungsschlinge am Stand fixieren (auf dem breiten und wenig steilen Grasband ist überhaupt keine Sicherung nötig). Es folgt ein prima Start über kompakte Steilplatten mit Seit- und Untergriffschlitzen, toll! Bald einmal lässt es etwas nach, mit genussvollen Moves im Fünfergelände kommt man zum Top dieser Wand.

Tolle Kletterei an Unter- und Seitgriffen in L2 (6a+).

L3, 40m, T4,  0 BH: Erst über das problemlos begehbare Grasband horizontal hinüber zu einem Block mit SU-Schlinge. Die letzten Meter sind dann etwas gerölliger und werden leicht absteigend begangen. Die Bohrhaken drüben an der Wand für die Fortsetzung der nächsten Seillänge sind gut sichtbar. Am Stand/Einstieg steckt nur ein einzelner Haken. Da es sich hier um kein Absturzgelände handelt, scheint das so vertretbar. Wer unbedingt einen zweiten Sicherungspunkt will, kann in einem Querschlitz den Camalot 0.4 legen.

Im Vordergrund die SU-Schlinge und der letzte Teil von L3, dort wo Guido steht führt L4 weiter.

L4, 40m, 6b, 10 BH: Steil geht's los, dank den griffigen Schuppen erst links in der Wand. Auf ein paar Metern Höhe ist es dann kommoder, die Verschneidung rechts in die Sequenz einzubauen. Griffig und etwas weniger steil geht es nach deren Ende weiter. Der nächste Programmpunkt bzw. die Crux besteht aus einem kniffligen Mantle über einen Wulst (etwas rechtsrum angehen, direkt über den Haken ist das taff!). Nachher folgt wieder schön griffiges Steilgelände im Bereich von 5c+/6a zu einem luftigen Stand hinauf.

Marcel hat die griffigen Schuppen am Start von L4 (6b) schon genutzt und spreizt nun an die Verschneidung.

L5, 35m, 5c+, 4 BH: Grob in der Verschneidung geht's weiter. Vorderhand genussreicher und auch nicht schwieriger, wenn man links in der Seitenwand klettert, das ist die Ideallinie. Vorbei geht's an einem witzigen Klemmblock, an welchem wir wie verrückt gerüttelt haben. Er liess sich nicht bewegen, man nutze ihn trotzdem mit Bedacht (oder gar nicht, geht auch ohne wesentlich höhere Schwierigkeiten). Am kniffligsten ist dann der Ausstieg aus der Verschneidung, der sich aber doch auch gut wegstehen lässt. Weiter geht's dann in gestuftem Grasgelände, wo man zur Sicherung (falls es einem nötig erscheint) nochmals den Cam 0.4 unterbringt. Der Stand kommt erst oben auf der wenig steilen Wiese an einem Felsblock (einfach zu finden).

Marcel unterwegs in der Verschneidung von L5 (5c+) bei der Rotpunktbegehung.

L6, 30m, T3,  0 BH: Aufstieg über die Grasflanke zur nächsten und letzten Wand. Der Einstieg befindet sich bei einer kleinen Höhle, die Bohrhaken sind ca. 3m rechts einer markanten Verschneidung gut sichtbar. Am Boden der kleinen Höhle befindet sich in ein paar Steine eingebettet das Honigglas mit dem Wandbuch, wo man gerne seinen Eintrag machen darf. Da es sich nicht um Absturzgelände handelt, steckt auch hier am Stand/Einstieg nur ein einzelner Bohrhaken, mehr braucht es nicht. Ein zweiter Sicherungspunkt könnte mit dem Cam 0.4 im Riss gelegt werden.

Wie cool, dass auch diese Grasbandlänge ohne Kletterschwierigkeiten spektakulär aussieht!

L7, 30m, 6b,  8 BH: So richtig steil und kräftig geht's hier los, dank dem griffigen Riss mit seiner scharfen Kante und ein paar Tritten steigen die Schwierigkeiten doch nicht übermässig an. Es gilt die Übersicht zu behalten, bis das Terrain nach ca. 10m etwas einfacher wird. Gerade hinauf kommt man zur markanten Riesenschuppe. Eine grandiose Turnerei in bestem Fels an dieser bringt einen hinauf zum Top, ein paar einfache Moves führen rechtshaltend zum letzten Stand, welcher gemeinsam mit Luky & Sina ist.

Marcel unterwegs am steilen, ja bisweilen leicht überhängenden Riss in L7 (6b). Die Seillänge führt in gerader Linie über dem Kletterer weiter. Oben am Horizont erkennt man direkt über dem Helm auch noch die massive Schuppe, an welcher man im zweiten Teil der Seillänge in die Höhe turnt.

Abstieg

Am einfachsten in knapp 10 Minuten vom Ausstieg weiter dem Westgrat bzw. der Gipfelkrete entlang (Gehgelände, T3) zum Kreuz am höchsten Punkt vom Brisi und von dort den markierten Wanderweg über den Nordrücken zum Abstieg nutzen, was einen in total ca. 60 Minuten retour zum P.1561 an der Selamattstrasse bringt. 

Guido auf dem Weg zum Brisigipfel, welcher der Gipfelkrete entlang führt. Was für eine Gegend!

Alternativ kann auch der Westabstieg verwendet werden, welcher Absteigen und Abseilen kombiniert. Zuerst vom Top (in Wandansicht) rechts der letzten Seillänge durch eine T4-Rinne absteigen, dann am Fuss des Felsriegels (am Start von L7 vorbei) zur Abseilstelle am Fuss der markanten Pfeilers queren. 3x Abseilen à jeweils 20-24m bringt einen auf die Wiese auf Höhe Start von L4. Von dort steigt man zu Fuss im Schrofengelände (T4/T5) ab, die ersten drei Seillängen der Route (im Abstiegssinn) rechts umgehend. Ungefähr auf Höhe des Einstiegs quert man hinüber zum Schacht bzw. der Krete, steigt ab zu P.2044 und gelangt über die markierten Wege durchs Frümseltal retour zu seinem Ausgangspunkt. Der Zeitbedarf dürfte so bei 60-90 Minuten liegen, je nachdem wohin man muss/will.

Büroarbeit auf dem Brisi 😀

Abseilen/Rückzug

Die Route Donnerwetter ist nicht zum Abseilen eingerichtet! Nach L1 und L2/L3 kann man über die Bänder nordwärts ausqueren und absteigen, nach L4 lässt es sich zu deren Start abseilen und dasselbe tun. Hat man L5 bewältigt, so kann L7 durch die T4-Rinne rechts umgangen und der Gipfel erreicht werden. Oder man quert von da über die Wiese zur der beim Abstieg erwähnten Abseilmöglichkeit.

Wie bekannt mag es der Mann im Bild gar nicht, eine MSL nicht bis zu ihrem Ende zu klettern 😉

Material, Absicherung, Topo & Hinweise

Die Route ist durchgehend mit soliden, rostfreien Bohrhaken auf Stufe xxxx bzw. Plaisir gut+ eingerichtet und klassifiziert unseres Erachtens als Genusstour auf gehobenem Niveau. Ein gewisser Anspruch ist im Vorstieg dennoch präsent. Die Haken wurden zur Sicherung und zur Vermeidung von gefährlichen Stürzen platziert und nicht, um sich an jeder Stelle nach Belieben daran hochziehen zu können. So ist der Grad 5c+ ganz sicher, vermutlich sogar 6a obligatorisch zu meistern. Im vierten und unteren fünften Grad muss man auch einmal ein paar Meter über die Haken steigen, für Churfirstenverhältnisse gut abgesichert ist das Terrain auch dort. Mobile Sicherungen sind nach Meinung des Autors nicht zwingend anzubringen, gewisse Möglichkeiten findet man hier und da. Am ehesten nützlich (aber auch verzichtbar) ist der Camalot 0.4, um im Stehgelände am Anfang von L4 und L7 einen zweiten Sicherungspunkt zu schaffen und im grasigen Kraxelgelände am Ende von L5 noch eine Zusatzsicherung zu haben. Hinweis: auf den Seillängen ist der Fels generell solide, rau, griffig und genussvoll zu beklettern. Bei den Ausstiegen auf Bänder und in gestuftes Gelände ist jedoch eine gewisse Wachsamkeit auf loses Gestein durchaus empfehlenswert. Für Kletterer mit etwas alpiner Erfahrung ist das aber problemlos zu meistern. So bleibt mir nur noch, viel Spass bei einer Wiederholung der Route zu wünschen und auf den PDF-Download für das unten abgebildete Topo hinzuweisen.

Das Topo zur Route, gibt es auch zum Download als PDF.